Читать книгу Second Horizon - E.F. v. Hainwald - Страница 9
ОглавлениеRissiger Beton. Abgestandene Luft, die nach Staub schmeckte. Zähe Dunkelheit. Nur die alten Stahlgleise glänzten im Schein der Kenaz-Rune.
Der kleine Lichtball schwebte über Babes Kopf, als wäre sie durch einen unsichtbaren Faden mit ihrem Schädel verbunden. Den fleischigen Kern, auf dem sich die magische Rune befand, konnte man in ihrem Leuchten nicht erkennen.
Der endlos wirkende Tunnel war ein angeschnittener, horizontaler Zylinder. Rohre zogen sich an seinem hohen Zenit entlang, wie die Venen an den Beinen einer alten Vettel. Das gleichmäßige Licht bewegte ihre Schatten kaum, sodass es wirkte, als würde Babe trotz ihres eiligen Schrittes überhaupt nicht vorankommen.
Eine Kenaz-Kugel war zwar nichts Besonderes und weit verbreitet – nur ein Zellklumpen, welcher durch die Rune schweben sowie leuchten konnte und dabei die Nähe von Gedanken suchte – dennoch tröstete er sie. Babe war froh über diesen kleinen, magischen Begleiter, denn dieser Ort hatte nichts Magisches an sich. Er fühlte sich gänzlich tot an.
Sämtliche Vorrichtungen waren mechanisch betrieben worden oder hatten Kabel, die nicht in der Lage waren, magische Energien zu leiten. Diese leblose, alte Technik war ein Überbleibsel einer vergangenen Zivilisation, welche kühle Logik über alles gestellt hatte. Eine Herrschaft der Zahlen. Doch wenn Gefühle, Natur und Seele nur noch mathematische Formeln sein sollten, was hatte das Leben dann für einen Wert? Selbstzerstörung war die logische Konsequenz. Nachfolgende Kulturen hatten sich diese Lektion gut gemerkt, denn der Niedergang war katastrophal gewesen – auch wenn manche der Bauwerke die Zeiten lange überdauert hatten. Heutzutage war die Symbiose von Biologie, Physik und magisch-alchimistischem Energiefluss die Grundlage des Fortschritts. Das Leben war schon immer voll von schöpferischem Chaos.
Nur das magische Licht und Babe gaben diesem Ort einen Hauch von echtem Leben. Dennoch umhüllte sie der starre Totenglanz der Vergangenheit wie ein feuchtes, fauliges Tuch. Das Atmen schien schwerer zu fallen und mit jedem Schritt regte sich wispernd der Gedanke, was es überhaupt für einen Sinn machte zu existieren.
In der zermürbenden Gleichförmigkeit tauchte endlich ihr Ziel auf: eine schmale Stahltür. Schnell eilte sie zu dem verheißungsvollen Fleck der Abwechslung und legte ihre Hand auf die rostige Klinke. Ihr Blick huschte über das schmucklose Schild auf dem Türblatt. Der geometrische Text war ihr unverständlich, sie vermutete jedoch, dass es so etwas wie Wartung oder Notausgang bedeuten könnte.
Beherzt drückte sie die Klinke hinunter und schob die Tür auf. Das Quietschen der Angeln zerschnitt die Schwere der Stille. Nie hatte Babe einen süßeren Klang vernommen. Sie trat hindurch und das biomagische Licht kuschelte sich beinahe in ihre Haare, da der Gang dahinter sehr niedrig war.
Über diesem unterirdischen Tunnelsystem befanden sich Tonnen von Stein und Erdreich, dazu eine Stadt, welche hoch in den Himmel ragte. Die Finsternis schien endlos und auf Babes Schultern zu drücken. Der Geruch von altem Metall kroch beißend in ihre Nase. Sie lief immer schneller, bis sie beinahe rannte. Ein Ring aus Stahl schien ihren Brustkorb eingeschnürt zu haben. Babes Atmung ging schnell und rasselnd. Ihre Wirbelsäule kribbelte und schmerzte zugleich.
Schließlich sprintete sie vorwärts. Die Lichtkugel konnte kaum folgen und fiel zurück. Ihr eigener Schatten wurde immer länger und wuchs vor ihr zu einem Monstrum heran.
Du gehörst nicht hierher, hämmerten ihre Gedanken. Dieser Ort ist nicht für deinesgleichen gemacht. Wir können uns nicht ausstrecken!
Ihr Sichtfeld verschwamm. Die Luft um ihre Schläfen begann zu flimmern. Erschrocken bremste sie ab, schlug die Hände vor ihr Gesicht und versuchte sich zu beruhigen.
Halt dich zurück, mahnte sie sich zähneknirschend. Ich kann gehen, wohin ich will, auch in die toten Gänge der Vergangenheit. Auch das bedeutet Freiheit.
Die Dunkelheit vor ihren zusammengepressten Lidern warf Wellen. Sie war anders als die da draußen, war lebendig. Der Raum zwischen Fingern und Gesicht war ihr eigener Schutzbunker. Langsam beruhigten sich ihre Gedanken. Das Kenaz stupste gegen ihren Hinterkopf und sonnte sich in ihren Gedankengängen.
Mit einem Ruck senkte sie ihre Hände, zog die Sonnenbrille aus einer ihrer Hosentaschen und setzte sie auf. Babe schlug ihre Augen auf und lief zügig weiter.
»Genug jetzt«, schimpfte sie sich selbst aus. »Dieser Ort ist schlichtweg praktisch und ungefährlich. Benimm dich nicht wie ein Idiot.«
Trotzdem erwischte sie sich dabei, wie ihr Herz erleichtert einen Sprung machte, als der Gang in eine Treppe mündete, an dessen Ende sich eine weitere Tür befand. Babe lockerte ihre Schultern, schlug noch einmal gegen die beruhigende Ausbuchtung ihrer Uzi im Hosenbund und genoss das aufkeimende Gefühl der Aufregung in ihrem Bauch.
Sie wurde bereits erwartet. Mehrere blasse Gesichter wandten sich ihr zu. In manchen stand Erleichterung geschrieben, in anderen Verachtung. Dennoch war eines in allen gleich zu lesen: Respekt.
Sie waren Eremiten. Das klang vermutlich hochgestochener, als es war. Für manche barg dieses Wort jedoch eine verführerische Sehnsucht nach Gefahr und Freiheit. So nannte man jene, die aus dem Schwarm des vereinigten Erd-Kombinats ausgeschlossen waren. Im Gegensatz zu den Individualisten, welche ihren Platz als Freidenker selbst gewählt hatten, wollten diese Leute die Vorzüge eines Schwarmlebens genießen, sich dabei aber zu wenig einordnen.
Denn der Schwarm war schließlich perfekt.
Menschen waren schon immer Herdentiere. Sie benötigten enge soziale Kontakte, lebten gern gemeinsam, waren am zufriedensten, wenn jeder das Gleiche besaß, wenn die Unterschiede untereinander minimal waren. Die Vorhersagbarkeit des Alltags gab ihnen Sicherheit und Frieden. Der Rückhalt eines stetigen Einkommens und planbarer Freizeit ermöglichte eine geplante Fortpflanzung.
Es war unumstößlich effizient im Erreichen von höheren Zielen. Es gab keine Konflikte in einem Schwarmbewusstsein, jeder kannte seine Aufgabe, welche es zu erfüllen galt – ähnlich einem Bienenstock. Die Leute kehrten immer wieder zu ihren Fixpunkten zurück: Alltag, Sicherheit, Bekanntheit der Situation, Gemeinschaft, Verantwortung den Gebildeten überlassen.
Der Menschenschwarm hatte seinen Platz erkannt und lebte entsprechend: kleine schöne Wohnungen, entspannender Komfort, ein fester Arbeitsplatz mit vorgegeben Zielen, ausreichend Freizeit mit einem vielfältigen Angebot an Unterhaltung. Sicherheit im Schoße der globalen Gemeinschaft unter den Fittichen weiser Fachleute.
Willkommen im vereinigten Erd-Kombinat.
Keine Kriege, denn wir sind alle geeint. Wir sind Weltbürger. Wir sind eine Spezies. Wir haben ein gemeinsames Ziel: Fortschritt, Leben, Ausbreitung.
Babe legte ihren Handrücken vor ihren Mund und unterdrückte bei dem Gedanken an diese Leitsätze ein herzhaftes Gähnen.
Die Eremiten waren mit keiner der beiden Lebensarten sonderlich zufrieden.
Ihre genetischen Modifikationen waren meist extrem. Manche Gesichter ähnelten Tieren mehr als Menschen. Mit cybermagischen Prothesen geizte man auch nicht – man trug die glühenden Runen stolz zur Schau. Der Wunsch, größtmögliche Diversität zu zeigen, sodass es fast einer Maskierung glich, war offensichtlich.
Obwohl sie aussahen wie stumpfe, übermodifizierte Straßenschläger, welche kaum genug Intelligenz zum Sprechen hatten, waren sie oft hochgebildet. Sie kämpften für mehr Individualität im Schwarm. Man wollte Fortschritt um jeden Preis, obwohl die Geschichte gezeigt hatte, dass ein kontrolliertes Maß viel sinnvoller war.
Sie waren Hacker und Informationshändler, fühlten sich als etwas Besseres – manchmal waren sie das sogar. Natürlich nutzte man Konzepte wie Individualität und maximale Toleranz auch als Rechtfertigung für platte Parolen, Kriminalität, wilde Drogenexzesse, vulgäre Sexpraktiken und die eine oder andere Sektenhierarchie.
Die Schwarm-Identität-Scancodes im Nacken hatten einige aufgeschlitzt und vernarben lassen. Andere hatten sie mit anderen Tätowierungen überdeckt oder sie dramatisch durchstreichen lassen.
Diese Eremiten-Gang hatte es sich zum Markenzeichen gemacht, die Strich-Codes immer wieder neu aufzubringen. Sie fanden sich auf ihrer Stirn, unter ihren Augen, am Hals, am Armgelenk, auf der Brust. Die schwarzen Linien verliehen ihrem Äußeren eine Brandmarkung als Objekt, eine beißende Satire für das, wogegen sie sich stellten.
Ihre Haare waren zu opulenten Frisuren aufgesteckt. Schnecken, Wülste und geflochtene Zöpfe türmten sich hoch auf und wurden immer wieder durchbrochen von metallischen Platten. Die Kleidung war überwiegend schwarz und hatte wohl ausschließlich den Nutzen, Werkzeuge und Waffen tragen zu können.
Eremiten rotteten sich in Gangs zusammen und schufen ihre eigenen Regeln. Das war genau nach Babes Geschmack. Daher arbeitete sie gern mit ihnen zusammen oder zog mit ihnen durch die Straßen.
Freiheit ist wie Fliegen ohne Flügel, dachte Babe, als sie grinsend ihre Sonnenbrille vom Gesicht zog und begrüßend mit der Zunge schnalzte.
»Du bist verdammt spät«, grunzte ein drahtiges Mädchen mit runenumrandeten, bleichen Augen.
»Ist halt ein langer Weg hierher«, entgegnete Babe und zuckte mit den Schultern.
»Sogar die blinde Elenna war schneller als du«, stichelte ein untersetzter Typ, den sie vorher noch nie in der Gruppe gesehen hatte – ein Neuling, der seinen Platz aufzubauen versuchte.
»Kunststück!«, lachte Babe unbeschwert auf. »Mit ihrer Runen-Sicht sieht sie vermutlich in der Finsternis mehr als jeder andere. Es ist hier so dunkel wie in einem Katzenarsch.«
»Du hast doch auch ein Licht-Schnitzel«, erwiderte die drahtige Elenna und schnippte in Richtung des immer noch über Babe schwebenden Lichtes.
»Und woher weißt du, wie es in einem Katzenarsch aussieht?«, fragte der schlaksige Pea, während er aus seinem Ohr einen verehrungswürdig großen Klumpen Schmalz hervorpuhlte.
»Hast du mir doch mal erzählt«, konterte Babe, woraufhin Elenna leise kicherte. »Und diese kleine Funzel leuchtet nun mal nicht besonders hell.«
Der Lichtball machte sich nichts aus den Beschimpfungen, schließlich war er nur ein lebloser, magischer Zellhaufen – auch wenn es sich manchmal wie ein anschmiegsames Haustier verhielt. Babe dachte einfach nur das Wort Quitt. Das Licht erlosch sofort und der Fleischbatzen fiel mit einem saftigen Geräusch in ihre ausgestreckte Hand. Sie steckte ihn in ein Kästchen und verstaute es in einer ihrer Hosentaschen.
»Genug mit den Liebesbekundungen«, fuhr eine leise Stimme dazwischen. »Du bist spät, wir warten und es ist Zeit für das Geschäftliche.«
Sie gehörte Wania, der Anführerin. Babe schlängelte sich durch die anderen hindurch und trat zu ihr. Wania war kleiner als Babe, schmächtig, krumm und mindestens über siebzig Jahre alt. Ihr Schädel war kahl rasiert und in der Mitte mit Strichcodes tätowiert. Von Ohr zu Ohr umspannte sie ein metallener Ring mit verschiedensten Runen-Anschlüssen. Ein großer Mantel bedeckte ihren hageren Leib, der seltsamerweise keinerlei Licht reflektierte. Dadurch wirkte es im Dunkeln fast so, als würde sie gar keinen Körper besitzen.
Als Wania vor ein paar Jahren auf der Bildfläche erschienen war, hätte niemand gedacht, dass sie innerhalb weniger Wochen eine schlagkräftige Gang aus dem Boden stampfen würde. Doch die Eremiten ehren Wissen und sie war als ehemalige Schnittstelle eines biomagischen Rechenzentrums nicht nur ein wandelndes Lexikon für Sprachen jeglichen Jahrtausends, sondern verstand sich auch exzellent in der Planung von Hack-Angriffen. Idiotische Muskelkraft war hilfreich, aber austauschbar. Ihre Erfahrung war das nicht. Abgesehen davon, war es schon eine Kür, in ihrem Alter eine solch hochtrabende Karriere im Schwarm einfach hinzuschmeißen.
Babe hielt sich Zeige- und Mittelfinger an die Schläfe und zwinkerte ihr neckisch zu. Sie mochte die alte Kratzbürste irgendwie.
Ein lautes Klacken ertönte – Wanias Stahlsohle auf dem Boden. Das hieß so viel wie: Ich bin sauer, sei still. Dann nickte sie nach rechts. Dort stand ein schlanker Mann. Er trug normale Straßenkleidung, keine offensichtlichen Modifizierungen am Körper. Doch sein Blick hatte etwas Seltsames an sich. Er wirkte gehetzt und fremd … irgendwie wild. Das musste der Auftraggeber sein.
»Ein Werwesen will sich mit dem Schwarm anlegen?«, fragte Babe überrascht. »Ich hätte vermutet, dass ihr einen Mittelsmann habt. Nachdem man für eure Art Reservate eingerichtet hat, gab es keinerlei Auseinandersetzungen mehr.«
»Keine Offenen zumindest«, berichtigte Wania und lächelte dünn.
Interessant, dachte Babe, tippte sich gegen ihr Kinn und musterte den Burschen genauer.
Werwesen hatte es schon immer gegeben. Es hatte Zeiten gegeben, da waren sie als Mittler zwischen Natur und Mensch verehrt worden. Dann waren sie als Bestien verschrien gewesen. Eine Weile hatte man auch gemeinsam gelebt. Irgendwann waren sie zu Märchengestalten geworden. Sie waren gut darin, sich anzupassen. Das war ihre Grundessenz. Vielleicht lagen ihnen deswegen die biomagischen Energien so sehr im Blut, dass sie Facetten von Tieren annehmen konnten.
Doch Menschen wollten schon immer die Magie bändigen. Werwesen waren gewiss keine Schoßtierchen. Daher hatte man Reservate für sie eingerichtet. Damit lenkte man erneut den Input für den Schwarm in sichere Bahnen und die Werwesen hatten ihre Ruhe. So war zumindest der Plan gewesen.
»Es geht dich nichts an, warum ich selbst hier bin«, brummte der Besucher. »Dein Auftrag ist es, meiner Sippe Informationen über das Reservat aus dem Technokratiezentrum von Technolyse zu beschaffen.«
Babe pfiff laut aus. Sie hatte zwar gewusst, worum es ging, aber Technolyse war eine der größten Kombinatsfirmen der Welt. Sie hielt ebenso Anteile am Raumfahrtprogramm, wie sie auch Terraformingprozesse erforschte und nutzbar machte. Ihr Netzwerk war gigantisch – und verdammt gut gesichert.
»Du bist allein«, stellte Wania trocken fest, woraufhin Babe ein wenig den Kopf einzog.
»Es sollte jemanden geben, der bei der Informationseingrenzung helfen kann«, knurrte der Wolfsmann. »Hast du überhaupt eine Ahnung, wie riesig die Datenmenge ist? Es ist keine Zeit für …«
»Jetzt entspannt euch mal«, seufzte Babe und hob beide Hände. »Er ist doch hier. Also kommt wieder runter.«
Wania stampfte erneut mit der Stahlsohle auf und schnaubte. Sie glaubte ihr nicht. Babe grinste jedoch breit, denn sie war sich sicher, auch wenn sie keinen Beweis dafür vorlegen konnte.
Und sie hatte recht.
Wolf hockte mehrere Gangwindungen weiter und schmunzelte ertappt, als er Babes Worte vernahm. Seine Augen waren geschlossen und seine Ohren hoch aufgestellt. Er regte keinen Muskel und hörte aufmerksam hin. An dieser Stelle war der Schall aus dem Besprechungsraum am besten wahrzunehmen – er verstand mit seinem ausgeprägten Gehörsinn jedes Wort.
Sie kennt mich einfach zu gut, dachte er. Babe wusste, dass ich neugierig werde und es mir nicht verkneifen kann, ihr nachzuschleichen, wenn sie mir die Koordinaten zusendet.
Er konnte das Werwesen gut riechen. Der Mann hatte Genkombinationen ähnlich denen eines Wolfes in sich und seine Pheromone hafteten an jeder Ecke. Er war mehrfach hier gewesen, vermutlich zu Besprechungen des Plans. Der würzige Duft weckte unangenehme Erinnerungen in Wolf. Auch wenn er sein zuhause freiwillig verlassen hatte, war da eine Wunde zurückgeblieben. Obwohl er, außer wölfischen Zügen, nichts mit dem anderen gemein hatte, war er ein Zerrbild seines eigenen Seins.
Babe hatte es geahnt. Wolf hatte den Köder geschluckt und erkannte nun die Fessel, welche ihn noch immer knebelte.
»Wie soll das möglich sein?«, fragte der Wermann barsch. »Ich rieche hier keine Magie, außer eure Runen. Dieser Ort wurde gewählt, weil es hier nichts dergleichen gibt und man uns somit nicht unbemerkt magisch ausspionieren kann. Wer soll sich hier vor mir verstecken können?«
»Hmmmm, er hat große, hübsche Äuglein«, begann Babe mit zuckersüßer Stimme und formte mit den Zeigefingern zwei Ringe um die Augen. »Dazu kräftige Patschehändchen«, fuhr sie fort und hielt sich ihre Hände mit wackelnden Fingern vor das Gesicht. »Und sooo große Flauscheöhrchen«, schloss sie mit den Händen am Hinterkopf.
»Was soll das heißen?«, zischte der Kerl ungehalten.
»Oh, ich hab das Wichtigste vergessen!« Sie kicherte, drehte sich um und deutete mit ihren Daumen auf ihr Hinterteil. »Den verräterischen Schwanz.«
Wolf versuchte sein raues Lachen zu unterdrücken. Er konnte ihre Worte zwar nur hören, doch vor seinem geistigen Auge sah er sie in ihrer typischen Manier gestikulieren.
Die Augen des Mannes weiteten sich überrascht. Nun reckte er sein Kinn und schnüffelte aufgeregt umher. Er schlug sich die Handflächen gegen die Ohren, um Geräusche auszusperren, und lief vornübergebeugt im Kreis. Schließlich presste er lautstark die Luft zwischen seinen Zähnen hervor.
»Da ist ein Wolf«, flüsterte er.
Er hat mich gerochen, erkannte Wolf alarmiert. Ich habe verdammt gut aufgepasst, als ich diesen Raum umrundet habe. Außerdem sollte er als Werwesen nicht so feine Sinne wie ein echter Wolf haben. Verdammt.
»Ohne Sippe«, zischt er verächtlich. »Sein Geruch ist … anders. Wir werden keinem ehrlosen Streuner vertrauen.«
Wania wollte eben einschreiten, da kam ihr Babe zuvor.
»Du redest von Ehre? Das ist ja herzallerliebst«, sie lachte verächtlich. »Du willst uns einspannen, um eure Arbeit zu machen, weil ihr keine Ahnung habt, wie ihr das selbst bewerkstelligen könnt. Ihr seid nichts weiter als hilflose Bittsteller aus einem realitätsfernen Schutzgehege.«
»Sie hat recht. Ihr könnt nicht auf unsere Hilfe verzichten«, stimmte Wania zu und ihre faltigen Lippen formten ein schmales Lächeln. »Und wir können auf die Hilfe von diesem … Wolf … wen auch immer, wohl auch nicht verzichten. Wir benötigen jemanden, der die Informationen schnell filtern kann.«
»Nicht zwingend. Das Wichtigste ist: Ihr braucht jemanden, der nicht so einfach aufgespürt werden kann«, ergänzte Babe süffisant.
»Jeder ist irgendwie auffindbar«, wandte der Wermann ein. »Eure Bande nur schwer. Deswegen haben wir euch gewählt.«
Wania bleckte ihre schiefen Zähne.
»Babe kann man nur finden, wenn sie es will. Und wenn ich von diesem ominösen Helfer noch nichts weiß, dann gehört er wohl zum gleichen Schlag«, erklärte sie.
Der Mann schaute zwischen Wania und Babe hin und her. Er überlegte, wägte seine Möglichkeiten ab. Letztendlich hatte er jedoch keine andere Wahl, da diese Informationen wirklich wichtig für ihn waren.
»Also gut«, willigte er zerknirscht ein. »Er soll sich zeigen. Verhandeln wir.«
»Vergiss es«, knurrte Wolf leise.
Mir doch egal, fügte er gedanklich hinzu. Kümmert euch um euren engelverdammten Info-Scheiß alleine.
Er erhob sich und eilte durch den finsteren Gang davon.