Читать книгу Die Mulgacamper Romane Band 5 und 6 - Elda Drake - Страница 7
ОглавлениеKapitel 4
Puh – das war ein Tag gewesen! Hetty verließ mit einem lauten Ausatmen den Aufzug. Jetzt wollte sie sich nur noch duschen, anschließend vor den Fernseher setzen, die Beine hochlegen und den restlichen Abend ihre Ruhe haben. Ihre Gedanken beschäftigten sich bereits mit einem schönen großen Glas Rotwein, als sie die Türe des Appartements aufschloss und das Wohnzimmer betrat.
»Hallo Prinzessin!«
Hetty sprang vor Schreck rückwärts und rumpelte an den Türrahmen. Den durchdringenden Schmerz in ihrem Ellbogen nahm sie nur als nebensächlichen Beweis, dass sie sich leider in der Realität befand und nicht in einem Traum, aus dem sie am liebsten schnell wieder erwachen wollte. Wenn sie nach ihrem Friedhofserlebnis eines ganz sicher nicht gebrauchen konnte, dann war das genau dieser Mann, der da hingeflegelt auf der großen Ottomane im Wohnzimmer lag und neben sich ein Glas Rotwein stehen hatte.
Nun hätten von hundert Frauen mit Sicherheit neunundneunzig sogleich verständnislos den Kopf geschüttelt und sich gegenseitig die Klinke aus der Hand gerissen, um diesen Mann zu bewundern und als erstes in seine Nähe zu kommen.
Kai, der Besitzer des Appartements, war mit seinen knappen 1.90 Metern, athletischer Figur, schmalen Hüften und breiten Schultern, alleine vom Körperbau her, schon sehenswert. Dazu kamen noch halblange schwarze Haare, die blauesten Augen der Welt, ein feingeschnittenes Gesicht und eine fast nicht sichtbare Narbe die sich über die linke Wange zog und ihm den Anschein von Verwegenheit verlieh. Wie immer war er nur in schwarz gekleidet, was seinen eher blassen Teint noch zusätzlich unterstrich.
Ihn als attraktiv zu bezeichnen, wäre blanke Untertreibung gewesen und sobald es um Kai ging, neigte selbst Hetty dazu, nicht mit Superlativen zu sparen. Das und seine sonstigen Eigenschaften statteten ihn natürlicherweise mit einem fast unerträglichen Selbstbewusstsein aus, welches dafür sorgte, dass sich alle Menschen, die mit ihm zu tun hatten, auf der Stelle in Demutshaltung begaben und sich seinen Wünschen unterordneten.
Wobei sie selbst ihn schon öfters gegen den Strich gebürstet hatte und ihm in keinster Weise zeigte, dass auch sie ihn, wie alle anderen, bewunderte. Denn leider wies er, so ganz nebenbei, auch noch alle Charaktereigenschaften auf, die sie an einem Mann mochte.
Kai hatte in Hettys Augen nur einen ganz großen, aber sehr wesentlichen Fehler: Er war neun Jahre jünger als sie und daher weit, weit, außen vor.
Das hinderte die Hormongruppe ihres Gehirns allerdings in keinster Weise daran, ihn jedes Mal, wenn das Schicksal ihre Wege wieder einmal zusammenführte, sehnsuchtsvoll anzuhimmeln. Schließlich hatte er Hetty, seit sie in Australien war, auch schon ein paarmal das Leben gerettet, das alleine machte ihn schon zu einem Kandidaten fürs Ehrenpodest.
Da Hetty aber, getreu ihrer guten Vorsätze, versuchte Unheil aus dem Weg zu gehen, wäre sie niemals in das Appartement gezogen, wenn sie gewusst hätte, dass auch Kai kommen würde.
Nach ihrer letzten Begegnung hatte sie sich fest vorgenommen, dass sie alles tun würde, um ihn nie wieder sehen zu müssen. Wobei dieses Verhalten von ihr eigentlich absolut unverständlich war, da Kai entgegen seiner sonstigen kühlen Art, sie immer mehr als nett und zuvorkommend behandelte.
Aber genau das konnte sie eben nicht ertragen. Denn damit führte er sie immer wieder in Versuchung daran zu glauben, dass er doch nicht so unerreichbar war. Und bei ihrem Besuch auf der Farm hatte sie am vorletzten Tag unabsichtlich ein Telefonat belauscht, das darauf hinwies, dass er anscheinend, entgegen den Aussagen seiner Ziehschwester Chrissie, doch eine feste Freundin hatte. Zumindest hatte seine Antwort „Ich hab dich auch lieb!“ für Hetty keine andere Schlussfolgerung zugelassen.
Das hatte ihre Gedankengänge wieder in die richtige Richtung gerückt. Damit hatte sie nun endgültig erkannt, dass dieser Mann tatsächlich in keinster Weise emotional an ihr interessiert war, was ihr natürlich von Beginn an völlig bewusst gewesen war. Doch das hatte ihr Gehirn, seit ihrem ersten Zusammentreffen, trotzdem nicht im geringsten daran gehindert, sich zugegebenermaßen viel zu oft, mit ihm zu beschäftigen.
»Woher hast du gewusst, dass ich hier bin?« Hetty hatte endlich ihre Sprache wieder gefunden und sah Kai fragend an, der in aller Ruhe abgewartet hatte, dass sie sich äußerte.
»Ach, das war ganz einfach. In ganz Sydney ist der Rotwein ausverkauft und man kann nirgends mehr ein gutes Steak bekommen.« Kai zog seinen rechten Mundwinkel nach oben. Das war ein typisches Anzeichen, dass er ein Lächeln verbarg. Seine strahlend blauen Augen wirkten eindeutig amüsiert und sie hätte ihr ganzes Geld verwettet, dass er diese Situation eindeutig genoss.
Hettys Gesichtsausdruck, bei seiner Begründung, gab auch allen Anlass dazu. Er hatte schon immer mit einem gewissen Amüsement beobachtet, wie sie mit gesundem Appetit verhältnismäßig große Portionen aß und wusste, dass ihre Lieblingsspeise Steak war. Und natürlich auch, dass ihr nichts über ein gutes Glas Rotwein ging. Sie war sich sicher, dass er diesen Satz schon länger vorbereitet hatte und nun war die passende Gelegenheit gekommen, ihn an den Mann, oder besser gesagt, an die Frau zu bringen.
Wenn jemand glaubte, nur weil Kai introvertiert war und ernst wirkte, er hätte keinen Humor, der war absolut verkehrt gewickelt. Natürlich erzählte er nicht schenkelklatschend derbe Witze, aber er war ein Meister in dem typischen feinen sarkastischen australischen Humor. Hier ein bisschen den Satz verdrehen, dort etwas absichtlich verkehrt verstehen. Und einen besonderen Spaß hatte er, ihrer Meinung nach, daran, mit ihr die Klinge zu wetzen.
Doch sie hatte inzwischen kurz nachgedacht und schnell die Lösung gefunden. »Chrissie hat dich vorgewarnt, dass ich momentan in deinem Appartement wohne.«
Kai nickte. »Als sie erfahren hat, dass ich nach Sydney fliege, hat sie mich sofort angerufen und gesagt, dass du von ihr den Schlüssel bekommen hast.«
Hetty wäre heilfroh gewesen, wenn Chrissie sie auch benachrichtigt hätte. Allerdings hatte die das anscheinend auch Ewigkeiten erfolglos probiert. Auf der Mailbox ihres Handys waren zahllose Anrufversuche und schließlich eine SMS mit dem zarten Hinweis zu finden: »Graf Dracula im Anflug!«
Hetty seufzte, als sie ihr Handy wieder zuklappte. Das kam davon, wenn man das Ding immer in der Schublade liegen ließ. Chrissie hätte besser einen Flieger mit Spruchband über der Oper kreisen lassen sollen. Den hätte sie sicher gesehen. So hatte sie jetzt ein großes Problem an der Backe.
»Wieso Problem? Lass uns Kai anhimmeln!«
Die Hormongruppe besaß aber wirklich keine einzige vernünftige Gehirnzelle. Ihr Verstand dagegen wälzte bereits die Prospekte günstiger Übernachtungsmöglichkeiten, um einen Alternativaufenthalt zu finden. Hier konnte sie auf keinen Fall bleiben.
»Würde ich auch sagen, ein zweihundertfünfzig Quadratmeter Appartement in Luxusausstattung, mit einem Wohnraum von über sechzig Quadratmetern und vier Schlafzimmern en Suite, das ist wirklich viel zu klein für zwei Personen!« Die Sarkasmusabteilung ätzte durch die Gegend.
Die Vernunft versuchte zu vermitteln. »Klar ist die Wohnung groß genug, aber wir werden uns dauernd über den Weg laufen. Und wie ihr alle wisst, ist das überhaupt nicht gut für unseren Seelenzustand. Also ab durch die Mitte und die restliche Zeit in Sydney weit weg von Kai verbringen!«
Hetty prüfte im Geiste ihren Kontostand. Für die Überholung des Campers würde sie einen großen Teil ihres Geldes brauchen, das für Sonderausgaben vorgesehen war. Da blieb nicht viel übrig, um große Sprünge zu machen. Aber alles besser als Sehnsüchte zu wecken, die nicht erfüllt werden konnten.
Doch als sie wieder ins Wohnzimmer kam, durchkreuzte Kai ihre unausgereiften Fluchtpläne. »Lass dich von mir nicht stören und komm ja nicht auf die Idee auszuziehen. Ich bleibe sowieso nur drei Nächte da, dann bin ich wieder weg. Du kannst hier bleiben solange du willst, die Bude steht sowieso die meiste Zeit leer.«
Der intensive Blick, mit dem er sie bei dieser Aussage fixierte, verursachte in ihr das Gefühl, er hätte soeben alle ihre Gedanken im hintersten Winkel ihres Gehirns gelesen. Mit diesem Angebot hatte er ihr nun die Möglichkeit genommen, sich auf leisen Sohlen von dannen zu schleichen. Wenn der Besitzer des Appartements darauf bestand, dass sie bleiben sollte, konnte sie schlecht so unhöflich sein und die Fliege machen.
Denn als Erklärung zu sagen »Weißt du, ich halte es einfach nicht aus, dich dauernd um mich zu haben«, wäre wohl etwas mehr als daneben gewesen.
Die Hormongruppe jubelte, die Sarkasmusabteilung feixte in Vorfreude auf die Verwicklungen die sich ergeben würden und ihr Verstand versuchte die drei Affen nachzuahmen: Nichts sehen, nichts hören und nichts sagen.
Aus dem geplanten faulen Fernsehabend wurde natürlich auch nichts. Wobei Hetty insgeheim zugeben musste, dass die Alternative ihr besser gefiel. Sie seufzte innerlich, eben viel zu gut.
Kai hatte, bevor sie kam, den Kühlschrank und die Tiefkühltruhe inspiziert. »Was wolltest du heute eigentlich essen?«
Hetty, die inzwischen in einem ausreichendem Abstand auf dem Sofa ihm gegenüber saß, schlug sich mit der Hand an die Stirn. »Ach Scheibenkleister, ich wollte ja eigentlich noch einkaufen. Aber mit dem ganzen Trubel habe ich das glatt vergessen.«
Jetzt war Kai darauf spezialisiert feine Untertöne zu hören und zwischen den Zeilen zu lesen. Und da er wusste, dass Hetty seltsame Ereignisse wie ein Magnet anzog, hakte er sofort nach. »Was war los?«
Hetty zuckte die Schultern und tat die Sache mit einem Handwedeln ab. »Nichts Großartiges. Habe nur etwas gefunden und abgegeben.«
Das stimmte so ungefähr und da sie sich mit Lügen immer schwer tat, blieb sie mit ihren Ausreden meistens möglichst nah an der Wahrheit.
Kai hatte inzwischen sein Handy gezückt und sah sie fragend an. »Italienisch oder Chinesisch?«
Fast wollte sie schon antworten »Ich verstehe nur chinesisch!« als ihr bewusst wurde, dass sich die Nationenfrage auf die Hersteller von Essen bezog.
»Chinesisch hatte ich schon länger nicht.«
Nähere Angaben brauchte sie nicht zu machen, Kai liebte gutes Essen genauso wie sie und bestellte einfach ein Menü für zwei Personen. Aus dem Telefonat ging hervor, dass er den Besitzer des Lokals, bei dem er bestellt hatte, kannte. Der ließ es sich dann auch nicht nehmen, eine halbe Stunde darauf, mit einem Gehilfen das Essen zu bringen und höchstpersönlich am Esstisch anzurichten.
Hetty blickte über die mehr als reich gedeckte Tafel. Eines war auf alle Fälle sicher gestellt: Verhungern würde sie heute nicht.
Kai stellte vor. »Herr Han, der das beste chinesische Restaurant in ganz Sydney führt.«
Der kleine, schon ziemlich stark ergraute Mann lächelte geschmeichelt und musterte aufmerksam Hetty, die ihm als »Hetty, eine sehr gute Freundin«, vorgestellt wurde.
Herr Han, mit seinen so um die sechzig Jahren, hatte noch die Manieren der alten Schule. Auf die Aussage von Kai warf er sich in einen Bückling, küsste ihr galant die Hand und fragte. »Kai, warum hast du mir diese hübsche junge Frau nicht schon früher gezeigt!«
Der ignorierte Hettys gerötete Wangen und antwortete. »Meinst du, ich verrate alle meine Geheimnisse?«
Nachdem Herr Han wieder verschwunden war und sie am Tisch saßen, fügte er noch eine Erklärung hinzu. »Wenn du dir jetzt Gedanken machst, ob du dich am Menü beteiligen sollst – die Antwort lautet nein. Denn …«
Hetty hob die Hand. »Denn, so wie ich dich kenne, hast du das Essen völlig umsonst bekommen, weil dir Herr Han verpflichtet ist.«
Sie hatte inzwischen schon zur Genüge mitbekommen, dass diesem Mann Gott und die Welt verpflichtet war. Denn er führte, wenn die Aufgabenstellung etwas aus der Reihe lief, teilweise seine Aufträge ohne Bezahlung durch. Die dabei notwendigen unorthodoxen Vorgehensweisen welche, wie sie aus Erfahrung schlussfolgerte, hin und wieder reichlich harsche Methoden erforderten, brachten Erfolg, ließen sich allerdings nicht mit Geld aufwiegen. Und so hatte er zahlreiche ehemalige Kunden, die ihm nur zu gerne jeden Gefallen erwiesen, den er beanspruchte.
Dazu gehörte unter anderem auch sein Friseur, der für diese fantastisch geschnittenen Haare zuständig war. Dank Kais zartem Hinweis, hatte er sein Geschäftsmodell geändert. Seit er als Transvestit auftrat, konnte er sich vor Kunden kaum retten und auch Hetty war schon einmal in den Genuss seiner Künste gekommen. „Tinka“ hatte sich sozusagen zum Familienfriseur erklärt und erledigte diese Arbeit unentgeltlich. Und das mit Freude und Begeisterung, denn der Hinweis von Kai hatte ihm zum Durchbruch als Starfriseur in Brisbane verholfen.
Kais rechter Mundwinkel zuckte merklich.
Hetty sah sich bestätigt und ulkte. »Jetzt sag mal ganz ehrlich – musst du überhaupt irgendwo zahlen. Zumindest an der Tankstelle? Oder hast du auch noch die Ölscheichs in der Hand?«
Sie wedelte mit ihren Stäbchen. »Entrichtet deine Firma eigentlich Steuern? Wahrscheinlich hast du da auch Sonderkonditionen – so einen obligaten Dollar pro Monat. Oder muss der australische Staat immer ein Zehntel seiner Einnahmen an dich abtreten?«
Kais Lachfältchen hatten sich inzwischen vertieft und er kämpfte einen vergeblichen Kampf ein Lächeln zurückzuhalten. »Ganz so weit reichen meine Verbindungen dann doch nicht, aber ich arbeite daran!«
Dann hatte er sich wieder unter Kontrolle. »Han ist allerdings tatsächlich ein Kunde von mir. Du weißt doch sicher, dass es auch eine Chinesenmafia gibt. Die machen um sein Lokal inzwischen einen weiten Bogen und sind froh, wenn sie nicht von meinen Leuten einen Besuch bekommen. Und bei Chinesen ist es eines der schlimmsten Verbrechen, Geschenke zurückzuweisen.«
Er deutete auf die zahlreichen Schüsseln und Tiegel. »Han wäre tödlich beleidigt, wenn ich ihm dafür Geld geben würde.«
Kais Mundwinkel zuckte wieder und sie sah, dass er jetzt wirklich Mühe hatte, ein Lachen zu unterdrücken. »Außerdem hat er nun ein wunderbares Gesprächsthema und wird voller Wonne die Gerüchteküche anheizen.«
Hetty verschluckte sich fast an ihrer Krabbe, die sie gerade in den Mund gesteckt hatte.
»Wie meinst du das?« In dem Moment als ihr die Frage über die Lippen gerutscht war, wusste sie, dass sie eigentlich keine Antwort hören wollte.
Kai spielte mit seinem Rotweinglas und sah sie ziemlich amüsiert an. »Sagen wir mal so, wenn du durch das Chinesenviertel gehst, solltest du damit rechnen Glückwünsche zur bevorstehenden Hochzeit zu bekommen!«
Als Hetty viele Stunden später im Bett lag, konnte sie nicht einschlafen. Sie hatte sich mit einigen launigen Kommentaren aus der ersten Verlegenheit gerettet und das Gespräch dann auf allgemeine Themen gebracht. Der üblicherweise eher wortkarge Kai, war in ihrer Gegenwart für seine Verhältnisse immer ziemlich redselig und da sie viele gemeinsame Interessen hatten, verbrachten sie einen äußerst angenehmen Abend. Genauso wie sie war er ein Nachtmensch und so hatten sie ihre Betten erst lange nach Mitternacht aufgesucht. Jetzt lag sie hellwach da, starrte sie in die Dunkelheit und verstand die Welt nicht mehr.
»Was haben wir eigentlich für ein Problem?« Die Hormongruppe meldete sich. »Wenn Kai zehn Jahre älter, fünfzig Jahre hässlicher und arm wie eine Kirchenmaus wäre, hättest du keine Schwierigkeiten, das Ganze einzuordnen.«
Tja, genau das war das Problem. Abgesehen davon, dass sie keinerlei Gedanken an diese Version eines männlichen Exemplars verschwendet hätte. Doch jedes Mal, wenn sie mit Kai zusammentraf, gab es Momente, in denen irgendeine komplett irrsinnige Zone ihres Gehirns signalisierte, dass dieser Mann an ihr interessiert war. Der Rest wusste genau, dass das absoluter Unsinn war. Aber eben deshalb war der Umgang mit Kai für sie so schwierig. Wenn er sie einfach als weiblichen Kumpel behandelt hätte, wäre alles kein Problem gewesen.
Hetty seufzte. Wahrscheinlich war er so daran gewöhnt, den zahllosen schönen Frauen, die sich ihm sicher reihenweise an den Hals schmissen, Komplimente zu machen, dass er einfach zu jeder Frau nett war. Herr Han war genau die Altersgruppe, für die sie selbst hübsch und jung war. In Kais Augen war sie mit Sicherheit alt und hässlich. Aber er war eben naturgemäß einfach höflich. Da fruchtete wohl die gute Erziehung seiner früh verstorbenen Eltern. Sie stöhnte. Es ging einfach nichts über eine gesunde Selbsterforschung! Dennoch war das letzte was sie im Gedächtnis hatte, als sie in den Schlaf hinüberglitt, ein Bild von wunderbaren strahlend blauen Augen.