Читать книгу Gehalten - Elisabeth Bührer-Astfalk - Страница 15

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8. Gemeinschaft tut gut

Am Sonntag im Gottesdienst gibt es eine Ankündigung. Es geht um ein neues Angebot: ein Wochenende für Mütter. Mir ist sofort klar: Dort gehe ich nicht hin. Wo Mütter sind, geht es um Kinder, und um Kinder geht es bei mir schon genug. Wo Mütter zusammen sind, geht es aber auch um Väter und Ehemänner, und darauf habe ich nun ganz und gar keine Lust. Diesen Schmerz erspare ich mir, denke ich. Ich gehe lieber wieder einmal allein weg. Einen Sonntag später werde ich dann aber ganz persönlich und freundlich von einer Frau eingeladen: »Komm doch mit«, sagt sie, »ich gehe auch.« Genau diese Frau hatte mir in den Wochen nach dem Tod meines Mannes einige Male unter die Arme gegriffen. Fast ein wenig ihr zuliebe melde ich mich dann halt doch an. Wir verbringen dieses Wochenende in einem »Haus der Stille«, unweit von unserer Gemeinde entfernt. Einige der Frauen werden am Freitagnachmittag wie erwartet von ihren Männern gebracht und intensiv verabschiedet. Wusste ich es doch. Ich gehe in mein Zimmer und erscheine erst zum Abendessen wieder. Danach gibt es eine Kennenlernrunde. Wir sind eine gut überschaubare Gruppe, das ist mir recht. Die Kennenlernrunde ist dann auch ziemlich witzig, nicht so steif, wie ich das sonst von christlichen Gruppen kenne. Die Familienverhältnisse spielen gar keine Rolle, sondern es geht um andere Themen, die den Menschen ebenso ausmachen. Ich habe richtig Spaß, gehe erst spätabends zu Bett und schlafe tief und fest.

Wie der Name des Hauses schon erahnen lässt, findet das Frühstück in der Stille statt. Wie gut mir das tut, wo es bei mir zu Hause am Esstisch sonst immer so laut und turbulent zugeht. Bei der Gesprächsrunde am Vormittag lerne ich einige der Frauen besser kennen, ich erfahre etwas von ihren Sorgen und Nöten. Am Nachmittag kann ich mich dann zurückziehen und für mich sein. Zu Kaffee und Kuchen treffen wir uns wieder, schwatzen und lachen. Ich merke zunehmend, wie es mir guttut, dieses Zusammensein. Ich merke aber auch, wie sich etwas an Beziehung entwickelt zu den Frauen, die ich sonst nur flüchtig kenne. Am Sonntagmorgen feiern wir dann zusammen Gottesdienst. Eine der Frauen leitet den Lobpreis und eine andere hat sich anhand der Bibel Gedanken zu einem Thema gemacht. Wir tauschen uns darüber aus und beten anschließend noch füreinander. Am Nachmittag berichtet die Leiterin von weiteren Treffen, die nun in Planung sind. Ich beschließe, daran teilzunehmen. Am Sonntagabend komme ich erfüllt, erholt und glücklich zu Hause an. Meine Mutter, die bei den Kindern gewesen ist, kommt zur Tür, um mich zu begrüßen: »Und, wie war es?« »Gut«, sage ich, »sehr schön.« »Gemeinschaft ist eben sehr wichtig«, sagt sie. Wie recht sie doch hat, denke ich.


Das gemeinschaftliche Zusammensein mit anderen Menschen entspricht zutiefst dem Wesen des Menschen. Aus diesem Grund schuf Gott auch schon zu Beginn der Menschheit die Ehe als kleinste, verbindliche Gemeinschaft (vgl. 1. Mose 2,18). Doch auch König Salomo berichtet im Buch der Prediger in Kapitel 4,9-10 über die Vorzüge menschlicher Gemeinschaft: »Zwei haben es besser als einer allein. (…) Wenn sie hinfallen, kann einer dem anderen aufhelfen. Doch wie schlecht ist der dran, der allein ist und fällt, und keiner ist da, der ihm beim Aufstehen hilft!«

Die Gemeinschaft soll also ein Ort sein, an dem es uns warm ums Herz wird und an dem wir einander wieder beim Aufstehen helfen. Damit eine Gemeinschaft jedoch als nah und vertraut erlebt werden kann, ist es erst einmal wichtig, ein verbindlicher Teil davon zu werden.

Neben dem Aspekt, füreinander da zu sein, nennt die Bibel noch weitere Gründe, warum Gemeinschaft für uns Christen wichtig ist. In Apostelgeschichte 2,42-47 wird von den ersten Christen berichtet, wie sie regelmäßig zusammenkommen, um Gottes Wort zu hören, Gott zu loben, Gemeinschaft zu haben und zu beten. Dies ermutigt sie ungemein und stärkt ihren Glauben. Es hilft ihnen dabei, am Glauben festzuhalten, auch wenn sich Zweifel auftun. Dass sich dieses neue Konzept der christlichen Gemeinde bewährt hat, davon lesen wir später bei Paulus. Er schreibt im Philipperbrief 1,3-7a: »Jedes Mal, wenn ich an euch denke, danke ich meinem Gott. Ich bete immer für euch und tue es mit frohem Herzen. Denn ihr habt euch vom ersten Tag an bis heute gemeinsam mit mir für die gute Botschaft eingesetzt. Ich bin ganz sicher, dass Gott, der sein gutes Werk in euch angefangen hat, damit weitermachen und es vollenden wird bis zu dem Tag, an dem Christus Jesus wiederkommt. Es ist nur natürlich, wenn ich so empfinde, denn ihr liegt mir sehr am Herzen.«

Was für eine tolle Gemeinde, die da gemeinsam im Glauben vorwärtsgeht. Welche Verbundenheit und Herzensbeziehungen es da gibt! Paulus ist sich deshalb auch ganz sicher, dass sie es schaffen werden, als Gemeinde im Glauben an Jesus zu bleiben.

Tatsächlich hat die christliche Gemeinde als solche bis heute durchgehalten. Überall gibt es sie. Und wir haben die Auswahl: Staatskirchen, Freikirchen oder etwas dazwischen.

Manchmal passiert es jedoch, dass Menschen sich aus ihren Gemeinden zurückziehen. Geht es dir auch so? Meidest du vielleicht deinen Bibelkreis, die Kleingruppe oder den Frauenkreis, weil dich das vor Schmerz, Fragen oder Blicken bewahrt?

Rückzug ist zwar in manchen Fällen verständlich, macht jedoch noch einsamer, als es das Leben ohne Partner ohnehin schon ist. Außerdem kann er auch zu einer Entfernung vom Glauben führen, der doch dazu da ist, uns zu nähren und uns weiterzubringen – gerade auch in Krisen.

Paulus schreibt weiter in Philipper 1,9: »Ich bete darum, dass eure Liebe zueinander noch tiefer wird und dass sie an Erkenntnis und Einsicht zunimmt.«

Was für eine bewundernswerte Gemeinde ist das doch in Philippi, in der es tiefe Liebe der Glaubensgeschwister untereinander gibt. Eine Gemeinde, in der echter Glaube gelebt wird. Solche Gemeinden gibt es tatsächlich – auch heute noch. Ich möchte dir Mut machen, diese Gemeinschaft und Liebe unter Geschwistern zu erleben.


Auch ich gehöre bis heute noch zu der Frauengruppe unserer Gemeinde. Das jährliche gemeinsame Wochenende ist mittlerweile zur Tradition geworden. Ich habe es auch kaum einmal ausgelassen. Etwas jedoch hat sich geändert: der Name. Es heißt jetzt »Frauen-Weekend« und ist somit nicht mehr nur für Mütter, sondern für alle Frauen. Zum Glück.

Mutmach-Tipp:

Gehörst du zu einer christlichen Gemeinde? Suche dir dort eine Gruppe, in der du dich wohlfühlst.

Zum Nachlesen:

Prediger 4,7-12; Apostelgeschichte 2,42-47; Philipper 1,3-11

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