Читать книгу Hilfe, fast 40! - Elfi Loth - Страница 7

Wohnungssuche

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Endlich Wochenende! Martin und ich haben einen Wohnungsbesichtigungstermin.

Er holt mich mit seinem Auto ab und wir fahren los. Auf der Fahrt frage ich mich immer wieder, ob es wirklich das Richtige für mich ist. Martin weiß nicht, wie ich mich seit Wochen quäle. Mit Dieter habe ich mich noch um die Möbel streiten müssen, die ich mitnehmen möchte und die mir gehören!

“Ich will doch nicht in einem leeren Haus wohnen, das bleibt alles hier!“, hat er mir per Zettel mitgeteilt.

Seit ich unsere Beziehung beendet habe, kommt er immer erst heim, wenn ich schon schlafe und morgens ist er auch schon weg, wenn ich aufstehe. Im Moment schlafe ich im Gästezimmer. Ich hatte eigentlich auf eine freundschaftliche Trennung gehofft, aber so wie es im Moment aussieht, kann ich das vergessen.

Martin fährt vor einem Hochhaus auf den Parkplatz und wir steigen aus. Er nimmt meine Hand.

“Schau Marina, da ganz oben wird unsere neue Wohnung sein“

Da oben? Hoffentlich gibt es einen Aufzug. Wer soll denn den Einkauf jede Woche bis in den 6.Stock schleppen?

Dieser große, schöne Mann ist sichtlich nervös, als wir auf den Eingang zusteuern. Aus seiner Hosentasche zaubert er den Haustürschlüssel hervor.

“Wo hast du den denn her?“

“Ich kenne den Makler. Wir sehen uns in aller Ruhe um und wenn wir die Wohnung nehmen, können wir gleich loslegen. Den Mitvertrag unterschreiben wir dann nächste Woche. Komm mein Schatz.“

So schnell kann das mit einer Wohnung gehen? Ich staune und bin auf die Wohnung gespannt. Oben angekommen sind wir ganz schön außer Puste. Und da soll ich jeden Tag hoch? Das kann was werden.

Martin gibt mir den Wohnungsschlüssel-

“Schliess du die Tür zu unseren eigenen 4 Wänden auf.“

Eigene 4 Wände hört sich ja toll an aber will ich denn überhaupt hier wohnen?

Als ich die Tür öffne, kommt uns muffige, abgestandene Luft entgegen.

“Hier wohnt schon länger keiner mehr. Es wurde gerade ein neues Bad eingebaut!“, höre ich Martin sagen. Durch den düsteren Flur gelangen wir in das wirklich riesige Wohnzimmer. Eine Nische ist bereits gefliest. Hier soll allem Anschein nach die Küche stehen. Aber wieso ist denn keine drinnen? Küchen kosten viel Geld! Es gibt sogar einen Südbalkon! Martin öffnet die Balkontür.

“Sieh dir die Aussicht an, Schatz!“, ruft er begeistert.

Ich kann da nicht raus. Ich habe Höhenangst! Ängstlich schaue ich durch die Fensterscheibe. Was meint er denn für eine Aussicht? Ich sehe nur Hochhäuser! Da kann einen ja jeder auf den Balkon sehen. Egal - ich geh da nicht raus. Da kriegen mich keine zehn Pferde dazu!

“Komm rein und lass uns den Rest anschauen!“, und schon stehe ich im Bad. Das soll neu gemacht sein? Die Badewannenarmatur hängt krumm und schief in der Wand, die Kloschüssel hat bestimmt auch schon bessere Zeiten gesehen und das Waschbecken hat einen Riss! Das Einzige, was neu zu sein scheint, ist der Waschmaschinenanschluss!

Martin schaut mir über die Schulter und schüttelt den Kopf.

“Na da haben die Handwerker ja ganze Arbeit geleistet. Ach, das kriegen wir schon hin!“ So zuversichtlich möchte ich auch mal sein.

Das Schlafzimmer ist klein, aber für ein Bett und einen Kleiderschrank müsste es reichen. Mann oh Mann, hier muss viel gemacht werden. Die Wände sind der blanke Beton!

“Was soll die Bude denn kosten?“ Darüber denke ich schon eine Weile nach.

Martin nimmt meine Hände, schaut mir in die Augen.

“Diese schöne Wohnung ist echt billig, aber nur, wenn wir alles selber machen.“

Aha, da ist der Haken!

Bisher habe ich in einem wunderschönen, riesigen Haus, mit einem Bad, so groß wie dieses Wohnzimmer hier, gelebt. Meine innere Stimme ermahnt mich.

“Du bist verwöhnt! Schraub` deine Ansprüche mal zurück? Goldener Käfig oder Neuanfang? Weißt du endlich was du willst?“

Nein, ich weiß eben nicht, was ich will. Diese Bude hier will ich nicht!

“Sag mal Martin, hat dein Makler nicht noch was anderes für uns? Nicht so weit oben?“

Er schaut mich verständnislos an.

“Nein, hat er gerade nicht. Weißt du eigentlich, wie schwer es ist, hier eine bezahlbare Wohnung zu bekommen?“

Woher soll ich das denn wissen. Ich habe 4 ½ Jahre keine Wohnung gebraucht.

“Schatz, ich verspreche dir, es wird ganz toll. Bitte steh doch unserem Glück nicht im Wege. Wir renovieren alles. Wir machen es uns so richtig schön.“ Er holt ein paar Blätter Papier aus seiner Jacke und reicht sie mir. Was ist das? Der Mietvertrag? Hat er nicht vorhin gesagt, wir unterschreiben den nächste Woche, wenn uns die Wohnung gefällt? Er hat ja schon unterschrieben!

Ich fühle mich völlig überrumpelt. Warum entscheidet er für mich? Warum entscheiden die Männer immer für mich? Bei Dieter war es doch dasselbe! Sehe ich so hilflos aus? Muss man mich zu meinem Glück zwingen? Daß ich, was solche Entscheidungen betrifft, nicht die Schnellste bin, weiß ich, aber das schlägt dem Fass doch den Boden aus! Ich bin stinksauer!

Martin merkt, dass er eindeutig zu weit gegangen ist. Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und hebt meinen Kopf an, sodass ich ihn ansehen muss.

“Bitte sei nicht sauer. Ich habe mir diese Wohnung schon letzte Woche angesehen und wollte dich damit überraschen. Dass sie dir überhaupt nicht gefällt, damit habe ich nicht gerechnet. Es ist doch alles da, was man braucht und die Küche suchen wir gemeinsam aus.“

Typisch Mann! Hauptsache ein Schlafzimmer ist da. Männer sind da irgendwie praktischer als Frauen.

“Ich habe mir auch schon Gedanken gemacht. Komm, lass es dir beschreiben.“

Na gut, ich kann es mir ja mal anhören.

Wir stehen im Wohnzimmer, vor den kahlen grauen Betonwänden, und er deutet in die Runde.

“Hier, diese Wand tapezieren wir in hellgelb, die Essecke in zartem Orange und den Flur lassen wir hell. Am besten weiß, damit er heller wirkt. Na was sagst du?“

Ich versuche mir die Räume nach seinen Beschreibungen vorzustellen. Leider konnte ich das noch nie gut. Ja klar, mit freundlicheren Farben an den Wänden, sieht die Wohnung bestimmt ganz anders aus. Aber was nützt mir ein wunderbarer Südbalkon, wenn ich mich nicht traue, ihn zu betreten!

Martin kommt auf mich zu und schlingt seine Arme von hinten um mich.

“Kannst du es sehen?“

Er dreht mich zu sich um, küsst mich auf den Mund und sieht mich ganz begeistert an. Ihm gefällt die Wohnung wirklich.

“Okay, gib her, ich unterschreibe. Aber nur, wenn auch wirklich alles so wird, wie du es mir versprochen hast.“

“Na klar, ich will doch, dass du dich hier wohl fühlst – mit mir!“

Ich nehme ihm den Mietvertrag aus der Hand und fange an zu lesen. Die Miete ist wirklich ein Schnäppchen! Nur 340 Euro warm für 55 m² ! Wasser und Strom kommt natürlich noch dazu. Das hebt meine Laune ein wenig an. In Gedanken versuche ich das Wohnzimmer einzurichten, aber es gelingt mir nicht.

“Wann legen wir los?“, möchte ich wissen und gebe ihm den unterschriebenen Mietvertrag zurück. Ich habe es getan! Unsere erste gemeinsame Wohnung! Ich liebe ihn, zusammen schaffen wir das!

Er strahlt bis über beide Ohren.

“Wir können gleich in den Baumarkt fahren und Tapeten aussuchen. Ich freue mich so. DANKE, DANKE, DANKE!“

Eine Woche lang renovieren wir jeden Abend unsere Wohnung . Es ist schön geworden. Am Wochenende will Martin noch die letzten „Schönheitsfehler“ beheben und dann könnten wir einziehen.

Über meine Zweifel habe ich nicht mit ihm reden können. Er freut sich so.

Ich packe gerade meine Sachen aus Dieters Haus in Umzugkartons. Er hat mehrmals versucht, mich umzustimmen. Wenn ich doch nur wüsste, dass ich mit Martin glücklich werde. Wie heißt es so schön? Was man hat, das kennt man, was man bekommt, das weiß man nicht. Plötzlich kommen mir die Tränen. Bitte, kann mir denn keiner eine Garantie geben, dass Martin der Richtige für mich ist? Mein Mister Right?

Meine Zweifel sind mit einem Mal so stark, dass ich mein Handy nehme und Martin eine SMS schreibe.

Ich kann nicht mit dir in diese Wohnung ziehen. Bitte gib sie wieder ab. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob das mit uns das Richtige ist. Ich schmeiße dir den Schlüssel in den Briefkasten und will dich nicht mehr sehen. Akzeptiere meine Entscheidung! Ich hoffe du findest dein Glück, ich bin es nicht!

Marina

Ich drücke auf „senden“ und breche weinend zusammen. Was ist nur los mit mir? War das alles zuviel in letzter Zeit? Ging es mir zu schnell? Ja, zu schnell, eindeutig!

Wo soll ich jetzt hin? Bei Dieter kann ich auch nicht bleiben. Oder doch?

Als Dieter am Abend nach Hause kommt, bin ich noch wach. Ich schildere ihm die Situation und lasse mich von ihm trösten.

“Bleib, solange du willst“, meint er nur, und ich sehe die Hoffnung in seinen Augen.

Nein, auf Dauer geht das nicht. Es tut ihm nur weh. Mit Dieter wird es nichts mehr werden. Ich empfinde nichts mehr für ihn.

Mein Handy klingelt. Ich sehe auf dem Display Martins Nummer. Oh Nein! Jetzt ruft er mich an. Ich drücke den Anruf weg, schalte das Handy aus und gehe schlafen. Morgen sieht die Welt ganz sicher anders aus, besser.

Am nächsten Morgen steht Martin vor der Praxis und wartet auf mich. Ich sehe ihn schon von Weitem. Verdammt! Warum gibt es keinen Hintereingang? Kurz spiele ich mit dem Gedanken, mich einfach umzudrehen und zu verstecken. Was kann ich tun? Meine Chefin anrufen und mich krank melden? Das geht schlecht, sie ist auch meine Hausärztin. Da muss ich jetzt wohl durch. Zögernd gehe ich, mit gesenktem Kopf, auf den Eingang der Praxis zu. Mir ist nicht wohl in meiner Haut.

Nur noch ein paar Schritte und ich muss ihm gegenübertreten, schießt es mir durch den Kopf. Ich gehe betont langsam, aber er bleibt einfach da stehen. Geh weg, flehe ich innerlich, ich will nicht mit dir reden.

“Marina, bitte warte“, höre ich da auch schon seine Stimme. Er klingt verzweifelt. Ich schaue hoch und geradewegs in seine wundervollen Augen. Hat er geweint? Er sieht total fertig aus. Was habe ich ihm nur angetan? Ich liebe ihn doch!

“Bitte erklär es mir! Du kannst doch nicht einfach eine SMS schreiben und das war’s? Ich habe gestern in der Wohnung alles fertig gemacht, als deine Nachricht kam. Was habe ich falsch gemacht? Rede mit mir!“

“Martin“, stammle ich, “Ich kann einfach nicht mit dir in diese Wohnung ziehen. Ich weiß auch gar nicht mehr, ob ich DICH will. Ich weiß im Moment gar nichts mehr. Ich bin so durcheinander und habe Angst, dass ich diese Entscheidung bereuen werde. Es liegt nicht an dir! Ich bin die mit dem Vogel Ich weiß nicht, was ich will. Bitte, kannst du das nicht einfach akzeptieren? Es tut mir leid.“

“Aber das kann doch nicht sein! Ich liebe dich und du liebst mich! Okay, ich gebe die Wohnung ab, aber bitte, gib uns noch eine Chance. Du bist die Frau meines Lebens!“

“Martin! Ich bin 4 Jahre älter als du! Schau dich an, du kannst jede haben. Warum suchst du dir so eine Gestörte wie mich aus, die nicht weiß was sie will? „

“Ach komm, jetzt auf einmal sollte mein Alter ein Problem sein? Ich will nur dich! Deine Macken sind mir egal, mit denen kann ich leben. Lass es uns ganz langsam noch einmal versuchen. Ich gebe zu, es ging alles sehr schnell. Ich habe dich überfordert, aber ich war einfach so glücklich mit dir. Ich wollte dich doch nur für mich alleine haben. Nur für mich!“

Wo soll das alles hinführen? Ich muss in die Praxis! Ich komme zu spät!

“Okay Martin, ich denke noch mal darüber nach. In diese Wohnung zieh ich trotzdem nicht mit dir. Jetzt muss ich arbeiten. Lass uns heute Abend noch einmal darüber reden. Ich komme nach der Arbeit bei dir vorbei.“

Traurig lässt er die Schultern hängen.

“Na gut, dann heute Abend, ich warte auf dich.“

Er hält mir die Tür auf und ich verschwinde im Inneren des Gebäudes. Natürlich bin ich zu spät! Frau Dr. Fitz erwartet mich schon und tippt mit dem Zeigefinger ungeduldig auf ihre Armbanduhr. Ja, ich weiß es, ich bin 5 Minuten zu spät. Die soll sich mal nicht so haben. Ich war noch nie zu spät!

Ich murmle eine Entschuldigung und gehe mich umziehen.

Zum Glück ist heute so viel los, dass ich gar nicht erst zum Nachdenken komme. Doch je später es wird, desto ungeduldiger werde ich. Es ist doch schon alles gesagt. Wenn ich zu Martin fahre, überlege ich es mir wahrscheinlich wieder anders und gebe ihm eine zweite Chance. Ich kenn mich doch.

Feierabend! Ich fahre zu Martin. Er steht schon vor der Haustüre und wartet auf mich. Ich parke ein. Mir rutscht das Herz in die Hose. Jetzt muss ich mich entscheiden. Eigentlich weiß ich doch, dass ich mir mein Leben anders vorgestellt habe. Ich möchte wieder meine eigenen Entscheidungen treffen. Bisher hat Dieter mir das immer abgenommen. Natürlich war es bequem und eine gewisse Zeit auch gut so für mich, aber jetzt bin ich bald dreißig und habe noch nichts erreicht. Ich möchte Kinder! Ja Kinder! Wie sagt meine Mutter immer so schön? “Kinder muss man bekommen, solange man noch jung ist!“ Das hatte ich vor, aber irgendwie habe ich nie den Mann meiner Träume getroffen, mit dem ich mir das vorstellen konnte. Kann Martin dieser Mann sein? Er ist erst 25 Jahre alt, wahrscheinlich noch zu jung dafür.

“Hallo, schön dass du gekommen bist. Ich habe, ehrlich gesagt, nicht daran geglaubt.“, höre ich ihn sagen, als er mich begrüßt.

Wir gehen hoch in sein Zimmer. Martin setzt sich auf seine Couch und schaut mich an. Ich stehe da, wie bestellt und nicht abgeholt. Er sagt keinen Ton, er schaut mich nur an. Verdammt, sag was! Irgendwas! Er erwartet eine Erklärung, wo fange ich bloß an?

“Ähm…ich weiß, du verstehst mich gerade nicht, ich verstehe mich ja selber nicht. Alles was ich zu sagen habe stand in meiner SMS gestern. Was soll ich noch dazu sagen? Ich weiß gerade nicht, was gut für mich ist. Vielleicht bist du der Mann meiner Träume, mein Mister Rigth, vielleicht aber auch nicht.“ Ich rede einfach drauflos und rede und rede… Er hört mir einfach nur zu. Ich versuche eine Gefühlsregung in seinem Gesicht abzulesen, aber da ist nichts. Wie kann man nur so regungslos dasitzen?

“Ich habe Träume“, rede ich weiter, “Träume, die ich noch verwirklichen möchte. Ich wünsche mir Kinder, zumindest erstmal eins! Ich will einen Mann, der mich wirklich liebt und zu mir steht! Heiraten! Ich möchte meine eigenen Entscheidungen treffen können. Ich will gar nicht mehr hier sein, hier in dieser Stadt. Ich werde auswandern!“

Was erzähle ich denn da? Erst jetzt wird mir so richtig bewusst, dass es genau das ist, was ich mir wünsche. Veränderung , radikale Veränderung in meinem Leben! Weg von dem immer gleichen Alltagstrott!

So, das war’s! Jetzt weiß er Bescheid.

Martin schaut mich immer noch an, aber jetzt lächelt er. Oder bilde ich mir das nur ein?

“Marina, ich liebe dich! Du bist die Frau meiner Träume! Auswandern? Ich würde mit dir bis ans Ende der Welt gehen! Kinder? Weißt du eigentlich, dass ich bis 27 Papa werden will?“

Bis 27? Er ist doch 25? Zwei Jahre also noch.

“Ich habe mir schon immer Ziele gesetzt und diese auch erreicht“, redet er weiter. “Wohin willst du denn auswandern? Ich komme mit!“

Damit hatte ich, ehrlich gesagt, nicht gerechnet. Ich stehe mit offenem Mund da und schaue ihn an. Ist er doch mein Prinz? Ich liebe ihn!

“Komm mal her mein Schatz“, sagt er und zieht mich auf seinen Schoss. Ich lege meinen Kopf an seine Brust und fange an zu weinen.

“Nicht weinen, alles wird gut, wenn du uns nur eine Chance gibst.“

“Ja, ich gebe uns eine Chance. Bitte sei nicht böse auf mich. Es ist im Moment nicht gerade leicht für mich. Ich will alles richtig machen und trotzdem zweifle ich.“

“Eine Garantie gibt es nicht im Leben.“

“Ja leider, aber genau diese hätte ich jetzt gerne.“

“Ich verspreche dir, immer für dich da zu sein.“ Martin schaut mich liebevoll an.

“Was machen wir nun? Wollen wir vor dem Auswandern nicht erstmal zusammen ziehen? Such du diesmal eine Wohnung aus. Was hältst du davon?“

Ich überlege hin und her. Soll ich ins kalte Wasser springen? Wenn nicht jetzt, wann dann?

“Okay, wir versuchen es! Gib mir die Nummer von deinem Makler.“

Ich habe mich entschieden! Für Martin und ein gemeinsames Leben. An eine Enttäuschung darf ich gar nicht denken. Es muss funktionieren! Er liebt mich genauso, wie ich ihn. Das ist doch schon mal ein guter Anfang.

Nach unserer Aussprache geht es mir viel besser. Endlich ein Mann, der mich versteht! Endlich ein Mann, der meine Träume teilt! Mein Mister Right!

Diesmal geht es Martin zu schnell, aber ich habe zu ihm gesagt:

“Ganz oder gar nicht! Lass mich nicht wieder auf trübe Gedanken kommen.“

Vier Wochen später haben wir einen neuen Besichtigungstermin, für eine gemütliche Dachgeschosswohnung, mitten in der Stadt. Die Wohnung gefällt uns beiden auf Anhieb und ich kann zu Fuß in die Praxis gehen. Wir unterschreiben den Mietvertrag doch Martin wirkt skeptisch.

“Was hast du denn?“, frage ich ihn.

“Ich habe Angst, du überlegst es dir wieder anders“, sagt er und nimmt mich in die Arme “Ich bin immer für dich da, ich liebe dich, Marina!“

Die kleine Wohnung ist perfekt. Sogar schon renoviert! Wir können sofort einziehen.

Unsere süße, kleine Wohnung ist ein Traum. Es ist sehr praktisch, in der Stadtmitte zu wohnen. Morgens bringt Martin mich in die Arbeit, mittags holt er mich zum Essen ab und abends können wir in der Stadt noch eine Glas Wein trinken, ohne einen Parkplatz suchen zu müssen. Das gefällt uns beiden. Martin arbeitet von zu Hause aus. Er ist selbstständig als Webdesigner. Im Moment hat er nicht so viele Aufträge, dafür aber ganz viel Zeit für mich.

Wir gehen ins Kino, tanzen, spazieren durch den Park und malen uns unsere Zukunft in den schönsten Farben aus. So hat sich noch nie ein Mann um mich gekümmert. Martin liest mir jeden Wunsch von den Augen ab. Wir sind glücklich!

Zu meinem nächsten Frauenarzt- Termin kommt Martin mit. Ich lasse mir die Hormonspirale entfernen. Wir wollen Kinder!

Mein Frauenarzt entnimmt mir die Spirale und wünscht uns viel Erfolg.

“Sie wissen aber, dass sich das Hormon erst abbauen muss. Erwarten Sie nicht zu viel. Es kann eine Zeit dauern, bis Sie schwanger werden.“

“Das ist kein Problem. Wir haben ja noch zwei Jahre Zeit“, erwidere ich fröhlich.

Mit gerunzelter Stirn schaut mich der Doktor an.

“Na dann alles Gute für Sie.“, und verschwindet in seinem Ordinationszimmer.

Das hätten wir geschafft. Jetzt kann es losgehen mit der Familienplanung!

Martin wirkt glücklich, aber nachdenklich.

“Ich habe morgen Vormittag einen wichtigen Termin Marina.“

“Ach ja ? Was denn für einen?“

“Du weißt ja, dass ich mir auch Kinder wünsche. Ich habe Angst ich kann dir keine machen.“

Was? Warum denn das? Bei mir ist doch alles in Ordnung. Das haben wir gerade gehört. Er schaut mich, ja, wie schaut er mich an? Er schaut mich an, als ob ihm irgendetwas peinlich ist. Warum? Wir konnten doch bisher auch über alles reden.

“Was ist los Martin? Sag’s mir!“

“ Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, ohne das du mich auslachst. Ähm…ich gebe morgen Vormittag eine Sperma Probe ab und lasse meine Spermien begutachten. Ich muss wissen, dass ich dir ein Baby machen kann. Stell dir vor, wir probieren ewig und es klappt nicht. Dann wissen wir wenigstens, an wem es liegt. “

Ungläubig schaue ich ihn an. Ja, das ist mein Mann! Total süß, wie er sich Gedanken macht. Welcher Mann würde freiwillig eine Sperma Probe abgeben? Ich kenne keinen!

“Das finde ich total lieb von dir, mein Schatz. Mach dir mal nicht so viele Gedanken! Der Arzt hat gesagt, es kann etwas länger dauern, bis das Hormon abgebaut ist. So schnell wird es sowieso nicht klappen. Ich finde es ganz toll von dir, dass du dir solche Gedanken machst.“

“Du lachst mich nicht aus?“, erleichtert atmet er aus. Hat er die ganze Zeit die Luft angehalten?

“Ach Quatsch, ich finde das sehr mutig und es zeigt mir, dass es dir wirklich ernst ist.“

Hilfe, fast 40!

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