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6. Die unsichtbare Front 1985

Am 5. Januar 1985 wurde durch einen operativen Mitarbeiter der Abt. XX/8 des MfS/BV Magdeburg die Akte zur „Operative Personen Kontrolle“87 mit der Reg.-Nr. VII 22/85 "WALPURGIS" eingerichtet und durch den Leiter der Abteilung XX, Oberstleutnant Reif, bestätigt. [1]88

In dem

»Bericht zur Einleitung der OPK "Walpurgis"«

ist alles, was bis zu diesem Zeitpunkt über uns in „Erfahrung“ gebracht wurde – Tatsachen und Unwahrheiten – zusammengefasst.

Nach den Angaben zu unserer Person folgt:

»unter OPK zu stellen mit dem Ziel:

der Klärung der politischen Einstellung zur sozialistischen Gesellschaft

der Erarbeitung von Hinweisen auf Vorbereitungshandlungen zum ungesetzlichen Verlassen der DDR und deren Verhinderung

der Verhinderung des Abflusses geheimzuhaltender Informationen aus der Forschung an der Technischen Hochschule Magdeburg

der operativen Kontrolle über Verhalten, Auftreten, Kontaktbeziehungen und Aktivitäten zur Verwirklichung der Vorstellungen zur Übersiedlung nach der BRD

der endgültigen Abstandnahme von Übersiedlungsanträgen und Übersiedlungsabsichten.

2. Begründung der Notwendigkeit der Einleitung einer OPK:

Am 06. 06. 1984 stellte der B. beim Rat der Stadt Magdeburg, Abteilung Inneres einen Antrag zur Übersiedlung in die BRD für sich und seine Familie.

Er berief sich dabei auf die Schlußdokumente des Madrider Treffens der Teilnehmerstaaten der KSZE. …

Der Antrag wurde entgegengenommen und unter der Nummer 1622 registriert. Eine Auskunft erfolgte nicht. Weitere Anträge erfolgten bisher nicht.89 …

Der B. ist Dipl.-Ing. und Dr.-Ing. für Regelungstechnik und arbeitet an der Technischen Hochschule seit 1970 als wissenschaftlicher Assistent. Seit 1978 als wissenschaftlicher Oberassistent. Er ist in der Sektion Technische Kybernetik und Elektrotechnik im WB Regelungstechnik und Prozeßsteuerungen, WBL90 Prof. -----, tätig und wird hier als guter Fachmann auf dem Gebiet der Regelungstechnik eingeschätzt.

Der B. wurde 1979 für einen dreijährigen Einsatz91 als Auslandskader mit Familie in Mocambique bestätigt. Der Einsatz begann am 24. 9. 1979 als Hochschullehrer an der Universität Maputo. Am 8. Februar 1980 wurde der B. aufgrund überheblicher, egoistischer und kleinbürgerlicher Verhaltensweisen in die DDR zurückgeschickt und als Auslands- und Reisekader zurückgezogen.92

Er hat den mocambiquanischen Partner in Schwierigkeiten durch seine maßlosen Forderungen gebracht und hat dadurch auch das Kollektiv der anderen DDR-Bürger herabgewürdigt und in Mißkredit gebracht.

Durch die Vorbereitung auf diesen Einsatz (Sprachausbildung) sowie den Aufenthalt seiner Familie in der VR M entstand der DDR ein hoher finanzieller und ideologischer Schaden. Tendenzen zur Überheblichkeit traten bereits 1960 zutage und in mehreren Einschätzungen wurde auf die angeführten negativen Charaktereigenschaften des B. verwiesen.93

Der B. … wurde … in einen neuen Aufgabenkomplex, die Schnellpyrolyseforschung einbezogen. Seit 1983 arbeitet er an diesem bedeutsamsten Forschungsthema an der THM. Hier leistete er eine gute Arbeit und stand zur Zeit seiner Antragstellung unmittelbar vor einer VVS-Verpflichtung aufgrund seiner umfangreichen Kenntnisse zum Staatsplanthema. …

Fachleute der Technischen Hochschule Magdeburg halten bei den Kenntnissen des B. zu den Problemen der Schnellpyrolyse und perspektivischen Entwicklungsrichtungen der Sektion einen Vergessenszeitraum von 2 bis 3 Jahren für erforderlich, wobei der B. aber außerhalb des Bereichs eingesetzt werden müßte.

Trotz der jetzigen Bemühungen der Sektion, dem B. keinen tieferen Einblick in die Probleme mehr zu ermöglichen, ist es wahrscheinlich, daß er sich auf der Grundlage seines bisherigen Wissens und seiner bisherigen Erkenntnisse auch mit wenigen Fakten die Übersicht verschaffen kann und konnte.

Aufgrund der genannten Fakten muß eingeschätzt werden, daß bei Genehmigung der Ausreise aus der DDR diese Kenntnisse an den Feind abfließen können. Trotz patentrechtlicher Absicherung kann der DDR Schaden zugefügt werden, da das Verfahren die Produktionsreife noch nicht erreicht hat.

Der B. ist Mitglied des FDGB und der HGL. Er ist im Rahmen der MOB-Planung der NVA für eine spezielle Funktion vorgesehen. Die Sektionsparteileitung erwog eine Aufnahme von B. als Kandidat der SED. Der WBL unterstützte diese Kandidatur aktiv. B. stellte jedoch keinen Antrag.94

Nach Bekanntwerden der Antragstellung am 13. 6. 1984 wurden durch die Technische Hochschule Magdeburg Rückgewinnungsmaßnahmen eingeleitet und mit dem B. mehrere Aussprachen geführt, unter anderem auch zu seiner weiteren Tätigkeit an der Technischen Hochschule.

Dem B. wurde aufgezeigt, daß seine Antragstellung unberechtigt ist. Ihm wurde die "Facultas docendi" entzogen und er wurde von den Aufgaben in Lehre, Erziehung und Forschung entbunden. Der Kaderdirektor kündigte dem B. die fristlose Kündigung gemäß § 54 AGS zum 31. 08. 1985 an.

B. hält bis zum heutigen Tage an seiner Antragstellung fest. Er wird gegenwärtig eingesetzt zur Inventurdurchführung sowie zur Überarbeitung von Praktikumversuchen [sic!] und Herstellung von Leiterplatten. An Versammlungen und Beratungen des Kollektivs nimmt er weiter teil. Von ihm geht keinerlei Eigeninitiative mehr aus, aber er erfüllt seine Aufgaben. Vom Kollektiv hat er sich vollständig zurückgezogen.

Auch zur Ehefrau wurden nach Bekanntwerden der Antragstellung in der Arbeitsstelle, dem Versorgungszentrum für Pharmazie und Medizintechnik durch die Leitung Rückgewinnungsmaßnahmen eingeleitet.

Es wurden auch Gespräche zur Rücknahme der Antragstellung durchgeführt. Dabei brachte die B. zum Ausdruck, daß keine politischen Gründe für die Antragstellung vorliegen. Der Wunsch zur Übersiedlung in die BRD würde schon seit Jahren bestehen. Sie wollten aber nicht den illegalen Weg beschreiten, der durch den Aufenthalt in Afrika 1979 mit Zwischenaufenthalten in Lissabon 95gegeben war. Sie will den legalen Weg beschreiten und hält jetzt den günstigsten Zeitpunkt für gekommen.

Die B. betonte, daß die Antragstellung keine Reflexhandlung ist, sondern gemeinsam mit ihrem Mann überlegt abgestimmt wurde.

Die Zurückziehung des Antrages kommt nicht in Frage und bei Ablehnung wird ein neuer Antrag gestellt. Die B. wurde von ihrer Funktion als Leiterin eines Kollektivs entbunden und ihr wurden andere Aufgaben übertragen.

Familie B. unterhält umfangreiche Beziehungen persönlicher und postalischer Art zu folgenden Personen in die BRD: …

Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß der Antragstellung eine Planmäßigkeit zugrunde liegt. Familie B. hat seit mehreren Jahren das Ziel der Übersiedlung in die BRD. Die Antragstellung ist rechtswidrig. Familie B. ist nicht bereit, die Antragstellung zurückzuziehen.

Aus dem dargelegten Sachverhalt ergeben sich folgende operativ bedeutsamen Anhaltspunkte:

1. Dr. B. und Ehefrau besitzen eine ungefestigte politischideologische Einstellung zur sozialistischen Staats- und Gesellschaftsordnung in der DDR.

2. Dr. B. hat mit hoher Wahrscheinlichkeit Kenntnisse von Staatsgeheimnissen, deren Kenntnis für Konkurrenzforschungen im NSA96 sehr bedeutsam sind und ein hoher ökonomischer Schaden für die DDR könnte bei Abfluß dieser Kenntnisse in das NSA entstehen.

3. Die kleinbürgerlichen Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen des Ehepaares Bode bieten Ansatzpunkte für die Nutzung durch den Gegner.

4. Aus einer gesicherten materiellen Lebenslage und beruflichen Entwicklung erfolgt die Antragstellung zur Übersiedlung in die BRD. Die Ursachen und Motive sind nicht bekannt.

5. Die Aufgaben- und Maßnahmenkomplexe zur Realisierung der Kontrollziele werden im Maßnahmeplan fixiert.

Die Darstellung der erreichten Arbeitsergebnisse in Form eines Zwischenberichtes erfolgt zum 31. Juli 1985.

Referatsleiter XX/8operativer Mitarbeiter
DobersteinSchlichtiger
HauptmannUnterleutnant«

Der unter 5. angeführte Aufgaben- und Maßnahmenkomplex97 vom 4. Januar 1985 ist in Form einer Tabelle mit den vier Spalten: »operativbedeutsame Anhaltspunkte«, »Aufgaben/Zielstellung«, »Mittel/Methoden« und »Termin« aufgebaut.

Erster Komplex:

»B. arbeitet als wissenschaftlicher Oberassistent an der Technischen Hochschule Magdeburg und wurde in das VVS-Forschungsthema „Schnellpyrolyse“ einbezogen.

Aufgaben/Zielstellung:

Einschätzung der fachlichen Leistungen und Arbeit sowie des gesellschaftlichen und politischen Auftretens am Arbeitsplatz. Klärungsprozeß, in welchem Umfang B. Kenntnisse vom VVS-Forschungsthema hat.

Mittel/Methoden:

Auswertung der Personalakte – Einschätzung der Person durch inoff. und off. Kräfte – GMS "Richard", GMS "Waldemar" und 2 IMS der Abt. XV«

Zweiter Komplex:

»Im Wohngebiet trat die Familie bisher nicht negativ in Erscheinung

Aufgaben/Zielstellung:

Kontrolle und Einschätzung des häuslichen und Freizeitverhaltens

Mittel/Methoden:

Wohngebietsermittlung durch die Abteilung VIII98 – Kontrollüberprüfung des Kontos der Familie durch die Abteilung XVIII99 20.2. eingel. – IMAK-Recherche in der Abteilung XII100 20.2. eingel.«

Dritter Komplex:

»Das Ehepaar B. unterhält persönliche und postalische Verbindungen zu Verwandten und Bekannten in der BRD

Aufgaben/Zielstellung:

allgemeine Aufklärung und Überprüfung zum Charakter der Verbindungen – Dokumentation aller Verbindungen – operative Kontrolle des Postverkehrs der Fam. B. zur Feststellung des Charakters, des Umfangs und der Intensität der Verbindungen.

Mittel/Methoden:

Überprüfung der Personen in der Abteilung XII bei Erfassung Koordinierung mit den zuständigen DE – differenzierte Überprüfung der BRD Personen im Sonderspeicher und ZAIG-5-Überprüfung101 – differenzierte Entscheidung über Einspeicherung der BRD-Personen – Kontrollmaßnahmen - M102 -«

Vierter Komplex:

»Klärung der politischideologischen Grundhaltung des Ehepaares, der Persönlichkeitsstruktur und Charaktereigenschaften des Ehepaares.

Aufgaben/Zielstellung:

Durchführung allgemeiner Überprüfungsmaßnahmen – Speicherprüfung

Mittel/Methoden:

XII, M, KDM103, II104, VII105, VIII usw.«

Fünfter Komplex:

»da das Ehepaar die Absicht hat, in die BRD überzusiedeln, kann eine Straftat gem. §213 StGB nicht ausgeschlossen werden

Aufgabe/Zielstellung:

Erarbeitung von Hinweisen auf Vorbereitungshandlungen zum ungesetzlichen Verlassen der DDR und deren Verhinderung

Mittel/Methoden:

Instruierung der IM/GMS, um Vorbereitungshandlungen zu erkennen«

Sechster Komplex:

»Das Ehepaar Bode lehnt es bisher ab, den Antrag auf Übersiedlung in die BRD zurückzuziehen und bezeichnet den Antrag als endgültig.

Aufgabe/Zielstellung:

offensive Beeinflussung zur Rückgewinnung

Mittel/Methoden:

Abstimmung mit der staatlichen Leitung der Technischen Hochschule Magdeburg«

Aus dem o.a. ist zu erkennen, welche Lawine von „Aufgaben“ eine Antragstellung auf ständige Ausreise aus der DDR bei den Genossen und Genossinnen des MfS auslöste!

Dass die unter »Aufgaben/Zielstellungen« sowie »Mittel/Methoden« aufgeführten Aktionen und Aktivitäten im krassen Widerspruch zu den in der Verfassung der DDR verbrieften Rechten jedes Bürgers standen, sei hier nur erwähnt.

Welch eine Anmaßung von Menschen mit einem derartigen Defizit an moralischen Grundsätzen über uns zu urteilen!

Nachfolgend ein „Sachstandsbericht“ der Auskunft über die nicht erlahmenden Bemühungen der Mitarbeiter der DDR-Überwachungsorgane im Kampf gegen den Klassenfeind gibt. [1.]106

»ZPDB speicherpflichtig

Bezirksverwaltung MagdeburgMagdeburg, 21. 3. 1985
Abteilung TransitüberwachungM 121/85
örtliche Übergabe

Sachstandsbericht

Am 17. 3. 1985 wurde am Rasthof Börde im Bezirk Magdeburg durch Insassen des DDR–PKW Wartburg 353, rot MU 58 – 48

zu den Insassen des PKW aus Berlin (West)

--------107

Kontakt aufgenommen. Halter des DDR-PKW ist der Antragsteller auf Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR,

Dr. Bode, Helmut …

Die Kontaktaufnahme erfolgte im einzelnen wie folgt:

Der PKW aus Berlin (West) parkte am Rasthof Börde vor dem Intershop. Die Insassen, bei denen es sich um eine weibliche und eine männliche Person handelte, saßen im PKW und aßen und tranken.

Gegen 15.15 Uhr fuhr der DDR-PKW auf den Parkplatz und hielt neben dem PKW aus Berlin (West). Im Wartburg saßen eine männliche und zwei weibliche Personen. Eine weibliche Person nahm vom Rücksitz aus durch das Fenster zu den Insassen des WB108 Kontakt auf und sprach mit diesen. Der Fahrer des WB stieg dann aus seinem PKW und lehnte sich an das heruntergelassene Fenster des Wartburg [sic!].

Offensichtlich wurde ein intensives Gespräch geführt.

Um 15.20 Uhr ----------------------- beide Kfz. fuhren unmittelbar hintereinander vom Parkplatz in Richtung Berlin. Während der WB seine Fahrt in Richtung Berlin fortsetzte, fuhr der Wartburg ohne Halt über den Parkplatz am km 90,0 und verließ am km 88,3 die Autobahn in Richtung Magdeburg.

Im Ergebnis dazu durchgeführter Überprüfungen wurde folgendes bekannt:

Der DDR-Bürger Bode war von 1979 - 1982 in der VR109 Mocambique tätig und wurde von seiner Ehefrau begleitet. Am: 6. 6. 1984 stellte er gemeinsam mit seiner Ehefrau den Antrag auf Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR. Bis zu dieser Antragstellung beantragte er mehrfach besuchsweise Einreisen für die in der Anlage beigefügten BRD-Bürger.

Weitere Angaben zur Ehefrau … sind ebenfalls in der Anlage enthalten.

Die genannten Personen liegen nicht in der Zentralkartei ein. …

M----

Hauptkommissar

Abteilungsleiter«

Dem o.a. Sachstandsbericht wurde nun noch ein „Feststellungs-/Erfassungsbeleg TU“ beigelegt, wo alles nochmals aufgeführt wurde, was bereits im Sachstandsbericht stand. Hier noch ein Auszug:

»B-Bericht: LI/Rö/Krü

15.12 -------------------

15.15 befuhr der Wartburg diesen PP. Und parkte neben dem WB. Die Mitfahrerin des Wartburg, welche auf dem Rücksitz saß, begann durch die heruntergelassene Fensterscheibe des Wartburg ein Gespräch mit den Insassen des WB --------------------. Es folgte eine intensive Unterhaltung zwischen allen Insassen beider PKW.

15.20 ----------------------

15.21 verließen beide PKWs ohne sichtbare Verabschiedung den RH Börde in Richtung Berlin.

15.28 befuhr der Wartburg den PP km 9o,o [sic!] ohne jedoch zu halten, fuhr der Wartburg mit unverändertem Tempo wieder auf die A11 ----------.

15.30 verließ der Wartburg an der AAST km 88,3 die A11 und setzte seine Fahrt in Richtung Süden fort. -----------------------. Observation in Abstimmung FLO beendet.

Da die Insassen des Wartburg [sic!] das Kfz nicht verlassen hatten ist keine Beschreibung der Personen sowie die Möglichkeit deren Identifizierung möglich bzw. gegeben.«

Bemerkt sei, dass ich für diesen Sonntag, den 17. März, in meinem Tagebuch die kurze Eintragung:

»Mit T.L., R. und L. zum Wartberg und Rasthof Börde, schlechtes Wetter.«

verzeichnet habe.

Wir hatten zu dieser Zeit Rosemaries Tante aus Nürnberg zu Besuch. Im PKW saßen somit vier und nicht, wie angegeben, drei Personen. Wenn das Gespräch mit den Insassen des PKWs aus Berlin (West) so wichtig für uns gewesen wäre, hätte ich es sicher in meinem Tagebuch vermerkt!

Diese Angelegenheit war damit aber noch nicht abgeschlossen, denn am 29. März wurde folgendes Schreiben[1.]110 verfasst:

»Ausnahme

BV Magdeburg, Abteilung XX/8/Dob

MfS Berlin, Hauptabteilung VI/Abt. Speicherführung

Magdeburg 29. 03. 85

Kfz-Überprüfung

Die in der OPK "Walpurgis" unserer Diensteinheit bearbeitete Person traf sich am 17. 03. 1985 an der Transitstrecke Drewitz – Marienborn mit einer männlichen und einer weiblichen Person.

-----------------

Wir bitten um Prüfung, ob die Daten der PKW-Benutzer in Ihren Speichern einliegen und um dringende Rückantwort bis zum 02. 04. 1985. Der Trefftermin wurde uns heute bekannt.

Reif/OSLDallmann/Oberst«

Wie wichtig muss doch diese zufällige Begegnung, wo die beiden PKWs höchsten fünf bis sechs Minuten nebeneinanderstanden, gewesen sein, dass dieses Schreiben von einem Oberstleutnant und von dem Oberst Dallmann, Vertreter des Leiters der Bezirksverwaltung des MfS Magdeburg [9.], unterschrieben wurde!

In einer Hausmitteilung des Direktors der Sektion 9 an das Direktorat für Kader [1.]111 vom 20. März wird mitgeteilt:

»Am 20.03.85 habe ich mit Herrn Dr. Bode ein Gespräch geführt, um seine Meinung zu den Veröffentlichungen im "Neuen Deutschland" vom 06.03.85 zu erfahren.

Dieses Gespräch diente nochmals dazu, im Sinne der Rückgewinnungskonzeption ihm zu zeigen, daß die Sektion jederzeit bereit ist, mit ihm über seinen Antrag auf Ausreise zu sprechen und ihm die Möglichkeit einzuräumen, auch mit uns ständig dazu Gespräche führen zu können.

Herr Dr. Bode hat, bezogen auf die Veröffentlichungen im ND, mit112 [sic!] geantwortet, daß er die Meinung dieser Bürger akzeptiert, sich aber an seiner Situation und an seiner Einstellung nichts verändert hat. D.h., er wird seinen Antrag auf Ausreise nicht zurückziehen.

Diese Meinung vertritt er so fest, daß es nach meiner Einschätzung nicht notwendig ist, weitere Gespräche mit ihm zu führen.«

Vermutlich kam nachfolgende Information über meine Meinung zu den Rückkehrern, wie es im „Neuen Deutschland“ breit ausgeschlachtet wurde, noch vor der Meldung über mein Gespräch beim Sektionsdirektor zu diesem Thema, von einem Zuträger (Quelle) der Abt. XV bei der BV des MfS Magdeburg an: [1.]113

»Abteilung XVMagdeburg, 25. 03. 1985
2/1–A3/430/ 753/85 A

Information 430/85

zu Dr. Bode, Sektion 9 der TH Magdeburg

Inoffiziell wurden folgende Angaben bekannt:

Auch nach dem Bekanntwerden der Rückkehrabsichten vieler ehemaliger DDR-Bürger, beharrt Dr. Bode auf seiner Antragstellung auf Ausreise aus der DDR. Er "identifiziert" sich nicht mit diesen Rückkehrersuchern. Seine Situation ist eine andere. Er sieht die Verhältnisse, in die er gelangt, als "gesichert" an. Die Quelle vermutet, daß wahrscheinlich eine entsprechende Erbschaft von Seiten seiner Frau dabei die entscheidende Rolle spielt. Zu konkreten Dingen äußert sich Dr. Bode nicht.

Einschätzung:

Die Quelle berichtete bisher wahrheitsgemäß. Die Information entstammt dem persönlichen Gespräch. Sie ist nicht offiziell auswertbar.

Verteiler:

Abt. XX

BKG114

XV/Vg.

XV/Auswertung«

Mit der „Quelle“ werden wir uns später noch befassen.

Am 29. Juli stellt der Leiter der Abt. XX, beim

»Stellvertreter Operativ, Genossen Oberst Dallmann«

nachfolgenden [1.]115

»Antrag zum Entzug des Personalausweises

Es wird vorgeschlagen, dem Ehepaar

Dr. Bode, Helmut

… in Magdeburg

3034 Magdeburg …

Dipl.-Ing., Dr.-Ing. für Regelungstechnik

Grundmitteling.

TH Magdeburg

und

Bode, geb. Weihe, Rosemarie

… in Jauer

3034 Magdeburg …

Apothekerin

Versorg.-zentrum für Pharmazie und Medizin

die Personalausweise zu entziehen. Beide haben am 06. 06. 1984 einen Antrag auf Übersiedlung in die BRD gestellt.«

Dieses Vorhaben wurde dann am 22. August, siehe Kapitel 5, realisiert. Wie dort bereits geschrieben, wurde auch der Personalausweis unserer Tochter eingezogen und durch den PM12 ersetzt.

Die Genossen des MfS, besonders wohl auch die des Ref. XX/8, waren, wie es scheint, ständig mit uns beschäftigt, so auch wieder am 15. August, denn es findet sich in [1.]116 folgender, bis auf die Personendaten wiedergegebener handschriftlicher Bericht:

»Prüfung von Versagensgründen

… Der B. war bis zur Antragstellung im Juni 1984 in die Bearbeitung des Staatsplanthemas „Schnellpyrolyse“ einbezogen und konnte sich nach offiziellen und inoffiziellen Aussagen einen Gesamtüberblick zu dieser Forschungsproblematik verschaffen. Durch in das Forschungsprojekt einbezogene Wissenschaftler wird ein Vergessenszeitraum von ca. 3 Jahren für erforderlich gehalten, um einen Info-Abschluß und damit eine Schädigung der Interessen der DDR zu verhindern.

Deshalb kann der Übersiedlung in die BRD vor Mitte 1987 nicht zugestimmt werden.«

Der Termin Mitte 1987, für eine Übersiedlung, wäre sehr akzeptabel gewesen, leider war eine „Quelle“, die stets nur so bezeichnet wurde, aus meiner unmittelbaren Nähe, entschieden dagegen!

87 OPK-Akte

88 Seite BStU 014 bis 019

89 Diese Aussage ist falsch, denn Ende Juli hatten wir unser 2. Gesuch gestellt, dem das 3. Gesuch im Dezember 1984 folgte!

90 Wissenschaftsbereichsleiter

91 siehe hierzu Kapitel 4 sowie [3.] bis [5.]

92 Wieso erwog dann, siehe weiter unten im Text, »Die Sektionsparteileitung … eine Aufnahme von B. als Kandidat der SED.« und warum unterstützte »Der WBL … diese Kandidatur aktiv.«? Den leitenden Genossen war bekannt, dass ich auf Anraten der Ärzte sowie mit Zustimmung der Botschaft und der Firma Limex vorzeitig aus Moçambique zurückkehren musste.

93 Wieso der Autor bei diesen „negativen Charaktereigenschaften“ zum Oberassistent berufen und als Reisekader ausgewählt wurde, ist nicht nachvollziehbar!

94 Dazu siehe weiter oben

95 Während des Rückfluges wäre es in Lagos möglich gewesen!

96 Nichtsozialistisches Ausland

97 Seiten BStU 020 bis 022

98 Konspirative Observation und Entwicklung und Einsatz von Personenkontrollen, Ermittlung, Festnahmen, Geheimdiensttechnik im MfS, Durchsuchungen

99 Sabotagevorbereitung, Zivilschutz

100 Personenregistratur und Archiv

101 ZAIG 5 (MfS) - Arbeitsgruppe 5 der ZAIG; Hinweis auf eine SOUD-Erfassung ZAIG Zentrale Auswertungs- und Informationsgruppe (MfS) SOUD Sistema Objedinnjonowo Utschota Dannych (o Protiwnike) - (russ.) System der vereinigten Erfassung von Daten über den Gegner; Informationsspeicher des sowjetischen Geheimdienstes und befreundeter Geheimdienste über Personen, die nach Merkmalskategorien erfasst wurden. AVW, SIA, SIG, SIZ, ZAIG 5

102 Kontrollmaßnahmen M bzw. Abt. M: Post- und Paketkontrolle, siehe dazu auch Kapitel 2

103 Kreisdienststelle

104 Spionageabwehr – BRD-Organisationen (Parteien, Gewerkschaften, Verbände, Kirchen u.a.)

105 Bereich Inneres, MdI, Volkspolizei, Strafvollzug

106 Seite BStU 80, 81 & 84

107 Gestrichen durch BStU

108 Westberliner

109 Volksrepublik

110 Seite BStU 093

111 Seite BStU 075

112 es steht „mit“ und nicht, wie es richtig wäre „mir“

113 Seite BStU 073

114 Bezirkskoordinierungsgruppe (MfS) - koordinierte das Vorgehen des MfS bei Ausreise und Republikflucht

115 Seite BStU 118

116 Seite BStU 123

Der lange Weg in die Freiheit! Deckname

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