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3.2 Zellbiologie des Prostataepithels

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Der Begriff Prostatakarzinom umfasst eine Vielzahl von unterschiedlichen klinischen Verläufen. Diese Vielfalt erklärt sich durch unterschiedlich differenzierte Zelltypen, aus denen sich ein Prostatakarzinom entwickeln kann und die sich bei der Entwicklung des Karzinoms von differenzierten, Androgen-sensiblen zu immer undifferenzierteren, Androgen-resistenten oder scheinbar androgenunabhängigen Zelltypen verändern können.

Zellbiologisch lassen sich im Prostataepithel drei Zelltypen unterscheiden (Bonkhoff und Remberger, 1996; Foster et al., 2000):

Die PSA-produzierenden, sekretorischen Zellen bilden die Hauptmasse des Prostataepithels und das Differenzierungskompartiment. Sie tragen den Androgenrezeptor (AR) und sind androgenabhängig, haben jedoch eine geringe Proliferationskapazität. Unter Androgenentzug erleiden die sekretorischen Zellen den programmierten Zelltod.

Die Basalzellen bilden das Stammzell- und Proliferationskompartiment. Sie grenzen das sekretorische Epithel vom Stroma (Bindegewebe der Prostata) ab und erhalten eine normale Beziehung zwischen dem Prostataepithel und dem Stroma aufrecht. Die Basalzellschicht enthält die teilungsfähigen Zellen, aus denen sich das Prostataepithel regeneriert. Die Basalzellen sind zwar androgenunabhängig, einige Basalzellen exprimieren jedoch den AR. Aus diesen AR-positiven Basalzellen entstehen die sekretorischen Zellen, die immer AR-positiv sind. Die Basalzellen sind resistent gegenüber dem Androgen-regulierten, programmierten Zelltod.

Die neuroendokrinen Zellen kommen verstreut im Prostataepithel vor. Sie sind extrem langlebig und teilen sich nicht mehr. Sie tragen keinen AR und exprimieren den endokrinen Marker Chromogranin A.

Die Differenzierungsvorgänge zwischen den verschiedenen Zelltypen und funktionellen Kompartimenten, die letztlich die Integrität des Prostataepithels aufrechterhalten, werden durch ein hormonelles Gleichgewicht zwischen Androgenen und Östrogenen bestimmt:

Die Differenzierung einer Basalzelle zu einer sekretorischen Zelle ist ein Androgen-regulierter Prozess und abhängig von der Anzahl der AR-positiven Basalzellen, die in diesen Differenzierungsprozess eintreten. Demgegenüber stehen die Östrogene, die diesen Differenzierungswandel blockieren und somit zur Verkümmerung des sekretorischen Epithels und zur Basalzellhyperplasie führen. Dieser Östrogeneffekt wird über den klassischen Östrogenrezeptor alpha (ER-alpha) vermittelt, der in der Basalzellschicht des Prostataepithels exprimiert wird. Im Stroma der Prostata werden Östrogen- und ER-alpha-vermittelt Wachstumsfaktoren gebildet, welche die Proliferation des Prostataepithels anregen. Östrogene stimulieren somit die Proliferation und hemmen die Zelldifferenzierung.

Der 1996 von Gustafsson entdeckte ER-beta, der vorzugsweise pflanzliche Phytoöstrogene bindet, wird dagegen überwiegend im sekretorischen Epithel exprimiert. Genetisch manipulierte Mäuse, denen der ER-beta fehlt, entwickeln im Alter spontan eine gutartige Prostatahyperplasie (Bonkhoff et al., 2003; Krege et al., 1998; Weihua et al., 2001). Demnach schützt ein funktioneller ER-beta das Prostataepithel der Maus vor Hyperplasie.

Prostatakrebs-Kompass

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