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Freitag, 12. Juni

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»Ich weiß gar nicht, warum der so eine schlechte Laune hat«, beschwert Berta sich bei Arno. »Ihr habt gut gefischt, das Wetter ist schön und die Leute sind nett zu euch. Aber Paul Plötz ist am Meckern.«

»Na ja, nicht alle sind nett«, schränkt der ein. Er blickt an seinem Räucherofen, den er gerade bestückt, vorbei zur anderen Seite der Langbude. Dort unterhält sich Ruben Fux mit zwei Fischern. Sein Lachen dringt bis zu ihnen herüber.

»Nimm dir ein Beispiel an dem«, provoziert Berta ihren alten Freund. »Dem geht es doch viel schlechter als dir. Soweit ich weiß, läuft seine Agentur beschissen, es kommen keine Reisegruppen, hat Anne gesagt. Er hat zwar die Ferienwohnungen gut vermietet, aber die Verluste vom Frühjahr holt er doch nicht wieder rein. Seine Mutter ist schwer krank und seine Frau – na, ihr wisst ja.« ›Und seine Tochter klaut‹, fügt sie in Gedanken hinzu.

Paul lacht etwas hämisch, während er Ruben entgegenblickt. »Ja«, sagt er laut, »der wollte immer eine Frau, die kocht wie seine Mutter, jetzt hat er eine, die säuft wie sein Vater.«

Ruben Fux lässt sich nicht anmerken, ob er die Bemerkung gehört hat. Er grüßt freundlich und bietet Paul eine Zigarette an. Der lehnt ab. »Hat mir der Arzt verboten«, behauptet er.

»Ach was, es gibt viel mehr alte Raucher als alte Ärzte.« Er steckt sich selbst eine an, sieht nachdenklich dem Rauch hinterher. »Du bist doch nicht krank, oder? Nee, Paul, du wirst noch hundert Jahre alt. Bei deinem Lebenswandel – immer an der frischen Seeluft, immer in Bewegung – das hält jung. Nur …« Jetzt blickt er den alten Fischer ernst an und sagt: »du kannst nicht ewig fischen. Das weißt du selbst, oder? Und Arno kann auf Dauer nicht für dich mitarbeiten. Nachwuchs gibt es nicht. Keiner will das mehr machen, es lohnt sich einfach nicht mehr. Darum müsst ihr was verändern, ihr könnt nicht so weitermachen wie eure Väter und Großväter, seht das doch endlich ein! Was ich vorhabe, ist das ganz große Geschäft für uns alle. Was hat Gorbatschow noch gesagt? ›Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen‹. Denkt mal drüber nach.«

Er macht eine Pause, wartet vielleicht auf Applaus, aber der kommt nicht. Dann nickt er Berta zu und geht langsam weg.

Jetzt steckt Paul sich doch eine Zigarette an. Berta bemerkt, dass seine Hände zittern. Sie weiß nicht, was sie sagen soll. Auch Arno schweigt. Nach einer Weile fährt er damit fort, den aufgespießten Fisch in den Räucherofen zu hängen.

Paul und Berta sehen über die Dünen hinweg auf die Ostsee. »Fisch hat es immer gegeben und wird es immer geben«, erklärt er schließlich entschlossen. »Alles andere ist Mumpitz. Und wenn wir noch weniger fischen, ist doch auch egal. Wir können dann ja auch Kutterfahrten machen, nicht, Arno? Das mögen die Gäste, die bezahlen gut dafür.«

»Du weißt doch gar nicht genau, was Fux vorhat. Anhören könntet ihr es euch doch wenigstens«, schlägt Berta vor.

»Er hat gesagt, er braucht meine Buden dazu«, fährt Plötz sie an. »Und mehr brauch ich nicht hören von diesem Halunken. So lange ich noch ein Bein vor das andere setzen kann, behalte ich die Hütte. Wo soll ich denn sonst im Winter in Ruhe meinen Grog trinken und mit den Leuten reden? Ich kann doch nicht den ganzen Tag in der Kneipe sitzen, da darf ich ja nicht mal rauchen. Und zu Hause? Da geht mir meine Frau auf die Nerven. Außerdem muss ich die Ostsee sehen. Und hören und riechen.«

Berta nickt, das versteht sie. »Und Arno geht es genauso«, spricht der alte Fischer jetzt für seinen Kollegen, der gerade in die Hütte gegangen ist. »Der braucht das Meer und seine Freiheit. Er kann doch auch nichts anderes. Meinst du, er will als Angestellter für Fux arbeiten?«

»Nein, sicher nicht. Da wäre er kreuzunglücklich«, stimmt sie zu. »Aber für ihn findet sich sicher was Besseres. Der ist nicht dumm und auch nicht faul, um den mach dir mal keine Sorgen.«

Aber sie selbst macht sich Sorgen. Während sie langsam auf der Strandpromenade entlang zur Pension geht, denkt sie über eine Lösung für ihren alten Freund nach. Sie beschließt, bei Gelegenheit mit Ruben Fux zu reden, um herauszufinden, was der eigentlich genau vorhat. Bisher gibt es nur vage Gerüchte.

Tödliche Gier in Bansin

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