Читать книгу Gottes Wille für dein Leben - Emerson Eggerichs - Страница 30
Was ist, wenn der spezifische Wille Gottes für unser Leben schwere Zeiten mit sich bringt?
ОглавлениеAn diesem Punkt stellt sich eine Frage: Würden wir Gottes Willen auch dann noch tun wollen, wenn Gott uns zu etwas auffordern würde, was uns gar nicht behagt? Nehmen wir an, wir führen ein wunderschönes Leben und dann offenbart Gott uns, welchen spezifischen Willen er für uns hat und dass dazu auch ziemlich harte Zeiten gehören werden – was dann?
Die Herausforderung, darüber nachzudenken, kam durch eine Frage, die mir jemand stellte: „Emerson, willst du Gottes Willen in deinem Leben erfahren? Möchtest du, dass Gott in deinem Leben Großes tut? Möchtest du, dass Gott dein Leben segnet?“ Ich sagte: „Ja, natürlich.“
Daraufhin sagte diese Person zu mir: „Lass mich dir eine andere Frage stellen: Wenn Jesus dir erscheinen und dir auftragen würde, etwas zu tun, was du absolut nicht tun willst, würdest du es trotzdem tun?“ Bevor ich antwortete, ergänzte er: „Du kannst auf diese Frage nicht mit: ‚Ich weiß es nicht‘ antworten. Denn wenn Gottes Sohn, der Retter der Welt, der Herr aller Herren und König aller Könige von dir etwas fordert, was du nicht tun möchtest, und du würdest antworten: ‚Ich weiß nicht‘, wäre das wie ein Nein. Es gibt also nur zwei mögliche Antworten auf diese Frage: Ja oder Nein.“
Ich wollte „Ja“ antworten, und ich vermute, Ihnen ginge es ebenso.
Über die Jahre habe ich viele Menschen seelsorgerlich begleitet. Häufig stellte ich ihnen diese Frage: „Wenn Jesus erschiene und Sie bäte, etwas zu tun, was Sie nicht wollen, würden Sie es trotzdem tun?“ Obwohl diese Menschen ausdrücklich um Rat gefragt hatten, wie sie Gottes Willen erkennen könnten, antworteten zu meiner Überraschung trotzdem einige mit „Nein!“.
Ich erinnere mich an einen Typen, der meinte: „Nun, wenn Sie es so formulieren: Nein, das würde ich nicht. Warum sollte ich auch? Welcher vernünftig denkende Mensch würde so etwas machen?“
Ich fuhr fort: „Ich bewundere Ihre Ehrlichkeit. Aber lassen Sie mich klären, ob ich Sie richtig verstanden habe. Sie kamen heute hierher, weil Sie Gottes Wegweisung für dieses konkrete Anliegen suchen. Richtig? Nun habe ich Sie gerade gefragt, was Sie Jesus Christus antworten würden, wenn er Sie bitten würde, etwas zu tun, was Sie nicht wollen. Und Sie sagten, Sie würden diese Bitte ablehnen.“
„Genau, ich würde Nein sagen.“
„Verzeihen Sie mir, falls ich falschliege“, fuhr ich fort, „aber mir scheint, Sie wollen nicht wirklich Gottes Willen hören. Sie möchten, dass Gott Ihren Willen tut. Und Sie möchten sogar, dass ich Ihnen bestätige, dass diese Wünsche berechtigt sind. Kann es sein, dass Sie gerade eines der bekanntesten Gebete Jesu verdrehen? Jesus hat gebetet: ‚Nicht was ich will, sondern was du willst, soll geschehen‘ (Matthäus 26,39). Sie dagegen beten: ‚Nicht was du willst, sondern was ich will, soll geschehen.‘ Wenn ich Ihnen heute mitteile, was die Bibel über den Willen Gottes in der Angelegenheit, die Sie beschäftigt, sagt“, so fügte ich hinzu, „und wenn diese biblische Wahrheit nicht mit Ihren persönlichen Wünschen vereinbar ist, so kann ich doch davon ausgehen, dass Sie – angesichts dessen, was Sie gerade gesagt haben – Gottes Willen nicht Folge leisten würden, oder irre ich mich?“
Auf diese Frage folgt zumeist Schweigen, und so war es auch bei diesem Herrn. Die Menschen geben es nicht gerne zu, aber wenn ich sie mit ihren eigenen Worten konfrontiere, erkennen sie, dass meine Fragen eine Diskrepanz aufdecken, die zwischen ihren Wünschen und ihrer Bereitschaft, Gottes Willen zu folgen, besteht.
Was geht hier vor sich? Diese Leute haben eine verborgene und vermutlich selbstsüchtige Agenda, die (möglicherweise unbewusst) darauf aus ist, Gott zu manipulieren. Sie erwarten von mir, dass ich ihnen sage, Gott befürworte ihre Wünsche. Falls ich ihnen etwas sagen sollte, was sie nicht hören wollen, werden sie einfach zu einem anderen gehen, der ihnen den seelsorgerlichen Rat gibt, der sich mit ihren persönlichen Wünschen deckt.
Wie oft wenden wir selbst diese Taktik an? Vor Jahren kam eine junge Christin zu mir in die Seelsorge. Sie hatte vor, sich von ihrem Mann scheiden zu lassen, und bat mich, sie durch die Scheidungsphase zu begleiten. Es war offensichtlich, dass ich weitere Informationen über die Situation brauchte. Daher fragte ich: „Hat Ihr Mann Ehebruch begangen, hat er Sie verlassen, Sie geschlagen oder Ihrem Ruf geschadet?“ „Nein“, antwortete sie sichtbar irritiert.
„Will Ihr Mann mit Ihnen zusammenleben und die Ehe mit Ihnen fortführen?“, erkundigte ich mich. „Ja“, rief sie, „aber warum stellen Sie mir all diese Fragen?“ Ich erklärte ihr: „Sie haben keinen biblischen Grund für eine Scheidung, und Sie besitzen noch nicht einmal einen gesellschaftlichen Grund, sich von ihm zu trennen. Ich möchte herausfinden, welche Beweggründe Sie haben.“
Aufgebracht sagte sie: „Schauen Sie, Gott möchte, dass ich glücklich bin. Und ich bin in dieser Ehe nicht glücklich. Ich will nicht mit diesem Mann verheiratet sein. Ich möchte meine Freiheit zurück.“
Von ihrer freimütigen Antwort überrascht, erwiderte ich: „Nun, ich muss Ihnen mitteilen, dass Sie in Gottes Augen mit diesem Mann verheiratet sind, bis der Tod Sie beide scheidet. Gott billigt nicht, dass Sie sich von ihm scheiden lassen.“
Wie hat sie reagiert? Wie reagieren so viele von uns, wenn der Wille Gottes klar und unmissverständlich weitergegeben wurde? Sie sagte: „Na schön, dann gehe ich eben zu einem Pfarrer, der mir sagt, was ich hören will.“
Tun wir so etwas nicht alle hin und wieder, wenn wir in unserer Gottesbeziehung auf einen Grundsatz treffen, der uns nicht passt? Versuchen wir nicht, irgendein Buch, einen Freund, einen Theologen oder eine Philosophie zu finden, die uns das bestätigen, was wir hören wollen? Diese Frau suchte keinen seelsorgerlichen Rat, sie suchte einen Unterstützer für ihr Vorhaben. Passt das nicht zu der Beschreibung dessen, was laut Paulus in den letzten Tagen geschehen wird: „Denn es wird eine Zeit kommen, in der die Menschen von der gesunden Lehre nichts mehr wissen wollen. Sie werden sich nach ihrem eigenen Geschmack Lehrer aussuchen, die ihnen nur nach dem Munde reden“ (2. Timotheus 4,3)?
Spiegeln nicht manche unserer Gebete dieselbe Taktik wider? Wenn wir wirklich wissen wollen, was Gottes spezifischer Wille für unser Leben ist, müssen wir ganz einfach anfangen, ihm unsere eigenen Pläne auszuliefern und ihm zuzuhören – das gilt umso mehr, wenn wir eigentlich wissen, dass unsere Pläne den Lehren der Bibel widersprechen. Wir können uns dem Thron Gottes mit unseren Anliegen nicht nähern, wenn es uns nur darum geht, dass Gott unsere Agenda „absegnet“. So funktioniert das bei Gott nicht. Darum möchte ich Sie fragen: Wenn Jesus Christus zu Ihnen kommen und Sie auffordern würde, etwas zu tun, was Sie nicht wollen, würden Sie zustimmen oder nicht?
Wir, Sie und ich, möchten vielleicht zustimmen, aber wie können wir wissen, ob wir tatsächlich Ja sagen würden? Im 1. Johannesbrief finden wir einen Anhaltspunkt: „Kann uns also unser Gewissen nicht mehr verurteilen, meine Lieben, dann dürfen wir voller Freude und Zuversicht zu Gott kommen. Er wird uns geben, worum wir ihn bitten; denn wir richten uns nach seinen Geboten und leben, wie es ihm gefällt“ (1. Johannes 3,21–22).
Der entscheidende Satz lautet: „Denn wir richten uns nach seinen Geboten.“ Nur wenn wir das tun – und der vierfache Wille Gottes ist Teil dieser universellen Gebote –, werden wir spezifische Antworten von Gott erhalten. Darum setze ich mich so dafür ein, dass wir mit diesen vier Geboten anfangen; denn sonst könnten wir uns leicht von der Summe aller Gebote Gottes überfordert fühlen.
Wie können wir sicher sein, dass unser Gehorsam gegenüber seinen Geboten eine notwendige Vorbedingung dafür ist, dass er auf unsere spezifischen Anliegen antwortet? Lassen Sie mich mit einer Gegenfrage antworten: Würde Gott Ihnen wohl seinen spezifischen Willen offenbaren, wenn Sie weder die Absicht hätten, diesem spezifischen Willen Folge zu leisten, noch seinen universalen Willen zu achten? Wir wissen zwar nicht, was Gott denkt, aber es erscheint doch nicht sehr wahrscheinlich. Was tut also der Mensch, auf den sich die Sätze aus dem 1. Johannesbrief beziehen: Er richtet sich nach Gottes Geboten.
Gottes Gebote zu achten, ist der Schlüssel, wenn wir mit unseren Anliegen vor Gott kommen und von ihm etwas empfangen wollen. Die gute Nachricht ist: Wenn Sie bereits zu Gottes universalem Willen Ja sagen, dann werden Sie auch zu Gottes spezifischem Willen Ja sagen, egal was er beinhaltet. Aber wenn Sie Gottes universalem Willen gegenüber misstrauisch sind und ihn missachten, dann ist es merkwürdig, wenn Sie nach Gottes spezifischem Willen für Ihr Leben fragen.
Sie fragen jetzt vielleicht: „Wie kann ich denn wissen, ob ich Gottes spezifischem Willen Folge leisten würde, wenn er etwas von mir fordern würde, was mir total gegen den Strich geht? Könnte ich denn zu Gott auch Nein sagen?“ Wenn Sie zu Gottes universalem Willen Ja sagen, obwohl dazu Dinge gehören, die Ihnen nicht immer gefallen, dann werden Sie auch Ja zu Gottes spezifischem Willen sagen können – selbst wenn dazu Dinge gehören, die Ihnen nicht behagen.
Unterm Strich gilt: Wenn Sie den universalen Willen Gottes tun, werden Sie vermutlich auch kein Problem damit haben, seinen spezifischen Willen zu erfüllen. Wenn Sie also in einer konkreten Frage, wie dem Beruf, einem Umzug, Beziehungen oder einem möglichen Ehepartner, Gottes spezifischen Willen erfahren möchten, dann fragen Sie sich zuerst, ob Sie bei der Befolgung seiner grundlegenden Gebote mit Gott im Reinen sind. In vier Bibelstellen heißt es ausdrücklich: „Das ist der Wille Gottes.“ Und wenn Sie diese vier Aussagen nicht ignorieren, dann dürfen Sie mit Zuversicht wissen, dass Sie wahrhaftig Gottes Willen für Ihr Leben tun wollen und ihn auch tun werden, selbst wenn es hart werden sollte.
Sind Sie bereit, tiefer in den vierfachen Willen Gottes einzutauchen, darüber zu reden, was uns diese vier Willensäußerungen abverlangen und wie sie mit dem spezifischen Willen Gottes für Ihr Leben zusammenhängen? In den vor uns liegenden Kapiteln werden wir viel Zeit damit verbringen zu erfahren, was es bedeutet: (1) an Jesus Christus zu glauben, (2) in allen Dingen Dank zu sagen, (3) sich zu verpflichten, das Gute zu tun, und (4) sich von sexuellen Verfehlungen fernzuhalten.