Читать книгу Second Horizon - E.F. v. Hainwald - Страница 13

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Der Boden vibrierte unter dem rhythmischen Stampfen der Zuschauer. Hände packten die Schutzgitter um die Arena und rüttelten so heftig daran, dass es schepperte. Das Johlen des begeisterten Publikums schwoll zu einem Tosen an. Wolfs Ohren zuckten, die Geräusche stachen in seinen empfindlichen Ohren wie tausend Nadeln.

Die Faust donnerte gegen seine Wange und warf seinen Schädel zur Seite. Ein gepeinigtes Jaulen entwich seiner Kehle.

»Du gehörst mir!«, schrie die auf ihm sitzende Frau und leckte sich über ihre Lippen.

Erneut schlug sie zu. Sein Gesicht ruckte in die andere Richtung, Blut benetzte seine Lippen. Wolf hob jedoch nicht seine Arme zum Schutz. Laut auflachend schlug sie immer wieder auf ihn ein, die Augen voller Gier. Ihre Finger krallten sich in das Fell seines Kopfes. Seine Gegnerin begann seinen Schädel anzuheben und gegen den Boden zu hämmern.

Immer wieder. Gnadenlos. Die Menge tobte.

Wolf konnte seine Schreie nicht zurückhalten. Plötzlich rammte seine Angreiferin ihm ihre kleine Faust in das geöffnete Maul. Sie schob sie, ohne zu zögern, bis tief in seine Kehle. Er konnte kaum atmen, würgte und spürte, wie ein Brennen seine Speiseröhre hinaufstieg – er würde gleich jämmerlich an seiner eigenen Kotze ersticken.

Nackte Angst stieg in ihm auf. Sein Herz raste. Dennoch drückte er seine Fußsohlen fest nach unten und schüttelte seine Peinigerin nicht ab.

Mit weit aufgerissenen Augen blickte er in die vor Mordlust glitzernden Augen seiner Angreiferin. Er schloss seine Pranken um ihren Unterarm und versuchte sie zu bremsen. Ihre Mundwinkel waren zu einem zufriedenen Grinsen verzogen. Sie genoss jede Sekunde.

Macht über Leben und Tod. Vollkommene Kontrolle. Bejubelte Heldin.

Auf einmal wurde sie an den Schultern gepackt und von Wolf hinunter gezerrt. Als der Druck in seiner Kehle verschwand, rollte er sich schnell zur Seite – jämmerlich gurgelnd würgte er seine letzte Mahlzeit heraus.

Verschwommen sah er die Frau in der Mitte der Arena ihre Arme heben. Blut lief ihre Unterarme hinab. Wolfs Blut – oder hatte sie sich an seinen Zähnen verletzt? Die Scheinwerfer tauchten sie in das goldene Licht des Sieges. Die Zuschauer jubelten ihr stürmisch zu. Ihr strahlendes Lächeln zeugte vom Erfolg des heutigen Abends.

Wolf kroch langsam aus der Arena – auf allen vieren, wie ein geprügeltes Tier. Letztendlich war er das in diesem Moment wohl auch. Mit offenem Maul rang er nach Atem. Sein Herz wollte einfach nicht aufhören, wie wild gegen seine schmerzenden Rippen zu hämmern.

Er setzte jedes Mal sein Leben aufs Spiel, wenn er diese Sache durchzog. Er biss die Zähne zusammen, knurrte frustriert und versuchte sich zu beruhigen. Als er endlich den Gang erreicht hatte, lehnte er sich mit seinem schweißnassen Rücken an den kühlenden Stein und schloss einen Moment lang die Augen. Er trug nur eine zerfetzte Hose, die kaum etwas von seinem Körper verdeckte – das passte besser zu der Vorstellung von einer wilden Bestie.

Nach einer Show nahm er sich ständig vor, dass es das letzte Mal gewesen war.

Seine Mittel hatten kaum gereicht, um über den Monat zu kommen – schließlich gab es für Indies keine bequemen Versicherungen für jeden schiefsitzenden Furz wie für den Schwarm. Außerdem brauchte Wolf schnelle Creds, damit er sich für Babes blöde Idee ausrüsten konnte: Schutzkleidung, Schmiergeld, Heilmittel und -zauber. Geld zu leihen war für Wolf beinahe gleichbedeutend mit Versklavung – er verabscheute Abhängigkeiten wie andere Geschlechtskrankheiten.

Also blieb nur eine Möglichkeit: sich von gelangweilten, abgestumpften Schwärmern die Schnauze polieren zu lassen.

Das befriedigende Gefühl, jemanden windelweich zu dreschen, der strahlende Held des Abends zu sein, sich rabiat zu widersetzen oder eine vermeintliche Gefahr zu besiegen – ganz real und nicht nur digital – zog manchen Leuten ordentlich Creds aus den Taschen. In der sicheren Umgebung des Schwarms war echter, gefährlicher Nervenkitzel selten. Die Legalisierung von zwischenmenschlich problematischen Handlungsweisen – so wurde es gern genannt – sorgte nicht nur für eine kontrollierbare Fokussierung, sondern auch für einen äußerst lukrativen Markt.

Nur wenige Kunden waren wirklich stark. Also musste sich Wolf zurückhalten – nicht zu auffällig, damit die Illusion aufrechterhalten werden konnte. Manche waren jedoch cybermagisch ziemlich gut aufgestellt und prügelten Wolf regelrecht den Saft aus den Knochen. Nur der schwammige Vertrag, mit dem Betreiber dieser illegalen Kampfarena, rettete ihm dann knapp das Leben.

Wolf presste fest die Lider zusammen, hielt die Luft an und stemmte sich nach oben. Glücklicherweise gab ihm die Wand im Rücken Halt. Schwindel erfasste ihn und wollte seinen Körper erneut zu Boden drücken. Er atmete kontrolliert ein und aus, um den Kopf klar zu bekommen. Nachdem er die Augen geöffnet und die Welt davor zu schaukeln aufgehört hatte, tastete er sich an der Wand entlang zu den Duschen.

Dort angekommen, holte er seinen Kram aus dem Spind und zog ein schmales Glasröhrchen hervor. Nachdem er es geöffnet und mit dem Finger eine ordentliche Menge des transparenten Gels herausgefischt hatte, zog er damit eine Linie von Bauchnabel bis zwischen die Augenbrauen. Die Schmerzen ließen augenblicklich nach.

»Gelika hat echt mit Abstand das beste Zeug«, stellte er anerkennend fest und packte das Medikament wieder weg.

Während Wolf noch etwas wackelig umher tapste, pellte er die dreckige Hose von seinem Körper. Schließlich betrat er eine der engen Duschkabinen.

Über die vor Kalk blinde Holo-Konsole stellte er zuerst auf Desinfektion. Mit hohem Druck zischte das Mittel in die Kabine, durchtränkte eiskalt sein Fell und ließ ihn erschaudern. Wolf stupste mehrfach gegen seinen Nasenring, um den beißenden Geruch irgendwie ertragen zu können.

Als die Anzeige signalisierte, dass der Vorgang abgeschlossen war, schaltete Wolf auf Duschen. Als das klare Nass heiß auf ihn herab prasselte, stöhnte Wolf genießerisch auf. Er reckte seinen Kopf nach oben, schloss die Augen und ließ regungslos das Wasser an seinem Körper hinablaufen. Seine gequälten Muskeln begannen sich zu entspannten.

»Wieder fit?«, schnitt eine Stimme durch Wolfs kostbaren Moment der Ruhe.

Sie gehörte Jax, dem Mittelsmann zwischen Arena, Kunden und Kämpfern – allerdings war Opfer vielleicht zutreffender. Wolf sah sich leider genötigt zu reagieren, schließlich wollte er eine Bezahlung. Er stoppte das Wasser und brummte bestätigend.

»War eine gute Show«, lobte Jax ihn mit emotionsloser Stimme. Wolfs Ohren drehten sich in seine Richtung und lauschten den wiegenden Schritten vor der Kabine. »Du bist selten hier, das steigert deinen Preis. Dennoch solltest du erwägen mehr Shows anzubieten, schließlich ist es viel aufregender eine wilde Bestie zu schlachten, statt nur einen schnöden Menschen zu verprügeln.«

»Mal sehen«, murmelte Wolf, griff sich in den Nacken und schämte sich plötzlich für das, was er über sich hatte ergehen lassen. »Ist jetzt nicht mein Lieblingsjob.«

Erst der Hunger vermochte seinen Stolz soweit zu bändigen, dass er sich auf diese Arbeit einließ. Freiheit wollte ständig verteidigt werden, denn die volle Eigenverantwortung für jeden einzelnen Moment kann schwer auf den Schultern lasten.

Die Kabinentür öffnete sich hinter ihm und der kühle Lufthauch stellte sein Fell auf. Wolf blickte über die Schulter und sah Jax in lässiger Haltung die Tür offenhalten. Er war schlank, glatzköpfig und trug einen langen Mantel aus hauchdünnen Metallfasern. Ziemlich schwer und das ständige Geklimper nervte – absolut unpraktisch, aber mit einer Menge Style für das Publikum. Jax musterte Wolfs triefend nassen Körper abschätzig, während er mit einer Credkarte gegen sein Kinn tippte.

»Verständlich. Du könntest auch deinen Preis anderweitig in die Höhe treiben. Ein guter Anfang wäre, eine viel knappere Hose zu tragen. Manche der Zuschauer mögen es, wenn der Ausblick beim Kampf auch anderweitig stimulierend ist«, erklärte er schulterzuckend und schnippte sich ein imaginäres Staubkorn von der Brust. »Triebhaft und animalisch – du verstehst?«

Wolf starrte ihn völlig verdattert mit offenem Maul an. Die abgewetzte Hose war schon so kurz, dass sie beinahe als Unterwäsche durchgehen konnte. Er wollte damit wilder wirken, damit sich die Kunden beim Sieg überlegen fühlten, dass es jedoch jemand sexuell anziehend finden könnte, war ihm nie in den Sinn gekommen.

Die Scham schlug um in blanken Zorn. Er wirbelte herum, stemmte seine Pranken in die Seiten der Kabine und brüllte Jax lauthals an. Der riss die Hände schützend nach oben, stolperte rückwärts und landete auf seinem Allerwertesten.

»Schon gut, schon gut«, fiepte der Kerl. »Ich wollte doch nur…«

»Raus«, schrie Wolf, riss ihm die Geldkarte aus den Fingern und widerstand dem Drang, Jax einen Kinnhaken zu verpassen.

Halt dich zurück, ermahnte sich Wolf und spannte alle seine Muskeln an, damit er sich nicht weiter vom Fleck rührte. Ärger mit der Arena kannst du nicht gebrauchen.

Energisch nickend krabbelte Jax rückwärts zur Tür und rannte dann hinaus. Wolf blieb zähnefletschend zurück. Sein Rückenfell hatte sich aufgestellt, dampfte und ließ ihn wie ein dämonisches Wesen wirken. Seine Hände waren so fest zu Fäusten geballt, dass sich seine Krallen schmerzhaft in die Handflächen bohrten.

Ganz langsam hob er eine Pranke. Er hielt sie vor sein Gesicht und starrte sie an. Sein Kinn schob er nach vorn und … schnippte heftig gegen seinen Nasenring.

Der dumpfe Schmerz durchzuckte sein empfindliches Sinnesorgan und trieb ihm die Tränen in die Augen. Er blinzelte ein paar Mal, schließlich klärte sich sein Geist. Sein Körper entspannte sich und Wolf legte tief durchatmend seine Pranke über seine Augen. Er seufzte.

Ich bin in letzter Zeit viel zu leicht reizbar, stellte er fest. Der Wolf in mir will seine Instinkte und Triebe ausdrücken. Dabei kann ich nicht einmal meine eigenen Wünsche ausleben.

Vielleicht hatte Babe recht? Vielleicht konnte er im Forschungszentrum des Schwarms mehr herausfinden? Vielleicht konnten ihm die Wandler dabei helfen, besser mit seinem geteilten Selbst klarzukommen?

»Hmm. Schmächtiger, als ich dachte. Obwohl die Definitionen durch das nasse Fell ganz gut erkennbar sind. Vermutlich gute Ausdauer und passabler Kämpfer«, hörte er plötzlich jemanden sagen.

Was denn jetzt schon wieder, fragte er sich genervt und linste zaghaft zwischen seinen Fingern hindurch.

Er sah vor sich eine hochgewachsene Frau – oder war es ein Mann? Der asymmetrische, schwarze Anzug gewährte den Blick auf Oberarme und die Körperseiten. Der raffinierte Schnitt kam ohne transparente Stoffe aus und hielt die strenge Form trotz der Öffnungen aufrecht. Die braunen, schulterlangen Haare waren streng auf eine Seite gekämmt. Zierliche Metallspangen hielten sie in Form. Das Gesicht war so rund wie die Monde am Himmel, doch ein Make-up aus cyanfarbenen Schattierungen und violetten, senkrechten Linien gaben ihm eine bizarre Art von Würde – und verwischten die Grenze zwischen männlich und weiblich noch mehr.

Erst jetzt bemerkte er, dass der Besucher nach unten schaute. Er folgte dem Blick – geradewegs unterhalb seines Bauchnabels.

»Männlicher Wolf – exhibitionistisch veranlagt«, entschied die fremde Person und tippte sich mit einem genervten Grummeln an die Schläfe.

Wolf riss die Augen auf, drehte sich hastig weg und presste frustriert die Faust gegen seine Stirn. Sein Schweif war vor Schreck aufgebauscht wie ein Staubwedel.

»Engelspisse!«, stieß er ungehalten aus. »Kann man denn hier nicht einmal eine Minute in Ruhe duschen?«

Ein Arm ragte plötzlich aus seinem Bauch. Ein Körper folgte. Der Besucher trat geradewegs durch Wolf hindurch, drehte sich um und zog die linke Augenbraue nach oben.

Wolf glotzte wie ein Schaf.

Der Blick seines Gegenübers ruckte kurz nach unten, die Mundwinkel zuckten ein wenig. Wolf schob seine Hände vor seinen Schritt und fletschte die Zähne.

»Ein einfaches Nein, hätte auch als Antwort gereicht«, blaffte er wütend. »Wer bist du? Und was, bei den bleichen Engelsärschen, willst du?«

»Ich werde Tonie genannt. Babe schickt mich«, bekam er als Antwort.

»Und für was? Um mir zwischen die Beine zu glotzen?«, zischte er und verengte die Augen zu Schlitzen.

»Bei den Engeln, Männer werden sich nie evolutionär weiterentwickeln!«, antwortete Tonie und hielt kopfschüttelnd Zeigefinger und Daumen in einem schmalen Abstand zueinander nach oben – einem sehr schmalen Abstand.

Wolf starrte den Besucher einfach nur an und überlegte, wie er der Situation entkommen konnte. Tonie war eine Projektion, so viel war klar. Da es hier kein technisches Gerät gab, musste es eine magische Illusion sein. Weglaufen machte also wenig Sinn. Da kein Abbild so richtig selbstständig handeln konnte, musste sie geschickt worden sein – von Babe jedoch sicher nicht.

»Komm, du kannst nicht so dumm sein«, seufzte sie ergeben. »Ich helfe euch bei der Informationsbeschaffung für Wania.«

Misstrauisch beäugte Wolf Tonies Abbild. Ihr Kleidungsstil passte perfekt in die aktuelle Mode der Innenstadt. Auf der Handinnenseite entdeckte er einen Strichcode. Das ließ jemanden vom Schwarm vermuten.

»Wieso sollte uns ein Schwärmer helfen?«, fragte Wolf ohne Umschweife.

»Gut. Ich mag Direktheit«, erwiderte die Illusion und ein dünnes Lächeln umspielte ihre Lippen.

»Ist dir langweilig? So wie diesen Schlächtern in der Arena?«, schnappte Wolf und nickte in Richtung Tür.

»Unsinn. Ich habe genug Ablenkung«, antwortete Tonie und wedelte lässig mit der Hand. »Ich ziehe es nur vor, die Vorzüge des Schwarms zu nutzen und ab und an mal unter dem Radar zu fliegen, statt mir wie die Indies eine bunt funkelnde Zielscheibe auf das Gesicht zu malen.«

Jemand aus dem Schwarm hilft uns? Wie hat Babe denn das hingebogen, fragte sich Wolf und kam nicht umhin, sie dafür innerlich zu loben.

»Genug der Nichtigkeiten. Los, zeig mir deine menschliche Gestalt«, forderte Tonie ihn auf.

Wolf hielt den Atem an und wagte es nicht auch nur einen Muskel zu rühren.

»Kannst du noch etwas anderes, als ständig wie ein Idiot auszusehen? Nun mach schon, ich kann diese Projektion nicht ewig an den Sicherheitsvorkehrungen vorbei schleusen.«

»... nicht«, wisperte Wolf kaum hörbar.

»Was hast du gesagt?«, hakte Tonie nach.

»Ich … kann keine … menschliche Form annehmen«, gab Wolf kleinlaut nuschelnd zu und ließ die Ohren hängen.

Jetzt war es an Tonie ihn anzustarren. Die Illusion blinzelte nicht einmal. Schließlich öffnete sie langsam ihren Mund.

»Unbrauchbar«, urteilte sie knapp.

»Hä?!«, fuhr Wolf auf.

»Hast du nur ein Kleinhirn?«, spottete sie und rollte mit den Augen. »Du bist viel zu auffällig.«

»Auffällig? Wir sollen doch nur ein paar Informationen klauen. Heimlich rein, Daten schnappen, wieder raus. Eventuell paar Sachen zertrümmern und Zähne ausschlagen«, entgegnete er mürrisch.

»Lustige Idee. Heimlich in den überwachten Schwarmstock einschleichen. Unmöglich.« Tonies Worte klangen endgültig. »Wir müssen offen hineingehen, uns in das System einwählen und innerhalb der Zugriffszeiten die Daten herunterladen, damit…«

»Du bist völlig irre!«, fiel Wolf ihr ins Wort und lachte hart auf. »Gehirnamputiert. Vollkommen übergeschnappt wäre wohl die gängige Bezeichnung. Alle, die in das Zentrum gehen, werden digital gescannt und gelistet. Wir könnten dann auch gleich die Ordnungshüter auf ein Schnäpschen zu uns einladen und die Hosen runterziehen.«

»Das … lass meine Sorge sein.« Tonie hob selbstsicher ihr Kinn. »Du bist allerdings absolut unbrauchbar. Optisch und vom Intellekt her sowieso.«

Mit einem Mal war die Projektion einfach verschwunden. Ganz ohne magischen Effekt oder theatralischer Fanfare.

Wolf trat einen Schritt nach vorne, griff in die Luft und wedelte mit dem Arm herum – dort, wo sie eben noch gestanden hatte.

Nichts. Tonie war nicht mehr hier.

Stattdessen piepste es in seinem Spind. Der Runen-Kommunikator.

Wolf stampfte, noch immer wütend, zu dem Schrank und holte das Gerät heraus: eine simple Raidho-Rune, eingelassen in Kristallglas. Es gab kein Abbild des Anrufers, also war der Anruf verschlüsselt.

»Viel schlimmer kann der Tag ja kaum werden«, murmelte Wolf und wischte ohne weiter nachzudenken mit dem Daumen über die Rune.

»Hey, hey, mein Wölfchen!«, säuselte Babes Stimme direkt in seinem Kopf.

»Hast du mir diese Tonie auf den Hals gehetzt?«, grollte Wolf statt einer Begrüßung.

»So liebreizend wie ein Nagel im Arsch, oder?« Sie lachte kurz auf. »Dafür ist sie eine begnadete Hackerin … oder ein Hacker, je nach Tagesform. Sie sitzt direkt im Schwarmstock und wird uns da sicher rein- und wieder rauslotsen.«

»Dich wird sie lotsen. Ich bin unbrauchbar. Das Urteil wurde gefällt«, meckerte Wolf hingebungsvoll weiter.

»Welcher Engel hat dir denn den Magen ausgewrungen? Du bist ja echt mies drauf. Entspann dich mal. Du bist auf jeden Fall bei der Sache dabei«, versuchte sie ihn zu beschwichtigen.

»Bei den Engeln, ich bin kein Mensch!«, brüllte er den Kristall an. »Ich falle da auf wie ein dreckiges Schwein im Uhrenladen!«

»Da bin ich anderer Meinung – bei beiden Punkten. Und ich dachte immer, du auch … zumindest bei Ersterem«, erwiderte sie plötzlich sehr ernst.

»Ich …« Wolf stockte.

Er hatte gerade über sich selbst gesagt, er sei kein Mensch. Aufgeregt atmend blickte er auf die glühende Rune in seiner Handfläche. Seine Finger schlossen sich fest um das magische Objekt.

»Die Lösung ist total simpel: ein bisschen Magie«, fuhr Babe fort. »Okay, gut, ein bisschen viel Magie mit ordentlich Wumms.«

»Als ob sich die Sicherheitssysteme von einer Illusion verarschen lassen würden«, hielt Wolf dagegen.

»Tun sie auch nicht«, erwiderte sie trocken.

»Ich versteh kein Wort«, murrte er.

»Ich werd‘s dir vor Ort erklären. Aber jetzt zieh dir erst mal was an, Mister Kalenderblatt. Warum sieht dein Fell eigentlich aus, als wärst du in eine Zitronenpresse geraten? Total verfilzt und zerzaust«, stellte Babe fest.

Wolf hatte natürlich vergessen seine eigene Übertragung zu verschlüsseln. Dadurch konnte sie ihn sehen, als ersetzte die Rune ihre eigenen Augen. Er war inzwischen luftgetrocknet und sah vermutlich aus wie ein verwahrloster Straßenköter. Wenigstens hielt er das Ding oberhalb seines Bauchnabels.

Ohne zu antworten, schleuderte Wolf das Gerät in den Spind.

Second Horizon

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