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Vorwort zur ersten und zweiten Auflage

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Die alte Stadt Hamburg ist fast arm zu nennen an Sagen und Legenden der Vorzeit; sie mögen in Folge der früheren häufigen Zerstörungen mit den vielen Denkmälern des Altertums, an welche sie geknüpft waren, untergegangen sein. Sagenhafte, durch mündliche Überlieferung von Tatsachen gebildete Erzählungen, wozu viele der geschriebenen Chroniken zählen, sind weniger selten. Reich aber sind wir durch die bedeutungsvolle Vergangenheit unserer Stadt, an solchen historischen Momenten, welche sich füglich aus ihrem Zusammenhange nehmen und in die Form von Geschichten bringen lassen.

Aus einer diese drei Gesichtspunkte umfassenden Sammlung teile ich hier in einer Anzahl Geschichten und Sagen den Versuch mit: nicht nur verhallende Kunden festzuhalten, oder Denkwürdiges aufs Neue zu berichten, sondern aber auch durch eine Reihe chronologisch geordneter Geschichten einige charakteristische Zeit- und Sittenbilder zur klaren Anschauung zu bringen.

Die Vielseitigkeit des Stoffes möge der Mangelhaftigkeit im Einzelnen zur Entschuldigung dienen. Für die früheste Geschichte und die Gestaltung Hamburgs als freie Stadt, glaube ich ein vorzügliches Interesse ansprechen zu dürfen. Verschiedene Kriegsbilder und Hanseatische Erinnerungen bezeichnen nicht nur das Verhältnis zum Auslande, sondern auch die Stufe der damaligen Macht und Größe. Bei Darstellungen der inneren Ereignisse ist sowohl auf die Topografie der alten Stadt, als auch auf die Sitten, Gebräuche, Vorstellungen, Tugenden und Fehler ihrer derzeitigen Bewohner in Betracht genommen. Schon aus dieser Rücksicht verdienen wohl die mitgeteilten Verbrecher-Geschichten, so wie neben solchen Nachtseiten auch manche gemütliche Züge aus dem bürgerlichen Privatleben und einige ergötzliche Schwänke der Altvordern, ihre gebührende Stelle.

In Betreff vieler Sagen, so wie der volkstümlichen Geschichten bin ich meistenteils den alten handschriftlichen Chroniken gefolgt, welche sie am ursprünglichsten bewahrt haben. Nicht ohne Absicht ist auch vielfach die Sprache und Erzählungsweise derselben beibehalten, so weit es dem Verständnis nicht schadete.

Gern lassen wir uns die Vergangenheit unserer Eltern, ihre Handlungen und Begebnisse erzählen; selbst unerhebliche Züge aus ihrer Jugendzeit vernehmen wir mit lebhaftem Interesse. Vielleicht werden auch die folgenden Bilder aus den verschollenen Tagen userer Vorfahren einige Teilnahme bei den Nachkommen finden.

Hamburg, am 28. November 1853

Dr. Otto Beneke

Hamburgische Geschichten und Sagen

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