Читать книгу Was die Spatzen im Zoo von den Dächern pfeifen - Ellen Driechciarz - Страница 15

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Der erste Ausflug in den Zoo

Seit dem Schlupf der Spatzenjungen sind nun nahezu drei Wochen vergangen und geschäftig wie immer sind Anton und Elise früh am Morgen davongeflogen. Doch wo bleiben sie heute nur so lange? Ungeduldig werden sie von den vier Spätzchen erwartet, denn mit der Zeit wird ihr Hunger immer schlimmer.

Heiner hüpft auf den Rand des Nestes, damit er als Erster das Futter von den Eltern in Empfang nehmen kann, doch auch die Mädchen drängen nach vorn. Heiner wehrt sie ab und verspricht, ihnen den Futteranflug zu melden. Das gefällt Lisa überhaupt nicht, darum hopst sie geschickt an Heiners Seite. Sofort drängeln sich Moni und Tine auch noch dazwischen und alle spähen erwartungsvoll nach draußen.

Moni scheint die besten Augen zu haben. „Ich sehe Mama und Papa. Dort unten sitzen sie“, ruft sie laut und zeigt den anderen die Stelle.

Daraufhin zwitschern die vier vor Aufregung durcheinander und flattern heftig mit den Flügeln, was gleichzeitig eine Aufforderung an die Eltern zum Füttern sein soll. Doch diese beachten ihre Sprösslinge überhaupt nicht. Sie hüpfen draußen auf der Erde herum, picken eifrig irgendetwas auf und setzen sich danach auf einen Holzzaun. Unterdessen werden die Sperlingskinder immer aufgeregter. Als sie nicht mehr weiterwissen, rufen sie, um die Eltern auf sich aufmerksam zu machen, und endlich schauen die beiden herauf. Da fordert Elise die Kleinen auf, aus dem Nest zu ihnen herunterzufliegen. Nun schauen Heiner und die Mädchen ganz verdattert drein. Was ist denn das für ein Tag? Heute sollen sie ihr Nest verlassen und den Eltern hinaus in den Zoo folgen? Sie rücken erst einmal ängstlich zusammen, denn bei dieser neuen Perspektive wird ihnen ganz schwindelig. Zu ihren Füßen liegt schließlich eine unbekannte Welt.

Es dauert eine Weile, bis sich die vier Spätzchen an den weiten Ausblick in den Zoo gewöhnt haben, aber irgendwann wagen sie sich, einer nach dem anderen, hinaus. Und plötzlich fliegen sie, denn das Fliegen ist ihnen angeboren. Jedoch müssen sie noch etwas üben, weil es nicht so einfach ist, die Kurve zu kriegen. Deshalb flattern sie zuerst nur eine kurze Strecke und merken alsbald, dass sich auch die Landung als schwierig erweist. Recht ungeschickt kommen die Mädchen nacheinander auf der Mauer am Ziegenstall an. Heiner dagegen macht eine Bauchlandung im Heuhaufen daneben. Aber schnell schüttelt er sein Gefieder wieder glatt und hüpft eilig auf die Mauer zu seinen Schwestern hinauf. Dann lachen alle befreit. Zum Glück haben sie wieder festen Boden unter den Füßen.

Sofort lassen sich Elise und Anton bei ihnen nieder und die Sperlingskinder bekommen an diesem Tag endlich ihr erstes Futter überreicht. Freudig sperren alle vier die immer noch gelb umrahmten Schnäbel weit auf, schwirren heftig mit den Flügeln und geben laute Bettelgeräusche von sich. Schnell sind die Rachen gestopft und die Spatzeneltern auch schon wieder unterwegs, um für Nachschub zu sorgen.

Fürs Erste gestärkt, betrachten die Spätzchen staunend die fremde Umgebung. Dabei bemerken sie zwei Tiere, die sich am Heuhaufen neben der Mauer zum Fressen eingefunden haben. Weil sie ihnen nicht geheuer vorkommen, rücken sie unwillkürlich enger zusammen.

Als das Spatzenpaar wieder zum Füttern erscheint, fragt Heiner mit vollem Schnabel: „Was sind denn das für Tiere, sind die gefährlich?“

„Aber nein, die sind nicht gefährlich. Das sind Zwergziegen, die von Kindern gestreichelt und auch mit Futter aus einem Automaten gefüttert werden dürfen“, erklärt Elise, nachdem ihr Schnabel wieder leer ist.

Anton erzählt außerdem: „Wenn viele Besucher kommen, fallen für uns auch einige Bröckchen ab.“ Und schon brechen die Eltern wieder zur Nahrungssuche auf.

Na, das ist ja interessant! Das sind also die Zootiere, die direkt vor ihrer Haustür leben. Vielsagend schauen sich die Spätzchen an, denn kaum haben sie einen gefüllten Bauch, hat auch ihre Entdeckerlust wieder die Oberhand gewonnen. Schnell sind sie sich einig, dass sie diese Ziegentiere sofort etwas genauer betrachten wollen. Sie machen sich bereit, um näher an die Tiere heranzuflattern, als dieses Vorhaben energisch von der Spatzenmutter vereitelt wird.

„Was haben wir euch im Nest erklärt? Ab mit euch an einen sicheren Ort! Die Welt entdecken könnt ihr später noch, wenn ihr gut genug fliegen könnt.“ Elise scheucht die Jungen vor sich her in eine kleine, abseits gelegene Hecke, so wie sie es gelernt haben.

Natürlich erinnern sich Heiner und die Mädchen an die Vorsichtsmaßnahmen, die ihnen im Nest lang und breit erklärt worden sind. Die interessanten Dinge ringsum haben sie jedoch so fasziniert, dass sie daran überhaupt nicht mehr gedacht haben. Sofort versprechen sie der Mutter, alle weiteren Schritte und Flüge erst einmal nur unter Aufsicht und gemeinsam zu unternehmen. So warten sie geduldig, bis die Eltern nochmals mit Futter zu ihnen zurückkehren.

In der Zwischenzeit stellen die Kinder aber mit Freude fest, dass es in der Hecke auch sehr schön ist. Nach außen hin ist sie gut abgeschirmt und in den verschiedenen Etagen können Vögel prima hin und her hüpfen. Das probieren alle gleich aus und sie haben großen Spaß dabei. Aber Moni hat schnell genug davon. Sie setzt sich lieber auf einen der oberen Äste der Hecke, von dem sie eine gute Aussicht hat, und schaut sich die Umgebung an. Das Treiben da draußen fesselt sie, weshalb sie Heiner, Lisa und Tine begeistert zu sich ruft. Dann beobachten sie gemeinsam von ihrem Ansitz aus die Gegend.

So artig versammelt treffen Anton und Elise die Kleinen bei der nächsten Fütterung an. Sie freuen sich sehr über den Gehorsam ihres Vierergespanns. Beschwingt überreichen sie die Futterportionen und bleiben diesmal bei den Jungen. In aller Ruhe fangen sie an sich zu putzen und die Kleinen machen emsig mit. So bringt jeder gewissenhaft sein Gefieder in Ordnung, bevor sie in der Hecke ein geräuschvolles Zwitschern anstimmen. Dabei sind Heiner und Lisa etwas lauter als Moni und Tine, aber jedes Spätzchen ist mit demselben Eifer bei der Sache.

In nächster Zeit wird das typische Sperlingsgeplauder der kleinen Familie aus diesem Unterschlupf zu hören sein. Von Elise und Anton als Familienstützpunkt auserkoren, bietet er allen Komfort, wie Haussperlinge ihn lieben. Er ist eine gemütliche Schlafstelle, bietet Schutz vor Feinden und ist Ausgangspunkt für gemeinsame Ausflüge zu den Futterstellen und den wichtigen Sandbadeplätzen.

Was die Spatzen im Zoo von den Dächern pfeifen

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