Читать книгу Akupressur in Pflege und Betreuung - Dorothee Wellens-Mücher - Страница 26

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4 Kontraindikationen und mehr

Für kurze Akupressursequenzen, so wie sie in diesem Buch vorgestellt werden, gibt es keine Kontraindikationen. Und doch gibt es verschiedene Gründe, die gegen eine Anwendung sprechen können.

4.1 Kontraindikationen aus Sicht der Pflege-/Betreuungskraft

Eine der wichtigsten Kontraindikationen lautet:

Hat die Pflege-/Betreuungskraft selber kein gutes Gefühl zur Anwendung, auch wenn völlig unklar ist warum, sollte keine Akupressur durchgeführt werden.

Ein Psychotherapeut schickte eine Patientin zu mir, die ich begleitend mit Akupressur behandeln sollte. Er selber wollte keine Körperarbeit mit ihr machen, da das Thema in der Therapie »Missbrauch durch den Vater« war. Die Patientin kannte mich und meine Arbeit, da sie schon einmal einen Basiskurs bei mir besucht hatte. Wir sprachen kurz miteinander, die Behandlungsliege stand im Raum und eigentlich war der Moment gekommen, in dem sich die Patientin hätte hinlegen können. Sie blieb aber sitzen und in mir gab es den Impuls abzuwarten. Sie saß die ganze Stunde mehr oder weniger schweigend da, ich hatte das seltsame Gefühl, dass ich sie nicht anfassen durfte. Am Ende der Stunde verabschiedete sie sich und machte einen neuen Termin. Die nächsten Stunden liefen mehr oder weniger gleich ab, es gab so etwas wie ein unausgesprochenes »Halt, Stopp«. Es dauerte lange, bis sie mir erlaubte, sie zu berühren; am Anfang gab sie genau vor, wo ich meine Hände hinlegen durfte. Viel später erzählte sie mir, dass auch ihre Mutter sie sexuell missbraucht hätte. Da wurde mir klar, warum ich sie so lange nicht berühren durfte, und ich war froh, auf mein Gefühl und das »Stopp« gehört zu haben.

4.2 Kontraindikationen aus Sicht der Patienten

Eine ablehnende Haltung des Patienten ist eine klare Kontraindikation.

Aus verschiedenen Gründen haben manche Patienten eine ablehnende Haltung zur Akupressur, die zu respektieren ist. Es ist zwar nicht notwendig, an die Wirkung zu »glauben«, aber eine grundsätzlich offene neutrale Haltung zu dieser Behandlungsmethode sollten die Patienten mitbringen.

Eine 76-jährige Patientin mit einer ausgeprägten Herzschwäche erlitt immer in Situationen körperlicher oder psychischer Anstrengung Herzanfälle. Sie und ihr Mann wurden von einem ambulanten Pflegedienst betreut. Als ihr Mann verstarb und eine Pflegekraft im Haus war, bekam sie wieder einen Anfall, diesmal begleitet von Panik. Die Pflegekraft hielt die Hand der Patientin und dabei lag ein Finger auf He 7, ein wichtiger Punkt bei ausgeprägter Angst. Die Patientin beruhigte sich auch zu ihrem eigenen Erstaunen sehr schnell und fragte: »Was haben Sie da gemacht?« Als sie hörte, dass ein Akupressurpunkt zu ihrer Verbesserung beigetragen hatte, reagierte sie ganz aufgebracht: »Das ist Teufelswerk, das dürfen Sie nie wieder mit mir machen.«

4.3 Dauerstimulationen

Werden Punkte mit einer Dauerstimulation versehen, sollte diese immer sofort entfernt werden, wenn der Patient Unwohlsein äußert. Sollte die Irritation nach einer halben Stunde nicht vorbei sein, ist davon auszugehen, dass die Stimulation nicht der Grund für sie war.

4.4 Häufigkeit der Anwendung von Akupressursequenzen

In den einzelnen Kapiteln werden teilweise Angaben zur Häufigkeit der Anwendungen gemacht. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die meisten Menschen selber ein sehr gutes und klares Gefühl dafür haben, wann und in welchen Abständen ihnen eine Anwendung guttut. Darauf sollte eingegangen werden.

Akupressur in Pflege und Betreuung

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