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3. Blauer Edub

Am 2.8.1951 wird das erste Stalin-Denkmal Deutschlands in Ost-Berlin errichtet.

Im August 1951 finden die „III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten“ mit 26.000 Delegierten aus 104 Ländern in Ost-Berlin statt.

08.10.1951: In der DDR werden die Rationierungen bis auf Fleisch, Fett und Zucker aufgehoben und Preissenkungen für Textilien und Backwaren eingeleitet.

Am 1.11.1951 beschließt die Volkskammer das Gesetz über den Fünfjahresplan (1951-55). Es ist der Beginn der zentralen staatlichen Planwirtschaft. Die Volkseigenen Betriebe (VEB) werden dem Industrieministerium unterstellt.

DDR-Rückblick 1951

Der 11-jährige Frieder stellte dem Lehrer vor versammelter Klasse eine blöde Frage. Der schmunzelt und antwortet: „Das wäre das Gleiche, als wenn wir Dich Edub nennen würden!“ Die Klasse hat den Familiennamen gleich rückwärts erkannt, sich ausgeschüttet vor Lachen – von da an hieß er nur noch „Edub“.

Mit dem Namen Bude hatte Frieder immer Schwierigkeiten: Alte Bude, Zuckerrute, alte Schnute! - der Name war als Kind ein Grauen.

Dann kam noch der Beschiss mit der Bio-Note! In der zweiten Bankreihe saß der dicke Burkhardt, anerkannt stärkster der Klasse. Der Hüne sollte Erbe der Lederfabrik am Flüsschen Sprotte, direkt neben dem Freibad, werden. In solchen Kreisen durfte man nicht sitzenbleiben. Der Biologie-Lehrer bekam eine wertvolle Ledertasche geschenkt und Lederburkhardt in Bio eine Zwei. Das war zuviel! Vorlaut, in die erste Reihe gesetzt, verhöhnt, provoziert „Edub“ den Dicken hinterlistig. Irgendwann hat der den Lästerer auf dem Heimweg geschnappt, ausgerechnet vor der Polizeiwache an der Hauswand hochgezogen. Ein Auge des Gesetzes, nicht untätig, befreite den Bedrängten, nahm beide mit aufs Revier.

Nach Protokoll soll Edub durch die Strangulierung blau im Gesicht angelaufen sein. So bekam dieser den weiteren Zusatz „Blauer Edub“.

Hundertfünfzig Meter lang, über 30 Meter breit: der Marktplatz. In dessen Zentrum das Haus mit Turm. Blickpunkt dort, zwei ca. 100 Meter voneinander entfernte „Kandelaber“, Beton-Poteste mit großem dicken Mast und zwei breiten Beleuchtungsarmen in sieben Metern Höhe - der Blickpunkt des Platzes. Der Asphalt war spiegelglatt. Der Krieg hatte die Kleinstadt komplett verschont.

Ideal, wenn Edub mit Freund in den sommerlichen Abendstunden unter den wohlwollenden Blicken der Markbewohner, mit Kissen an den Fenstern hockend, die Kandelaber umrundeten. Mit Rollschuhen, Luxusbesohlung der Vorkriegszeit, die nur wenige Schmöllner Kinder besaßen.

5. März 1953, mit 73 Jahren stirbt Partei- und Regierungschef Josef Stalin an den Folgen eines schweren Schlaganfalls.

Betretene Aufregung in der Schule. Auf dem Markt ist ein großes Stalin-Bild vorm Kandelaber mit dem Hintergrund unserer herrlichen Kirche „Sankt Nikolai“ aufgebaut.

Mann, war mir das peinlich! Wir Jungen Pioniere“ mussten Ehrenwache stehen. Und ich war einer der Auserwählten.

Ich hatte Mutti genervt dort mitmachen zu dürfen. Gegen ihren Willen, und vor allem dem meines Vaters, der sich dann doch breitschlagen ließ. Fast alle wollten bei den Spielen und Ausflügen der „Pioniere“ mitmachen.

Vier Pioniere mit blauem Halstuch, 20 Minuten still stehen neben einem Bild! Der Marktplatz war menschenleer. Am Bürgersteig wacht unser Pionierleiter, einige Erwachsene stehen daneben, beobachten, wie zufällig. Ich wusste vor Aufregung nicht, wohin mit den Augen, stierte verbissen geradeaus, zählte die Sekunden. Das Unangenehmste war nicht das Strammstehen. Aber direkt vor unsrem Haus! - der missgünstige Blick der Mutter, hinter der Fensterscheibe des 3.Turmes der Stadt! Mir stand die Schamröte im Gesicht, wäre am liebsten im Boden versunken!

Warum der Pionierleiter ausgerechnet den bürgerlichen Bude ausgewählt hatte? Wahrscheinlich sollte demonstriert werden, dass alle Bevölkerungsschichten dem großen Führer huldigen!

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