Читать книгу Die 3 großen Fitmacher - Dr. med. Johannes Wimmer - Страница 13
ОглавлениеECHT KACKE
In anderen Heilsystemen der Welt, wie etwa der Traditionellen Chinesischen Medizin, ist der Blick des Arztes auf den Stuhl eines Patienten ein fester Bestandteil der Diagnosestellung. Im europäischen Raum war es zumindest in den Königshäusern lange Zeit üblich, dass der Leibarzt morgens den Nachttopfinhalt des Monarchen inspizierte. Heute spült man in aller Regel das, was am Ende der Verdauung herauskommt, per Knopfdruck in der Toilette hinunter. Dabei sollte man regelmäßig nachsehen, ob sich der Stuhlgang verändert. Große Farb- oder Konsistenzunterschiede sind zum Beispiel oft Anzeichen für eine Erkrankung.
Stuhl nennt man nicht nur das, worauf man sitzt, sondern auch das, was nach der Verdauung übrig bleibt. Er kommt zum Vorschein, wenn du dem Stuhldrang nachgibst. Sobald der Enddarm gefüllt ist, werden bestimmte Dehnungsrezeptoren in der Analschleimhaut aktiv. Sie senden ein Signal zum Großhirn, das dort registriert und über Nervenfasern wieder an den Absender zurückgeleitet wird. Jetzt öffnet sich der innere Schließmuskel und das Ich-muss-mal-groß-Gefühl entsteht. Zum Entleeren des Darms musst du auch den äußeren Schließmuskel entspannen, das geschieht aber nur, wenn du es willst. Das heißt, du kannst den Toilettengang bei Bedarf hinauszögern, indem du die Beckenboden- und Bauchmuskulatur sowie den äußeren Schließmuskel anspannst. Dann schließt sich auch der innere Schließmuskel wieder und der Stuhldrang lässt für eine gewisse Zeit nach.
Der Stuhl besteht normalerweise zu rund 75 Prozent aus Wasser. Der Rest sind Darmbakterien, unverdaute Nahrungsbestandteile, Darmsekrete sowie Farbstoffe der Galle. Alle Exkremente haben normalerweise eine braune Farbe, allerdings können die unterschiedlichsten Nuancen vorkommen. Verantwortlich für das Braun sind die Abbauprodukte der Gallenfarbstoffe Bilirubin und Biliverdin.
»Das große Geschäft« wurde Ende der 1990er-Jahre von Kenneth Heaton und S. J. Lewis von der Universität von Bristol kategorisiert, womit auch der Stuhl als wissenschaftlich anerkannt gelten durfte. Die Forschenden hatten festgestellt, dass man an der Form der Darmhinterlassenschaften erkennen kann, wie lange Nahrung durch den Körper gebraucht hat. Dabei ist von 10 bis mehr als 100 Stunden alles möglich. Auf diese Weise lassen sich verdauungsbedingte, aber auch andere Erkrankungen erkennen. Und je nachdem, was du gegessen hast und wie kurz oder lang der Weg der Speisen durch den Körper ist, sieht das Ergebnis dann auch unterschiedlich aus.
Bristol-Stuhlformen-Skala
Typ 1 – Kleine, harte, schwer auszuscheidende Kügelchen: Deutet auf Flüssigkeitsmangel, eventuell Ballaststoffmangel und damit Verstopfung hin. Wer weniger als dreimal die Woche Stuhlgang hat, hat vermutlich ein durch Fehlernährung gestörtes Mikrobiom.
Typ 2 – Wurstartig, klumpig: Auch diese Stuhlform ist typisch für Verstopfung.
Typ 3 – Wurstartig mit rissiger Oberfläche: Gute Verhältnisse, im Darm ist alles in Ordnung. Auf eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung achten.
Typ 4 – Wurstförmig mit glatter Oberfläche: Das Ergebnis eines ausgewogenen Mikrobioms und einer gesunden Darmschleimhaut. Der Stuhl ist wohlgeformt, geschmeidig und gleitet mühelos heraus.
Typ 5 – Einzelne weiche Klümpchen mit glattem Rand: Ebenfalls alles in Ordnung. Eventuell ein bisschen nachhelfen mit mehr Ballaststoffen und der Reduktion von tierischen Fetten und Alkohol.
Typ 6 – Einzelne weiche Klümpchen mit unregelmäßigem, ausgefranstem Rand: Leichter Durchfall. Scharfes, Blähendes, Süßes und Fettiges meiden, genauso wie stark Kohlensäurehaltiges, Milchprodukte und Alkohol. Stress runterfahren!
Typ 7 – Flüssig, ohne feste Bestandteile: Wässriger Stuhl ist oft durch Viren, Bakterien oder Parasiten verursacht. Wichtig ist es, den Flüssigkeitsverlust sofort wieder auszugleichen. Hält der Durchfall länger als drei Tage an, zur Ärztin oder zum Arzt gehen (siehe >).
ALLES GUT
Ein normaler Stuhl entspricht Typ 3 oder 4. Er sollte leicht abzugeben sein, ohne starkes Pressen. Man spricht von einer normalen Stuhlfrequenz, wenn man zwischen dreimal wöchentlich bis zu dreimal täglich Stuhlgang hat. Aus naturheilkundlicher Sicht ist eine Stuhlfrequenz von ein- bis zweimal täglich optimal.
Farbenspiele
Bestimmte Lebensmittel können den Stuhl einfärben. Eine ungewöhnliche Farbe kann aber auch auf eine Erkrankung hinweisen.
Mittelbraun: Alles gut. Diese Farbe entsteht durch Verdauungssäfte.
Schwarzbraun: Nicht so gut. Die Farbe kann ein Hinweis auf Blutungen im oberen Magen-Darm-Trakt sein. Das sollte ein Arzt klären. Allerdings kann die dunkle Farbe auch durch Eisen- und Kohlepräparate zustande kommen. Dann ist es harmlos.
Grün: Kommt vor, vor allem, wenn du viel grünes Gemüse isst. Bei gleichzeitigem Durchfall ist die Farbe ein Hinweis auf eine Darminfektion mit Salmonellen.
Rot: Rote Bete oder Lebensmittelfarbe färben den Stuhl entsprechend ein. Alles gut also. Hast du nichts Rotes gegessen, könnte Blut im Stuhl der Grund sein, dann bitte sofort zum Arzt!
Orange: Kürbis oder Karotten gegessen?
Gelb: Eine Gelbfärbung kann ebenfalls durch Lebensmittel verursacht werden, aber auch bei einer Glutenunverträglichkeit vorkommen oder bei Problemen mit der Fettverdauung (dann ist der Stuhl zudem meist schmierig, glänzend und stinkt). Bei Verdacht auf die beiden letzteren bitte zum Arzt. Auch Antibiotika können den Stuhl gelblich einfärben.
Weiß: Nicht gut. Hier fehlen die Verdauungssäfte und es gibt vielleicht Probleme mit Leber oder Galle. Zum Arzt bitte.
Geruchsentwicklungen
Stuhlgang riecht immer und kann sich, abhängig von dem, was du isst, im Geruch verändern. Vegetarier müssen womöglich am wenigsten die Nase rümpfen, da Pflanzen beim Verdauen eine weniger starke Geruchsentwicklung haben als tierische Lebensmittel. Riecht der Stuhl ständig extrem unangenehm, beißend oder faulig, kann dies auch auf eine Verdauungsstörung hinweisen, etwa eine Glutenunverträglichkeit, auf Morbus Crohn, einen Tumor oder eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse.
Toilettensitz
Für unsere Privatgeschäfte nutzen wir in Westeuropa seit knapp 300 Jahren ein Wasserklosett. Dabei gilt die Sitztoilette als am bequemsten und eines der Symbole für die westliche Zivilisation. Aber tatsächlich ist diese Haltung weder natürlich noch gesund. Denn die Natur sieht zur Entleerung eigentlich eine Hocksitzhaltung vor. Hocken wir, haben wir automatisch einen entspannten Beckenbodenmuskel, der Darm ist gerade und nicht abgeknickt. In dieser Haltung muss man auch nicht pressen.
Doch du kannst beides haben, Sitzkomfort und ein entspanntes Gefühl beim großen Geschäft. Du brauchst dafür nur einen 20 Zentimeter hohen Toilettenhocker, auf den du während der Sitzung deine Füße stellst, sodass die Oberschenkel angewinkelt sind. Halte den Oberkörper dabei aufrecht, dann passt es mit dem Winkel und der Darm ist gerade. Zum Testen kannst du es vorab mal mit einem Stapel Zeitungen probieren.