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Aus der Küche drangen nur noch vereinzelte, leblose Worte, die Löffelchen klirrten nicht mehr. Als ich Stühle rücken hörte, packte mich die Angst, im Hals. Der Onkel trat zu mir und strich mir zum Abschied flüchtig über die Wange.

»Sei brav«, sagte er.

»Ich habe ein Buch im Auto vergessen, ich gehe mit runter.« Ich folgte ihm die Treppe hinunter.

Mit der Ausrede, im Handschuhfach nachzusehen, stieg ich ein, schlug die Tür zu und drückte die Verriegelung.

»Was machst du da?«, fragte er, schon am Steuer sitzend.

»Ich fahre mit dir zurück, ich werde euch nicht stören. Im Gegenteil, Mama ist krank und braucht meine Hilfe. Hier bleibe ich nicht, ich kenne die da oben doch gar nicht.«

»Fang jetzt nicht wieder an, versuche, vernünftig zu sein. Deine echten Eltern erwarten dich, sie werden dich mögen. Es ist bestimmt lustig, in einem Haus voller Kinder zu leben.« Sein Atem roch nach dem eben getrunkenen Kaffee und nach seinem Zahnfleisch.

»Ich will zu Hause leben, mit euch. Wenn ich etwas falsch gemacht habe, sag es mir, und ich werde es nicht wieder tun. Lass mich nicht hier.«

»Es geht nicht anders, wir können dich leider nicht mehr behalten, wir haben es dir schon erklärt. Jetzt hör bitte auf mit deinen Zicken und steig aus.« Er starrte vor sich ins Leere. Unter dem mehrtägigen Bart zuckten seine Kiefermuskeln wie manchmal, wenn er gleich wütend wurde.

Ich gehorchte ihm nicht, sondern leistete weiter Widerstand. Da schlug er mit der Faust aufs Lenkrad und stieg aus, um mich aus dem engen Fußraum vor dem Sitz zu zerren, wohin ich mich zitternd verkrochen hatte. Er schloss die Tür auf und packte mich am Arm, die Schulternaht des Kleides, das er mir gekauft hatte, riss ein paar Zentimeter auf. In seinem Griff erkannte ich den wortkargen Vater nicht wieder, mit dem ich bis zu jenem Morgen zusammengelebt hatte.

Auf dem Asphalt blieben die Reifenspuren zurück, und ich. Es roch nach verbranntem Gummi. Als ich den Kopf hob, schaute im zweiten Stock jemand von meiner Zwangsfamilie aus dem Fenster.

Nach einer halben Stunde kam er zurück, ich hörte es klingeln und dann seine Stimme auf dem Treppenabsatz. Augenblicklich verzieh ich ihm und griff freudig und beschwingt wieder nach meinem Gepäck, doch als ich an der Türe war, verklangen seine Schritte schon unten im Hauseingang. Meine Schwester hielt einen Becher Vanilleeis in der Hand, meine Lieblingssorte. Darum war er gekommen, nicht, um mich mitzunehmen. Das Eis haben die anderen gegessen, an jenem Nachmittag im August 1975.

Arminuta

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