Читать книгу Gottes Wille für dein Leben - Emerson Eggerichs - Страница 27
Die Freiheit, das zu tun, was uns am besten erscheint, ist ein biblisches Konzept
ОглавлениеMir gefällt die Sprache, mit der die Bibel ausdrückt, wie dieses Erkennen und Entscheiden zwischen zwei Optionen geschehen kann:
„Ich gebe euch nur einen Rat, der euch helfen soll.“
(2. Korinther 8,10)
„…, sodass ihr prüfen könnt, was das Beste sei …“(Philipper 1,10)
Wenn wir nicht wissen, welche Wahl wir treffen sollen, weil es uns an Erkenntnis oder Informationen mangelt, kann uns ein kluger Rat sehr dienlich sein. Ein Außenstehender kann uns im Blick auf die Fakten und die Situation aufklären und beraten. Scheuen Sie nie davor zurück, den Rat anderer einzuholen, wenn es um eine Entscheidung zwischen unterschiedlichen Optionen geht.
Wenn beide Optionen ihre Vorzüge haben, sollten wir nicht zögern, andere zu bitten, ihre Einsichten zu den Vor- und Nachteilen der jeweiligen Möglichkeiten einzubringen. Wenn wir den Rat von Menschen scheuen, die fachlich kompetent und unvoreingenommen sind, überschreiten wir eine rote Linie und werden vermutlich die Folgen unserer mangelnden Bereitschaft, uns belehren zu lassen, tragen müssen. So habe ich zum Beispiel schon Männer erlebt, die großartige Ideen hatten, wie sie ihr Geld in vermeintlich hochprofitable Geschäfte investieren könnten, am Ende jedoch hohe Verluste machten. Von ihren Ehefrauen waren sie zuvor bekniet worden, den Rat von Gemeindegliedern einzuholen, die als Finanzberater tätig waren, doch sie weigerten sich.
Wenn wir den Rat anderer meiden, um herauszufinden, was das Beste sei, müssen wir uns fragen, warum wir ihre Meinung und ihr Wissen nicht einholen wollen. Sind unsere Ziele etwa egoistisch und wir wollen nicht, dass jemand den Finger auf diese heimliche Wunde legt? Beten wir etwa unbewusst: „Nicht dein Wille, sondern meiner geschehe!“?
Wenn wir eher unentschlossene Menschen sind, müssen wir uns nicht von der Wahl zwischen zwei Optionen blockieren lassen, solange wir den vierfachen Willen Gottes erfüllen. Wir müssen uns nicht durch fortwährendes Grübeln und Analysieren lähmen lassen. Solange wir uns an unserer Beziehung zu Christus freuen, ihm Dank sagen, ein moralisch reines Leben führen und uns verpflichten, Gutes zu tun, egal was es kostet, wird Gott uns freundlich anschauen, selbst wenn sich unsere Entscheidung als völlig falsch erweist.
Und wie steht es um Situationen, in denen es um dauerhafte Entscheidungen geht wie zum Beispiel bei der Ehe? Paulus sagt: „Solange ein Mann lebt, ist seine Frau an ihn gebunden“ (1. Korinther 7,39). Von Portland hätte Joy jederzeit nach Los Angeles zurückziehen können; doch sie hätte nicht dieselbe Freiheit gehabt, den Mann zu verlassen, den sie geheiratet hat. Wir geben am Altar das Versprechen, den Bund der Ehe zu halten, bis der Tod uns scheidet. Aus diesem Grund ist es wichtig, den Rat erfahrener Christen anzunehmen, um das Für und Wider unserer Entscheidung besser abwägen zu können. Mich beeindruckt, wie viele Menschen über die Jahre zu mir als ihrem Pastor gekommen sind mit der Frage: „Soll ich diesem Menschen vor Gott das Eheversprechen geben?“ Manche haben die Heirat abgesagt, weil es eine gute, aber nicht die beste Entscheidung gewesen wäre. Andere sind seit fast 40 Jahren glücklich verheiratet, weil ihnen in diesem Seelsorgeprozess deutlich wurde, dass das, was ihnen gut erschien, die beste Entscheidung war.
Doch wie steht es um diese alltäglichen Entscheidungen, die zwar nicht von bleibender Natur sind, aber doch ein großes Gewicht für uns haben? Wie Erziehungsfragen zum Beispiel? Unsere Kinder stellen uns jeden Tag vor die Frage, ob wir uns ihnen gegenüber so oder anders verhalten sollen. Die gute Nachricht lautet, dass wir auch hier die Freiheit besitzen zu tun, was uns gut erscheint. Im Hebräerbrief lesen wir über Eltern: „Unsere leiblichen Väter haben uns eine bestimmte Zeit nach bestem Wissen und Gewissen erzogen“ (Hebräer 12,10). Auch hier heißt es wieder, dass sie es „nach bestem Wissen und Gewissen“ getan haben, d. h. so wie es ihnen gut erschien.
Unsere Eltern wussten nicht immer, welcher Weg der richtige war. Sollten sie uns ein Wochenende Hausarrest aufbrummen oder sollten sie Gnade walten lassen und dadurch zeigen, dass Vergebung auch den Erlass von Konsequenzen beinhalten kann? In solchen Fällen schreibt Gott keine Anweisung an den Himmel, die uns wie ein Werbebanner an einem Flugzeug die eindeutige Botschaft übermittelt: „Hausarrest für den kleinen Frechdachs!“ Gott erwartet vielmehr von Eltern, dass sie „nach bestem Wissen und Gewissen“ entscheiden und dabei berücksichtigen, was für das Kind in diesem Alter und Entwicklungsprozess das Beste zu sein scheint.
Das ist eine subjektive Entscheidung, und Gott erwartet von Eltern, dass sie in diesem subjektiven Rahmen ihr Leben selbst gestalten. Für viele Fragen, die unsere Kinder betreffen, gibt es kein: „So spricht der Herr …“. Das sollte Eltern eigentlich gelassen machen. In der Erziehung unserer drei Kinder waren Sarah und ich immer wieder unsicher, was wir tun sollten. Wir mussten tun, was uns am besten erschien. Dabei hat uns getröstet, dass wir unserem Gewissen folgen und das uns am besten Erscheinende tun durften, weil wir grundsätzlich den vierfachen Willen Gottes befolgten.
Es ist traurig, dass manche Eltern innerlich so erschöpft sind, dass sie den vier Willensäußerungen Gottes in ihrem eigenen Leben keine Beachtung mehr schenken. Sie fühlen sich als Eltern geschlagen und suchen nicht mehr den Rat und die Nähe Christi, weil sie meinen, er habe sie im Stich gelassen und würde seine Erziehungsverheißungen nicht erfüllen. Sie streiten über Erziehungsmethoden und bauen so viel Ablehnung gegeneinander auf, dass sie aufhören, Gott gemeinsam für all die Herausforderungen, vor die ihre Kinder sie stellen, zu danken. Sie lassen zu, dass die Erziehungsaufgabe sie derart erschöpft und desillusioniert, dass sie in ihrer Entmutigung nicht mehr auf ihre Ehe achthaben und schließlich vielleicht sogar durch außereheliche Beziehungen die Ehe brechen. Und weil sie ihre moralische Autorität verwirkt haben, indem sie selbst ihrer Verpflichtung zum Guten nicht mehr nachkommen, erwarten sie von ihren Kindern ebenfalls nicht mehr, dass diese sich verpflichten zu tun, was gut ist.
Sarah und ich haben erkannt, dass auch wir hier verwundbar sind. Doch wir fällten die Entscheidung, dem vierfachen Willen Gottes zu folgen. Wir sind als Eltern und als Menschen unvollkommen, aber wir haben beschlossen, unseren Blick auf Jesus zu richten und ihm bei unserer Erziehungsarbeit zu vertrauen, selbst wenn unsere Kinder uns gerade Widerstand entgegensetzten. Wir blieben unserem Ehegelöbnis treu – in dem Wissen, dass die innerliche Ermüdung und die Gefühle des Versagens, die mit der Kindererziehung einhergehen, Ehepartner dazu bringen können, den Schleudersitz zu betätigen und untreu zu werden. Wir besannen uns immer wieder darauf, Gott auch in den frustrierenden Zeiten mit unseren Kindern zu danken, weil allein das uns eine hoffnungsvolle und positive Haltung bewahrte. Und wir verpflichteten uns dazu, im Beisein unsere Kinder mit so viel persönlicher Reife wie nur möglich stets Gutes zu tun, auch wenn unsere Kinder es in ihrer Unreife nicht schafften, unseren Anweisungen zu folgen und das zu tun, was recht gewesen wäre. In all den Jahren machten wir uns immer wieder bewusst, dass wir unsere Erziehungsaufgabe guten Gewissens und mit gesunden Instinkten erfüllen konnten – wenn wir uns im Rahmen des göttlichen Willens bewegten und seine vier Willensäußerungen achteten.