Читать книгу 350 Gramm - Don Kitty - Страница 9
V. Die Bar
ОглавлениеIch hatte immer einen Heidenspaß Typen zuzuhören, die sich im Suff ihre Bar- und Puffabenteuer erzählten. Das Ende der Storys ist meistens gleich: Sie waren so geil im Bett, dass sie nicht bezahlen mussten. Die Wahrheit aber ist, dass sie gnadenlos abgezockt wurden. Hat eine Hure erst einmal Lunte gerochen und merkt, dass du besoffen oder doof bist, hast du schon verloren. Sie späht dich aus und sitzt schon neben dir. Mit den vier immer gleichen Fragen: „Darf ich mich setzen? Gibst du mir was zu trinken aus? Wie heißt du? Gehst du mit mir aufs Zimmer?“
Dauert das Gespräch länger, kannst du sicher sein, dass sie versuchen wird, dich abzufüllen. Dabei wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Du hörst, was für ein netter Kerl du seist, wie gut du aussehest. Egal wie hässlich du bist. Hauptsache du bleibst in Geberlaune. Das bevorzugte Getränk ist immer Champagner. Wer nicht direkt eine große Flasche bestellt, bekommt den Piccolo im Doppelpack. Preislich macht das durchaus einen Unterschied. Und der Freier denkt meist, er könne bei der Frau was rausschlagen, wenn er sich großzügig zeigt und die Frau abfüllt. Allerdings hat er dabei die Rechnung ohne die Trinkfestigkeit der Damen gemacht. Und oft wird aus einem Glas Champagner auch mal eine leichte Schorle, ohne dass der Typ das merkt. Nicht selten sind die Pflanzen auf der Theke besoffener als die Ladys – ein Glas Moet landet ganz schnell mal im Ausguss.
Ist der Kunde dicht genug, geht’s ab ins Separee. Dann ist meistens untenrum schon tote Hose, aber bezahlt ist ja bezahlt. Und regt sich doch noch was, sieht das gute Schwanzstück meistens nicht die Gegend, die sich sein Besitzer gewünscht hat. Im Suff merkt kaum einer, dass sein Pimmel nur zwischen den Beinen seiner Gespielin eingeklemmt ist. So macht die Dame einen perfekten Schnitt: Sie hat gut etwas ausgegeben bekommen, musste nicht viel tun und im besten Fall ist der Freier blitzverliebt und kommt regelmäßig wieder, um seine traurige Nummer noch und nöcher abzuziehen.
Die meisten Ladys verdienen schon an den Getränken genug, ohne sich dabei müde machen zu müssen. Im Schnitt kassieren sie zwischen 40 und 50 Prozent. Wirksam ist auch vorgespielte Ekstase: „Oh Gott – du bist so gut!!“, reicht schon oft, damit der kleine Heini immer wieder kommt. Und beim nächsten Mal vielleicht sogar mit ein paar Kumpels, denen er zeigen will, was für ein geiler Ficker er ist.
Sehr beliebt sind auch die Idioten, die versuchen, den Präser abzustreifen oder irgendwie zu manipulieren. Eine professionelle Dame hat aber sowieso immer eine Hand am Gummi und führt selbst mit ein. Keine Chance. Also aufgepasst: Erzählt jemand, er hätte alles selber gemacht, dann lügt er! Allerdings gibt es auch Nutten, die – zum Beispiel, um sich ihre Drogen zu finanzieren – den Präser gegen einen Aufpreis weglassen. Wer da mitmacht oder Bock draufhat, ist allerdings selber schuld. Die Gefahr ist bekannt und wer sie sucht muss damit rechnen, dass er darin umkommt.
Bezahlt wird immer im Voraus. Oft ist eine Stunde geplant, aber der kleine Freund übergibt sich meistens schon nach 10 Minuten. Dann ist Ende Gelände. Es gibt sogar Typen, die die Alte und vor allem sich selbst so geil finden, dass sie ihr ihre Kreditkarte samt Geheimnummer geben. Wenn das passiert, dann läuft’s richtig gut. Oder beschissen. Je nachdem für wen.
Ich finde Bars einfach toll. Es ist doch besser, seine Gefühle und Neigungen einfach auszuleben, statt sie dauerhaft zu unterdrücken. Von mir aus soll jede Frau ihren Callboy und jeder Typ seine Hure haben. Dann wäre vieles bestimmt entspannter. Bei vielen Paaren läuft es doch so: Sie haben blauäugig geheiratet und seitdem bereuen sie es jeden verdammten Tag. Sie stellt sich diverse Praktiken mit den Freunden ihres Mannes vor, er glotzt auf jeden Arsch, der an ihm vorbeiläuft. Sie wünscht sich, von einem wildfremden Schönling mal richtig rangenommen zu werden und er würde dabei gerne zusehen. Sie ist vielleicht bi und träumt von zärtlichen Spielen mit ihrer besten Freundin und er wünscht sich, dass seine Frau ihm beim Ficken den Finger in den Arsch steckt. Sie würde es gerne an verschiedenen Orten mit ihm treiben und er würde vor dem nächsten Fick gerne mal einen Porno einlegen, um in Stimmung zu kommen. Vielleicht würden beide auch gerne den Sex mit ein bisschen Schmerz aufpeppen – zu sagen traut es sich aber keiner.
Es gibt, glaube ich, fast nichts, worauf Menschen nicht stehen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und sich dann auf eine einzige Person festzulegen, erscheint mir etwas langweilig und dämlich. Und wer sagt, Sex sei nicht alles, der ist mit Sicherheit unbefriedigt und hat noch nie den ultimativen Fick gehabt.
Die Gedanken sind frei und ich denke, es wäre einfach ehrlicher, sich mit seinem Partner – wenn man sich schon festgelegt hat – offen auszutauschen. Aber genau das passiert in den meisten Fällen einfach nicht. Aus Angst vor der Reaktion ihres Partners, trauen sich viele nicht auszusprechen, was sie sich wünschen. Es gibt für mich kaum etwas Witzigeres, als ein Pärchen an der Theke: Er säuft sich den Arsch zu und sie vernascht alle Umstehenden mit ihren Blicken.
Ich machte mal ein kleines Geschäftchen mit einem Barbesitzer. Der Typ entschloss sich irgendwann, mir mein Geld nicht mehr zurückzuzahlen und ließ sich nirgendwo mehr blicken. Also entschloss ich mich, seiner Bar einen kleinen Besuch abzustatten. Er hatte mir ein paar Getränkegutscheine zugesteckt und die wollte ich einlösen. Ich suchte mir ein ruhiges Plätzchen in der Nähe seines Büros, bestellte bei der Bardame – untersetzt, aber freundlich – eine Flasche Bier und verzichtete ausdrücklich auf ein Glas. Nach der dritten Flasche musste ich pinkeln und nutzte die Gelegenheit auf dem Klo im hinteren Bereich des Etablissements, um mir drei Lines Koks zu legen. Da ich schon angeschickert war, fielen sie etwas größer aus als üblich. Den Stoff hatte ich mir am Tag zuvor besorgt und mir besonders gutes Zeug gegönnt. Das sagen die Dealer zwar immer – aber diesmal stimmte es sogar. Das Koks war richtig gut. Es roch unverkennbar extrem und die Wirkung war außergewöhnlich. Mir standen sofort die Haare zu Berge, mein kompletter Mund und mein Rachen wurden blitzartig taub.
Ich ging zurück an die Theke. Hier bekam ich erst mal einen ordentlichen Schweißausbruch, was mich aber nicht sonderlich störte. Weil mein Rachen so taub war, stieg ich von Bier auf Wodka-Lemon um.
Ich fragte die Bardame nach dem Chef und sie meinte, dass sie ihn schon länger nicht gesehen habe. Ich beschloss, noch ein wenig zu bleiben und erst später weiterzuziehen. Nach ein paar Minuten setzte sich eine Frau zu mir. Sie sah mich aufreizend an und fragte mich, ob sie etwas trinken dürfe. „Von mir aus.“
Sie entschied sich natürlich für einen Piccolo und versuchte verzweifelt, ein Gespräch mit mir zu beginnen. Es dauerte keine zehn Minuten und sie bestellte den nächsten Piccolo – das amüsierte mich. Ich saß in einer Bar, deren Besitzer mir Geld schuldete. Die Lady hatte mittlerweile kapiert, dass ich kein Freier war – immer, wenn sie mir eine Frage stellte, gab ich, wenn überhaupt, nur eine knappe Antwort. Mittlerweile war ich noch zwei weitere Male aufs Klo gewesen, um nachzulegen.
Als ich das letzte Mal zurückkam, saßen auf einmal zwei Typen im feinen Zwirn da, die sich von vier Frauen umwerben ließen. „Warum auch nicht“, dachte ich. Da es langsam Zeit für mich wurde, weiter um die Häuser zu ziehen, rief ich nach der Bedienung und bat um die Rechnung. 240 DM! Ich lächelte sie an und sagte: „Ich weiß, dass es im Puff teuer ist, aber für drei Bier und zwei Mixgetränke übertreibst du es jetzt aber schon, finde ich.“
Meine Lady rief: „Und was ist mit meinen Piccolos?“
Ich stellte mich dumm: „Was soll damit sein?“
„Die musst du auch bezahlen.“
„Sie hat mich nur gefragt, ob sie was trinken dürfe und das kann ich ihr ja wohl schlecht verbieten.“
Jetzt wurde die Alte hinter der Bar schnippisch. Entweder ich würde die Piccolos bezahlen oder sie würde den Chef rufen. Wütend sagte sie: „Ich bekomme 240 von dir. Aus.“
Ich griff also in meine Hosentasche und zog fünf meiner Gutscheine hervor, legte sie auf die Theke und sagte: „Stimmt so.“
Erstaunt wollte sie wissen, wo ich die Gutscheine herhabe und warf mir dann zu allem Überfluss vor, ich hätte sie gefälscht. Noch lächelte ich und fragte sie, warum sie mich so ankotzen würde. Aber sie konnte es einfach nicht gut sein lassen und ich wurde langsam ebenfalls sauer. Dann mischten sich auch noch die beiden Schlipsheinis ein. „Was will der Wichser denn?“, wollte einer von ihnen mutig wissen.
Ich hatte die Schnauze voll. Flink glitt ich von meinem Barhocker, nahm die Anzugleiche mit beiden Händen hoch und warf ihn hinter die Theke. Der Nächste stand schon an und ich schlug ihn mit aller Kraft auf die Theke. Die Ladys hatten sich vorsichtshalber direkt in Sicherheit gebracht und beobachteten das Schauspiel aus sicherer Entfernung.
Ich nahm einen Hocker in die Hand und ging wieder auf die beiden Sakkowichser zu, die sich mittlerweile etwas berappelt hatten. Der eine kniete noch am Boden, der andere lag daneben und hielt seine Hände vors Gesicht. Ich fragte: „Was wollt ihr Wichser?“, ließ den Hocker fallen und ging.
Noch am gleichen Abend versuchte der Boss der Bar, mich zu erreichen. Ohne Erfolg. Am nächsten Morgen stand er vor meiner Tür und brachte mir mein Geld. Anscheinend hatte meine kleine Darbietung Eindruck hinterlassen. Wir entschuldigten uns gegenseitig und lachten.
Und die Moral von der Geschichte? Solltet Ihr eine Bürokauffrau kennenlernen, die am gleichen Abend eine Strip-Show in Netzstrümpfen abzieht und euch den Präser mit dem Mund überstülpt, dann lasst euch mal ihr Büro zeigen.