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3. Betrug durch arglistige Täuschung (1. Mose 27, 1-37)

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Wieder begegnen wir einem ungleichen Brüderpaar, Esau und Jakob. Sie waren zwar Zwillinge, aber Esau war nun einmal, behaart wie er damals schon war, als erster auf die Welt gekommen. Daß der listige Jakob seinem tölpischen großen Bruder für eine warme Mahlzeit, das berühmte Linsengericht, seine Rechte als Erstgeborener abkauft, das ist wohl bekannt. Doch das ist - in unserem Sprachgebrauch - juristisch belanglos. Und Esau hat das deshalb auch nicht ernst genommen. Über das Erbrecht würde letztlich der Vater entscheiden, und der hatte sowieso einen Narren gefressen an seinem Ältesten. Denn der ging oft auf die Pirsch und brachte dem Väterchen gerne ein schmackhaftes Wildbret nach Hause.

Ganz anders Jakob: Der war Mami Rebekkas Liebling, und blieb deshalb lieber daheim und hütete die Schafe. Nun war Vater Isaak in die Jahre gekommen, hatte einen hochgradigen grauen Star und schien auch manchmal schon ein wenig dement. Aber natürlich hatte der Clan-Chef immer noch das Sagen.

Doch irgendwann fühlte er sich ziemlich elend, und also wollte er die Nachfolge endlich eindeutig regeln. Er bestellte seinen Ältesten ein, schickte ihn auf die Jagd, damit er ihm ein letztes Festessen machen könnte. Dann, so versprach er, werde ich dir den väterlichen Segen zusprechen, der dich rechtskräftig zum Alleinerben und neuen Clan-Chef machen wird. Frohgemut zog Esau von dannen, ohne zu merken, daß Mama hinter der Tür gelauscht hatte. Jetzt also mußte sie handeln, damit ihr Liebling Jakob Segen und Erbe bekam. Vergessen, daß sie ihren Isaak einmal über alles geliebt hatte. Er war ja nun alt, krank, fast blind und taub, da konnte man ihn schon mal betrügen. Aber Jakob war jung und schön und hoch intelligent - also der geborene Stammvater für die Sippe. Was zählte da das Viertelstündchen, daß er zu spät aus Rebekkas Uterus gekrochen war.

Und Mutter organisiert einen grandiosen Betrug: So ein Wildpret zu jagen, braucht schließlich seine Zeit, da läßt sich ein Böcklein von der Weide rascher schlachten. Und wie es der Gemahl gerne genießt, weiß sie genauso gut wie der Jäger. Das ist also kein Problem. Schwieriger, wenn der halbblinde Ehemann sich aufs Fühlen verläßt: Esaus Arme sind dicht behaart, Jakobs dagegen schier und glatt. Auch dafür wird gesorgt: Rebekka zieht dem geschlachteten Lämmchen das Fell über die Ohren und bindet es Sohnemann um die Gelenke. Doch halt: Isaaks Geruchsinn ist noch gut! Also kriegt Jakob das Festgewand seines Bruders auf den Leib, das sollte reichen. Nur die Stimme verstellen muß er schon selbst - und natürlich kräftig lügen.

Aber ganz so dement war der alte Isaak nun doch nicht. Als Jakob ihm das Essen serviert, fragt er erst einmal, wer da vor ihm steht. Der sagt natürlich: Dein Sohn Esau. Erstaunlich, denkt der Alte, so schnell zurück! Er tastet, er riecht, er läßt sich küssen - alles Esau. Nur die Stimme, die Stimme klingt anders. Komisch: Esaus Arme, Esaus Kleider, Esaus Geruch - aber Jakobs Stimme. Doch es steht drei zu eins. Und das Essen schmeckt ausgezeichnet. Sogar an Wein hat der Sohn gedacht, da schwinden die letzten Bedenken. Und so segnet er den Sohn, den er für Esau hält, überträgt ihm alle Rechte über Vermögen, Gesinde und Familie. Beschworen bei Gott, endgültig und unwiderruflich. Und als kurz darauf der echte Esau vor ihn tritt, kommt er zu spät. Da hilft kein Flehen seines Ältesten, das Erbe und der Segen sind vergeben, einen zweiten gibt es nicht.


Tatort: Die Bibel

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