Читать книгу Now and then - Ella C. Schenk - Страница 8

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Medizin lindert meine Schmerzen nicht immer.

Aber eure Liebe tut es.

Joey

»Glaubst du, sie hält den Mund?«

Quentin saß mir in meinem Bett gegenüber und warf Noamis pinken Spielball immer wieder in die Luft. Er antwortete nicht gleich, was mir ein unangenehmes Bauchziehen bescherte.

»Ja«, sagte er schließlich und ich entspannte mich ein wenig. »Denn ich denke, wir sind ihr einfach egal.« Er fing den Ball gerade wieder auf und warf ihn auf meinen Schreibtisch, nahe dem Erkerfenster, auf den Noami keine Sekunde später schwanzwedelnd sprang. »Das Einzige, was sie in Dr. Rogans Ordination doch interessiert hat, war, wie sie deine Kotze von ihren Jimmy Choos wegbekommt.« Q stand auf und strich sich sein graues Jackett und die Hose glatt. »Außerdem, nur weil du sie vollgereiert hast, muss sie daraus nicht gleich diesen Schluss ziehen, oder? Schließlich könntest du auch eine verdrehte Eierstockzyste gehabt haben?«

Er festigte den Knoten seiner roten Krawatte, und sah mich eindringlich an.

»Eine was?«

Ich ließ mich erschöpft mit dem Rücken auf das Bett fallen und stöhnte auf. Mir war egal, ob meine frisch gebügelte dunkelblaue Bluse dadurch Falten bekam.

»Ach, nicht so wichtig. Ich will damit nur sagen, dass du dir keine Sorgen machen musst. Ich denke, dass wir ihr sowas von schnuppe sind, und sie insgeheim froh ist, mit uns allen nichts mehr am Hut zu haben. Diese eine Halloweenparty von Jon - du verstehst?«

Oh Gott.

Daran wollte ich nun wirklich nicht schon wieder denken.

»Q! Themawechsel, bitte!« Ich rollte mich auf die Seite und zog meine Knie an.

Quentin schnalzte laut mit der Zunge, zog die oberste Schublade von meiner Kommode auf und nahm mein Haargel daraus. Während er einen nussgroßen Klecks auf seine linke Handfläche spritzte, fragte er leise, aber mit Nachdruck: »In welcher Schwangerschaftswoche bist du noch gleich?« Anschließend begann er, seine dunklen Haare nach hinten zu stylen, ließ mich jedoch nicht aus den Augen.

Ich legte meine rechte Hand auf den Bauch, die andere quer über mein Gesicht, während ich mich wieder auf den Rücken rollte.

»In der achten Woche«, flüsterte ich.

Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, ging es auch schon wieder los. Ich schluchzte und heulte, was das Zeug hielt. Das Atmen wurde immer schwieriger.

Seit die Ärztin mir gestern die Schwangerschaft bestätigt hatte, weinte ich beinahe pausenlos. Quentin war seitdem kaum mehr von meiner Seite gewichen. Er verschwand nur für eine Stunde heute Morgen, um seinen Anzug für das Silvesterdinner zu holen – ein Dinner, an dem ich partout nicht teilnehmen wollte. Ich traute mir nicht gänzlich.

Was, wenn ich mich nicht zusammenreißen konnte?

»Hey«, sagte Q sanft und die Matratze sank ein. »Tut mir leid, das war echt ein beschissener Themenwechsel.«

Er legte seine Hand auf meine Schulter und drückte sie leicht, ehe seine Finger sanft meinen Oberarm hinabtänzelten.

»Schon gut. Egal ob wir darüber reden oder nicht, es ändert nichts an der Tatsache, dass ich schwanger bin. Schwanger!«, keuchte ich erstickt. »Obwohl wir immer, wirklich immer verhütet haben! Ich verstehe das einfach nicht.«

Ein Schauer durchfuhr mich. Die Tränen, die sich unaufhaltsam an meinen Wangen schlängelten, spiegelten meine tiefe Verzweiflung nur zu gut wider.

»Egal was auch weiterhin passiert. Ich bin für dich da.« Quentin strich mir zögerlich über den Bauch. »Für euch. Ich bin immer für euch da«, versprach er.

»Q«, schluchzte ich. »Danke«, brachte ich dann nur mehr stotternd hervor.

Er hätte mehr Worte meiner Zuneigung verdient, aber das Sprechen wurde immer anstrengender, da der nächste Heulkrampf sich schon in mir anbahnte.

»Es wird alles gut«, bekräftigte er.

Als ich mich wieder etwas gefangen hatte, nickte ich und wischte mir gleichzeitig über mein mit Sicherheit verquollenes Gesicht.

»Wirst du es ihm heute sagen?«

Ich setzte mich so schnell auf, dass kurz schwarze Punkte vor meinen Augen tanzten. »Nein, nicht heute. Quentin, und du auch nicht!«

»Natürlich nicht, ich würde doch nie …«

Ich fiel ihm ins Wort und legte meine Hände an seine glatt rasierten Wangen. »Schwör es!«

Er blinzelte ein paar Mal hektisch, schüttelte dann den Kopf. »Olivia, ich schwöre es bei allem, was ich besitze. Ich sage nichts. Aber …«

»Was aber?«

Er sollte diesen verdammten vorwurfsvollen Ton gefälligst lassen, der sich da soeben in seine Stimme geschlichen hatte. Mein schlechtes Gewissen rebellierte auch so schon laut genug.

Er presste kurz die Lippen aufeinander, bevor er antwortete. »Remy hat ein Recht darauf, es sobald wie möglich zu erfahren.«

Kaum dachte ich daran, es ihm beichten zu müssen, wurde meine Kehle staubtrocken.

»Natürlich, aber ich brauche noch ein bisschen Zeit, um es für mich selbst zu akzeptieren. Versteh das bitte. Ich bin überfordert. Mit mir. Mit diesem Kind. Ich kann es ihm noch nicht sagen. Bitte«, wiederholte ich, flehte ihn an.

Q nahm meine Hände von seinen Wangen und drückte sie ganz fest, während er zustimmend nickte.

Anschließend sah er auf seine opulente schwarze Armbanduhr.

»Er wird sicher gleich hier sein. Soll ich vor der Eingangstür ein wenig herumlümmeln? Ich meine, ich könnte ihm doch tierisch auf die Nerven gehen, wenn er kommt. Das verschafft dir ein paar Minuten, um dich zu sammeln.«

Ich schielte auf den Eulenwecker auf meinem Nachttisch. »Ja. Das ist vielleicht gar keine schlechte Idee.«

In dem Moment heulte unsere Hausklingel mehrmals schrill auf. Panik überfiel mich und ich war mit einem Mal so schnell auf den Beinen, dass mir erneut schwindelig wurde. Ich stöhnte gepeinigt auf.

»Musst du jetzt wieder kotzen?« Quentins Stimme klang ein wenig abgehackt und schlagartig wich alle Farbe aus seinem Gesicht.

»Nein. Mir ist nur schwindelig. Keine Sorge.«

Ich atmete ein paar Mal tief durch, während ich mir eine Sekunde lang meine Fäuste auf die Augen presste.

»Okay. Dann kann ich dich sorglos allein lassen? Ich schätze nämlich, da wartet dein brummiger Freund an der Tür, den ich gerne ablenken würde.«

»Geh! Und danke.«

»Keine Ursache, Mäuschen.«

Er tätschelte mir die Schulter und verschwand durch die Tür, die er geräuschvoll zuschmiss.

Als er weg war, begann ich vor lauter Nervosität mit den Füßen in den Boden zu stampfen, raufte mir sogar das Haar. Noami miaute ein paar Mal klagevoll auf und ich hörte, wie sie an der Tür zu kratzen begann. Wahrscheinlich wollte sie Quentin nachhechten – ihrem neuen besten Freund, weil er den ganzen Tag mit ihr gespielt hatte. Ich öffnete die Tür einen Spalt für sie.

Kurz verharrte ich, doch es herrschte nur Stille im Flur.

Noami huschte nach draußen.

Schnell schloss ich sie wieder und begab mich zu dem Standspiegel neben dem Schreibtisch. Meine Sommersprossen kamen in den Wintermonaten immer mehr zu Geltung, und waren abgesehen von meiner Zahnlücke ein weiteres Markenzeichen von mir. Doch in letzter Zeit hatte ich nur Augen für diese dunklen Ringe, die sich über meinen Wangenknochen abzeichneten. Egal wie lange ich schlief, oder wie sehr ich mich tagsüber ausruhte, sie gingen einfach nicht weg. Sowieso empfand ich mich zurzeit als nicht besonders hübsch. Mein Bauch begann sich bereits minimalst zu wölben, und meine Brüste schmerzten so sehr, dass das BH-Anziehen jedes Mal einer Tortur glich. Beschämt schloss ich die Augen, konnte meinen Anblick nicht mehr ertragen.

Ich hätte früher zum Arzt gehen sollen – ich Feigling.

Mit zittrigen Fingern drehte ich mich vom Spiegel weg und stopfte die blaue Seidenbluse ein wenig tiefer in meine schwarze Jeans, damit es eleganter aussah. Meine glatt geföhnten Haare bürstete ich schnell durch und trug anschließend noch etwas Rouge auf meine Wangen auf.

Auf Wimperntusche verzichtete ich. Sicher war sicher. Falls mich wieder ein Heulkrampf überkommen sollte, würde ich mich nur schnell abwenden und keiner würde es bemerken.

Zu guter Letzt stellte ich mich auf die Seite, drückte die Schultern nach hinten und zog den Bauch ein. Die Bluse war sehr figurbetont geschnitten, was mir in meiner Situation nicht zu Gute kam. Doch sie war ein Geschenk von Mum, also würde ich sie tragen, kostete es, was es wolle. Sollte jemand so frech sein und mich auf mein Gewicht ansprechen, würde ich einfach behaupten, ich hätte zugenommen und denjenigen dann mit Blicken töten.

Aufgewühlt schritt ich zu Tür.

Würde er eine Veränderung bemerken?

Schließlich blieb Remy sieben Tage in New York, und ich bekam bereits jetzt Muffensausen, obwohl ich ihn noch nicht einmal zu Gesicht bekommen hatte. Bevor ich es mir noch anders überlegen konnte, riss ich die Tür auf und erschrak – ebenso wie er.

»Hallo, Süße.« Remy fing sich schneller wieder, und setzte ein kokettes Lächeln auf. Er lehnte sich lässig an den Türrahmen und fixierte mich mit einem dunklen Blick.

»Hey.« Es war nur ein Wort, welches ich über die Lippen brachte, doch es reichte, dass sich Remys Augen verlangend auf meinen Mund hefteten.

»Ich habe dich vermisst und …« Er verschluckte die restlichen Worte. Stattdessen schoss er so schnell auf mich zu und drückte mich an sich, dass ich aufstöhnte. Es war jedoch nicht nur ein Seufzer der Lust, sondern auch des Schmerzes. Meine Brüste fühlten sich an, als wäre ein Zug über sie hinweggedonnert.

Autsch.

Doch meine Seufzer wurden mit seinem wilden Kuss zum Schweigen gebracht. Remys rechte Hand umschloss meinen Nacken, seine linke eine meiner Pobacken. Er presste mich so fest an seinen stählernen Oberkörper, dass unsere Zähne mehrmals gegeneinanderstießen und meine Brüste innerlich immer lauter schrien. Ich wollte zurücktreten, aber er ließ mich nicht los.

Doch dann zündete der Funken zwischen uns endgültig und brannte lichterloh. Der Kuss wurde so leidenschaftlich und animalisch, dass meine Hormone begannen, völlig verrücktzuspielen. Meine zuvor vorhandenen flatterhaften und peinvollen Gefühle verwandelten sich innerhalb eines Wimperschlags in einen Rausch aus Begierde und Verlangen. Lust überrollte mich bis in die Zehenspitzen.

Ich sprang hoch und schloss meine Beine um seine Körpermitte. Seine Erregung war deutlich zu spüren, und das machte mich nur noch fiebriger. Remys rechte Hand strich meine Wirbelsäule hinab, bis sie an meinem unteren Kreuz liegen blieb, ehe er meine zweite Pobacke ergriff. Meine Finger verhakten sich inzwischen in seinem blonden Wuschelkopf, zogen und rissen an seinem Haar.

»Na, heute ein wenig stürmisch?« Schwer atmend unterbrach er unseren Kuss und zwinkerte mir auch noch zu, was mich noch mehr anfachte.

»Halt die Klappe und küss mich wieder!«, befahl ich forsch.

Remys Augenbrauen schossen vor Überraschung in die Höhe, doch er ließ sich nicht lange bitten. Gleich darauf tanzte seine Zunge erneut mit meiner, so sehr, dass ich kurz befürchtete, wir fabrizierten einen Knoten. Je mehr Remy mich reizte, desto härter wurden allerdings meine Brustwarzen und dämpften meine Begierde. Die Schmerzen übernahmen die Überhand.

Verdammt.

Ich ließ von seinen Lippen ab und keuchte schwer gegen seinen Mund. »Remy?«

»Ja?«

Dunkel und verheißend vibrierte dieses eine Wort in meinem Körper nach und dennoch log ich: »Ich habe meine Tage.«

Er schluckte zwar angestrengt, doch seine Augen glühten trotz meiner Abfuhr wie zwei Sterne im Nachthimmel. »Das ist mir egal. Wenn ich dich für den Rest unseres Lebens einfach nur ansehen dürfte – es wäre genug.«

Oh. Mein. Gott.

Mein Herz schlug einen Flick-Flack nach dem anderen. Ich schüttelte etwas benommen den Kopf, was ihn dazu veranlasste, seine Hände von meinem Hintern zu nehmen. Ich kam auf wackeligen Beinen zum Stehen. Anschließend legte er seine schwieligen Fingerkuppen auf meine erhitzten Wangen.

»Guck doch nicht so entgeistert. Du weißt doch, dass ich dich liebe.« Seine Mundwinkel zogen sich in die Höhe.

Meine dagegen wanderten in die andere Richtung. Mein stolperndes Herz krampfte sich immer mehr zusammen, je länger ich in seine gütigen Augen sah. Augen, die ich die letzten Wochen angelogen hatte, und auch die nächste Zeit noch beschwindeln würde, weil ich selbst noch nicht wusste, wie es weitergehen sollte. Als ich nichts auf seine Worte erwiderte, entstand eine nachdenkliche Falte zwischen seine Brauen. Ich räusperte mich schnell.

»Ich liebe dich auch, Remy«, hauchte ich und küsste ihn erneut.

Diesmal jedoch zögerlich, gar sanft. Er erwiderte meinen Kuss länger nicht, woraus ich schloss, dass seine Gedanken gerade kreisten. Und das wiederrum hieß, dass er mich gleich fragen würde, ob alles okay war. Doch das wollte ich nicht. Absolut nicht. Nicht, wenn ich meine Gefühlswelt so wenig unter Kontrolle hatte.

Ich tat das Erstbeste, was mir einfiel, um ihn abzulenken. Neckend biss ich ihm in die Unterlippe und positionierte meine Hände an seinem Gürtel. Er erstarrte und ich benötigte zwei Anläufe, um die Schnalle zu öffnen. Als ich es endlich schaffte und das ledrige Ding zu Boden fiel, verknotete sich mein Magen. Ein Brechreiz überkam mich und ich schlug mir die Hand vor den Mund, kniff die Augen zusammen und senkte den Kopf.

In dem Moment klopfte jemand gegen die Tür.

»Alles klar bei euch?« Dads Stimme klang gedämpft.

»Ja, alles okay! Wir kommen gleich raus!«

Remy bückte sich und zog in Windeseile den Gürtel wieder in die Schlaufen seiner dunklen Jeans, während er mir zugleich besorgte Blicke zuwarf.

»Gut, denn das Essen steht bereits auf dem Tisch! Hopp, hopp Kinder, sonst komme ich rein und hol euch!« Dad lachte und meinte das natürlich als Scherz, doch Remy und ich schrien im Chor: »Nein!«

»Ist ja gut!«

Erleichtert, dass er nicht eintrat und unsere geröteten Gesichter und zerzausten Haare analysieren musste, schmunzelten wir ein wenig. Meine Übelkeit war während des Klopfens dem Schreck gewichen, dennoch war mir noch immer flau im Magen. Immer dieses Auf und Ab. Ich hasste das. Ich würde eine Tablette brauchen, wenn ich das Essen überstehen wollte.

Ich schluckte ein paar Mal und brachte Remys Haare wieder in Form. »Tut mir leid, dass wir unterbrochen wurden, aber wir holen das nach, gut? Nur weil ich meine Tage habe, bedeutet es nicht, dass wir nicht ein wenig Spaß haben können.«

Ich schenkte ihm einen lasziven Augenaufschlag, dem er keine Bedeutung schenkte. Ich ließ meine Hände sinken, wollte sie am liebsten um mich selbst legen. Remy runzelte die Stirn, dann verfingen sich seine Finger in meiner braunen Mähne und strichen sie glatt.

»Geht es dir denn gut? Ist dir schlecht? Du bist ein wenig blass, Olivia.«

»Alles okay«, sagte ich unwirsch und wich seinem Blick aus. »Geh du schon mal vor, ich lege noch etwas Make-up auf.«

Die letzten drei Wörter sprudelten aus mir heraus, da mich erneut eine Welle der Übelkeit heimsuchte. Ich klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. Eine bescheuerte Geste, das war mir klar.

»Musst du nicht, du bist auch so wunderschön.« Er fing meine Hand ab, und fädelte seine Finger in meine.

Normalerweise wäre ich bei diesen Worten dahingeflossen, doch nun konnte ich es nicht erwarten, dass er endlich das Zimmer verließ.

Deshalb fiel meine Antwort unelegant aus: »Ja. Du auch. Bis gleich.«

Ich bugsierte ihn zur Tür, öffnete sie und schob ihn hinaus in den Gang. Es war ihm anzusehen, dass er sich vor den Kopf gestoßen fühlte. Er wollte noch etwas sagen, doch ich schlug ihm die Tür vor der Nase zu.

Dann rannte ich zu meinem Mülleimer und erbrach.

Now and then

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