Читать книгу Die Ernährungs-Docs - Gesund und schlank durch Intervallfasten - Dr. med. Matthias Riedl - Страница 5
Die Heilkraft des Fastens
ОглавлениеDas Prinzip des Intervallfastens ist uralt und evolutionsbiologisch höchst sinnvoll. Die Fähigkeit, nicht ständig essen zu müssen, hat uns in Hungerzeiten das Überleben gesichert. Heute schützt es uns vor den Gefahren des Überflusses und hilft uns, ohne Hungern überflüssige Pfunde zu verlieren.
Wer will, der kann: In der heutigen Überflussgesellschaft steht uns rund um die Uhr Nahrung im Übermaß zur Verfügung. Wir können essen, wann immer und wo wir wollen. Wir müssen nicht mehr warten bis zur nächsten Mahlzeit, bis wir nach Hause kommen, bis ein Restaurant öffnet oder bis wir einen Ort gefunden haben, an dem wir ungestört eine selbst gekochte Mahlzeit zu uns nehmen können. Der nächste Bäcker ist nicht weit. Beim Schnellimbiss gibtʼs keine Wartezeit. Supermärkte haben bis in die späten Abendstunden geöffnet. Zu Hause sind die Schränke voll mit Fertiggerichten. Und wenn all das nicht schnell genug geht, lockt auch noch Essen to go in der nächsten Fußgängerzone oder am Drive-in-Schalter.
Wir sind schon früh chronisch krank
Das hat fatale Folgen für die Gesundheit: Mehr als die Hälfte aller Deutschen ist übergewichtig – mit zahlreichen negativen Auswirkungen. Dazu gehören vor allem Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, chronische Entzündungen, Fettleber, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und überlastete Gelenke. Etwa 42 Prozent der Frauen und 35 Prozent der Männer bezeichnen sich selbst als chronisch krank. Mit dem Älterwerden nimmt die Zahl weiter zu: Ab 65 Jahren sind jeweils mehr als die Hälfte aller Frauen und Männer betroffen. Mit Fasten in all seinen vielfältigen Formen, wie wir sie heute kennen, können wir diesem Trend auf mehreren Ebenen entgegentreten. Nahrungsverzicht auf Zeit ist längst nicht mehr nur etwas für Hungerkünstler und Asketen. Vor allem der segensreiche Trend des Intervallfastens wird immer populärer und bewährt sich, weil er äußerst wirksam und alltagstauglich ist. Auch wenn es am Anfang für manche erst einmal gewöhnungsbedürftig sein kann, sind unsere Gene auf zeitweiligen Verzicht programmiert. Das Schlaraffenland, in dem wir heute leben, ist von der Natur nicht vorgesehen. Hatten unsere Vorfahren Erfolg bei der Jagd, musste schnell vertilgt werden, was da war, um Polster für schlechtere Zeiten anzulegen, in denen es vielleicht tagelang nichts gab. Einen ähnlichen Zustand müssen wir heute erzwingen, um davon gesundheitlich zu profitieren. Öfter mal eine überschaubare Zeit lang nichts zu essen, wirkt auf den Körper wie ein heilsamer Schock.
Länger schlank und gesund bleiben
Die heilende Wirkung des Fastens bei Krankheiten ist schon sehr lange bekannt. Bereits der griechische Arzt Hippokrates (460–370 v.Chr.) setzte darauf. „Wer stark, gesund und jung bleiben will, sei mäßig, übe den Körper, atme reine Luft und heile sein Weh eher durch Fasten als durch Medikamente“, soll der Vater der Heilkunde und Mitbegründer der abendländischen Medizin gesagt haben. Knapp zweieinhalb Jahrtausende später gilt dieser Satz immer noch. Krankheitssymptome können durch freiwilligen Nahrungsentzug gelindert werden. Esspausen verbessern den Zucker- und Fettstoffwechsel. Was zuerst an Mäusen wissenschaftlich bewiesen werden konnte, gilt auch für Menschen: Wer es schafft, regelmäßig längere Esspausen durchzuhalten, bleibt eher gesund und schlank. Weitverbreitete Krankheiten wie beispielsweise die Zuckerkrankheit Diabetes Typ 2, Bluthochdruck, Fettleber, Rheuma, leichte Depressionen, Allergien oder Kopfschmerzen können sich bessern. Intermittierendes Fasten beziehungsweise Intervallfasten unterstützt das Abnehmen bei Übergewicht, hält jung, fördert eine gesunde Darmflora, stärkt das Immunsystem, macht leistungsfähig und hemmt Entzündungen im Körper.
Stimmungshochs und Glücksmomente
Viele Menschen, die es ausprobiert haben, berichten, dass sie leistungsfähiger sind und häufiger Stimmungshochs und Glücksmomente erleben, die mit einem fast dauerhaft übervollen Bauch kaum vorkommen. Das liegt daran, dass negative Gefühle wie Stress und Unzufriedenheit viel Serotonin verbrauchen. Dem Körper fehlt dieses Glückshormon dann; er reagiert mit schlechter Laune, was häufig zu Frustessen führt. Auch das hat die Natur schlau angelegt: Hungerphasen durften die Menschen nicht schwächen, denn gerade, wenn es nichts gab, war der Erfolg beim Jagen und Sammeln so wichtig, dass die Motivation stimmen musste. Also bildet der Körper in der Not mehr Serotonin. Wir merken: Intervallfasten macht glücklich.
Lange leben und aktiv sein
Wenn wir ans Älterwerden denken, dominiert vor allem ein Wunsch: Wohl jeder möchte so lange wie möglich aktiv bleiben und die späten Phasen des Lebens noch genießen können. Wenn die familiäre und berufliche Rushhour des Lebens vorüber ist, kann eine sehr erfüllende Zeit beginnen – mit weniger Stress und mehr Freiheiten. Mit ausreichend Zeit, um Dinge zu tun, die einem Freude machen. Das funktioniert aber nur, wenn man lange gesund, fit und biologisch jung bleibt. Dafür lässt sich einiges tun: Ausgewogene Ernährung, ein guter Umgang mit Stress und regelmäßig Bewegung tragen dazu bei, dass wir lange aktiv sein können.
Wer zusätzlich regelmäßig auf Fastenkuren, Fastentage oder auf Intervallfasten setzt, profitiert durch die sogenannte Autophagie davon. Dabei handelt es sich um einen Vorgang, der die Zellen im ganzen Körper jung hält. Diese „Allzweckwaffe gegen altersbedingte Erkrankungen“ ist eine natürliche Reaktion auf Nahrungsmangel. Der Organismus baut beim Hungern Bestandteile ab, die nicht gebraucht werden, um Energie daraus zu gewinnen. Das ist eine Art Selbstreinigungsprozess, der jung hält. Seltener zu essen, kann also das Leben verlängern.
Eine Wohltat für die Seele
Viele Menschen auf der ganze Welt üben sich aus religiösen Gründen in Abstinenz. Manche Religionen schreiben bestimmte Perioden vor, in denen nicht oder nur zu bestimmten Zeiten gegessen werden darf. So mancher Anhänger nutzt den Verzicht, um sein Bewusstsein zu erweitern. Dass Gläubige dabei gesund werden, war und ist ein angenehmer Nebeneffekt. Doch auch ohne religiös zu sein, erkennen wir zunehmend, dass es nicht nur dem Körper guttut, sondern auch dem Geist, wenn wir bei der Nahrungsaufnahme immer wieder Pausen einlegen. Die Seele profitiert vom Entschleunigen und Reduzieren in vielen Bereichen. Das gilt auch fürs Essen. Seltener und dafür bewusster und achtsamer eine Mahlzeit zu genießen, kann zur Lebenseinstellung werden, die bestenfalls für immer bleibt.