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Geleitwort von Matthieu Ricard

Dzigar Kongtrül Rinpoche ist nicht nur ein enger Herzens-Sohn meines Ursprungs-Lehrers* Dilgo Khyentse Rinpoche, sondern auch einer meiner eigenen Lehrer. Dieses Geleitwort zu schreiben scheint mir deshalb so unnötig und unangebracht, als wollte ich am helllichten Tag mit einem Streichholz mehr Licht machen. Aber ich kann mich seiner freundlichen und geschätzten Bitte nicht widersetzen, und deshalb bringe ich gerne in einigen Worten zum Ausdruck, welche Wirkung seine Lehren auf so viele von uns haben.

Kongtrül Rinpoches Lehren sind außerordentlich lebendig und zugänglich für die Menschen im Westen. Gleichzeitig sind sie aber alles andere als ein abgeschwächter westlicher Aufguss von Buddhas Lehren. Vielmehr hat er eine authentische Ausdrucksform für diese Lehren gefunden, mit Worten und Wegen, die seine lange Erfahrung in der westlichen Welt widerspiegeln. Anpassungen sind oft Kompromisse, die damit beginnen, dass die stärksten, unverzichtbaren Elemente buddhistischer Praxis unter den Tisch fallen. Sie bringen uns dazu, einige wenige Punkte aus dem Dharma herauszupicken, von denen wir uns angesprochen fühlen und all das wegzulassen, was uns zu schaffen macht – gerade so als würden wir ein starkes, wirksames Medikament weglassen und nur eine beruhigende Salbe auftragen. Die Aspekte, die uns beunruhigen, sind oft genau die, mit denen wir uns auseinandersetzen sollten, weil sie die am tiefsten liegenden Ursachen für unsere Probleme ansprechen.

Um ein Beispiel zu geben: Wenn es das „Selbst“ tatsächlich gäbe, dann wäre der Versuch, es loszuwerden, so wenig wünschenswert und schmerzhaft, als würden wir uns das Herz aus der Brust reißen wollen. Aber wenn sich herausstellt, dass die

Anhaftung an das „Ich“ im Wesentlichen auf einer grundlegenden Fehleinschätzung beruht – der Wurzel all unserer Probleme – warum ist es dann so schwierig, uns davon zu befreien? In seinen Lehren zeigt Kongtrül Rinpoche unmissverständlich und klar, wie die Identifikation mit einem soliden „Ich“ und die Bedeutung, die man sich folglich selbst beimisst, eine leichte Zielscheibe für die schmerzhaften Pfeile von Wut, Zwangsvorstellungen, Stolz und Eifersucht abgeben.

Genauso kann uns die Vorstellung von Entsagung viel Unbehagen verursachen. Klar, wenn Entsagung bedeutete, uns das zu missgönnen, was wirklich gut tut, dann wäre es absurd, irgendeiner Sache zu entsagen. Aber wenn es einfach bedeutet, das aufzugeben, was uns eben Probleme bereitet, wer würde sich dann nicht dafür begeistern und es sich so schnell wie möglich aneignen? Wenn ein abgekämpfter Reisender entdeckt, dass sein Rucksack mit schweren Steinen gefüllt ist, dann wird er doch sehr froh sein, sie aus seinem Gepäck werfen zu können, oder?

Ein weiteres wichtiges Zeugnis für die Authentizität von Rinpoches Lehren ist seine eigene, nie schwankende Hingabe an seine Lehrer und die große Bedeutung, die er dem Nähren von Bodhichitta beimisst, dieser unabdingbaren altruistischen Geisteshaltung, mit der wir erkennen, dass „alles, was nicht dazu da ist, anderen zu helfen, schlichtweg nichts wert ist“, wie es ein großer Meister einmal ausdrückte.

Die Ratschläge in diesem Buch haben mich enorm inspiriert, und deshalb ermutige ich Sie, sie zu studieren und zu praktizieren. Lassen wir Kongtrül Rinpoches Lehren nun für sich sprechen.

* Der tibetische Begriff rtsa ba‘i bla mawìtà von vielen deutschen Übersetzern mit „Wurzel-Lehrer“ übersetzt. (Anm. d. Ü.)

Dein Leben liegt in deiner Hand

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