Читать книгу Zu viele Putzfrauen - El Awadalla - Страница 16
ОглавлениеDragica macht ihre Kinder für die Schule und den Kindergarten fertig, sie zieht der Kleinen gerade die Schuhe an, als es vor ihrer Tür laut wird.
»Aufmachen, Polizei!«
Pumpern und Läuten, sie macht mit der Kleinen auf dem Arm die Tür auf und schaut in einige Gewehrläufe und maskierte Gesichter; die Maskierten stürmen an ihr vorbei in die Wohnung, einer fragt: »San Se de Jowanowitsch Dragica?«
Sie ist erschrocken, zittert, kann nicht antworten, die Kleine brüllt, aus dem Wohnzimmer hört sie auch die beiden anderen Kinder schreien.
»Ich muss die Kinder bringen«, sagt sie.
»Des geht net!«, brüllt eine Maske sie an, die drei Kinder schreien immer lauter.
Dragica muss sich am Türstock anhalten. Polizisten in Zivil kommen in die kleine Wohnung, sie reißen die Kastentüren auf, einer durchwühlt den Mistkübel unter der Abwasch.
»Bitte, die Kinder, bitte, sie müssen in die Schule und in den Kindergarten.«
»Is eh besser, waun s’ weg san«, sagt einer der Kieberer.
Dragica hat das Gefühl, mindestens zwanzig Männer rennen und schreien in ihrer Wohnung.
»Nana, se bleim do«, sagt der Polizist und räumt die Schultaschen der Kinder aus.
Schließlich dürfen sie doch in die Schule gehen.
Die beiden Großen müssen die Kleine in den Kindergarten bringen, der ist gleich ums Eck von der Schule, also kein großer Umweg.
Dragica darf nicht hinaus, sie muss sich in der Küche auf eines der zwei Stockerl setzen, das andere nimmt sich einer der zwei zivilen Kieberer.
»Und«, fragt er, »woastas?«
Dragica hat keine Ahnung, was der von ihr will. Was?
»Gib’s zua, du host de Oide umbrocht!«
Was, wer sei umgebracht worden?, fragt sie.
»Dua ned so«, schreit der Polizist, »du woastas!«
Sie fängt an zu weinen, aus dem Wohnzimmer hört sie Geräusche. Dort wird die Beute gesucht, es war ein Raubmord. Der Kaffee in der Filterkaffeekanne verbreitet den grauslichen angesengten Geruch, den Kaffee immer annimmt, wenn er zu lange auf der Wärmeplatte steht. Sie hätte gerne einen Schluck, heiß und schwarz, aber sie traut sich nicht, irgendetwas zu sagen.
»Gib’s zua, du woastas, mia kenna eich Tschuschngsindl, gib’s zua! Samma schnölla featich.«
Dragica muss mitfahren. Fingerabrücke, DNA-Abstrich, Einvernahme, Protokoll. Erst auf dem Wachzimmer erfährt sie, wer umgebracht worden ist: die alte Frau Auinger.
Sie weint gleich wieder, eine so liebe Frau! Dragica hat für sie eingekauft, ihr im Haushalt geholfen, manchmal auch geputzt, ist mit ihr zum Arzt gegangen, weil die alte Dame nicht mehr gut gesehen hat und nicht mehr gut auf den Beinen war.
Tot?
Die arme Frau Auinger; mehrere Kieberer versuchen gleichzeitig und abwechselnd, ihr ein Geständnis abzuringen. Einer geht hinaus, kommt zurück, sagt: »Mia haum Beweise, gib’s zua.«
Das ganze Verhör dauert, bis es Zeit ist, die Kinder von der Schule abzuholen.
Die Polizei weiß schon alles: Die Frau Auinger ist ermordet worden. Ihr Sohn hat sie gefunden, Geld ist gestohlen worden und irgendetwas Wertvolles. Alles ist voller Blut.