Читать книгу Die Mulgacamper Romane Band 1 und 2 - Elda Drake - Страница 10

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Kapitel 6

Am nächsten Tag waren sie nach einem reichlichem Frühstück und einem herzlichen Abschied wieder in der Luft. Mike hatte von Fred einige Säckchen mitbekommen. Hetty vermutete, dass der Inhalt wahrscheinlich aus Opalen bestand. Der Chinese war anscheinend das fliegende Pendant zu den früheren reitenden Boten. Ein prüfender Blick auf die Ladung informierte sie darüber, dass dieses Mal keine Kartons mit Löchern neben ihr verstaut waren und sie konnte sich beruhigt zurücklehnen.

Mike hatte am Abend zuvor erfahren, was sie so in Zukunft plante und hakte, während die Cessna brummend über das weiterhin mehr als leere Outback flog, nochmal nach. »Du willst dir ja einen Allrad-Camper zulegen, hast du gesagt. Aber dir ist schon bewusst, dass Piste fahren nicht ganz ungefährlich ist?«

Hetty nickte. »Das ist mir klar. Ich denke auch nicht im Traum daran, eine der großen Pistenstrecken die sich durch den Busch ziehen, alleine zu fahren. Schließlich bin ich nicht lebensmüde. Aber mit einem normalen Camper ist schon jede ungeteerte Zufahrt zu einem Campingplatz ein Problem.«

Paul stimmte ihr zu. »Nach wie vor sind auch viele Aussichtspunkte nur über einige Kilometer Piste zu erreichen. Mit einem Allrad-Fahrzeug bist du auf alle Fälle bei weitem nicht so eingeschränkt. Und wenn ein Floodway kommt, dann säuft dir die Karre auch nicht gleich ab.«

Mike war beruhigt. »Ich wollte nur sicherheitshalber nachfragen. Schließlich gibt es genügend Narren, die einfach drauflosfahren und dann mittendrin mit einem kaputten Auto und ohne Wasser liegen bleiben. Erst vor einem Monat mussten wir Piloten wieder mal nach einem vermissten Ehepaar Ausschau halten.«

Als er den interessierten Blick von Hetty bemerkte, begann er zu erzählen. »Die haben alle Fehler gemacht, die man machen kann. Erstens hatten sie noch nie einen Allrad gefahren, zweitens in ihrem ganzen Leben noch keine Piste gesehen. Aber das hat sie nicht im geringsten davon abgehalten sich ins Outback zu begeben. Natürlich hatten sie auch kein Notfallset dabei.«

Hetty schüttelte den Kopf. »Da hätte der Autovermieter aber darauf bestehen müssen!«

Mike lachte laut auf. »Die haben nicht gemietet, sondern gekauft! Eine alte Schrottmühle, die sowieso nur noch mit Müh und Not angesprungen ist. Wider Erwarten ist sogar zwei Tage lang alles gut gegangen – oder wie man besser sagen müsste, leider. Denn wenn das Teil noch auf der Teerstraße zusammengebrochen wäre, dann hätten wir nicht suchen müssen! So aber waren sie schon einige hundert Kilometer im Nirwana als das Auto plötzlich streikte. Weder er noch sie hatten die geringste Ahnung von Mechanik und so zückten sie ihre Handys und wollten Hilfe rufen. Nur dass sie in einem Gebiet waren, wo die Teile nicht gingen! Wenn sie wenigstens jetzt so schlau gewesen wären, das zu tun was man jedem einbläute: Beim Auto bleiben und warten. Schließlich kommt auch auf der hinterletzten Piste immer wieder mal jemand vorbei. Abgesehen davon hat man da zumindest ein bisschen Schatten, das Wasser und von der Luft aus ist man auch zu sehen. Aber nein! Die Trottel haben sich zu Fuß auf den Weg gemacht um die nächste Ansiedlung zu erreichen. Schlauerweise haben sie auch noch gedacht querfeldein wäre der Weg kürzer. Haben sich natürlich heillos verirrt und nach einem Tag war das Wasser alle.«

Paul runzelte die Stirn. »Habt ihr sie noch rechtzeitig gefunden?«

Mike seufzte tief auf. »Zwei Jeeps von Rangern, die auf dieser Piste Kontrolle fuhren, haben den leerstehenden Wagen gesehen. Und als sie am nächsten Ort angekommen waren und hörten, dass hier niemand eingetroffen ist, wurde herumtelefoniert und eine Suche eingeleitet. Einer der Piloten hat zufälligerweise etwas auf dem Boden gesehen, das gespiegelt hat und die beiden entdeckt. Die Frau haben sie noch lebend bergen können, aber der Mann war schon tot.«

Hetty schüttelte den Kopf. Unter ihr zog soeben die große Salzfläche vorbei, die den Lake Torrens anzeigte. Die Gefahren des Outbacks durfte man nicht unterschätzen. Pistenfahren war hier kein Spiel sondern konnte, wie bei diesem Ehepaar, zum tödlichen Ernst werden. Sie würde sich, wenn überhaupt, nur mit mehreren Begleitfahrzeugen auf solche Strecken wagen.

»Ich lande jetzt dann gleich in Broken Hill. Da muss ich tanken und neu beladen. Das wird zwei Stunden dauern. Ihr könnt in der Zwischenzeit in der Stadt etwas essen.«

Die Bergbausiedlung glänzte nicht gerade mit touristischen Attraktionen und wies eine starke Ähnlichkeit mit amerikanischen Geisterstädten auf, aber zumindest hatte sie eine nette Kneipe, in der Hetty und Paul bei einem kühlen Getränk und einem kleinen Imbiss darauf warten konnten, dass Mike bereit zum Weiterflug war.

Paul brachte die Unterhaltung auf Hettys Herkunft und die erzählte. »Meine Eltern sind schon sehr früh gestorben und mit der restlichen Verwandtschaft habe ich nur wenig Kontakt gehabt. Also war es für mich gar kein Problem die Brücken in Deutschland abzubrechen.«

»Und was ist mit deinen Freunden?«

Sie zuckte die Schultern. »Die meisten würde ich nur als gute Bekannte bezeichnen. Ich bin nicht der Typ, der enge Beziehungen pflegt. Dazu brauche ich zuviel persönlichen Freiraum.«

Paul wirkte etwas nachdenklich als er schlussfolgerte. »Also kein fester Freund oder so?«

Hetty lachte auf. »Nur oder so!«

Dass Paul sehr wohl verstand, was sie damit gemeint hatte, erkannte sie an dem leichten Anflug der Röte, die seine Wangen überzog. Und auch daran, dass er ab dann lieber unverfängliche Themen zur Sprache brachte.

Der Weiterflug zog sich hin und sie kamen erst am späten Nachmittag in Canberra, der Hauptstadt Australiens an. Diese Stadt war nicht natürlich gewachsen, sondern das Produkt eines Städteplaners. Als einst Melbourne und Sydney darum stritten, wer von ihnen die Hauptstadt Australiens sein durfte, fällten die Regierungschefs ein salomonisches Urteil und beschlossen: Keine der beiden!

Sie zogen eine gedachte Linie zwischen den beiden Städten, tippten auf die Mitte und gaben den Auftrag hier eine neue Stadt zu erbauen und diese werde die Hauptstadt. Basta!

Entstanden war eine weitausufernde Anlage, die nur mit dem Auto einigermaßen beherrschbar war. Im Mittelpunkt gab es riesige Parkanlagen und einen großen künstlich angelegten See, um den die obligatorischen Radwege führten.

Ein großer Teil bestand aus dem weitläufigen Diplomatenviertel in dem sämtliche Botschaften ihre Domizile aufgebaut hatten. Hier waren auf großen Grundstücken landestypische, meistens äußerst pompöse Gebäude zu sehen. Nur Deutschland und einige andere Länder hatten sich zurückgehalten und dem Minimalismus mit einem viereckigen Betonbau gehuldigt.

Das Regierungsgebäude ähnelte einem Bunker, denn es war halb im Boden versenkt. Bei einem Besuch vor einigen Jahren, hatte Hetty vor allem die unwahrscheinlich hohe Tiefgarage imponiert, in die man sogar mit einem doppelstöckigen Reisebus problemlos hineinfahren konnte.

Bei der Führung durch das Gebäude durfte man, nach eingehender Taschenkontrolle, auch die beiden Sitzungssäle besuchen. Ein Saal war mit himmelblauen, der andere in einem ebenso geschmacksvollen rosaroten Plüsch ausgestattet. Hier herrschte allerdings trotzdem keine kuschelige Atmosphäre sondern die Parteien schrien sich voller Wonne gegenseitig an. Wenn man genug davon hatte und wieder auf den Gang hinaus trat, wartete noch eine Galerie mit den Ölporträts vergangener Regierungschefs auf die wohlwollende Begutachtung.

Der Gag am Ende der Besichtigung war, dass man das Gebäude im Obergeschoss verließ und praktisch auf dem Dach der Regierung über einen Wiesenbuckel nach unten ging.

Ansonsten fand Hetty Canberra uninteressant und ohne Herz und Seele. Irgendwie war ausgerechnet hier, in der Hauptstadt, nichts von dem australischen Lebensgefühl zu spüren. Das empfand allerdings anscheinend nicht nur sie so. Nach dem Abendessen in dem kleinem Hotel, in dem sie übernachteten, machten Paul und Mike nicht gerade den Eindruck als ob sie noch Bäume ausreißen wollten. Als Hetty meinte, sie würde heute früher ins Bett gehen, fand sie nur Zustimmung. Alle waren etwas geschlaucht von der gestrigen Nacht und freuten sich auf den Schlaf. Aufstehen war für den sehr frühen Morgen angesagt, dann konnten sie bei Sonnenaufgang losfliegen und die letzten paar hundert Kilometer noch am Vormittag bewältigen.

Die Mulgacamper Romane Band 1 und 2

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