Читать книгу Zu viele Putzfrauen - El Awadalla - Страница 17
ОглавлениеFranziska Auinger, 82, alleinstehend, wurde mit einer Krücke erschlagen, durch mehrere Schläge auf den Kopf.
Die Frau muss jemandem die Tür aufgemacht haben. Es gibt keine Einbruchsspuren. In der Küche wurden zwei Kaffeehäferl gefunden, mit den Fingerabdrücken der Toten und einer unbekannten Person.
Aus dem Wohnzimmerkasten fehlt Bargeld, eine mindestens vierstellige Summe und die Münzsammlung ihres längst verstorbenen Mannes. Diese Sammlung könne gut über hunderttausend Euro wert sein. Das sagt zumindest der Sohn der Toten, der sie auch gefunden hat.
Es sieht so aus, als habe der Täter oder die Täterin genau gewusst, wo er oder sie suchen musste. Das lenkt den Verdacht freilich auf die Putzfrau, oder auf den Sohn, oder auf die geschiedene Frau des Sohnes, aber die Putzfrau ist die Einzige, die aus einem kriminellen Umfeld kommt. Einer ihrer Brüder sitzt gerade eine Gefängnisstrafe wegen Autodiebstahls und anderer kleinerer Delikte ab, ein zweiter ist erst seit Kurzem auf freiem Fuß.
Sie haben Autos nach Serbien gebracht, dort aus zwei oder drei Unfallwägen ein neues gebaut, das sie später in Wien verkauften. Wie oft sie das gemacht haben, weiß niemand. Aber in einigen Fällen ist ihnen Betrug nachgewiesen worden. Es waren auch gestohlene Autos darunter. Doch gestohlen haben andere, die Brüder haben nur den Transport und den Umbau erledigt.
Nachdem die Kinder gegessen haben, ruft Dragica Ingrid an, sie wissen voneinander noch nicht, dass sie beide verdächtigt werden. Am Nachmittag werden sie sich im Huberpark treffen, weil sie Angst haben, dass die Polizei ihre Telefone abhört. Dragica geht mit der Kleinen gerne in den Huberpark, ihre Kinder nennt sie anderen gegenüber immer nur die Kleine, die Größere und der Große.
Im Park wissen offenbar auch schon alle Bescheid. Keine von den wenigen Müttern setzt sich zu ihnen auf die Bank, aber alle schauen sie mehr oder weniger verstohlen an.
Es ist kalt und trüb und windig, sie bleiben nicht lange.
Dragica putzt auch bei Ingrid und bei einer Reihe ihrer Freundinnen, sie wohnt gleich im Nebenhaus. Ihr geht es finanziell ziemlich schlecht, gemeinsam mit ihren Brüdern hat sie einen Gebrauchtwagenhandel betrieben, bis die Brüder wegen Betrugs und Hehlerei eingesperrt wurden. Sie ist dann mit dem Geschäft in Konkurs gegangen, mit nachfolgendem Privatkonkurs. Darum ist sie auf das bisschen Geld aus ihrer Schwarzarbeit angewiesen, na ja, Arbeit … mit den alten Leuten zum Arzt oder zur Friseurin oder zur Fußpflege oder für sie einkaufen zu gehen, das ist mehr eine Trinkgeldgeschichte, das reicht gerade für das Allernötigste. Der Große hat als Einziger in seiner Klasse kein Smartphone. Einer ihrer Brüder, der Älteste, ist vor drei Wochen aus dem Gefängnis entlassen worden, der andere, der Mittlere, sitzt noch. Der Ältere wollte sich gleich bei ihr einnisten. Sie hat ihn hinausgeschmissen.
Bevor er gegangen ist, hat er ihr ein paar Detschn gegeben.