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1.4 Yin und Yang

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Aus Sicht der chinesischen Philosophie und Medizin ist der Mensch untrennbar mit der Natur verbunden. Es ist durch das Erforschen und Verstehen der äußeren Phänomene gelungen, innere Vorgänge im Menschen – Physiologie – zu erklären sowie Erkrankungen und ihre Symptome – Pathologie – zu verstehen.

Das Urbild von Yin und Yang ist das eines Berges mit einer sonnenbeschienenen und einer Schattenseite. Die Sonnenseite wird Yang genannt. Dort ist es wärmer und heller. Die Pflanzen streben dem Licht entgegen und öffnen ihre Blüten, Wasser verdampft und steigt nach oben. Der Schatten entspricht dem Yin, es ist kühler und dunkler. Die Pflanzen schließen ihre Blüten, Wasserdampf kondensiert zu Wasser und tropft nach unten, um von der Erde aufgenommen zu werden.


Abb. 1.4: Urbild von Yin und Yang

So werden dem Yang Wärme, Helligkeit, das Äußere, das sich Öffnende, Aufsteigende und Verströmende, die Aktivität, der Tag und der Sommer zugeordnet.

Yin steht für das Kühle, Dunkle, das Innere, sich Zusammenziehende, Aufnehmende und Bewahrende, die Nacht und den Winter.


Abb. 1.5: Yang

Viel entscheidender als diese Zuordnung ist die Dynamik, die sich aus diesem Bild ergibt. Da die Sonne im Laufe des Tages wandert, verschieben sich Sonnen- und Schattenseite. Am Abend liegt der Teil des Berges im Schatten, der morgens in der Sonne war und umgekehrt. Somit handelt es sich bei Yin und Yang nicht um eine starre Zuordnung, sondern um Polaritäten. Alle Prozesse schwingen zwischen den Polen hin und her, auf und ab, nach innen und außen. So wie Tag und Nacht aufeinander folgen und sich dabei verändern, so wie die Jahreszeiten aufeinander folgen, entwickeln sich alle grundlegenden Lebensprozesse. Ruhe und Aktivität bedingen einander. Erst durch die Kraft, die beim Ruhen gesammelt wurde, erwächst der Impuls zum Handeln. Zusammenziehen und Öffnen brauchen einander, damit z. B. Bewegungen geschmeidig verlaufen. Wenn Muskeln sich zusammenziehen, dehnen sich andere. Daraus ergibt sich, dass es sich bei Yin und Yang nicht um Gut oder Schlecht handeln kann, nicht um Kräfte der Konfrontation und des Kampfes, sondern vielmehr um solche des Miteinanders und der Kooperation.


Abb. 1.6: Yin

»Der Himmel wurde erzeugt durch eine Ansammlung von Yang; die Erde wurde erzeugt durch eine Ansammlung von Yin. Wasser und Feuer sind die Symbole von Yin und Yang; Yin und Yang sind […] der Anfang aller Dinge Schöpfung. Das Yang steigt zum Himmel auf; das Yin sinkt zur Erde ab. So weist das Universum Ruhe und Bewegung auf; sie werden kontrolliert durch die Weisheit der Natur. Die Natur schenkt die Macht zu empfangen und zu wachsen, zu ernten und zu speichern, zu beenden und neu zu beginnen. Huangdi Neijing ›Der gelbe Kaiser der inneren Medizin‹« (Beinfield & Korngold 2003, S. 73).


Abb. 1.7: Yin und Yang

Verläuft der Wandlungsprozess von Yin und Yang im Inneren des Menschen reibungslos und unbehindert, so ist dieser bei guter Gesundheit; ist der Prozess gestört, so kommt es zu Krankheiten. Diese werden anhand des Ungleichgewichtes von Yin und Yang beschrieben.

Zur Beschreibung stehen unter anderem die acht diagnostischen Leitkriterien zur Verfügung. Die Symptome werden eingeordnet in: Innen/Außen; Kälte/Hitze, Fülle/Leere; Yin/Yang.

Zum Beispiel gilt es zu klären, ob eine Störung mehr durch Kälte- oder mehr durch Hitzezeichen charakterisiert ist, ob sie sich mehr an der Oberfläche oder im Inneren des Körpers abspielt und von Mangel- oder Füllesymptomen geprägt ist.

Akupressur in Pflege und Betreuung

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