Читать книгу Prostatakrebs-Kompass - Dr. med. Ludwig Manfred Jacob - Страница 18
2.5.6 Medikamentöse Behandlung von BPH und PCa
ОглавлениеAndrogene spielen bei der Entstehung von BPA und PCa eine wichtige Rolle. Das Enzym 5-alpha-Reduktase bildet aus Testosteron Dihydrotestosteron, das an den Androgenrezeptor bindet und auf diese Weise zelluläre Differenzierung und Proliferation in der Prostata und somit BPH und PCa fördert (Carson und Rittmaster, 2003). Hemmer der 5-alpha-Reduktase werden zur Behandlung von BPH und zur Prävention von PCa eingesetzt. Große randomisierte, kontrollierte Studien bestätigten die Wirkung von Dutasterid (Avodart) und Finasterid (z. B. Proscar) bei der Verbesserung des LUTS und der Senkung des Risikos für das Fortschreiten von BPH (Debruyne et al., 2004; McConnell et al., 1998). Eine Behandlung mit Finasterid ging auch mit verminderten BPH-Symptomen und einem 25 % geringeren relativen Risiko für PCa innerhalb von 7 Jahren einher (Thompson et al., 2003).
Die Behandlung mit Dutasterid senkte in der REDUCE-Studie das relative Risiko für PCa innerhalb von vier Jahren um 22,8 % im Vergleich zur Placebogruppe. Zudem wurde das Auftreten von akutem Harnverhalt reduziert (Andriole et al., 2010). Allerdings stieg das Risiko für aggressiven Prostatakrebs in beiden Studien deutlich: So erkrankten im Jahr drei und vier der Dutasterid-Studie zwölf Personen an einem PCa mit Gleason Score 8 - 10, aber nur einer in der Placebo-Gruppe. Dies wird zum Teil auf eine verbesserte Diagnostik bei einer verkleinerten Prostata zurückgeführt. Allerdings wird durch die Absenkung der Dihydrotestosteron-Pegel durch 5-alpha-Reduktase-Hemmer auch die Bildung von 3beta-Adiol unterbunden. 3beta-Adiol spielt bei der Regulation des Prostataepithels eine wichtige, schützende Rolle (vgl. Kapitel 3.5.2 ab Seite 36), was die höhere Rate an entdifferenzierten, aggressiven Prostatakarzinomen in Zusammenhang mit diesen Medikamenten erklären könnte.
Neue Untersuchungen aus der REDUCE-Studie mit Dutasterid (Fowke et al., 2014) und dem Prostate Cancer Prevention Trial mit Finasterid (Gong et al., 2009) zeigen, dass besonders bei Männern, die Alkohol tranken, Finasterid und Dutasterid wirkungslos in der Prävention von aggressivem, hochgradigem Prostatakrebs waren oder sogar das Risiko deutlich erhöhten: Bei Männern, die neben der Behandlung mit Dutasterid wöchentlich mehr als sieben alkoholische Getränke zu sich nahmen, wurde ein um 86 % höheres Risiko festgestellt ein hochgradiges Prostatakarzinom zu entwickeln (Fowke et al., 2014).
In der Finasterid-Studie erhöhten schwerer Alkoholkonsum (≥ 50 g Alkohol täglich) und regelmäßiges starkes Trinken (≥ vier alkoholische Getränke täglich an ≥ fünf Tagen pro Woche) das Risiko für ein hochgradiges Prostatakarzinom um 101 % bzw. 117 % (Gong et al., 2009). 50 g Alkohol sind enthalten in ca. 1,25 l Bier, 570 ml Wein oder 165 ml Wodka.
Der Arzt, der die Kontrolle des PSA-Wertes übernimmt, muss über die Einnahme von Dutasterid oder Finasterid informiert sein, weil diese den PSA-Wert senken und der Wert folglich anders gedeutet werden muss.
Medikamente sind wichtig, um das natürliche Fortschreiten von BPH zu verhindern, und sie können möglicherweise auch zur Prävention eines PCas beitragen. Doch Medikamente bergen immer das Risiko für Nebenwirkungen in sich und sie können in Bezug auf PCa bei Männern, die ihre Lebensweise nicht ändern, wirkungslos oder sogar ungünstig sein.
Eine richtig durchgeführte Umstellung der Ernährungs- und Lebensweise (s. Kapitel 7, Seite 201) dagegen hat keine negativen Begleiterscheinungen, sondern stattdessen sogar spürbar stark positive Nebenwirkungen auf Vitalität, Körpergewicht und Herz-Kreislauf-Gesundheit.