Читать книгу Mördersuche am Strand: 10 Ferienkrimis - Don Pendleton - Страница 29

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June Tiller arbeitete in der kleinen engen Dunkelkammer, die sie sich in ihrem Apartment eingerichtet hatte. Sie war gerade dabei, einen Film zu entwickeln. Nur noch wenige Handgriffe waren zu tun. Draußen läutete das Telefon, aber sie ging jetzt nicht ran. Wenn jemand etwas von ihr wollte, würde er später noch einmal anrufen.

Sobald die Arbeit beendet war, verließ June die Dunkelkammer. Sie war ein schwarzhaariges Mädchen mit großen dunklen Augen. Ihre Nase war ein wenig zu groß geraten, aber das störte nicht. Man konnte June trotzdem als schön bezeichnen.

Sie begab sich in die Küche, öffnete den großen Kühlschrank, entnahm ihm die Milch und einen verschließbaren Plastikbehälter, in dem sich verschiedene Käsesorten befanden.

Flink bereitete sie sich ein Käsesandwich und trank ein Glas Milch dazu. Nachdem sie gegessen hatte, schellte es an der Tür. Sie riss ein Stück Papier von der Haushaltsrolle ab, säuberte damit ihre Hände und warf das Papier in den Mülleimer.

In der Diele warf sie einen prüfenden Blick in den Spiegel, tastete nach ihrem kurzgeschnittenen Haar und ging dann zur Tür weiter. Keinen Moment dachte sie an die Warnung ihres Bruders. Das hätte sie aber tun sollen.

Sie öffnete arglos. Draußen stand ein blonder Mann. Er lächelte sie freundlich an. „Miss Tiller?“

„Ja.“

„Mein Name ist Shooster“, sagte Bill Partridge, der Mafioso. „Hal Shooster. Ich bin ein Kollege Ihres Bruders.“

„Kommen Sie herein, Mister Shooster.“

„Nein, vielen Dank. Ich habe es sehr eilig, Miss Tiller. Ich weiß nicht, ob Truman Ihnen erzählt hat, dass er in Schwierigkeiten ist.“

„Er hat eine Andeutung gemacht.“

„Er ist in Sorge um Sie. Er möchte nicht, dass Sie allein in Ihrer Wohnung bleiben, hat mich gebeten, Sie zu ihm zu bringen.“

„Was läuft denn eigentlich?“

„Nun, Ihr Bruder hat sich mit einem berüchtigten Gangster angelegt. Der Mann arbeitet für die Mafia, und nun hat Truman das gesamte Syndikat gegen sich. Er befürchtet, diese Verbrecher könnten sich an Ihnen vergreifen, deshalb möchte er seinen Gegnern zuvorkommen und Sie aus der Schusslinie bringen. Wenn Sie also ein paar Sachen einpacken und mit mir kommen würden …“

„Wie lange soll ich denn bei Truman bleiben?“

„Ein, zwei Tage. Er hofft, dass die Angelegenheit bis dahin bereinigt ist.“

June Tiller schüttelte den Kopf. „Mit der Mafia legt er sich an. Das sieht meinem Bruder ähnlich. Truman schreckt vor nichts zurück. Kommen Sie trotzdem herein, Mister Shooster. Sie werden doch nicht vor der Tür auf mich warten.“

Bill Partridge trat in die Diele. Artig blieb er stehen.

„Bin gleich wieder da“, sagte June.

„Sie brauchen nichts zu überstürzen, Miss Tiller“, erwiderte der Gangster höflich.

Sie eilte nach nebenan. „Kennen Sie meinen Bruder schon lange, Mister Shooster?“

„Nein, erst seit ein paar Wochen. Ich war früher in Lincolnwood stationiert. Ich halte sehr viel von Ihrem Bruder, Miss Tiller. Aus ihm kann noch sehr viel werden. Er ist ehrlich, clever, unbestechlich und geradlinig. Männer wie er sind prädestiniert für den Polizeidienst.“

„Ist Truman tatsächlich so ein Ass? Das wusste ich nicht. Er spricht nicht gern über seine Arbeit.“

„Er ist uns allen ein Vorbild und ein großartiger Kollege“, sagte Bill Partridge. Er grinste. June konnte es nicht sehen. Er konnte noch so dick auftragen, dieses Mädchen glaubte ihm einfach alles.

Sie erschien mit einer länglichen Ledertasche, deren breite Träger über ihrer Schulter hingen.

„Wenn Sie erlauben, trage ich die Tasche für Sie, Miss Tiller“, sagte der Mafioso freundlich.

„Nett von Ihnen“, erwiderte June und überließ ihm die Tasche. Sie verließen das Apartment. June schloss gewissenhaft ab und schob die Schlüssel in die Tasche, die der hilfsbereite Mafioso trug.

„Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Miss Tiller“, sagte Bill Partridge. „Ihr Bruder kriegt die Angelegenheit bestimmt schnell in den Griff. Er weiß, wie man mit Verbrechern umgehen muss.“

„Wie heißt der Mann, mit dem er sich angelegt hat?“

„Massimo Matania.“

„Ist er gefährlich?“

„Nun ja, hin und wieder schon. Aber Truman packt ihn, das steht für mich fest, und ich werde ihm dabei helfen.“

„Polizisten haben kein leichtes Leben. Sie stehen fortwährend mit einem Bein im Grab.“

Wie recht du damit hast, dachte Partridge. Dein verdammter Bruder steht sogar schon mit beiden Beinen im Grab. Er weiß es nur noch nicht. Es wird ihn wie ein Blitzschlag treffen. Er wird keine Möglichkeit haben, dem tödlichen Schlag zu entgehen. Er wird genauso krepieren wie Peter Tiller.

Sie traten auf die Straße. June Tiller blieb plötzlich stehen.

„Was ist?“, fragte der Mafioso leicht irritiert.

„Truman macht sich um mich Gedanken …“

„So ist es.“

„Und Peter?“

„Das geht schon in Ordnung. Truman hat sich mit ihm in Verbindung gesetzt und ihm geraten, die Stadt für ein paar Tage zu verlassen.“

„Wird Peter es tun?“

„Er ist schon weg“, sagte Bill Partridge. Und zwar so weg, wie man nur weg sein kann, dachte er. Er wies auf einen grünen Oldsmobile. „Dort steht mein Wagen.“

Junes Tasche verstaute der Gangster im Kofferraum. Dann hielt er artig die Tür für das schwarzhaarige Mädchen auf. Sie stieg ein. Partridge klappte die Tür sachte zu, ging um das Fahrzeug herum und schwang sich hinter das Steuer.

Er startete die Maschine und fuhr los. June versank in grübelndes Schweigen. Nach sieben Minuten schreckte sie hoch. Sie blickte nach draußen und sah den Mafioso dann irritiert an.

„Wohin fahren Sie, Mister Shooster? Das ist nicht der Weg zu Truman.“

Der Verbrecher grinste und ließ seine freundliche Maske fallen. „Dir kann man nichts verheimlichen.“

Junes Augen weiteten sich. „Wie reden Sie mit m … Wer sind Sie? Sie sind nicht Trumans Kollege! Sie hatten nie die Absicht, mich zu ihm zu bringen. Er weiß überhaupt nicht, dass Sie mich von zu Hause abgeholt haben.“

„Richtig“, sagte Bill Partridge und lachte blechern. „Alles richtig.“

„Sie arbeiten für diesen Massimo Matania!“

„Erraten.“

„Sie bringen mich zu ihm.“

„Schon wieder den Nagel auf den Kopf getroffen. Mädchen, du bist geradezu unwahrscheinlich, wie du alles spitzkriegst.“

„Und Truman …“

„Den siehst du wieder, Lockvögelchen. Schon bald. Mit deiner Hilfe wird er uns auf den Leim gehen.“

June wurde blass. An der nächsten Kreuzung musste Partridge kurz anhalten. June Tiller wollte die Tür aufstoßen und aus dem Wagen springen, aber der Mafioso zauberte seinen Revolver hervor und richtete ihn auf das Mädchen. „Wenn du nicht sitzen bleibst“, schnarrte er, „schieße ich!“

Seine Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass er meinte, was er sagte. Verstört nahm June Tiller die Hand zurück, die bereits den Türöffner berührt hatte, und Bill Partridge fuhr weiter.

Mördersuche am Strand: 10 Ferienkrimis

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