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Leokadia

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Wege. So viele, so lange Wege. Dabei begann Leokadias Weg in freundlichen Landstrichen, wo der weiße Weizen sich im Sommerwind wellte und Schlangen mit goldenen Augen zu den Menschen kamen und von ihrer Milch tranken. Aber dann schwangen Soldaten Nagaijkas und jagten die Bewohner fort aus dem weizenumwogten Haus, trieben sie durch Sümpfe, in denen Seuchen brüteten. Weite Flüsse mussten sie hinunterfahren, durch Steppen und Wüsten ziehen, hin und zurück durch den Krieg, wo Hunger so grausam wütete, dass Menschen Menschen fraßen. Keine Bleibe bot ihnen das Land, nur Notlager, Erdhöhlen, Schuppen, um den kahl geschorenen Kopf auszuruhen oder seuchenkrank still zu liegen, zu sterben.

Dann gab es für Leokadia ein paar Jahre Rast in einem Land, wo im Frühling die Saat gesät, im Sommer das Wachstum betreut, im Herbst die Ernte eingebracht und im Winter die Lieder ins Reine geschrieben wurden, die die Arbeit des Jahres begleiteten. Und wo sie ihre Kinder gebar. Dort fühlte es sich an wie zu Hause. Aber das Böse breitete sich aus bis zu ihnen, man tat nichts, es zu verhindern, bis Panzer heran rollten und sie aus dem neuen Zuhause flüchten musste. Da führten die Wege weiter durch gespurten Schnee, über scholliges Eis breiter Flüsse, weiter, weiter...

und manche führten in die innere Wüste und die Not und der Durst nach dem Wasser des Lebens waren groß. Und irgendwann führten sie in den Tod. Oder gab es Erlösung, führten alle Wege nach Haus, immer nach Hause? Wer alles hat nicht behauptet, dass es so sei! Auch Leokadia war sich ganz sicher, dass ihr Weg über den Tod hinaus in die himmlische Heimat führen würde. Trotz mancher Zweifel gab es für sie in jeder Wüste Wasser des Lebens zu trinken und das Ziel aller Wege stand für sie fest.

Ich wünschte so sehr, dass sie angekommen ist in der himmlischen Heimat und getröstet in Abrahams Schoß ruht.

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