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3.1 Schritt für Schritt zum Prostatakrebs

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Das klassische Dreistufenmodell beschreibt die Tumorentwicklung (Kanzerogenese) in den Abschnitten (Tumor-)Initiation, Promotion und Progression. Auch wenn dieses Erklärungsmodell inzwischen durch das komplexere Mehrschrittmodell abgelöst wurde (Harris, 1991), hat es sich dennoch aufgrund seiner einfachen Darstellung etabliert.

Bei der Tumorinitiation, dem ersten Schritt der Kanzerogenese, erfährt die Zelle eine durch eine krebserregende Substanz (Kanzerogen) ausgelöste Genveränderung (Mutation). Kanzerogene, die die Initiation auslösen können, sind beispielsweise freie oxidierende Radikale (ROS), Alkylantien, Chinone (aus der Metabolisierung von Östrogenen), Entzündungsprozesse oder Steroidhormone. Die Mutation kann nur dann bestehen bleiben, wenn sie nicht durch DNA-Reparaturenzyme beseitigt wird oder die Zelle nicht in die Apoptose (programmierter Zelltod) getrieben wird. Eine durch eine Initiation veränderte Zelle reagiert auf Tumorpromotoren (z. B. aus der Ernährung) in deutlich stärkerem Maße mit Zellteilung (Proliferation) als normale Zellen des gleichen Gewebes.

In der Promotionsphase erfahren die initiierten Zellen über Jahre oder Jahrzehnte hinweg einen Wachstumsstimulus durch die Vermehrung der geschädigten Zellen und Selektion (Bildung präneoplastischer Zellpopulationen mit identischen Mutationen), Steigerung des Zellwachstums, Hemmung des Zelltods (Apoptose) und Interaktion mit Signaltransduktionsprozessen. Hormone (Androgene, Östrogene, IGF-1, Insulin), Entzündungsprozesse und freie Radikale spielen als Promotoren des Prostatakarzinoms eine tragende Rolle. Der Vergleich der weltweiten Ernährungsmuster unterstreicht auch die zentrale Rolle der Ernährung (s. Kapitel 4.2, Seite 69).

Die Vorläufer des Prostatakarzinoms werden unter dem Begriff „prostatische intraepitheliale Neoplasie" (PIN) zusammengefasst (Foster et al., 2000). Autopsiestudien zufolge geht eine HGPIN (hochgradige prostatische intraepitheliale Neoplasie, Vorläufer des Prostatakarzinoms) dem Auftreten eines Prostatakarzinoms um etwa 10 Jahre voraus (Wu et al., 2004a).

Die Progression stellt schließlich den irreversiblen Übergang vom gutartigen Tumor (d. h. der präneoplastischen Läsion) zum bösartigen (d. h. invasiven und metastasierenden) Tumor dar. Die Fähigkeit des Tumors zur Invasion und Metastasierung kennzeichnet diese dritte Phase der Kanzerogenese. Der Begriff Tumorzellinvasion beschreibt dabei die Fähigkeit der Zellen zur Überquerung anatomischer Barrieren (z. B. Basalmembranen, interstitielles Stroma, Interzellularbrücken). Die weitere Progression von einem invasiven zu einem metastasierenden Karzinom ist durch das Eintreten von Krebszellen in und das Austreten derselben aus einem Blut- oder Lymphgefäß charakterisiert, gefolgt von der Invasion in ein sekundäres Gewebe, wie die Knochen.

Das Ausmaß der Progression ist für den Fortschritt der Erkrankung und die Sterblichkeit des Tumorpatienten entscheidend (Marquardt und Pfau, 2004). Insbesondere beim Prostatakrebs unterscheiden sich die Karzinome sehr stark in ihrer Aggressivität und Prognose.

Prostatakrebs-Kompass

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