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Einleitung

Das Verlangen nach Glück ist universell. Und abgesehen davon, dass wir in unserem Leben Glück und Sinn finden möchten, wollen die meisten von uns auch gute, anständige Menschen sein. Gut, glücklich und anständig sein zu wollen, ist nicht nur ein vernünftiger Wunsch, sondern auch ein edler. Ironischerweise kämpfen wir die meiste Zeit damit, wie wir das am besten erreichen könnten. Wir haben eine Vorstellung davon, wie wir sein wollen, aber wir stellen fest, dass wir wieder und wieder über unsere eigenen Zweifel, Ängste und Unsicherheiten stolpern.

Auf dem spirituellen Weg sprechen wir von Erleuchtung.1 Aber wie bringen wir den Erleuchtungs-Gedanken mit unserem Anblick im Spiegel in Einklang? Wenn wir nach Erleuchtung suchen, während wir uns bemühen, unsere Verwirrung zu umschiffen, trennen wir unsere Praxis von unserer unmittelbaren Erfahrung ab. Wenn wir uns dagegen nur auf unsere Gewohnheitsmuster konzentrieren, sind wir nur mit uns selbst beschäftigt und bleiben in unserem Schmerz stecken.

Der Versuch, unsere Vorstellung von Erleuchtung mit unserer Verwirrung in Einklang zu bringen, ist genau der richtige Ausgangspunkt für den Pfad. Es ist ein Ausdruck unseres tiefen Verlangens nach Freiheit und Glück, und dieses Verlangen ist an sich bereits ein Indikator für das große Potenzial des Geistes, das wir alle besitzen. Die Tatsache, dass wir über dieses weitreichende Potenzial verfügen, bedeutet jedoch nicht, dass wir von Haus aus vollständig erleuchtet oder edel sind. Vielleicht sind wir durcheinander. Aber anstatt zu versuchen, diese Verwirrung entweder links liegen zu lassen oder gegen sie anzukämpfen, könnten wir sie gut nutzen. Es erfordert eine gewisse Reife zu lernen, sowohl unser größeres Potenzial als auch unsere Neurosen anzunehmen. Diese Reife können wir durch die Praxis der Selbst-Erkenntnis entwickeln.

Selbst-Erkenntnis ist die Geisteshaltung und die Praxis, ehrlich anzuschauen, was auch immer in unserer Erfahrung auftaucht – ohne zu beurteilen. Das fällt uns schwer, denn es ist gegen unsere Gewohnheit. Wir neigen dazu, unliebsame Erfahrungen loswerden und angenehmen Erfahrungen nachjagen zu wollen. Das außerordentlich Schöne und Liebevolle in der Praxis der Selbst-Erkenntnis liegt darin, dass sie nicht von uns verlangt, irgendetwas anderes zu erleben als das, was wir gerade erleben. Wenn wir unvoreingenommen hinschauen, kann die in uns wohnende Klugheit sowohl das großartige Potenzial unseres Geistes als auch unsere Verwirrung erhellen. Damit verändern wir den alten Kampf mit unserem eigenen Geist und verwandeln genau dies damit in den Ausgangspunkt für unseren Weg zur Erleuchtung.

Selbst-Erkenntnis ist der gemeinsame Nenner jeder buddhistischen Praxis – gleich welcher Traditionsrichtung. Sie bewahrt uns davor, Praxis als eine bloße weitere Unternehmung zu betrachten, denn sie haucht den Lehren Leben ein und lässt sie zur lebendigen Erfahrung werden.

Dein Leben liegt in deiner Hand

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