Читать книгу Gefangen in der Finsternis - Emma Schneid - Страница 11
IX.
ОглавлениеZur selben Zeit, in einem anderen Stadtteil, gießt sich Dr. Piescher seinen Morgenkaffee auf, geht auf die Terrasse um die Morgenzeitung zu holen. Er sieht im Nachbarhaus eine betagte Nenntante auf ihrem Balkon sitzen und grüßt: „Guten Morgen Tante Coni, schon wach? Ist Alles in Ordnung?“ Die alte Dame winkt und erwidert: „Guten Morgen, haben ihnen meine Plätzchen geschmeckt? Ich habe diese vor Ihre Türe gelegt, Sie waren gestern ja nicht da!“ Dr. Piescher auf die versteckte Neugierde nicht eingehend sagte. „Danke, die Plätzchen habe ich gefunden und sie haben wie immer hervorragend geschmeckt.“
Coni kündigte an: „Heute backe ich Ihren Lieblingskuchen. Sie wissen schon, den mit den Äpfeln. Kommen Sie zum Kaffee vorbei?“
Dr. Piescher meint gutmütig: „Ich versuche es.“
Er kehrt ins Haus zurück, nimmt am Frühstückstisch Platz, reichert seinen Kaffee mit ein paar Tropfen Cognac an, denn nach seiner Behauptung schmeckt jeder Kaffee damit besser und ist auch bekömmlicher. Sein Freund Peter meint zu dieser Behauptung immer schmunzelnd: „Ja. ja, so hat halt jeder seine Laster.“
Genussvoll schlürft Dr. Piescher den ersten Schluck und schlägt die Zeitung auf. Er überfliegt die erste Seite mit den auf reißerischen Schlagzeilen. Es ist nichts dabei, was sein Interesse weckt, deshalb blättert er gleich die Seite um.
Was ist Das? Ein breiter, vergilbter Zeitungsausschnitt fällt heraus. Dr. Piescher hebt ihn auf und beginnt interessiert zu lesen.
Der Artikel ist schon Jahre alt und es wird darin über einen seltsamen Todesfall berichtet. Eine Frau ist bis zur Unkenntlichkeit verbrannt im Keller ihres Hauses gefunden worden. Als einzigen in Frage kommenden Täter ermittelt die Polizei den Ehemann. Dieser hielt sich mit seiner Frau allein zur Tatzeit im abgeschlossenen Haus auf. Die Polizei konnte keine Einbruchspuren entdecken. Der Ehemann sagte aus, zu der angegebenen Tatzeit in seinem Bett geschlafen zu haben und er glaubte seine Frau neben sich. Der Mann konnte über den Tathergang Nichts sagen, behauptete felsenfest, mit der Tat nichts zu tun zu haben. Er war psychisch so gestört, dass er vom Gericht in die Psychiatrie eingewiesen worden ist. Das Gericht befand ihn schuldig des Mordes an seiner Frau, aber als nicht schuldfähig auf Grund seiner psychischen Erkrankung.
Dr. Piescher konnte im Moment mit dem Gelesenen nichts anfangen. Ihm fiel nur die Ähnlichkeit mit Catlyns Fall auf und steckt den Artikel deshalb für die Klinik ein.
Er sieht auf seine Armbanduhr, in zwanzig Minuten beginnt sein Dienst! Dr. Piescher verlässt sein Haus in Windeseile, steigt in sein Auto und fährt mit rasantem Tempo los.