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IV. Einrichtung der Ausgabe

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Die hier gebotene Ausgabe des lateinischen Textes stellt keine eigenständige kritische Edition dar, sondern folgt der Edition Marian Plezias.251 Allerdings wurde zur Klärung von Zweifelsfällen sowohl auf die ältere Edition August Bielowskis als auch auf einzelne Handschriften zurückgegriffen.252 Auf abweichende Lesarten, die sich daraus gegenüber der Plezia-Edition für einzelne Stellen ergaben, wird in den Anmerkungen verwiesen. Beibehalten wird die 1864 von Adolf Antoni Klemens Mułkowski eingeführte Kapiteleinteilung (Zählung in eckigen Klammern) und die von Marian Plezia zusätzlich vorgenommene Untergliederung in nummerierte Absätze; Letztere werden in runden Klammern angegeben.253 In die Orthographie der Plezia-Ausgabe wurde (von kommentierten alternativen Lesarten abgesehen) nicht eingegriffen.254 Gelegentliche Abweichungen wurden gegenüber Plezias Absatzeinteilung und Interpunktion vorgenommen, ohne dass dies an den entsprechenden Stellen jeweils explizit vermerkt wird. Ebenso sind die in den Text eingestreuten Reden und Wortbeiträge – mit Ausnahme der Dialogpartien der beiden Dialogpartner – anders als bei Plezia auch im lateinischen Text in einfache Anführungszeichen gesetzt.

Die Kommentierung beschränkt sich neben Hinweisen auf abweichende Lesarten im Wesentlichen auf den Nachweis der in der Forschung seit dem 19. Jahrhundert diskutierten potentiellen Vorlagen und Entlehnungen. Dazu wurden die bislang zur Diskussion gestellten tatsächlichen oder vermeintlichen Zitate und Entlehnungen aus antiken und mittelalterlichen Texten durchgehend überprüft (und im Ergebnis manche von ihnen verworfen bzw. korrigiert). Da in der einschlägigen Forschung bei der Zitation der fraglichen Vorlagen infolge der Verwendung unterschiedlicher Ausgaben gelegentlich abweichende Kapitel- und Absatznachweise begegnen, werden die Ausgaben, die unserer Überprüfung zugrunde gelegt wurden (im Unterschied zur sonstigen Gepflogenheit der Reihe) im Quellenverzeichnis nachgewiesen. Wörtliche Übereinstimmungen mit zitierten Vorlagen werden im lateinischen Text kursiv gesetzt; da, wo innerhalb eines Zitates bei Vincentius kleinere Abweichungen gegenüber dem zitierten Auszug begegnen, werden die in der Chronica Polonorum abweichenden Worte in den Anmerkungen in einem Klammerzusatz den in der Vorlage verwendeten Worten gegenübergestellt. Darüber hinaus beschränkt sich der Anmerkungsapparat auf Hinweise, die zum unmittelbaren Verständnis der betreffenden Stelle unerlässlich erschienen. Auf eingehendere Sachkommentare sowie kritische Erläuterungen wurde dem Usus der Reihe entsprechend verzichtet; hier mag die Einleitung eine gewisse ersatzweise Hilfestellung bieten, während der Leser für Erläuterungen zu Personen und Orten auf die Register verwiesen sei. Einige das Verständnis fördernde Erläuterungen werden allerdings da und dort in eckigen Klammern in den deutschen Text eingefügt. Dies betrifft nicht nur rein sprachliche, im Zuge der Übersetzung als notwendig empfundene Ergänzungen, sondern auch vorsichtige inhaltliche Zusätze. Diese sollen insbesondere bei den Namen eine leichtere bzw. eindeutige Identifizierung ermöglichen, gelegentlich aber auch – wenn ein von Vincentius beschriebenes Ereignis aus anderen Quellen zeitlich sicher eingeordnet werden kann – chronologische Anhaltspunkte bieten.

Bei der Übersetzung handelt es sich um die Übersetzung, besser die Interpretation eines Historikers. Sie richtet sich nicht an romanistisch-mittellateinisch geschulte Spezialisten, die den Text aus ihrer philologischen Perspektive wahrscheinlich in ein anderes Deutsch übertragen hätten. Unsere Übersetzung versteht sich vielmehr als der Versuch, einen polnischen, lateinisch verfassten Text des ausgehenden 12. oder beginnenden 13. Jahrhunderts als historische Quelle zu deuten und als solche – vor allem interessierten Studierenden – zugänglich zu machen. In diesem Sinn bemüht sich die deutsche Wiedergabe nach dem Motto „so wörtlich wie möglich, so frei wie nötig“ um einen Mittelweg zwischen einer ‚zielsprachenorientierten‘ und einer ‚ursprungssprachlich orientierten‘ Übertragung des Originals. Denn diese soll sowohl dem heutigen Leser möglichst eingängig und verständlich sein als auch so viel wie möglich von den Eigenheiten des Originals bewahren. Daher konnten die langen, verschachtelten Satzkonstruktionen, die blumige Rhetorik, die umständlichen Umschreibungen und prätentiösen Bilder des Originals nicht gänzlich zugunsten eines Textes ‚aufgelöst‘ und ‚geglättet‘ werden, der heutigem Stilgefühl näherstehen würde.255 Die Chronik des Vincentius soll in ihrer deutschen Übertragung schließlich nicht anders – ‚besser‘ oder ‚moderner‘ – erscheinen, als sie tatsächlich ist.

Dass nicht wenige Passagen des Textes auch anders übersetzt werden können, hier mithin nur ein mögliches Deutungsangebot unterbreitet wird, ist angesichts der oft sehr umständlichen, manchmal auch nur schwer verständlichen, in ihrer Mehrdeutigkeit und rhetorischen Finesse mitunter kaum übersetzbaren Formulierungen des Originals und seiner vielfach anachronistischen Terminologie unvermeidlich. Vor diesem Hintergrund waren die vorliegenden vollständigen polnischen Übersetzungen von 1862, 1974 und 1992 sowie die verschiedenen Fragmente deutscher, französischer, englischer und russischer Übertragungen einzelner ausgewählter Kapitel eine große Hilfe. Doch versteht sich, dass die hier – erstmals vollständig – vorgelegte deutsche Fassung Wort für Wort eine eigenständige Übertragung darstellt, deren Abweichungen gegenüber anderen Übersetzungsvorschlägen nur in besonders erläuterungsbedürftigen Ausnahmefällen in den Anmerkungen ausdrücklich vermerkt werden.

Die Chronik der Polen des Magisters Vincentius

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