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Während der Fahrt zurück nach London rutschte Terence unruhig auf seinem Sitz hin und her.

„Ist es denn schon etwas besser?“, fragte Sue vorsichtig.

Er atmete tief durch. „Das kann ich leider nicht einmal zehnprozentig bejahen. Es zieht wie die Hölle.“ Er zupfte genervt an seiner Hose herum. „Leider steht im Beipackzettel nichts von einem Gegenmittel. Vielleicht sollte ich im Sender kalt duschen, um wenigstens bei der Aufzeichnung keine Gefahr für die weiblichen Gäste darzustellen.“

„Vielleicht hätten die gar nichts dagegen“, erwiderte Sue. Die an Terence gerichtete Fanpost enthielt in vielen Fällen eindeutige Angebote. „Bis zur Aufzeichnung hast du noch vier Stunden Zeit. Vielleicht beruhigen sich bis dahin deine Schwellkörper oder was auch immer.“

Terence seufzte. „Ich hoffe, du hast recht.“ Dann überzog ein Lächeln sein Gesicht. „Aber insgesamt gesehen war es doch schön.“

Sue zog es vor, auf einen Kommentar zu verzichten.

Dreieinhalb Stunden später, als sie bei den Studios von Channel A Pro im Norden von London angekommen waren, hatte sich die Lage bei Terence noch nicht entspannt.

„Geht es, Darling?“, fragte Sue mitfühlend, obwohl ihre Beinmuskulatur ebenfalls aufjaulte, als sie sich in ihren Louboutins aus dem Auto wand.

Terence stöhnte auf und dehnte sich. „Eine kalte Dusche brauche ich nicht mehr, aber das Ziehen ist immer noch da. Verdammt, ich kann nicht einmal normal gehen. Ich werde einmarschieren wie ein gealterter Preisboxer.“

Und ich im Schlepptau wie sein ebenfalls gealtertes Ringluder, dachte Sue. Es war typisch, dass er nicht fragte, wie es ihr ging. Er gab sich der Illusion hin, dass die vergangene Nacht ein unvergessliches Erlebnis für sie gewesen war. Was gab es da noch nachzufragen?

Der Pförtner sollte der Einzige bleiben, der die Ankunft von Terence Urquhart mit einer lässigen Ignoranz hinnahm, denn kaum hatte der die zweckmäßig hässlichen, aber heiligen Hallen der Fernsehstudios betreten, schien es, als finge die stickige Luft an zu vibrieren. Alle lächelten. Die einen schüchtern, die anderen anzüglich, die nächsten wissend. Sex-Papst war man eben nicht ungestraft.

Da sie wie gewöhnlich spät dran waren, eilten sie ohne große Umwege direkt in die Garderobe, einer jungen Frau, die am Ende des langen Flurs stand und mit einem Mann sprach, kurz zuwinkend.

Sue fing an zu zählen. Eins. Terence begrüßte Paula, die Maskenbildnerin, mit einem strahlenden Lächeln und ließ sich mit der typischen Nonchalance eines Angehörigen der britischen Oberklasse in den Sessel fallen. Zwei. Terence zog sein Smartphone heraus. Drei. Die Tür wurde aufgerissen, und die junge Frau vom Flur, Fiona, stürmte herein. Bingo. Fiona war die Assistentin der Moderatorin Sondra Anderson, die in einer halben Stunde die Sendung No Limits moderieren sollte. Fiona stürmte immer. Es war, als schwebte eine Aura der Atemlosigkeit um ihren dünnen, busenlosen Körper. In ihrer Gegenwart fühlte Sue sich stets wie ein dicker, unbeweglicher Buddha. Während Fiona Küsschen mit Terence austauschte und die Maskenbildnerin ignorierte, checkte Sue kurz ihre Tasche. Sie waren da. Alles in Ordnung. Sie lächelte, denn jetzt war sie an der Reihe.

„Sue, meine Liebe, gut siehst du aus. Heiß heute, nicht wahr?“, flötete Fiona, nachdem sie Sue von Kopf bis Fuß taxiert hatte. Dann, nach einem Blick Richtung Boden, kam der Aufschrei. „Du hast die Lucifer Bow von Louboutin!“ Ihre Stimme drohte zu kippen.

Auf nichts war so sehr Verlass wie auf Frauen mit einem Schuhtick. Und Fiona hatte einen. Sue nicht, aber wie es der Zufall so wollte, hatte Terence der Leiterin des Showrooms bei einem heiklen Problem weiterhelfen können, und so kam Sue immer in den Genuss von Schuhen, die zwar in jeder Frauenzeitschrift angepriesen, doch ansonsten nur auf Warteliste zu erwerben waren. Tja, Dankbarkeit war etwas Schönes. Und noch schöner war es, Menschen, die einem ansonsten eher mit Geringschätzung (und das war noch vorsichtig ausgedrückt) begegneten, Neid zu entlocken.

Fiona betrachtete die fliederfarbenen Riemchen, denn aus viel mehr bestanden die Schuhe nicht, wie ein seltenes Ausgrabungsstück. „Oh mein Gott, ich würde sterben für diese Schuhe“, hauchte sie.

„Lieber gestern als heute“, murmelte Paula und drängte Fiona beiseite. „Ich müsste jetzt mal anfangen.“

Fiona reagierte nicht.

„Sind ja nur Schuhe“, murmelte Sue, der diese Verehrung allmählich peinlich wurde. Vielleicht sollte sie beim nächsten Mal Weihrauch mitbringen.

Fiona sah aus, als hätte Sue sie mit einem Zauberspruch aus einer Trance aufgeweckt. „Nur Schuhe! Sie wissen selbst, dass das nicht stimmt“, meinte sie mit leichtem Kopfschütteln. „Kann ich Ihnen etwas zu trinken holen? Irgendwie sehen Sie beide aus, als hätten Sie einen Energieschub nötig. Wie wäre es mit“, es folgte eine kleine, dramatische Pause, bevor sie auf deutsch „Einen Verlängerten, bitte?“ radebrechte und die Urquharts Beifall heischend anlächelte, als wollte sie für ihre kümmerlichen Deutschkenntnisse, die sie sich bei ihren jährlichen Schiurlauben in Tirol angeeignet hatte, gelobt werden.

Doch Sue sah vor ihrem geistigen Auge keinen verdünnten Espresso, sondern Szenen der vergangenen Nacht mit einem fast schon verzweifelten Terence und ihrem frustrierten Selbst. Auf derartige Verlängerte konnte sie in Zukunft getrost verzichten. Sie suchte unwillkürlich den Blick ihres Mannes, doch der starrte unbewegt in den Spiegel, räusperte sich ausgiebig, schlug die Beine übereinander und schüttelte schließlich den Kopf.

„Nein danke“, lehnte er Fionas Angebot ab, „Schweißperlen machen sich nicht gut auf dem Bildschirm.“

„Ganz richtig“, lautete Paulas Kommentar. „Bei den Royals ist das genauso. Die trinken auch nichts, um nicht am Ende mit Schweißflecken da zu stehen.“

Fiona ignorierte die Maskenbildnerin. Sue wünschte ihr nur, dass sie niemals auf deren Künste angewiesen sein würde, denn für jahrelanges Ignoriertwerden würde sich Paula sicher mit einem entstellenden Makeup rächen.

Fionas Handy meldete sich mit einem wummernden Bass. Mit gespieltem Genervtsein nahm sie das Gespräch an. Es dauerte nur wenige Sekunden und endete mit einem „Ja.“ Fiona sah in die Runde. „Sondra wird gleich hier sein.“

„Na, das nenne ich mal eine Neuigkeit“, sagte Terence mit ironischem Tonfall.

Auch Sue musste grinsen. Sondra würde sich keine Gelegenheit entgehen lassen, um Körperkontakt zu Terence herzustellen. Das ging besonders leicht, wenn er auf dem Schminkstuhl saß und nicht fliehen konnte.

Sue lehnte sich an die kühle Wand. Sie hatte diese immer gleichen Spielchen satt. Jeder nahm sich furchtbar wichtig und tat, als hinge von seinem Job das Überleben der Menschheit ab. Fiona drehte wegen ihrer Schuhe durch, was Sue wiederum toll fand, weil diese Frau sie sonst genauso links liegen lassen würde wie Paula, die Maskenbildnerin. Andererseits war es erbärmlich, nur wegen seiner Schuhe bemerkt zu werden. Aber es war nicht nur Fiona. Diese ... ja, was war es eigentlich ... diese Zweitrangigkeit zog sich durch ihr ganzes Leben. Sie war immer nur existent in Zusammenhang mit jemand anderem. Die Frau/Managerin/Agentin von Terence, die Mutter von Amy und Philipp, die Tochter von Franz und Annemarie Wallner, die arme Halbwaise, die mit 15 ihre Mutter verloren hatte und dem Vater mit ihrem Dickkopf ganz schön eingeheizt hatte. Wann hatte sie jemals für sich selbst gestanden? Was und wer zum Teufel war sie? Ein saurer Geschmack kroch aus ihrem Magen hoch. Zum Glück hatte sie noch eine Flasche Wasser in ihrer Handtasche. Sie trank mit unverhohlener Gier. Es schmeckte zwar schon etwas abgestanden, aber es tat dennoch gut. Doch die Frage blieb: Wer war sie? Oder noch besser: Wer war sie schon? Das Anhängsel eines ziemlich bekannten TV-Arztes. Bloß kein Selbstmitleid, schimpfte sie sich selbst. Mir geht es materiell gut. Ich bin für eine ganze Menge Menschen wichtig. Terence wüsste ohne mich nicht einmal, wo sich sein Verlag befindet. Ich organisiere alles, von Lesereisen bis zu Rechercheterminen, ich kümmere mich darum, dass die Praxis läuft.

Das sind doch alles keine Dinge, die man auf den Grabstein schreibt, flüsterte prompt ein böses Stimmchen, du hast kein eigenes Leben.

„Es kommt wahrlich nicht oft vor“, meinte Paula, während sie stirnrunzelnd das Gesicht von Terence musterte, „aber in diesem Fall muss ich Fiona zustimmen. Sie sehen wirklich aus, als hätten Sie eine unruhige Nacht hinter sich. Ich fürchte, heute müssen wir unter den Augen mit dem Abdeckstift ran.“

„Aber keinen zu dunklen“, warf Sue ein. „Letztes Mal sah er aus wie ein Brillenpanda.“

„Echt?“, erwiderte Paula und runzelte die Stirn. „Ah, da war ich in Urlaub. Wer hat mich vertreten? Wahrscheinlich Terry. Die hasst alles, was heller ist als die Haut von Denzel Washington.“

„Es war Olivia“, meinte Sue.

„Olivia?“ Paula stemmte die Hände in die Hüften. „Dann wundert mich nichts mehr.“ Sie machte eine Pause und zögerte, weiterzusprechen, tat es dann aber doch. „Wahrscheinlich war sie noch in Gedanken beim Musical ‚Der König der Löwen‘. Seit sie dort die Gazellen schminken darf, kleistert sie alles und jeden mit Terracottapuder zu.“

Sues Kopf hämmerte. Sie betrachtete Terence, der schläfrig im Schminkstuhl saß und sich von Paula abpudern ließ. Es war, sie hatte nachgeschaut, das elfte Mal, dass Terence bei Sondra zu Gast war. Was waren sie bei der ersten Sendung aufgeregt gewesen! Drei Stunden zu früh waren sie erschienen, aus Angst, zu spät zu kommen. Wie hatten sie die prickelnde Atmosphäre genossen, den Duft der Schminke, die Kameras. Als die Sendung ein Erfolg wurde, schwebten sie im siebten Himmel. Dann gab es eine weitere Sendung. Und noch eine, und noch eine … Und jetzt herrschte nur noch Routine, zumindest für sie, die im Hintergrund agierte.

In der Luft hing der penetrante Geruch von Puder. Sie glaubte zu ersticken und musste husten. Niemand achtete auf sie. Wahrscheinlich könnte ich hier tot umfallen, dachte sie, und keiner würde sich dafür interessieren. Fiona würde sich natürlich schnell ganz unauffällig ihre Schuhe unter den Nagel reißen. Sue krallte sich ihre Tasche und stand auf. „Ich bin mal kurz weg.“

Zum Glück war niemand auf der Toilette, und mit einem tiefen, erleichterten Seufzen ließ Sue sich auf den Toilettensitz sinken. Sie stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel und legte den Kopf in ihre Hände. Ich will nie wieder aufstehen. Sie stellte sich vor, wie Terence sie suchte, wie er sein Hündchen vermisste, das alle Termine für ihn machte, seine Muse (ha ha, schöner Spruch, aber schon lange nicht mehr wahr), die ihm alles, was ihn in seiner Arbeit beeinträchtigte, vom Leib hielt (und das war mehr, als man für möglich gehalten hätte).

In der Stille ihrer Kabine spürte sie mehr als deutlich, wie müde sie war. Ich will hier nicht mehr raus. Da läutete das Handy und holte Sue aus ihrer Lethargie. Seufzend fischte sie es aus ihrer Tasche. Sie seufzte gleich noch einmal, als sie hörte, wer dran war. Melissa Brown-Harryman, die Vorsitzende des Elternbeirats von Philips Schule.

„Oh mein Gott Sue!“, schrie sie völlig hysterisch. “Bin ich froh, dass ich dich erreiche!“

„Was gibt’s denn?“, fragte sie träge.

„Eine Katastrophe! Margret fällt aus, sie kann nicht kommen!“

Diese Art Katastrophe war nicht von der Art, die Sue aus ihrer Apathie reißen konnte. Sie raffte sich lediglich dazu auf, sich etwas aufrechter hinzusetzen. „Wieso kann sie nicht?“

„Margret hat kurzfristig einen Termin bei Home and Country für eine Home Story bekommen! Obwohl ich das nicht kommentieren möchte“, fügte sie mit leicht pikiertem Unterton hinzu. „Es hat etwas Vulgäres an sich.“

Und mein Mann spricht im Fernsehen über schlappe Schwänze, dachte Sue. Wie vulgär findet Melissa Brown-Harryman wohl das? „Wo ist das Problem? Ich bin doch sowieso eingeteilt.“

„Könntest du eine Stunde eher kommen?“, keuchte Melissa. „Wir haben niemanden für den Würstchenstand.“

Sue riss gedankenverloren das Toilettenpapier in dünne Streifen.

„Sue! Ich höre dich nicht! Bist du noch dran?“

„Ja, ja“, murmelte Sue und überlegte, welche Origami-Figur man aus dem Papier falten könnte. „Würstchenstand. Okay. Wann muss ich da sein?“ Die frische Luft würde ihr sicher gut tun, und Terence kam mit Sondra wunderbar alleine zurecht.

„Sue, du bist ein Schatz!“, jubilierte Melissa. „Also dann in einer Stunde. Ich zähle auf dich!“

„Wie schön“, murmelte Sue und drückte Melissa weg.

Ihr Blick fiel auf ihre Tasche. Das luxuriöse Leder schimmerte sanft im Neonlicht. Da drinnen waren sie, die Tabletten, die alles ein wenig leichter machen würden. Sie wusste, dass sie in letzter Zeit gefährlich viel von diesen Dingern genommen hatte. Aber dieses Absinken in die Müdigkeit konnte sie sich nicht leisten. Sue dachte an die Würstchen, an die Fernsehsendung. An die Abrechnung, die sie noch zu erledigen hatte, wahrscheinlich in einer Nachtschicht. An das Verlagsgespräch heute nach dem Schulfest, bei dem die große Lesereise von Terence besprochen werden musste. Was für ein Tag! Und das nach dieser Nacht. Sue streckte ihr Bein aus. Es zog unangenehm. Und dann war da noch am nächsten Tag die Geburtstagsfeier ihres Schwiegervaters auf dem Familienstammsitz. Sie dachte an die drei Kilo zu viel, die sie immer noch mit sich herumschleppte. Wie praktisch, dass dieses Aufputschzeug auch appetithemmend wirkte, zwei Kilo hatte sie schon abgenommen.

Sie riss die Tasche an sich wie eine Ertrinkende den Rettungsring und ließ den Verschluss aufschnappen. Schön sah die Verpackung aus, pastellfarben, apricot und grün. Optimistisch, Freude versprechend. Den Beipackzettel legte sie gleich weg, da stand sowieso nur das drin, was sie jetzt nicht sehen wollte. Sie arbeitete sich zielstrebig zum Blisterstreifen vor. Nur blöd, dass sie zum Hinunterschlucken Wasser brauchte und ihre Flasche in der Maske vergessen hatte. Sie wäre so gerne einfach hier sitzen geblieben. Langsam wurde es hier richtig gemütlich. An sich nestelnd und zupfend wand sie sich hoch, ohne die Tabletten aus der Hand zu geben.

Das war doch jetzt ganz einfach, dachte sie, als sie vor dem Waschbecken stand und eine Tablette geschluckt hatte. Alle machen das. Das ist keine Niederlage. Sie hob den Blick und betrachtete sich im Spiegel. Das hätte sie lieber nicht tun sollen, denn es erzeugte in ihr das dringende Bedürfnis, gleich noch einmal eine Tablette zu nehmen. Sie sah nach oben zur Beleuchtung. Diese Neonröhren. Die waren schuld. Von allein konnte niemand so beschissen aussehen wie sie gerade jetzt. Die Krone der Schöpfung – ha!

Plötzlich wurde die Tür zum Gang schwungvoll geöffnet. Bitte lass es nicht Sondra oder Fiona sein, betete Sue. Ihr Stoßgebet hatte Erfolg, es war eine ihr unbekannte Frau in den Sechzigern, die aussah, als käme sie gerade vom Segeln. Blauweiß gestreiftes Bretonenshirt, weiße Hose, marineblauer Blazer, luftgetrocknete, grauschwarz melierte, knapp schulterlange Haare. Und ein unverschämt frischer, fast faltenfreier Teint, der einwandfrei verriet, dass die Dame Segeln nicht zu ihren Hobbys zählte.

Nachdem sie Sue kurz zugenickt hatte, ließ die Frau kaltes Wasser über ihre Handgelenke laufen. „Du liebe Güte, bin ich aufgeregt!“ Sie drehte den Wasserhahn zu und sah zu Sue. „Ich bin heute das erste Mal im Fernsehen! Ich, Polly Myers!“

Sue lächelte.„Bei welcher Sendung treten Sie denn auf?“

No Limits“, antwortete Polly. Sie klopfte sich auf die Brust. „Mein Herz klopft wie wild.“

Sue lächelte. „Ein bisschen Lampenfieber hat jeder, glauben Sie mir. Es wird bestimmt alles gut gehen.“

Polly blickte skeptisch. „Arbeiten Sie hier, Mrs?““

„Urquhart“, ergänzte Sue. „Nein, aber ich begleite meinen Mann, der ab und zu hier ist.“

Polly hatte die Augen aufgerissen. „Urquhart? Dann ist Ihr Mann der Urquhart?“

Sue nickte.

Polly zog anerkennend ihre Augenbrauen hoch. „Dann sind Sie ja in besten Händen.“

Sue schwieg.

„Ach, wäre ich nur wie meine Patienten.“ Polly seufzte.

„Wie sind die denn?“ Sue kämmte sich die Haare. Manuel war auch schon mal besser gewesen. Die Föhnfrisur war keine mehr und sah nur noch desaströs aus.

„Dement. Die nehmen alles, wie es kommt und vergessen es sofort wieder. Das ist manchmal gar nicht so schlecht.“

Dement? Was zum Teufel hatte eine Demenzärztin in einer Sexsendung zu suchen? Es ging zwar um Senioren, aber demente Senioren und S.., das wollte sie sich lieber nicht vorstellen.

„Und Sie sind tatsächlich bei No Limits? Da geht es heute um Sex“, fragte Sue nach.

„Es geht doch immer um Sex“, antwortete Polly lakonisch.

Sie klang wie eine Inkarnation von Terence, der stets das Gleiche behauptete. Musste er ja, er lebte schließlich davon, und das nicht schlecht.

Sue war verwirrt, was vielleicht auch daran lag, dass sich in ihrem Kopf alles drehte.

„Darf ich fragen, in welcher Funktion Sie an dieser Sendung teilnehmen?“

„Ich leite ein Seniorenheim, und wir haben Schlagzeilen gemacht, wenn ich das so sagen darf“, meinte sie und betrachtete sich stirnrunzelnd im Spiegel. „Also der Lippenstift, den mir diese Maskenbildnerin da aufgetragen hat – das bin nicht ich.“ Sie nahm sich ein Papierhandtuch und wischte das dunkle Bordeaux resolut weg. „Da nehme ich doch lieber meinen eigenen“, murmelte sie und trug einen dezenteren Rosenholzton auf.

„Schlagzeilen?“ Sue konnte sich im Zusammenhang mit Altenheimen an keine Sensationen erinnern. Keine Morde aus Barmherzigkeit, keine Fesselungen, keine Hungertoten.

„Wir legen Wert darauf, dass das Sexualleben unserer Bewohner nicht zu kurz kommt.“

Sue verspürte einen leichten Brechreiz. Okay, es war unfair, jeder wurde alt. Aber geriatrische Leiber, in Ekstase miteinander verbunden, das war, ja, was war es? Vorsichtig ausgedrückt gewöhnungsbedürftig.

„Es ist ein Tabu“, sagte Polly und traf damit für Sue den Nagel auf den Kopf. „Die Alten werden ausgegrenzt, und dabei haben auch sie sexuelle Bedürfnisse. Sie würden sich wundern.“ Sie musterte Sue im Spiegel. „Schockiere ich Sie, Schätzchen?“

Sue hüstelte. Gott war das peinlich.

Polly lächelte. „Als ob man seine Libido ab dem Sechzigsten abgibt.“ Sie sah auf die Uhr. „Ups, jetzt haben wir uns richtig verplaudert. Und ich muss auch noch mal…“

„Aber natürlich“, meinte Sue. „Nicht dass sie noch zu spät zur Sendung kommen.“

Als sich die Tür zur Kabine schloss, rief Sue: „Ich drücke Ihnen die Daumen!“

„Danke“, tönte es ein wenig atemlos zurück.

Auf einmal freute Sue sich auf die Sendung. Sie versprach, ziemlich spannend zu werden.

Als Sue in die Maske zurückkam, war Sondra Anderson, die Moderatorin von No Limits, bereits da. Irgendwie gelang es dieser Frau immer, ein Körperteil an Terence anzudocken. Vielleicht war sie gar nicht nymphomanisch, wie Sue immer gedacht hatte, sondern litt an Frotteurismus? Krank war diese Frau auf jeden Fall. Hätte Sue die Berichte der Klatschmagazine, die über die Affären dieses blond gefärbten, abgesaugten und zugegebenermaßen von einem begnadeten Schönheitschirurgen gestraffte Faktotums des englischen Fernsehens gesammelt – Sondra war seit mehr als einem Vierteljahrhundert aktiv –, könnte sie leicht ihren Vorgarten damit pflastern.

Gerade war es Sondras Fuß, der wie zufällig seinen streifte, als sie sich zu Fiona beugte, um einen Blick auf die Gästeliste zu werfen. Terence merkte jedoch nichts, da er gerade dabei war, Chris, dem Produktionsassistenten des Verlags, der im nächsten Monat sein neues Buch „Unlust als zweite Chance“ herausbringen würde, einige Änderungsvorschläge in letzter Sekunde zu unterbreiten.

„Mir sind gestern noch einige Gedanken untergekommen, die ich gerne noch in einem Extrakapitel einfügen möchte.“

Sue konnte förmlich spüren, wie sich Terences Gesprächspartner verkrampfte. Du liebe Güte, die Druckfahnen waren fertig! Die ganze Woche hatte sie Korrektur gelesen, weil das Manuskript morgen in Druck gehen würde, und jetzt kam ihr Gatte mit brandneuen Ideen. Zum Glück verkauften sich seine Bücher extrem gut – nur deshalb war der Verlag bereit, den immensen Verschleiß an Betreuungspersonal zu akzeptieren. Chris Lubin schien ihm jedoch ein ebenbürtiger Gegner zu sein, und Sue wunderte sich, dass Terence schließlich mit den Worten „Dann habe ich gleich den Aufhänger für mein nächstes Buch“, nachgab.

Kaum hatte Terence das Gespräch beendet, setzte Sondra ihre zugegebenermaßen sehr anziehende Stimme ein (gerade so tief, dass sie nicht nach Stripperclub roch).

„Terence Darling“, gurrte sie. „Wie immer auf den letzten Drücker.“

„Ich bin begehrt, meine Liebe“, gab Terence zurück, „was soll ich machen?“

„Still sitzen und mich meine Arbeit machen lassen“, meinte Paula und drückte ihn wieder in den Sessel zurück. „Sie sind heute sehr unruhig, Terence“, tadelte sie ihn.

Er warf Sue einen hilfesuchenden Blick zu.

„Er hat heute sein Ritalin noch nicht genommen“, erwiderte Sue.

„Ritalin?“ Paula hörte auf, an Terence herumzunesteln.

„Kleiner Insiderscherz“, lächelte Terence. „Vergiss es. Ich habe mich im Fitness-Studio etwas verausgabt.“

So konnte man es auch nennen.

„Noch ein paar Worte zur Sendung“, unterbrach Sondra das Gespräch. Sie konnte es nie leiden, wenn sich nicht alles um sie drehte.

„Gibt es was Neues?“, fragte Terence, nur mäßig interessiert.

„Du musst heute ein bisschen vorsichtiger sein.“

„Was soll das heißen? Sondra, bei uns geht es um Sex. Oder meinst du Safer Sex, dann spreche ich kurz über Kondome.“

Fiona kicherte. „Das möchte ich sehen, wie dieses Krampfaderngeschwader sich Kondome anlegt.“

Sondra warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Ich lieber nicht, aber die Senioren sind unsere Hauptzuschauergruppe. Und heute haben wir das Studio voll von Insassen eines Wohnstifts. Das heißt nicht weniger, als dass wir gewisse Regeln des Anstands wahren müssen.“

Sue musste grinsen. Wenn das die Zöglinge von Polly Myers waren, würde sich die Dame ganz schön wundern.

Terence sah zu ihr auf. „Soll heißen?“

„Soll heißen, dass wir das Thema vielleicht ein klitzekleines bisschen entschärfen. Und vor allen Dingen“, sie deutete mit dem Finger nach oben, „Order aus der obersten Etage: klare Ansagen, einfache Satzstellung und vor allem, keine schmutzigen Wörter. Die sind ein absolutes No go.“

„Uh, jetzt habe ich aber Angst. Vielleicht sollte ich noch mal mitschreiben“, sagte Terence.

„Ich kann es gerne noch mal wiederholen“, setzte Fiona an.

„Nicht nötig“, fuhr Sondra sie an. „Ich glaube, er hat verstanden.“

„Entspanne dich“, sagte Terence in seinem Therapeutentonfall, „bin ich der Experte oder die da oben?“

Sondra seufzte, als trüge sie die ganze Last dieser schrecklichen Welt auf ihren Schultern. „Fertig?“

„Übrigens Schatz“, meldete Sue sich zu Wort. „Ich kann leider nicht bis zum Schluss bleiben.“

Terence sah stirnrunzelnd zu ihr auf, während Sondra die Augen verdrehte. Es war ja auch eine Art Majestätsbeleidigung, wenn sich die uninteressante Frau des Stars mit einem belanglosen Wortbeitrag meldete.

„Mein Dienst auf dem Sommerfest fängt eine Stunde früher an. Wenn ich nicht pünktlich bin, macht Philipps Lehrerin mir wieder die Hölle heiß.

Terence hatte eine derart verständnislose Miene aufgesetzt, als hätte sie ihn gebeten, aus einer Ananas und einem Paar Schuhe ein Gulasch zu kochen.

„Dein Sohn. Sommerfest. Schule. Würstchenstand.“ Manchmal war es besser, Männer nicht mit einem übermäßig komplizierten Satzbau zu konfrontieren.

Sondra sah unglaublich gelangweilt aus.

„Das ist aber schade. Kann nicht jemand anders diese Würstchen ausgeben? Du weißt, dass ich dich immer gerne bei mir habe.“

Oh ja, das weiß ich. Schließlich bekomme ich das jeden Tag zu spüren, dachte Sue. Das gute Frauchen war immer da und immer verfügbar. Zeit für sich allein? Die hatte sie schon lange nicht mehr gehabt.

„Du bist doch nicht allein, Terence Darling“, sagte Sondra und strich ihm über das Haar, woraufhin Paula aufseufzte und nochmals mit dem Kamm nachbesserte.

„Und Philipp? Soll der wieder ausbaden, dass seine Eltern nicht da sind? Du weißt doch, wie wieder getratscht wird. Du kommst doch nach?“

„Sie denken an den Chat, Terence?“, warf Fiona ein. „Der geht mindestens noch eine Stunde nach Ende der Aufzeichnung.“

„Wir erwarten dich“, meinte Sue knapp.

Es klopfte an der Tür, die gleich darauf aufgerissen wurde. Ein pummeliger junger Mann mit Lockenkopf bellte ein: „Wo bleibt ihr denn? Es geht gleich los!“, worauf Sondra sich aufrichtete und mit leicht spöttischer Miene das Ehepaar Urquhart beobachtete, das sich tief in die Augen schaute.

„Okay, mal sehen, wie lange das hier dauert“, meinte Terence schließlich.

„Fertig mit der Familienkonferenz?“ Sondra stand in der offenen Tür. „Wir müssen.“

Wow, dachte Sue, die Königin hatte gesprochen. Sie musste kichern, als sie sich Sondra mit dem Habit und dem ganzen Schmuck vorstellte, wie die Queen ihn bei offiziellen Anlässen zu tragen pflegte. Da würde sie endlich einmal so alt aussehen, wie sie tatsächlich war.

„Ist etwas mit Ihnen, Sue?“ Sondra drehte sich um. Ihr Tonfall war jedoch nicht interessiert, sondern rügend.

Klar ist etwas mit mir, dachte Sue. Ich finde dich zum Schreien komisch mit deinem dicken Makeup, der dicken Kette, die das faltige Dekolleté verdecken sollten, und dem festen Griff, mit dem du meinen, und ich betone: meinen! Mann festhältst. „Alles bestens“, flötete sie gut gelaunt. Sie liebte diese Tabletten!

Sichtbar erleichtert und mit einem kaum merklichen Hochziehen der Augenbrauen wandte Sondra sich wieder dem einzig wichtigen Menschen außer ihr in dieser Runde zu.

„Terence Darling, solltest du es schaffen, Wörter wie Smegma, Analsex und Fisting nicht zu benutzen, gebe ich einen aus.“

Terence lachte. „Du bist ja richtig nervös. Smegma, Smegma, Smeg…“

„Es ist gut, Terence! Ich hatte gedacht, du wärst schon etwas älter als fünf“, herrschte sie ihn an. Die Fortsetzung ihrer Antwort wurde durch Sues Handy unterbrochen.

Wieder zog Sondra die Augenbrauen hoch, diesmal etwas deutlicher.

„Hi Mom. Alles klar bei euch?“

Sue wurde sofort misstrauisch. Sie kannte die weichgespülte Stimme ihrer Tochter. Ihr folgte in der Regel ein Wunsch, der unerfreuliche Diskussionen nach sich zog. Sie brachte es jedoch nicht übers Herz, eine Antwort wie „Was willst du?“ ins Handy zu retournieren. Stattdessen gab es brisante Informationen aus dem Backstage-Bereich.

„Dein Vater ist fertig geschminkt und schreitet nun ins Studio.“

„Hat er wieder zu viel Bräunungspuder drauf?“ Amy kicherte.

„Wenig ist es nicht. Auf die Straße würde ich ihn so nicht lassen“, meinte Sue. „Aber das Studiolicht schluckt gnädigerweise fast alles.“

„Sag Daddy, ich drücke ihm die Daumen.“

„Mach ich. Aber warum rufst du an?“, fragte Sue. „Sicher nicht nur, um ihm alles Gute zu wünschen.“

Einige Sekunden lang blieb es still in der Funkverbindung zwischen den Studios und dem Urquhart’schen Zuhause in Chelsea.

„Amy?“, fragte Sue nach. Sie spürte förmlich, wie die optimale Strategie der Gesprächsführung überlegt wurde.

„Ma, Lilly hat mich eingeladen. Sie hat heute Geburtstag. Sie wird 16.“

Das klang nicht gut. Irgendwie war alles einfacher gewesen, als die Jahreszahlen noch einstellig waren.

„Sie macht also eine Party?“

„Ja. Im Funky Crow.“ Amy hauchte nur noch.

Das Funky Crow war der angesagteste Club der Jeunesse dorée Londons. Natürlich war Lilly als Tochter des Sekretärs des Protokollchefs des Herzogs von Essex eines der angesagtesten Girls dieser Gruppe, seltsamerweise jedoch ein bodenständiges und richtig nettes Mädchen.

„Und du willst dort hin?“ Sue war nicht der Meinung, dass das Funky Crow der richtige Aufenthaltsort für ein 15-jähriges Mädchen war. Immer wieder war in der Zeitung von Trinkexzessen zu lesen. Sie war sich auch sicher, dass die Einladung seit mindestens vier Wochen gut versteckt im Schulspind lag. Da Amy wohl geahnt hatte, dass es heftigste Diskussionen um den Veranstaltungsort geben würde, hatte sie sich für die Überrumpelungstaktik entschieden. Kluges Mädchen, dachte Sue. Ich hätte es nicht anders gemacht.

„Bitte Mama. Alle gehen!“

„Sie hat alle eingeladen?“, fragte Sue scherzhaft. „Das sieht Lilly gar nicht ähnlich.“

„Alle, die ich mag. Bitte, Mama, bitte.“

Der Trupp war inzwischen vor der Studiotür angelangt.

„Was ist denn?“, fragte Terence, der kurz vor einem Auftritt gerne die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Ehefrau beanspruchte.

„Amy will auf eine Party.“

„Lass sie doch“, war seine knappe Antwort.

„Die Party ist im Funky Crow.“

„Die Kindheit scheint langsam vorbei zu sein“, warf Sondra ein. „Unglaublich, wie schnell die Kleinen groß werden.“

„Sie darf also?“ Sue wusste, wie Terences Antwort ausfallen würde.

„Klar.“

Sue nahm ihr Handy wieder zur Hand. „Gut, Amy. Aber um halb zwölf bist du zu Hause.“

„Mom!“

„Du kannst den Abend auch daheim verbringen.“

Kurzes Schnauben. „Danke! Servus!“ Aufgelegt.

„Sie lässt dich grüßen“, schwindelte Sue.

„Terence, ich unterbreche euch ja nur ungern, aber …“, meldete Sondra sich wieder zu Wort.

„Wieso?“ fragte Terence unschuldig. „Von mir aus können wir.“ Er straffte die Schultern und hielt seine Hand hoch. Das war ihr Ritual: Hand abklatschen und an den Ohren zupfen.

„Toi, toi, toi und bis heute Abend“, sagte Sue.

„Danke, meine Liebe“, bemerkte Sondra, die alles wieder auf sich zu beziehen schien. „Und viel Spaß beim Schulfest!“ Sie legte so viel Überheblichkeit in diesen Satz, dass Sue fast schlecht wurde.

„Ein bisschen kann ich euch beide noch genießen“, zwitscherte Sue zurück. Du liebe Güte, diese Pillen waren der Hammer. Diese Frau hatte plötzlich jeden Schrecken verloren. Sue sah sie das erste Mal als das, was sie (wahrscheinlich) war. (So ganz traute sie der chemischen Reaktion in ihrem Körper nicht. Vielleicht halluzinierte sie auch nur.) Dennoch war Sondra auf einmal nur eine bedauernswerte mittelalte Frau, die wahrscheinlich jeden Tag von früh bis spät um ihre Pfründe kämpfen musste. Denn, und das war ja wohl klar, eine zwanzig Jahre Jüngere, deren Schminkzeit um die Hälfte kürzer war, tat sich einfach leichter. Auch auf der Besetzungscouch. Sue kicherte. Dennoch, ihr Mitleid hielt sich in Grenzen. Sie war froh, dass sie Sondra an diesem Tag nur noch von hinten sehen würde. „Wenn ich ein zu braun gebranntes Würstchen auf dem Grill habe, denke ich an dich.“

Der Kameramann drehte sich mit grimmiger Miene zu ihr um. Da hatte sie wohl laut gedacht. Sie lächelte ihn an. „Nicht an Sie.“ Sie deutete auf seinen Körper, dessen prägnantester Teil ein Stück Bauch war, das käsig weiß zwischen Jeans und T-Shirt herausquoll. „Passt ja auch gar nicht“, fügte sie noch schnell hinzu. Was überflüssig war, denn der Bauchträger hatte sich schon wieder abgewandt und konzentrierte sich auf Sondra und Terence, die wie Gladiatoren unter dem Beifall des Publikums in die Arena einmarschierten. Sue lächelte. Terence sah fantastisch aus, als wäre er für die Bühne gemacht. Unsinn, dachte sie. Er sah immer gut aus, selbst beim Aufwachen. Darum beneidete sie ihn, obwohl sie ihr eigenes Äußeres ganz passabel fand. An guten Tagen sogar mehr als das. Aber wann waren schon mal gute Tage? Dummerweise sah ihr jeder sofort an, wenn sie sich nicht wohl fühlte, und manchmal, und das war besonders gemein, sah sie sogar bescheiden aus, wenn es ihr gut ging. Aber Terence … Hatte das doch etwas mit den Oberschichts-Genen zu tun? Offenbar wirkte sich Jahrhunderte langes Nichtstun auf einem feudalen Landsitz entspannend auf die Gesichtszüge aus. Im Gegensatz dazu hatten ihre Vorfahren im Salzkammergut immer viel gearbeitet, zum Beispiel unter unmenschlichen Bedingungen Salz abgebaut, und das in einem ziemlich rauen Klima. Wobei sie nicht ungerecht sein wollte. Das englische Wetter war stark verbesserungsbedürftig, und Terence arbeitete viel, sehr viel. Beifall brandete auf.

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