Читать книгу Zu viele Putzfrauen - El Awadalla - Страница 12
ОглавлениеAm nächsten Tag fährt Lena mit ihrem Bruder und seinem Arbeitskollegen zum Frisiersalon, um die bezahlten Trockenhauben zu holen. Lena hat ihr schreiend buntes Radio, Stil Ghettoblaster und zu einer erstaunlichen Lautstärke fähig, im Rucksack, Robschi einiges Werkzeug im nicht mehr ganz neuen Billa-Sackerl. Lena muss noch Batterien kaufen und geht ins nächste Elektrogeschäft. Dort gibt es nur eine einzige Batterie in der passenden Größe, dabei verlangt der Ghettoblaster sechs Stück. Er ist sehr retro. Im türkischen Supermarkt am Eck neben dem Frisiersalon gibt’s genügend passende Batterien.
Vor dem Supermarkt erteilt Lena die letzten Anweisungen: Robschi und Hans sind ab sofort die Handwerker, die nur tun, was ihnen gesagt wird.
Punkt drei betritt Lena das Geschäft, gefolgt von ihren Handwerkern; die Meier, schon von Natur aus der Typ blasse Blondine, verfärbt sich unter ihrer Schminke sofort und deutlich sichtbar in Richtung cremeweiß. Sie bittet mit Nachdruck ins Hinterzimmer. Der alte Meier schneidet gerade einem kleinen Buben die Haare, wagt kaum einen Blick, nur seine Ohren laufen rot an. Der arme Bub, denkt Lena, hoffentlich fehlt dem nicht gleich ein Stückerl Ohr.
»Ja, und was wünschen Sie?«, fragt die Meier bemüht freundlich.
»Wir holen die Trockenhauben«, sagt Lena.
»Am Abend«, vertröstet die Meier.
»Bis vier«, sagt Robschi sehr barsch und schaut demonstrativ auf die Uhr.
Die Meier gibt auf. Lena zeigt den beiden die Trockenhauben. Wie sie es schon geahnt hat, sitzt unter einer der Hauben eine Kundin; nach oftmaligem »Tschuldigen, pardon, bitte sehr und danke schön« wird sie unter eine andere Trockenhaube komplimentiert.
Der Salon, bis auf den letzten Platz besetzt, knistert vor Spannung, die Kundinnen sind neugierig, Der alte Meier versänke am liebsten im Boden, seine Frau versucht, einen Es-ist-alles-ganznormal-Eindruck zu machen. Lena wartet auf ihren großen Auftritt. Robschi und Hans spielen überzeugend und böse grinsend Meister und Lehrbub.
Im nur durch einen Vorhang abgetrennten Hinterzimmer stehen Lena und Agnes Meier und versichern einander Verständnis. Lena will erst die Rede aufs Geld bringen, wenn die zwei Handwerker als Zeugen anwesend sind, doch sie spielt der Frau schon einmal vor, was sie auf Band aufgenommen hat. Sehr laut spielt sie ihr das vor. Als die Beschimpfungen gegen die Hausbesitzerin laut und deutlich im ganzen Salon zu hören sind, gibt die Meier auf.
Zwei Tage später haben die beiden ihr Geld zurück, auch das vom Janicek, der es per Postanweisung schickt.