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Barfuss im Sommer

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Da gibt es diese helle Erinnerung an einen Ostermorgen. Päuli schläft jetzt mit den Brüdern im andern Zimmer. Beim ersten Sonnenstrahl wacht er auf, da steht schon der grosse Carlo, der dritte Bruder, an seinem Bett.

«Ich weiss, wo dein Osternestchen ist!»

Er lacht triumphierend. Päuli springt aus dem Bett, und Carlo führt ihn zum Versteck unter der Kommode, er hat schon alles ausgekundschaftet. Ein paar Schoggieili sind drin und ein Häschen aus rotem Zucker wie die Schleckstengel, innen hohl. Das schmeckt Päuli am besten.

Das Schöne am Sommer ist, dass man barfuss gehen kann. Dazu in kurzen Hosen und immer dreckig.

Zu Päulis Sommervergnügen gehört das Flüsschen Wiese, das, vom Schwarzwald her kommend, auf Schweizer Boden nahe der Landesgrenze dem Rhein zufliesst. Nach dem Mittagessen auf der Exerziermatte machen die zwei Buben oft einen Abstecher an die Wiese. Sie waten mit nackten Füssen hinein, das Wasser ist nicht tief. Aber die Steine sind glitschig, man muss höllisch aufpassen, dass man nicht hinfällt. Wenn noch andere Kinder da sind, setzt es etwa eine Wasserschlacht ab. Dann werden die Hosen nass, aber was soll’s, die trocknen wieder.

Von dem unreifen Obst und dem ungewaschenen Gemüse, das die beiden auf ihren Streifzügen essen, hat Päuli oft Bauchweh und manchmal auch den Dünnpfiff. Und nicht immer schafft er es rechtzeitig, die Hosen run­terzulassen. Einmal bemerkt eine wildfremde Frau, dass es ihm braun die Beine hinabläuft. Der Kleine tut ihr leid. Sie wäscht ihn und seine verdreckte Hose mit kaltem Wasser, und er zieht sie gleich nass wieder an. Ein andermal sagen sie zu Hause, der hat ja die Hosen voll!, und Sonja, die grosse Schwester, muss ihn wohl oder übel sauber machen. Verärgert über den kleinen Stinker, setzt sie ihn in einen Zuber mit viel zu warmem Wasser und schrubbt seinen nackten Po, bis er krebsrot ist.


An der Wiese 1952.

Aus dir wird nie etwas!

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