Читать книгу Die Ernährungs-Docs - Unser Anti-Bauchfett-Programm - Dr. med. Matthias Riedl - Страница 4

Warum ein dicker Bauch so gefährlich ist

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Es sitzt lange Zeit unsichtbar zwischen lebenswichtigen Organen und treibt dort sein Unwesen, ohne dass wir es merken. Fettgewebe im Bauchraum produziert – anders als Körperfett an anderen Stellen – Stoffe, die unserer Gesundheit schaden. Das Risiko ist ähnlich hoch wie beim Rauchen.

Die Natur hat vorgesorgt und unseren Körper so angelegt, dass er auch Perioden überstehen kann, in denen es nichts zu essen gibt. Wie sonst hätten die Menschen vor Zehntausenden von Jahren überleben können? Unser Organismus besitzt die Fähigkeit, in guten Zeiten Depots für schlechte Phasen anzulegen. Dafür nimmt er sich überschüssige Energie, verwandelt sie in Fett und speichert es, um gewappnet zu sein, wenn es für eine Weile nichts Essbares gibt. Das hat einen ebenfalls überlebenswichtigen Nebeneffekt: Die Vorräte im Fettgewebe schützen vor Kälte und vor Wärme. Für die Sicherheitsdepots steht an verschiedenen Stellen Platz zur Verfügung: Zum einen gibt es das Unterhautfettgewebe (subkutanes Fett), zum anderen können auch Bauchraum, Muskelzellen, Knochen und Organe als Lager dienen.

Schaden im ganzen Körper

Das ist aber keine Dauerlösung, denn die Natur hat ein ständiges Zuviel nicht vorgesehen. Als Jäger und Sammler konnten unsere Vorfahren schließlich nicht über ihre Verhältnisse leben, was heute anders ist. Uns steht rund um die Uhr Nahrung zur Verfügung. Um in ihren Genuss zu kommen, müssen wir uns kaum noch körperlich anstrengen. Die Folgen: Wir essen zu viel, zu oft – und leider häufig auch noch das Falsche. Das setzt sich dann im ganzen Körper fest. Während zu viel Fett im Unterhautfettgewebe bis zu einem gewissen Maß nur ein ästhetisches Problem ist, richtet es im Bauchraum sehr schnell großen Schaden an.

Chronische Krankheiten nehmen zu

Bauchspeck produziert nämlich Botenstoffe, die krank machen. Das Fettgewebe zwischen den inneren Organen ist das größte Hormonspeicher- organ des Körpers, das mit Ausschüttungen in falschen Mengen zum falschen Zeitpunkt nahezu alle Zivilisationskrankheiten befeuert. Das reicht von Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen über Diabetes Typ 2 und Arthrose bis zu einem erhöhten Krebsrisiko. Je nachdem, wo es gespeichert wird, wirkt „abgedriftetes“ Fett unterschiedlich. Als sogenanntes ektopes (außerörtliches) Fett kann es Entzündungen fördern, Gewebe schädigen, hormonbedingte Abläufe durcheinanderbringen, die Funktionen der betroffenen Organe einschränken und den Zucker- und Fettstoffwechsel stören. Die Leber spielt dabei eine zentrale Rolle. Wenn sie verfettet, schüttet sie ein schädliches Eiweiß (Fetuin-A) aus, das in den Blutkreislauf und in die Bauchspeicheldrüse gelangt und dort Entzündungen auslösen kann. Auch Krankheiten wie Depressionen, Osteoporose oder Nierenversagen stehen möglicherweise mit Fett an der falschen Stelle im Zusammenhang. Folgende Zivilisationskrankheiten kommen besonders häufig vor:

Diabetes Typ 2

Übergewicht begünstigt die Entstehung von Dia- betes Typ 2 – das ist bekannt. Doch nicht nur das Gewicht, sondern speziell auch das Bauchfett fördert die Zuckerkrankheit. Das liegt unter anderem daran, dass die Wirkung des Hormons Insulin, das eigentlich den Blutzuckerspiegel senken soll, von Botenstoffen aus dem viszeralen Fett geschwächt wird. So entsteht eine Insulinresistenz. Die vom Bauchfett verschickten Botenstoffe machen die Insulinrezeptoren in den Körperzellen unempfindlicher, sodass Blutzucker nicht mehr in die Zellen gelangen kann. Die Blutzuckerwerte erhöhen sich, die Bauchspeicheldrüse schüttet noch mehr Insulin aus, bis sie nicht mehr kann – Diabetes Typ 2 entsteht.

Erhöhter Cholesterinspiegel

Die Folgen von Übergewicht und Bauchfett zeigen sich auch im Cholesterinwert und in den Gefäßen. Bei einem erhöhten Cholesterinspiegel lagert sich überschüssiges Blutfett an den Innenwänden der Gefäße ab; schädlich ist dabei aber nur ein hoher Anteil des „schlechten“ LDL-Cholesterins (Low Density Lipoprotein). Bei gesunden Menschen ist Cholesterin als Bausubstanz für Zellwände und Nervenfasern und für die Hormonbildung wichtig. Kommt es aber nicht als „gutes“ HDL-Cholesterin (High Density Lipoprotein), das Herz und Gefäße schützt, sondern als Folge von schlechter Ernährung als LDL-Cholesterin ins Blut, wird es gefährlich. Geschieht das über einen längeren Zeitraum, verengen sich die Gefäße. Das Blut kann schlechter durch den Körper fließen.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Ein dicker Bauch erhöht auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das reicht von Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) und Bluthochdruck über die koronare Herzkrankheit mit Herzinsuffizienz und Herzinfarkt bis zu Vorhofflimmern und Schlaganfall. Chronisch-entzündliche Gewebserkrankungen im Bauchfett erhöhen unter anderem das Thromboserisiko. In der Medizin spricht man vom metabolischen Syndrom, wenn Übergewicht, Bluthochdruck sowie erhöhte Blutzucker- und Blutfettwerte als „tödliches Quartett“ zusammenkommen und die Gefahr von Zivilisationskrankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes oder Krebs erhöhen. Auch die Niere kann geschädigt werden.

Außen dünn, innen dick: Gefahr für Schlanke

„Ich bin ja schlank, mir kann nichts passieren.“ Wer keine Gewichtsprobleme hat, wiegt sich leider oft in trügerischer Sicherheit, aber Bauchfett kann auch Menschen ohne Übergewicht treffen. Dabei sprechen Mediziner von den sogenannten TOFIs. Der Begriff kommt aus dem Englischen und steht für thin outside, fat inside, also „außen dünn und innen dick“. Das heißt: Auch wer dünn bzw. normalgewichtig ist, kann ein zu hohes Maß an Körperfett haben und im Verhältnis dazu zu wenig Muskulatur. Im Rahmen einer Untersuchung aus Finnland zeigte sich, dass 34 Prozent der normalgewichtigen Männer und 45 Prozent der Frauen aufgrund innerer Verfettung ein erhöhtes Krankheitsrisiko haben. Der Mangel an Muskeln führt dazu, dass bestimmte Botenstoffe (Myokine) fehlen, die sonst das Herz schützen. Typische Warnsignale für TOFIs sind schmale Gelenke, eingefallene Schultern, ein Körper in der sogenannten Apfelform und wenig Muskulatur – vor allem an Beinen und Hüfte. Ob eine Insulinresistenz vorliegt, zeigt ein Test beim Arzt.

Lebererkrankungen

Lange Zeit galten vor allem Fett und Alkohol als Ursache für Schäden an der Leber. Mittlerweile hat sich gezeigt, dass insbesondere zu viele ungünstige Kohlenhydrate das Organ schädigen. Jeder zweite bis dritte Erwachsene über 40 Jahre hat Schätzungen zufolge heute eine verfettete Leber, die nicht als Folge von übermäßigem Alkoholgenuss entstanden ist, sondern ihre Ursache in falscher Ernährung und zu wenig Bewegung hat. Die nicht alkoholische Fettleber (NAFL) ist die weltweit häufigste Form der Erkrankung.

COPD, Alzheimer, Krebs

Ob bei Rauchern oder Nichtrauchern – die Entzündungsstoffe, die das Bauchfett aussendet, schädigen auch die Lunge. Studien konnten zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, die chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD zu bekommen, um 72 Prozent erhöht ist, wenn man einen Bauchumfang von 110 cm oder mehr (Frauen) oder 118 cm oder mehr (Männer) hat. Gewicht und Umfang sind allerdings nicht allein dafür verantwortlich, denn auch bei Untergewichtigen ist das Risiko für die Lungenerkrankung um mehr als 50 Prozent erhöht. Das liegt möglicherweise an einer schlechten Ernährung in Kombination mit zu wenig Muskelmasse.

Vor allem im Alter erhöht ein großer Bauchumfang das Risiko für Alzheimer und Demenz. Und nicht zuletzt hat das viszerale Fett auch einen Einfluss auf das Krebsrisiko, was sich auf chronisch-entzündliche Prozesse zurückführen lässt. Das gilt vor allem für Krebsarten, die den Magen-Darm-Trakt betreffen – zum Beispiel Bauchspeicheldrüsen-, Speiseröhren-, Darm- oder Leberkrebs.

Arthrose

Zu den Folgeerkrankungen von zu viel Bauchfett gehört auch Arthrose, eine Krankheit, die auf den ersten Blick wenig mit Bauchfett zu tun hat. Ob Knie, Hüfte, Finger oder Zehen – bei Arthrose kann es in mehreren Gelenken zu Schmerzen kommen, wenn sich die schützende Knorpelschicht zwischen den Knochen abreibt und irgendwann Knochen auf Knochen stößt. Die Knorpelschicht funktioniert bei Bewegungen normalerweise wie ein Stoßdämpfer.Der Verschleiß ist zum einen schlicht eine Folge des Älterwerdens, wird aber durch Überlastungen, Bewegungsmangel oder Fehlstellungen frühzeitig gefördert. Vor allem wird Arthrose heute als Entzündungskrankheit gesehen, denn es sind unter anderem die durch das Bauchfett befeuerten Entzündungen, die zum Knorpelabbau und zu Schmerzen führen. Eine Ernährungsumstellung kann daher nicht nur das Bauchfett, sondern auch die Entzündungen reduzieren. Gewichtsverlust entlastet zudem die Gelenke.

DIE ERNÄHRUNGS-DOCS

Rauchen ist ungesund, das weiß mittlerweile wohl jeder. Trotzdem greifen viele Menschen noch zum Glimmstängel – manchmal in der Hoffnung „Das hält mich schlank“. Doch Zigaretten und Co. sind keineswegs „Schlankmacher“, wie es häufig angenommen wird, sondern das Gegenteil ist der Fall: Raucher haben im Durchschnitt mehr viszerales Fett als Nichtraucher. Nikotin greift massiv in den Stoffwechsel ein und beeinflusst die Fettverteilung dahingehend, dass zu viel ungesundes Bauchfett entsteht.

Verschiedene Ursachen

Ob wir gefährliches Bauchfett einlagern oder nicht, hängt nicht nur mit der Ernährung zusammen; teilweise wird es auch von den Genen bestimmt. Wenig Bewegung, Rauchen, Alkoholkonsum, die Wechseljahre und das Geschlecht spielen ebenfalls eine Rolle. Männer sind häufiger von Bauchfett betroffen als Frauen. Während Frauen durch hormonelle Umstellungen mit den Jahren zwar insgesamt leichter zunehmen, wächst bei Männern vor allem der Bauchumfang überproportional. Das liegt am Fettverteilungsmuster, das beim männlichen Geschlecht – begünstigt vom Sexualhormon Testosteron – typischerweise eher eine Apfelform hat, während Frauen am Gesäß, an den Oberschenkeln und an den Hüften zunehmen (Birnenform). Unter gesundheitlichen Aspekten gilt hier: Hüftgold schlägt Bierbauch. Wenig bekannt ist die Tatsache, dass auch Stress die Entstehung von überschüssigem Fettgewebe im Bauchraum begünstigen kann. Dafür sind erhöhte Werte des Stresshormons Cortisol verantwortlich. Schlafmangel, Medikamente (z. B. Schmerzmittel), der Gesundheitszustand des Darms und hormonelle Erkrankungen tragen ebenfalls dazu bei, dass sich Bauchfett bildet.


Bunt und gesund – eine ausgewogene Ernährung hilft gegen Bauchfett und überschüssige Pfunde.

Gestörte Sättigungshormone

Hinzu kommt: Bauchfett macht unnötig Appetit. Normalerweise regulieren Fettgewebshormone, sogenannte Adipokine, wichtige Prozesse zwischen Gewebe und Organen. Zu diesen Adipokinen ge-hört auch das Sättigungshormon Leptin; es sorgt in einem gesunden Körper dafür, dass wir uns satt fühlen, wenn der Magen entsprechend gefüllt ist. Viszerales Fett stört diesen Prozess, indem es das Gehirn mit zu großen Mengen Leptin versorgt (Übergewichtige haben zu viel davon im Blut). Das wiederum kann zu einer Leptinresistenz führen. Der Körper speichert dann überschüssige Energie, ohne den Hunger zu hemmen. Er reagiert so, wie er sich im Fall einer Hungersnot verhalten würde: Er senkt den Grundumsatz und speichert noch mehr Fett. Dadurch wird ein Teufelskreis in Gang gesetzt. Zusätzlich können chronisch-entzündliche Prozesse, die vom Bauchfettgewebe ausgehen, die Wirksamkeit des Leptins im Gehirn schwächen.

Ein gesunder Lebensstil

Um Bauchfett und überschüssige Pfunde loszuwerden, ist es mit einer schnellen Fett-weg-Diät nicht getan. Dafür ist eine dauerhafte Ernährungsumstellung notwendig. Die sollte vor allem ausreichend Eiweiß zum Sattwerden, viel frisches Gemüse, zuckerarmes Obst, Ballaststoffe für einen starken Darm und Vollkorn- statt Weißmehlprodukte enthalten. Gleichzeitig gilt es, die ungünstigen Kohlenhydrate zu reduzieren und seinen Kalorienbedarf dem Energieverbrauch anzupassen. Wichtig ist es auch, das richtige Fett auszuwählen. Auf Fertiggerichte, Zucker und Alkohol sollten Sie möglichst ganz verzichten oder sich diese nur in Ausnahmefällen genehmigen. Intervallfasten kann die Fettverbrennung ankurbeln, das Abnehmen beschleunigen und das Bauchfett schneller abbauen. Und nicht zuletzt unterstützt ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung und einem guten Stressmanagement Ihr Anti-Bauchfett-Programm auf effektive Weise (siehe Seite 34 f.).

Die Ernährungs-Docs - Unser Anti-Bauchfett-Programm

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