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4. Arglistige Täuschung zum zweiten (1. Mose 29)

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Noch einmal geht es um Jakob, doch diesmal ist er der Betrogene. Zunächst die Vorgeschichte: Daß Esau tobt und seinem Bruder Pest und Tod an den Hals wünscht, könnte man durchaus verstehen. Damit hat Rebekka sicher gerechnet. Doch daß er sich tagelang nicht wieder beruhigt, macht ihr dann doch Sorgen. Also schickt sie ihren Jüngsten erst einmal auf Reisen, genauer: auf Verwandtenbesuch bei seinem Onkel Laban, der ist weit genug weg - aus den Augen, aus dem Sinn. Sicherheitshalber läßt sie das Ganze auch von Vater Isaak absegnen: Jakob soll sich in der Verwandtschaft nach einer Ehefrau umsehen, das ist doch wirklich ein Grund. Die Mädchen in der Nachbarschaft - alles pfui! Nur Fremde und Ungläubige. Dabei vergißt sie, daß ja eigentlich ihr eigener Clan hier erst zugewandert ist.

Also macht sich Jakob auf die Socken. Schließlich hat er auch die Hosen voll, wenn er den Bruder nur von ferne sieht. Und solch eine Reise ist doch auch eine Erfahrung. Es dauert seine Zeit, bis er endlich dort ankommt, wo Laban wohnt. Nun waren die Sippen damals durchweg Herdenbesitzer, lebten von Viehwirtschaft. Und wo trifft man sich? Dort, wo es einen Brunnen für die Schafe und Ziegen gibt. Und wie es der Zufall will: Da kommen nicht nur die Hirten, sondern auch ein hübsches junges Ding namens Rahel mit einer Herde. Und als Jakob noch erfährt, daß die Schönheit seine Cousine ist, kennt seine Freude keine Grenzen. Er springt auf die Überraschte zu, umarmt und küßt sie ohne jede Vorwarnung, natürlich ganz sittsam, wie es sich unter Verwandten gehört.

Aber der Funke ist längst übergesprungen, und Rahel schleppt den Fremden gleich zum Vater. Große Freude allerseits, Jakob kriegt einen Schlafplatz und freie Kost. Doch er macht keine Anstalten, wieder abzureisen. Das wird dem Onkel nun doch langsam zu viel, und so bietet er dem Neffen an, er könne sich ja als Hirte ein wenig nützlich machen, natürlich gegen Lohn. Da ist er korrekt. Das ist Jakobs Chance, hätte er doch den damals üblichen Brautpreis für die hübsche Rahel niemals aufbringen können. Also kommt es zum Handel: Sieben Jahre kostenlose Arbeit gegen die Tochter.

Als die vorbei sind, fordert er seinen Lohn, und Laban, ganz der reiche Rancher, richtet dem zukünftigen Schwiegersohn eine spendable Hochzeit aus. Aber - er hat ein Problem: Rahel ist seine Jüngste, und da ist noch Lea, die Ältere. Zwar mit gleicher Mitgift, aber leider keine besondere Schönheit. Und er hat auch eine Lösung: Erst muß die Ältere unter die Haube. Wie gut, daß die Braut vollverschleiert ins Hochzeitsgemach geführt wird. Und so wird dem ahnungslosen Jakob ganz offiziell die andere angetraut, und der wein- und liebestrunkene Neffe legt sich in dunkler Hochzeitsnacht zur Falschen ins Bett. Erst am Morgen wird ihm klar, was der Onkel da angestellt hat. Doch die Ehe ist vollzogen, Lea hat einen Ehemann und Jakob keine Chance, sie zurückzugeben.

Aber der schlaue Laban hat auch da eine Lösung im Angebot: Du kannst deine Rahel gleich nächste Woche haben - soviel Abstand muß schon sein der lieben Nachbarn wegen. Nur eine Kleinigkeit wäre da noch zu klären: der Brautpreis. Ist ja nichts Neues: Also noch mal sieben Jahre Arbeitsdienst. Sollte dir die liebreizende Rahel doch wert sein, oder?


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