Читать книгу Mitten ins Leben – Frieden finden mit Vipassana-Meditation - Dunja Batarilo - Страница 11

1.3Meditation wirkt. Das Allheilmittel des 21. Jahrhunderts?

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Auch im Westen hat das Phänomen Meditation in wenigen Jahren eine Entwicklung hingelegt, die ihresgleichen sucht. Noch vor wenigen Jahren eine Randerscheinung, die mit Räucherstäbchen und Guru-Hörigkeit assoziiert wurde, ist das Schlagwort »Meditation« heute eines, mit dem sich unterschiedlichste Produkte und Therapieangebote verkaufen lassen. Meditation, häufig »Achtsamkeit« genannt, wird vom Arzt verschrieben und ist aus Frauenzeitschriften, Manager-Ratgebern und App-Stores nicht mehr wegzudenken. Dasselbe gilt für die Forschung: Was Mitte der 1970er-Jahre mit einzelnen Studien begann, meist durchgeführt von Forschern, die selbst meditierten, hat sich in den letzten zehn Jahren zu einem Boom ausgewachsen, der die verschiedensten Disziplinen erobert hat. Die Hirnforscher und Psychologen Richard J. Davidson und Daniel Goleman gehörten zu den ersten, die meditierende Probanden verkabelten und alles prüften, was sie finden konnten. Sie hatten – übrigens bei Vipassana-Kursen in Indien, geleitet von S. N. Goenka persönlich – das faszinierende Potenzial von Meditation am eigenen Leib erlebt und wollten den wissenschaftlichen Beweis erbringen, dass Meditation wirkt. In den frühen 1970ern gab es noch keine funktionellen Magnetresonanztomografien (fMRTs) und keine Elektroenzephalogramme (EEGs). Goleman untersuchte in seinen ersten Studien Herz- und Atemfrequenz sowie Schweißreaktionen der Probanden. Diese frühen Studien und ihre vielversprechenden Ergebnisse waren Ausgangspunkte für eine Vielzahl neuer Fragen und Pionierschritte einer Forschungsrichtung, die seit den 2000er-Jahren exponentiell wächst. Im Jahr 2020 erschienen allein im englischsprachigen Raum mehr als 10 000 Veröffentlichungen zum Thema.* Die Doktoranden von damals sind heute gefeierte Bestsellerautoren, ihr Forschungsfeld ist heute als »Kontemplative Neurowissenschaft« bekannt. Davidson wurde für seine Hirnscan-Experimente mit meditierenden Mönchen weltbekannt. Im Jahr 2006 zählte das Time Magazine11 ihn zu den 100 einflussreichsten Menschen der Erde.

Was bewirkt Meditation? – Jede Menge, suggerieren Medien und Onlinekurse, und immer genau das, was man gerade braucht. Meditation ist gut für und gegen alles, so die landläufige Botschaft. Der Dalai Lama, befragt nach dem Potenzial von Meditation für die Gesundheit, federte die übermäßige Erwartung mit dem für ihn typischen Humor allerdings doch ein wenig ab: »Wenn Meditation für alle Gesundheitsprobleme gleichermaßen gut wäre, dann hätte ich keine Schmerzen im Knie.«12

Wer genauer hinschaut, stellt schnell fest: Die Studienlage ist unübersichtlich, es mangelt an Vergleichbarkeit und Kontrollgruppen.13 Randomisierte Doppelblindstudien durchzuführen, also den Goldstandard naturwissenschaftlicher Forschung einzuhalten, ist in diesem Feld herausfordernd bis unmöglich. Häufig werden Studien zum Thema Meditation von Forschern durchgeführt, die selbst meditieren – ihnen kann man leicht vorwerfen, dass sie geneigt sind, zu den Ergebnissen zu kommen, die sie für richtig halten. In anderen Fällen haben nichtmeditierende Studienleiter so wenig Ahnung von der Materie, die sie untersuchen, dass sie nicht wirklich in der Lage sind, die Ergebnisse gewinnbringend auszuwerten. Die Studienteilnehmer repräsentieren in den meisten Fällen eine Minderheit: Sie sind überwiegend weiß, gut ausgebildet, ökonomisch abgesichert und stammen aus industrialisierten, demokratischen Kulturen.

Es ist nicht weiter verwunderlich, dass selbst die Koryphäen Goleman und Davidson im Jahr 2018 zu dem Schluss kamen: »Angesichts des Hypes um Meditation als gesundheitsförderndes Mittel waren wir überrascht, wie wenig wir eigentlich sicher sagen können.«14

Sicher ist, dass regelmäßige Meditation Struktur und Aktivität des Gehirns verändert, und das teilweise schon nach relativ kurzer Zeit. Meditation hat positive Effekte auf eine ganze Reihe körperlicher Symptome. Dieses Kapitel ist der Versuch, einen Überblick zu schaffen und zusammenzutragen, was derzeit gesichert scheint.

Mitten ins Leben – Frieden finden mit Vipassana-Meditation

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