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Man möchte immer Kind bleiben


Die Weihnachtszeit ist für meine Familie und mich eine besondere, geprägt von Geheimnissen und magischen Gefühlen, dem Glauben an das Christkind, die Engel, den Heiligen Nikolaus und nicht zuletzt durch die Furcht vor dem Krampus.

Der „Weihnachtswahnsinn“ beginnt bei uns Anfang November, denn bis das Haus sowohl innen als auch außen auf Weihnachten „umgerüstet“ ist, vergehen gut zwei Wochen. Sämtliche Bilder werden ausgetauscht, Geschirr, Besteck, Servietten, Fahrzeuge – bis hin zum Toilettenpapier wird alles auf Weihnachten „gebrandet“. Nicht zu sprechen von der wundervollen Dekoration.

Hinzu kommt die Tatsache, dass meine Mutter am Heiligen Abend auf die Welt gekommen ist und mein Großvater und ich beide am 6. Dezember – dem Nikolotag. Nun ist meine Großmutter auch noch eine bekannte Sammlerin von Weihnachtsschmuck, den sie zum Teil in ihrem Weihnachtsmuseum in Salzburg ausstellt – mehr Weihnachtsfamilie geht nicht. So kommt es, dass dieser wunderbare Weihnachtsfunke auch auf meine Freunde übergesprungen ist. Einige jedoch fürchten sich immer noch vor dem Krampus, in diesem Fall empfehle ich das Seminar „Angst vor dem Krampus“, welches allen Ernstes in Salzburg abgehalten wird.

In dieser Zeit entwickelt sich eine gewisse Dynamik – jeder bringt sich entsprechend Talent, Alter und Motivation ein, um zur Weihnachtszeit seinen persönlichen Beitrag zu leisten. Einer backt Kekse, der Nächste isst sie heimlich auf, ein Anderer schmückt die Bilder mit Tannenzweigen oder es werden das Haus und die Fahrzeuge mit Weihnachtsmusik beschallt bzw. fleißig und hoffnungsfroh Christkindlbriefe geschrieben und nicht zuletzt wird das jährliche Weihnachtsbild über mehrere Tage hinweg mit Kreide auf die Tafel gemalt. Und wenn es dunkel ist, kleben die Nasen meiner jüngeren Geschwister an den Fensterscheiben zum „Engelschauen“.

Obwohl ich im Ausland studiere, ist es für mich ein Bedürfnis, in der Weihnachtszeit nach Hause zu kommen. Meine Mutter stattet mich langsam mit eigenem Weihnachtsschmuck aus, weil sie sichergehen will, dass ich auch in meiner Wohnung in Weihnachtsstimmung komme. So erreichen mich schon vor der Adventszeit liebevolle kleine Pakete, gefüllt mit original Nürnberger Lebkuchen, Selbstgebackenem von meinem Bruder Balthasar oder hausgemachtem Glühwein, Weihnachtsduftkerzen und natürlich darf ein Adventskalender nicht fehlen. Meine Mutter wäre nicht meine Mutter, wenn sie mir nicht auch noch die passende Lektüre dazu schicken würde.

Man möchte immer Kind bleiben, um diese Weihnachtszeit bei uns zu Hause zu erleben – auch mit dem Wissen ob des Aufwands oder gerade deshalb. Oder, wie mein Onkel Dudel in seiner Jugend einmal so bezeichnend für unsere Familie gesagt hat: „Ich habe den Verdacht, dass es das Christkind doch nicht gibt. Aber man darf nichts sagen, da die Mami immer noch daran glaubt.“

Welchen ungewissen Zeiten wir auch entgegengehen, das Weihnachtsfest mit den damit verbundenen Werten wird immer bestehen und zu uns wird auch das Christkind jedes Jahr kommen.

Unterach, 11. August 2020 Emilia Auersperg-Breunner

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