Читать книгу Gehalten - Elisabeth Bührer-Astfalk - Страница 13

Оглавление

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

6. Mach mal eine Pause

Die Mittagspause ist schon lange ein Teil meines Lebens. In der Mittagspause mache ich einen kurzen Mittagsschlaf oder lese etwas. Eine Zeit mitten am Tag, ganz für mich allein. Eine Zeit, in der ich wieder zu mir selbst finde. Eine Zeit, in der ich aber auch das Gespräch mit Gott suche. Ich brauche das, um gewappnet zu sein für die zweite Hälfte des Tages. Meine Kinder müssen sich meinem Rhythmus auch fügen: Direkt nach dem Mittagessen gehen sie in ihre Zimmer. In der Kleinkindzeit schlafen sie selbst noch, später wird ein Hörspiel gehört, oder es wird still gespielt. Sie mussten es lernen. Die Ruhigen und die Lauten. Früher hatte ich manchmal ein schlechtes Gewissen, dass ich die Kinder einfach eine halbe Stunde lang, manchmal sogar noch länger, in ihre Zimmer verbannte. Heute bin ich sehr froh, dass die Kinder daran gewöhnt sind. Dass die Mama Mittagspause macht, wissen auch bald die Freunde der Kinder.

So höre ich meinen Sohn munter ins Telefon plappern, als sein Kindergartenfreund anruft: »Du kannst jetzt noch nicht zum Spielen kommen, meine Mutter muss erst noch Mittagspause machen.« Ja, stimmt, denke ich, zum Glück sagt er das. Und die Mutter im Hintergrund wird es auch gleich gehört haben. Was sie wohl denken wird? Doch mich damit zu beschäftigen, was die anderen denken, will ich mir sowieso abgewöhnen. Ich mache Mittagspause. Das stimmt und ist nun einfach so. Einige Jahre später wird die Sache mit der Mittagspause allerdings etwas schwieriger. Die Kinder gehen zur Schule, und ich nutze die ruhigen Stunden des Nachmittags vermehrt, um zu arbeiten. Mein Homeoffice ermöglicht mir diese Flexibilität, darüber bin ich froh. Am Spätnachmittag kommen dann die Kinder nach Hause. Da gibt es dies und jenes zu besprechen. Doch schließlich kündige ich an: »Ich muss noch rasch Mittagspause machen, ich hatte heute noch keine.« Na ja, eine Mittagspause ist das jetzt auch nicht mehr, denke ich, schließlich ist es jetzt schon 17 Uhr. Doch ich halte dieses Wort immer noch für richtig, denn es ist tief eingeprägt bei meinen Kindern, und jedes von ihnen weiß, was es bedeutet. Also bleibe ich dabei. Dann gehe ich in mein Zimmer und stecke mir vorsorglich, um gegen jegliche Störungen gewappnet zu sein, Ohrstöpsel in die Ohren. Ich höre aus der Ferne ein leises Klingeln. Das wird die Haustür gewesen sein. Nicht schlimm, einer wird schon aufmachen. Ich entspanne mich. Es ist schon gegen 18 Uhr, als ich nach unten komme und mich bei einem meiner Kinder erkundige, wer denn da geklingelt habe. Da höre ich: »Das war eine Bekannte aus dem Dorf, die zu dir wollte. Ich habe zu ihr gesagt, dass du gerade Mittagspause machst und ich dich nicht holen kann.« Das ist mir nun wirklich ein bisschen peinlich. Mittagspause um diese Zeit! Nun denn, denke ich. Das werde ich der Bekannten wohl halt mal erklären müssen.


In der Bibel lesen wir, dass es Gott ein Anliegen ist, dass wir regelmäßig Pausen machen. Damit uns das besser gelingt, erschuf er Strukturen. Von der allerersten Struktur erfahren wir schon auf den ersten Seiten der Bibel, als Gott Himmel und Erde erschuf und alles noch wüst, öde und finster war. In 1. Mose 1,3-5 steht: »Da sprach Gott: ›Es soll Licht entstehen!‹, und es entstand Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Dann trennte er das Licht von der Finsternis. Gott nannte das Licht ›Tag‹ und die Finsternis ›Nacht‹. Es wurde Abend und Morgen: der erste Tag.«

So entstand der Tag-Nacht-Rhythmus. Der Tag zum Arbeiten, die Nacht, um zu ruhen. Gott selbst hielt sich dann auch gleich an diesen neuen Rhythmus. Alle seine weiteren Werke der Schöpfung wie Himmel und Wasser, Land und Meer, Sonne, Mond und Sterne, Fische und Vögel, Tiere und Menschen wurden an aufeinanderfolgenden Tagen geschaffen. Nach jedem Tag lesen wir: »Es wurde Abend und Morgen«, dann erst geht es weiter.

Schließlich hatte Gott sein Werk getan und so steht in 1. Mose 2,2: »Am siebten Tag vollendete Gott sein Werk und ruhte von seiner Arbeit aus.«

Gott ruht also aus. Macht Pause. Er selbst bräuchte diese Pause nach getaner Arbeit wohl nicht, da er nicht müde wird. Doch er weiß, dass wir Menschen diese Pause brauchen werden, und deshalb führt er sie auch gleich zu Beginn ein. Daraus ergibt sich für uns Menschen eine weitere Struktur, ein weiterer Rhythmus: sechs Tage Arbeit, einen Tag Pause. Das ist schon jahrtausendelang die Wochenstruktur der Menschheit.

Es ist nicht immer einfach, diese Strukturen einzuhalten, die uns automatisch zu den absolut notwendigen Pausen verhelfen. Auch nicht als Alleinerziehende. Am Abend, wenn die Kinder endlich im Bett sind, liegt es nahe, noch etwas zu arbeiten – vielleicht bis in die Nacht hinein. Obwohl diese eigentlich zum Schlafen gedacht ist. Am Sonntag dann scheint endlich Zeit zu sein, um Liegengebliebenes zu erledigen. Obwohl der Sonntag eigentlich unser Ruhetag sein sollte.

Doch pausenloses Arbeiten erschöpft. Früher oder später.

Wenn deine Arbeit kein Ende zu nehmen scheint und sie dir zu oft die absolut notwendigen Pausen raubt, ist es notwendig, dass du etwas änderst. Zum Beispiel, indem du dir Unterstützung suchst: in der Familie, im Freundeskreis, in der Kirche oder am Wohnort.

Doch spricht die Bibel auch von einer Mittagspause?

In Jesus wurde Gott ganz Mensch, und so lesen wir im Neuen Testament von Jesus und seinen Jüngern, wie diese immer wieder mitten am Tag eine Pause machen und den Rückzug suchen. Denn die Arbeit mit Menschen kostet sie viel Kraft (vgl. Markus 6,30-31).

Auch Kinder allein zu erziehen, kostet viel Kraft. Tägliche Pausen können dir helfen, durchzuhalten und zumindest einmal am Tag tief durchzuatmen: bei einem Spaziergang, einem guten Buch oder einfach beim Nichtstun. Doch nicht für jeden eignet sich die Zeit nach dem Mittagessen dafür. Wann im Tagesverlauf der günstigste Zeitpunkt für eine Pause ist, weiß jeder selbst am besten. Hilfreich ist es jedoch, sich diese Zeit dann fix zu reservieren. Denn Strukturen können helfen, Pausen regelmäßig einzuhalten.

Doch nicht vergessen: Pausen müssen meistens verteidigt werden. Zumindest zu Beginn. Zum Beispiel gegenüber den Kindern, dem Smartphone oder der Haustürklingel.


Ich persönlich merke nach diesem Erlebnis, dass meine Tagesstruktur sich wohl etwas ungut verschoben hat, und verlege meine Mittagspause nun wieder konsequent noch vorne. Doch für alle Fälle ändere ich dann doch den Namen ab, und aus meiner »Mittagspause« wird meine »Pause«.

Mutmach-Tipp:

Gönne dir regelmäßige Pausen. Verteidige sie!

Zum Nachlesen:

1. Mose 2,1-2; Markus 6,30-31

Gehalten

Подняться наверх