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EINE SCHWIERIGE DATUMSSUCHE

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Weihnachten hat für mich zwei Seiten, eine kirchliche und eine weltliche. Ich feiere zwei Geburtstage. Den der Geburt Jesu und meinen eigenen, denn ich bin an einem 24. Dezember geboren. Also ein, wenngleich sehr weltliches, Fast-Christkindl, denn Christi Geburt ist mit 25. Dezember datiert.

Aber stimmt das überhaupt, dass Christus an diesem Tag zur Welt kam?

An welchem Tag er tatsächlich geboren wurde, bleibt bis heute Spekulation. Es gibt lediglich unbestätigte Hinweise in der Bibel, die auf ein Geburtsdatum im Herbst hindeuten, in dem traditionellerweise Volkszählungen abgehalten wurden, zu denen auch Maria und Josef nach Bethlehem hatten reisen müssen. Lange Zeit kümmerte der Geburtstermin wohl ohne-dies niemanden, denn für die frühen Christen waren nur das Osterfest und die Sonntage von Belang. Erst ab dem 4. Jahrhundert beging man Weihnachten als zweiten Höhepunkt des religiösen Jahres, zunächst an verschiedenen Tagen, zum heutigen Datum erstmals 335 in Rom. Auf dem Konzil von Konstantinopel im Jahr 381 legte die Kirche schließlich den 25. Dezember als Termin fest.

Eine große Rolle spielten dabei vermutlich heidnische Feste, die allesamt mit dem Licht zu tun hatten. Das römische Imperium beging an diesem Tag eigentlich das Fest des „sol invictus“, des unbesiegbaren Sonnengottes, sowie den Geburtstag der römischen Mithras-Gottheit, ebenfalls der Sonne zugehörig. In die zweite Dezemberhälfte fielen auch die sogenannten Saturnalien, ein, gelinde gesagt, ausgelassenes Fest zur Sonnwende. Es wird gemunkelt, dass Weihnachten deshalb auf den 25. gelegt wurde, um die heidnischen Feste zu verdrängen. Ungeachtet dessen, ob es der historische Termin der Geburt Jesu ist oder nicht. Er passt jedenfalls zur christlichen Symbolik, wenn kurz nach dem dunkelsten Tag des Jahres das „Licht der Welt“ (Joh. 8,12), wie sich Christus genannt hat, als das „Wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet“ (Joh. 1,9) in die Welt kommt.



MORITZ MÜLLER,

Weihnachten bei reicher Familie und Weihnachten bei armer Familie, beide 1848

Salzburger Weihnachtsmuseum, Privatsammlung Ursula Kloiber

Oder ist auch das nur Spekulation? Ein Wiener Wissenschaftler meint das mehrfach widerlegt zu haben. Die heidnischen Sonnengottfeste hätte es zum fraglichen Zeitpunkt nie gegeben, vielmehr habe ein inneres Bedürfnis eines Propheten nach einem Geburtstagsfest für den Messias am Tag, „an dem an das Licht wieder zu wachsen beginne“, zu diesem Datum geführt. Sei’s drum. Heiligabend und Weihnachten werden in der christlichen Welt am 24. bzw. 25. Dezember gefeiert. Ausnahme: Orthodoxe Kirchen feiern in vielen Ländern Christi Geburt erst am 6. und 7. Januar. Das liegt daran, dass sie die Tage nach einem älteren, dem julianischen, Kalender berechnen.


Oskar Laske, Die Hl. Familie, 1935


Oskar Laske, Weihnachts-Krippe, 1920

DAS MALERSCHIFF AM WOLFGANGSEE

Viele Künstler haben die Geburt Christi in ihren Werken dargestellt. Die frühesten uns bekannten Bilder reichen bis an den Anfang des 4. Jahrhunderts zurück. In den ersten Darstellungen war das Jesuskind in der Krippe mit Ochs, Esel und Hirten das wichtigste Bild-element, später kamen auch Josef und Maria dazu.

In meiner Sammlung habe ich Bilder einer wenig bekannten, ungewöhnlichen Künstlergruppe, die sich in ihrem vielfältigen Schaffen auch mit Bibelszenen und anderen weihnachtlichen Motiven beschäftigt hat: die Zinkenbacher Malerkolonie, die zwischen 1927 und 1938 den Wolfgangsee als Sommer- und Winterdomizil wählte. Mit ihrem Malschiff fuhren sie auf dem See, malten Bilder vor allem der wunderschönen Landschaft, aber auch von Marktplätzen, Volksfesten, Motiven aus der Religion, Geschichte und Mythologie.

Die meisten hatten eine enge Verbindung mit der Wiener Secession oder dem Hagenbund, einem Vorläufer der Secession. Sein Name stammt nicht etwa vom Nibelungenlied, sondern vom Wiener Gasthausbesitzer Josef Haagen, in dessen Lokal sich ab den 1870er Jahren jüngere Maler, Bildhauer und Architekten trafen. Dort und auch bei Ausstellungen, die sie als bereits anerkannte Künstler beschickten, lernten sie einander kennen. Unter anderen Oskar Laske, Franz von Zülow und Ernst Huber, „meine“ Zinkenbacher. Das Bemerkenswerte an der Malerkolonie ist, dass ihre Mitgliedertrotz unterschiedlicher Persönlichkeiten und ideologischer Gegensätze in einem Klima der Toleranz ihre Zeit zusammen verbrachten, miteinander malten, im See schwammen, Tennis spielten und diskutierten: politisch Verfolgte wie Geduldete, Monarchisten und Kommunisten, völkisch und sogar nationalsozialistisch eingestellte Künstlerinnen und Künstler.

Der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich bedeutete das Ende der Malerkolonie. Es wurden Malverbote ausgesprochen, Bilder, auch von Zinkenbachern, als „entartet“ eingestuft. Viele ihrer Mitglieder mussten emigrieren. So verließ auch Liesel Salzer das Land und flüchtete in die USA, wo sie 2005 starb. Als letzte Überlebende der Gruppe schenkte sie nach und nach alle vor 1939 entstandenen Werke dem Museum Zinkenbacher Malerkolonie in St. Gilgen. Die Bilder wollen dorthin, sagte sie.

Äquivalente zum christlichen Weihnachtsfest gibt es auch in anderen Religionen und Kulturen. Jede Religion hat ihre eigenen Festtage, die Art zu feiern gleicht einander, stets ist das soziale Miteinander von besonderer Bedeutung. Beispielsweise beim Chanukka-Lichtfest im Judentum: Man isst und singt mit Freunden, zündet Kerzen an und tauscht Geschenke aus. Das mehrtägige Fest erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im Jahr 164 vor Christus.

Ebenso fröhlich und familienorientiert ist Diwali im Hinduismus. Es ist ein spirituelles Lichterfest mit der Hauptbotschaft, dass das Gute über das Böse siegt und damit das Helle über das Dunkle. Lichter und Feuer in allen Formen und Farben sind ein wesentliches Element des Festes. Beim Visakha Puja, dem höchsten Feiertag des Buddhismus, wird der Geburt, der Erleuchtung und des Todes Buddhas gedacht. Häuser und Altäre werden geschmückt, man feiert auch gemeinsam und achtet vor allem darauf, dass Werte wie Nächstenliebe und Freundlichkeit eingehalten werden. Werte, die auch bei unserem Weihnachten eine große Rolle spielen – symbolisch stellt das einen Bezug her.


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