Читать книгу Dominic Thiem - Egon Theiner - Страница 19

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In seinem ersten vollen Profijahr ist Dominic Thiem auf der ganzen Welt und mit wechselndem Erfolg unterwegs. Bei drei ITF-Turnieren in Israel erreicht er das Viertelfinale und scheidet zweimal in der Runde der letzten 32 aus, in der Türkei, erneut in Israel, in Italien ist auch bald Schluss, doch den Wettbewerb in Tschechien gewinnt er, schlägt im Finale den österreichischen Landsmann Marc Rath 6:2, 6:4. Einen weiteren ITF-Finaleinzug, erneut in Tschechien, kann er nicht mit einem Sieg krönen. Thiem verliert gegen Jiří Veselý (CZE) 4:6, 4:6.

Beim ATP-Turnier in Kitzbühel verliert er gegen den Slowaken Martin Kližan 6:1, 3:6, 5:7, bei jenem in Winston-Salem in North Carolina (USA) scheidet er gegen einen Spieler aus Lettland in der ersten Qualifikationsrunde aus. Ernests Gulbis schlägt den österreichischen Jungstar 6:4, 6:3. Einen Sieg und eine Niederlage gibt es in Wien, Thiem schlägt den Slowaken Lukáš Lacko, immerhin Nr. 51 der Welt, 7:6, 6:3, verliert dann gegen die Nr. 55, den Australier Marinko Matosevic 4:6, 6:7. Bei ATP-Turnieren in Eckental in Deutschland, in Bratislava, in Marbella kommt das Aus in der dritten Qualifikationsrunde, zwei ITF-Turniere in Marokko bringen einen immerhin versöhnlichen Jahresausklang: Die Italiener Alberto Brizzi zuerst (6:3, 6:1) und Riccardo Vellotti dann (7:6, 6:1) haben in den Endspielen wenig bis keine Chance gegen Thiem. Dabei finden diese beiden Turniere unter schwierigen Platz-, Wetter- und Umfeldbedingungen statt. Doch Thiem kommt damit zurecht, es ist ein weiteres Zeichen, dass er als Spieler und Persönlichkeit reift und wächst.

Ende 2012 steht Dominic Thiem auf Platz 309 der Weltrangliste – zwölf Monate zuvor war er noch Nr. 638. Vielleicht wäre etwas mehr möglich gewesen, immerhin schlägt sich der Sportler mit Verletzungen herum, und immer wieder wird er von Schwächeanfällen heimgesucht, die sich nicht erklären lassen. Medizinische Checks bringen nichts Verwertbares, letztlich hält einmal mehr das Wachstum als Ursache her. Es ist eben schwierig, etwas zu erklären, wenn man nichts weiß, und wenn jene, die um fachmännischen Rat befragt werden, versichern, dass alles okay sei.

Campylobacter weg, Resnik und Gulbis da

Anfang 2013 verliert Thiem das Finale des ersten von zwei ITF-Turnieren in Kroatien und gewinnt das zweite. Beim ATP-Sandplatzturnier in Rom übersteht er die Qualifikation und scheidet in der ersten Runde aus. Bei zwei ITF-Finals in Tschechien verliert er im Mai zweimal gegen den Slowaken Norbert Gombos, einmal 6:4, 2:6, 2:6, einmal 2:6, 1:6. Besonders die zweite Pleite gibt wieder einmal zur Sorge Anlass, denn Thiem wirkt lethargisch und ergibt sich widerstandslos. Mit ihm stimmt wirklich was nicht!

Im Krankenhaus von Baden ist ein Freund des Großvaters Primar, und dort wird Dominic Thiem stationär aufgenommen. Im Gegensatz zu bisher durchgeführten Untersuchungen wird Blut im Akkord abgenommen, Harn und Stuhl täglich untersucht. Man findet, was man nicht für möglich hält, und was bei normalen Untersuchungen nicht gefunden werden kann: ein Bakterium namens Campylobacter.

Drei Jahre lang ist Dominic Thiem also krank gewesen, und es bedarf wohl keiner tiefgründigen Vermutung, dass seine Tenniskarriere wohl anders verlaufen wäre, wäre er davon nicht geheilt worden.

Campylobacter

Die Campylobacter-Enteritis ist eine durch verschiedene Bakterienarten der Gattung Campylobacter hervorgerufene, entzündliche Durchfallerkrankung beim Menschen. Die Infektionskrankheit wird auch als Campylobacteriose bezeichnet und ist die am häufigsten vorkommende Erkrankung des Verdauungstrakts. Campylobacter-Arten sind gramnegative, spiralig gekrümmte Stäbchen und gehören zur Gruppe der Zoonoseerreger, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden und dort zu einer Erkrankung führen können. Campylobacter gehört zu den Erregern, die in die Schleimhäute des Darmes einwandern. Sie bilden einen hitzeresistenten Giftstoff (Enterotoxin), der vermutlich für die Durchfallsymptome verantwortlich ist. Nach vier Tagen bis zwei Wochen verschwinden die Krankheitssymptome in der Regel meistens spontan. Während die Krankheit bei den meisten Menschen komplikationslos verläuft, bleiben in einigen Fällen die Erreger im Darm und können eine chronische Infektion auslösen.

Campylobacter ist inzwischen in Deutschland – wie insgesamt in der Europäischen Union – der häufigste Erreger einer bakteriellen gastrointestinalen Infektion, noch vor den Salmonellen. Die Bakterien kommen normalerweise im Darm von Schweinen und Geflügel und anderen Vogelarten vor. Hauptursache für durch Lebensmittel übertragene Campylobacteriose ist Geflügelfleisch, darauf lassen sich 20–30 % der Fälle zurückführen. Die Übertragung erfolgt dabei vor allem durch ungenügend gegartes Geflügelfleisch, da durchschnittlich jedes zweite Produkt verkeimt ist (Stand 2017). Weitere Infektionsquellen sind u. a. nicht pasteurisierte Milch (Rohmilch), kontaminiertes, nicht aufbereitetes Trinkwasser und rohes Hackfleisch.

(Quelle: Wikipedia)

Bob Brett, Günter Bresnik

Doch nicht nur deswegen symbolisiert das Jahr 2013 ein Wendejahr im Leben des jungen Mannes. Nachdem er rund einen Monat im Krankenhaus verbracht hat und dieses geschwächt verlässt, hat Günter Bresnik eine Überraschung für seinen Schüler parat. Diese nennt sich Sepp Resnik.

Der gebürtige Grazer Resnik, Jahrgang 1953, ist so etwas wie ein Urgestein unter den österreichischen Extremsportlern. Mit 17 wurde er Soldat, absolvierte die Jagdkommandoausbildung, wurde Offizier im Bundesheer, stand im Nationalteam für Militärischen Fünfkampf und trat 1984 zum Ironman Hawaii an – sechs Jahre, nachdem dieser Event dort erstmals über die Bühne gegangen war, ist Resnik der erste Österreicher, der dort antritt. Er radelt um die Welt, er tut es, weil er es kann und weil er dadurch ihm wichtige Organisationen unterstützen will, Wings for Life beispielsweise.

„Du musst jeden Tag an deine Grenzen gehen – und darüber hinaus!“ ist ein Credo des Extremsportlers. Gut trifft sich, dass er gerade in Pension gegangen ist, als seine Zusammenarbeit mit Dominic Thiem beginnt. Resnik, 60, kauzig, zusammen mit Thiem, 19, zurückhaltend? Was ist denn das für eine Idee?

Eine sehr gute, immerhin bleibt Sepp Resnik einige Jahre an der Seite des Tennisspielers. 2013 macht er ihn fit für die Männer-Tour, und er tut es mit unkonventionellen Methoden: Mit Trainings mitten in der Nacht, mit Orientierungsläufen durch Wälder und Parks – wie beispielsweise den MilAk-Park in Wr. Neustadt, mit dem Schleppen von Baumstämmen. Irgendwie erinnert die Szenerie an jene aus den „Rocky“-Filmen, in denen der Held in einem Schlachthaus auf totes Fleisch einboxt (Rocky, 1976) oder in dem er in der russischen Wildnis Schlitten zieht, Holz hackt, Baumstämme schleppt (Rocky IV, 1982). Resnik ist ein Schleifer, einer, der die Natur dem Fitnesscenter vorzieht, weil er dort alles findet, was man zum Training braucht. Ist es eben kein formvollendetes Chrom, sondern ein schweres Stück Holz. Ist es eben nicht trocken, sondern regnerisch. Der Steirer ist einer, der Thiem auf allen Ebenen fordert und ihm zu verstehen gibt, dass Exzellenz nur durch Exzellenz erreicht wird: Will man Großes erreichen, muss man bereit sein, auch alles dafür einzusetzen.

In der Zwischenzeit gehen auch Tennistrainings und das Leben in Bresniks Tennis-Akademie weiter. Der Startrainer kümmert sich um einen Spieler, den er im Buch Die Dominic Thiem Methode als „Glücksfall“ bezeichnet. Ernests Gulbis aus Lettland steht Ende des Jahres 2013 auf Platz 24, während Thiem Nr. 130 ist. Er wird ein idealer Trainingspartner für Dominic Thiem sein. Dabei sind Gulbis und Thiem ebenso unterschiedlich wie Resnik und Thiem, sie unterscheiden sich in der Ausstrahlung, sie haben verschiedene Interessen. Der eine, Gulbis, tritt auf, als gehörte er zu den Weltbesten. Beim anderen, Thiem, vermutet man, dass es Angst haben könnte, zu stören. Gulbis ist für den Österreicher nicht nur ein starker Trainingspartner, der ihn mit jedem Ball fordert und ihn somit über Wochen und Monate zu einem besseren Spieler macht, sondern er zeigt ihm auch Attitüde und Auftreten außerhalb des Platzes.

Ab Mitte Juli beginnt das Spieljahr 2013 so richtig ins Laufen zu kommen. Beim ITF-Turnier in Italien verliert Dominic Thiem erst im Finale gegen Marco Cecchinato (3:6, 4:6), in Kitzbühel entscheidet er in der zweiten Runde ein weiteres so genanntes Generationenduell für sich. Gegen Jürgen Melzer gewinnt Thiem 7:5, 6:3. Der Erfolg gegen den 13 Jahre älteren Landsmann bringt Weltranglistenpunkte und rund 12.000 Euro Preisgeld. Im Viertelfinale verliert der Lichtenwörther gegen den Spanier Albert Montañés 4:6, 3:6.

Ein ITF-Finalsieg im norditalienischen Este (gegen Norbert Gombos/SVK, 6:1, 6:4) folgt: Es ist der bislang größte Turniersieg in seiner jungen Karriere, dieser bringt ihm 35 ATP-Punkte und einen Rang unter den ersten 200 in der Weltrangliste.

In Como verliert er in drei Sätzen den ATP Challenger gegen Pablo Carreño Busta (ESP), gewinnt aber jenen in Marokko gegen Teymuraz Gabashvili (RUS). Und wieder ist es Herbst geworden, und wieder steht das Stadthallenturnier an. Nach zwei Spielen steht Thiem im Viertelfinale die Nummer acht der Welt gegenüber, der Franzose Jo-Wilfried Tsonga. Vor ausverkauften Tribünen liefert Thiem dem Superstar einen harten Kampf und verliert letztlich 4:6, 6:4, 6:7 (3/7). Tsonga ist statistisch gesehen da und dort besser, er serviert 16 Asse (gegen 6 Thiems), begeht drei Doppelfehler (Thiem: 4), verwertet einen von zwei Breakbällen (Thiem: einen von acht), doch grundsätzlich ist das Match – Zahlen zur Hand – ausgeglichen. Der Sieger zieht weiter, dem Verlierer wird aufgezeigt, was alles möglich ist.

Dominic Thiem, Jürgen Melzer

Ein Sieg beim ATP Challenger im marokkanischen Casablanca (6:2, 7:5 gegen den Italiener Potito Starace) und ein Aus in der ersten Runde von Bratislava beenden das Wettkampfjahr des nunmehr 20-Jährigen. Am 30. Dezember wird Thiem als Nummer 139 der Welt geführt. Tendenz steigend.

Dominic Thiem

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