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Schlaf, Schlaflosigkeit und Co.

Für die meisten Menschen ist Schlaf etwas ganz Selbstverständliches, etwas, über das es sich nicht lohnt, nachzudenken. Wie wichtig und wie störungsanfällig Schlaf sein kann, merken die meisten erst dann, wenn hier Probleme auftreten.

Schlaf

Während des Schlafes entspannen sich unser Körper und unser Bewusstsein. Auf diese Weise lassen wir die Belastungen des Tages hinter uns und tanken neue Energie für den nächsten Tag. Die konkreten Gründe, weshalb wir schlafen, sind noch unbekannt, doch vermuten Forscher, dass wir dabei die Ereignisse des Vortages verarbeiten.

Wie wichtig Schlaf für uns ist, kannst du leicht selbst überprüfen: Bleib einfach mal so lange wach, wie es dir möglich ist, und beobachte dabei ganz bewusst, was währenddessen mit deinem Gedächtnis, deiner Sprechfähigkeit und deiner Koordination geschieht.

Die Frage, wie viel Schlaf zwingend notwendig ist, lässt sich leider nicht präzise beantworten. Die allgemeine Annahme, dass sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht notwendig und ausreichend seien, um am nächsten Tag Leistung erbringen zu können, kann nicht pauschal als Regel herangezogen werden. Denn während manche Menschen dauerhaft mit vier Stunden Schlaf zurechtkommen, benötigen andere regelmäßig zehn Stunden, um sich erholt zu fühlen und produktiv sein zu können.

Andererseits variiert die Menge des benötigten Schlafs nicht nur von Mensch zu Mensch, sondern auch intraindividuell. Das bedeutet, dass es Zeiten in deinem Leben gegeben hat oder geben wird, in denen du weniger Schlaf brauchst, und solche, in denen du mehr Schlaf benötigst. Viele Babys schlafen bis zu achtzehn Stunden täglich, während gerade ältere Menschen am Ende ihres Lebensabends signifikant weniger Schlaf benötigen.

Nicht vergessen werden darf an dieser Stelle einer der Kernpunkte dieses Ratgebers: Viel Schlaf bedeutet noch lange nicht guter Schlaf!

Wenngleich ich es mit der Theorie nicht übertreiben will, möchte ich dir an dieser Stelle doch einen kurzen Einblick in die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema Schlaf geben.

Wie du vermutlich schon weißt, unterscheidet die Wissenschaft unterschiedliche Schlafstadien oder Schlafphasen. Abzugrenzen gilt es dabei orthodoxen Schlaf (auch bezeichnet als Non-REM-Schlaf) und paradoxen Schlaf (Traumschlaf, REM-Schlaf):

 Während des orthodoxen Schlafs nehmen Muskeltonus, Herzfrequenz und Blutdruck ab. Unterschieden wird dabei zwischen Einschlafstadium, Leichtschlafstadium und Tiefschlafstadien.

 Zwischen den einzelnen Stadien des orthodoxen Schlafs lassen sich Phasen feststellen, in denen sich die Augen des Schlafenden rasend schnell bewegen. Man spricht von REM-Phasen (Rapid Eye Movements), in denen unsere Träume besonders intensiv sind.

Die einzelnen Schlafphasen wechseln sich während unserer gesamten Schlafdauer ab, allerdings nimmt die Länge der Tiefschlafphasen im Laufe der Nacht ab, während die der REM-Phasen zunimmt.

Schlaflosigkeit

Für Laien ist der Begriff Schlaflosigkeit auf den ersten Blick schnell geklärt – Schlaflosigkeit bezeichnet demnach Probleme, am Ende des Tages einzuschlafen oder aber während der Nacht durchzuschlafen. Experten können es sich natürlich nicht derart einfach machen. Hier sind eindeutigere Definitionen gefragt:

So sieht eine international anerkannte Definition von Schlaflosigkeit diese als Problem beim Einleiten oder Aufrechterhalten des Schlafes, was mit Folgen für den Tag verbunden ist und nicht auf Umwelteinflüsse oder unzureichende Schlafmöglichkeiten zurückzuführen ist. Als chronisch wird diese Störung eingestuft, wenn sie mindestens drei Monate lang mit einer Häufigkeit von mindestens drei Mal pro Woche auftritt.

Gumpert definiert Schlaflosigkeit für Laien gut verständlich als »Einschlafstörungen, häufiges Aufwachen in der Nacht oder sehr frühes Erwachen am Morgen und damit einhergehender Müdigkeit.«

Primäre Schlafstörung vs. sekundäre Schlafstörung

Außerdem unterscheidet die Forschung zwischen primärer und sekundärer Schlafstörung.

Beginnen wir zur Abgrenzung mit der sekundären Schlafstörung: Sie ist entweder Folge einer anderen medizinischen oder psychiatrischen Störung oder wird ausgelöst durch den Konsum einer konkreten Substanz (bspw. Alkohol, Drogen, Koffein).

Der Bereich medizinischer Störungen, die zu Schlaflosigkeit führen können, ist sehr umfangreich. In diesen fallen Asthma, Lungenerkrankungen, Herzerkrankungen, Arthritis, Nierenerkrankungen, Atemwegserkrankungen, Rückenprobleme, Kopfschmerzen und sogar Alzheimer.

Mögliche psychiatrische Ursachen sind Angstzustände, Depressionen, Panikstörungen, Anpassungsstörungen und Persönlichkeitsstörungen. Ohayon et al. stellten im Rahmen ihrer Forschung sogar fest, dass etwa drei von vier Patienten, bei denen krankhafte Stimmungsschwankungen (affektive Störungen) diagnostiziert wurden, auch unter Schlaflosigkeit litten.

Die Bandbreite von Medikamenten, die sich negativ auf deinen Schlaf auswirken können, ist riesig. Darunter fallen beispielsweise Antidepressiva, Antiepileptika, Entzündungshemmer, Medikamente gegen Parkinson oder vermeintlich harmlose Schilddrüsenhormone.

Dementsprechend ist sekundäre Schlaflosigkeit eher Symptom eines anderen Problems. Dies zeigt sich auch bei ihrer Behandlung. Leiden Patienten an sekundärer Schlaflosigkeit, konzentriert sich die Behandlung in der Regel auf die primäre Störung – in der Hoffnung, mit dieser auch die Schlaflosigkeit zu beheben. Das ist prinzipiell zwar eine logische Vorgehensweise, sie führt jedoch in vielen Fällen nicht zum Erfolg. Die Gründe sind naheliegend:

 Wenn fälschlicherweise eine sekundäre Schlafstörung diagnostiziert wird, wird häufig lange an der vermeintlich ursächlichen Störung herumgedoktert, ohne dadurch die Schlafprobleme zu lindern. Ist zum Beispiel Alkoholkonsum nicht wie angenommen Ursache der Schlaflosigkeit, wird selbst absolute Enthaltsamkeit diese nicht lindern.

 Gelingt es nicht, die identifizierte Ursache zu beheben, wird der Patient weiter unter der primären Störung – beispielsweise Depressionen – leiden UND unter Schlaflosigkeit.

Primäre Schlaflosigkeit hingegen bezeichnet Schlaflosigkeit, die anders als die sekundäre eben nicht auf eine psychiatrische Störung, Medikamente oder anderweitige Substanzen zurückzuführen ist.

In diesem Selbsthilferatgeber unterscheiden wir zwar im ersten Teil zwischen diesen Formen der Schlaflosigkeit, geben dies aber bei den Lösungsansätzen im zweiten Teil auf. Das Ziel dieses Ratgebers ist es, dir bei deinem Problem der Schlaflosigkeit zu helfen. Aus diesem Grund werde ich zahlreiche Lösungsansätze aufzeigen, die in der Praxis funktionieren. Wir werden gemeinsam eine Checkliste erarbeiten, welche der möglichen Lösungen du nach und nach umsetzen kannst. Auf diese Weise identifizierst du im Laufe der Zeit die Dinge, die für dich und deine persönliche Situation funktionieren – egal ob primäre oder sekundäre Schlaflosigkeit.

Schlaflosigkeit | Ratgeber

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