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1. Sagen von Hamburgs Entstehung

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(Um 805.)


Als nach der großen Sintflut Noahs zweiter Sohn, Ham, mit Weib und Kind in die weite Welt gegangen war, da ist er auf seinen Fahrten auch in diese Gegend der Unterelbe gekommen und hat ein festes Haus gebaut auf der Höhe der Uferberge, und hat es nach seinem Namen Hams Burg oder Hamburg genannt, und einige seiner Söhne nebst ihren Weibern und Kindern darin gelassen. Und diese haben sich rund umher angebaut, und eine Stadt gegründet, und das ist der Ursprung Hamburgs und die Abstammung der Hamburger, - also meinen einige.

Andere sagen: Als das griechische Heidentum im Morgenlande zerstört worden war, da ist ein Schwarm Heiden, welche den Jupiter Ammon oder Hammon am höchsten verehrt und nicht von ihm hat lassen wollen, in diese Gegend gekommen, allwo sie ihrem Abgotte ein neues Heiligtum erbauet, sich rings umher niedergelassen und befestigt, und diese Stätte Hammonsburg genannt haben. Und davon rührt der noch heut zu Tage übliche Name der Stadt Hammonia her, welche absonderlich gern von den Poeten gebraucht wird. Als Kaiser Karl der Große aber gekommen ist, da hat er diesen Götzendienst gänzlich abgeschafft und die christliche Lehre eingeführt und einen Dom nebst fester Burg dazu gebauet, den alten Namen aber hat er gelassen.

Wieder andere sagen: Hier zu Lande haben Deutsche gewohnt aus dem Stamme der Sachsen, die Wald- oder Holt-Sassen, deren Name in Holsaten oder Holsten sich verkehrt hat, daraus des Landes Namen Holtseen oder Holstein entstanden ist. Das möchte nun soweit ganz richtig sein. Diese alten Sachsen haben (so sagen jene) unter den vaterländischen Gottheiten hauptsächlich den Thor oder Asathor verehrt, den sie Hamons genannt haben, welcher an der Stätte, wo jetzt Hamburg steht, sein Heiligtum gehabt hat. Daher ist sie geheißen Hamonsburg oder Hammenburg. Karl der Große hat dann solch heidnisches Wesen der Sachsen zerstört und sie zum Christentum geführt. Also ist der Name Hammonia von dem Beinamen des Altgermanischen Gottes Thor entstanden.

Noch andere sagen: Hier habe ein unmenschlicher Riese und großer Fechter gehaust, mit dem Namen Ham, welcher hier von den gewaltigen Nordlandshelden Starkater (Stark=Attr) im offenen Kampfe ist erschlagen worden. Und den Ort, da er gewohnt, den habe man Hamburg genannt.

Auch heißt es, die Bewohner dieser Stätte hätten neben dem Fischfange auch viel Viehzucht getrieben, und es verstanden, sonderlich gute Schinken, Rauch- und Pökelfleisch zu bereiten, so dass man ihre Stadt danach benannte Hammen-Burg, will sagen Schinken-Stadt, da man in damaliger Sprache einen Schinken oder Bug oder Schulterknochen eine Hamme geheißen habe. „Was ich aber mehr auf seinen Unwert, denn auf seinen Wert beruhen lassen will, obwohl es gar keine Erklärung scheint, wenn man an die schönen Stücke Fleisch denkt, so allzeit in unserer guten Stadt geräuchert und von hier in die weite Welt verführet worden sind“, fügt der kluge Erzähler dieser Sage hinzu.

Wunderlich ist es, dass einige sonderbare Bierfreunde den Namen unserer Stadt, in der vor Zeiten das beste Bier der Welt gebraut wurde, mit dem fabulösen Biergötzen Gambrinus in Verbindung bringen, und sagen, es habe geheißen Gambrins Burg, woraus Gamsburg und daraus Hamburg geworden. Der Name der Marschlandschaften (Alt- und Neu-) Gamme hänge damit zusammen, denn von daher sei Hopfen und Malz zum Hamburgischen Brauwerk gekommen. So sinnreich auch diese Etymologie ist und so vielen Beifall sie heut zu Tage in unseren wieder erstandenen Bierhallen finden möchte, so kann man ihr dennoch mit Fug nicht beifallen.

Übergehend noch viele andere meist unstatthafte oder unwahrscheinliche Sagen über Hamburgs Namen und Ursprung, z.B. von dem Stamme der Gambrivier, die aber hierorts niemals gehauset haben, ist dagegen noch diese anzuführen: In dieser Gegend habe das edle Geschlecht derer von Hamme gehauset, welche in diesem jetzigen Dorfe Hamm ihren Wohnsitz gehabt; diese Herren hätten vor Karls des Großen Zeiten eine Burg näher der Elbe gebaut, worauf der Kaiser ihnen Burg und Burgfrieden abgekauft habe.

Gewiss ist, das die alten Niedersassen eine große Waldung mit dem Namen Hamm oder Hamme bezeichnet haben, wie auch dass die ganze Gegend der Bill-, Alster- und Elbniederung eine große Waldung gewesen ist. Gewiss auch ist, dass davon die Ortschaft Hamm ihren Namen trägt, und dass die Herren von Hamme, Ritter und Knappen daselbst gelebt haben. Nur so viel später, dass man sie nicht züglich als Gründer der ersten Hammaburg ansehen kann. Diese wird von Karl dem Großen gegründet und nach der umliegenden Hamme (Waldung) also benannt worden sein. Denn noch später hieß man die Holzung, die vor Entstehung des St. Jakobi- und St. Georgs-Kirchspiels auf deren Grund und Boden stand, die „Hamme“, aber nur in dem heutigen Dorf Hamm ist der alte Name für die gesamte große Waldung übrig geblieben.

Es geht hiermit wie mit vielen Dingen menschlichen Wissens, es ist Stückwerk, davon der alte Spruch gilt:

„Ich weiß davon nichts kundhaft Wahres,

Wer´s aber weiß, der offenbar´ es.“

Hamburgische Geschichten und Sagen

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