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III.

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Kurz vor 15.00 Uhr. Dr. Piescher parkt vor dem Haus, in das Catlyn morgen einziehen wird. Er steigt aus, es fegt ein kühler Herbstwind durch die Straßen, wirbelt die gefallenen Kastanienblätter in alle Richtungen und im Kreis. Das Haus stammt aus den 1950ziger Jahren mit steilem Giebel und Sprossenfenster. Es ist weiß getüncht, das Dach mit roten Ziegeln gedeckt. Zur Straßenseite hin ist eine Veranda angebracht, über die man auch zum Hauseingang geht.

Auf der Veranda liegen zwei Blätter der heutigen Morgenzeitung, die der Wind hin gefegt hat. Dr. Piescher glaubt diese im Vorbeigehen auf und öffnet mit seinem Schlüssel die Eingangstüre.

Ein unangenehmer, ja unheimlicher, kalter Luftzug schlägt ihm ins Gesicht. Ihm ist, als wäre etwas Unsichtbares aus dem Haus geflohen. Dr. Piescher bekommt eine Gänsehaut, ein unangenehmes Gefühl beschleicht ihn.

Er macht die ersten Schritte ins Haus, bleibt stehen und schaut irritiert zum Eingang zurück. Als er sich wieder ins Haus wendet, verzerrt sich sein Gesicht vor Entsetzen, seine faltige Haut ist bleich geworden und seine Augen irren erstaunt und ungläubig umher. Hier sieht es aus wie in einem Horrorhaus! Es herrscht eine Unordnung, so als hätte jemand in Hast und großer Wut Alles durchsucht. Sein Blick bleibt an der Wand im Wohnzimmer, das er eben betritt, hängen. Er liest die mit Kaminkohle geschriebenen Worte:

Ich bin das, an was Du denkst!

Ich bin das, an was Du glaubst!

Ich bin das, was Du in mir siehst!

Entsetzt prallt Dr. Piescher zurück. Seine Gedanken rasen: Hierher kommt morgen Catlyn! Es braucht Tage, diese Verwüstung zu beseitigen!

Er eilt zu seinem Auto und greift sich sein Handy. Mit bebenden Fingern wählt er die Nummer seines Freundes. Sobald die Verbindung steht, sprudelt er ins Telefon: „Peter, ich bins. Du wirst es nicht glauben! Wie erkläre….“ Peter, der sich das ungewohnte Verhalten von dem sonst ruhigen und gesetzten Dr. Piescher nicht erklären kann, unterbricht: „Sag, was ist passiert?“ Dr. Piescher hat sich nun wieder in der Gewalt und so kommt seine Stimme ruhig bei Peter an: „ Ich bin vor dem Haus von Catlyn. Ich kann Dir gar nicht beschreiben, wie es in dem Haus aus

sieht, es ist als hätte eine Bombe eingeschlagen!“

Peter stammelt verwirrt dazwischen: „ Was, wir haben doch….“ Dr. Piescher erzählt, ohne auf den Einwand zu achten, weiter, wie und was er vorgefunden hat und Peter will nun wissen: „Warst Du schon im Obergeschoss und den anderen Räumen? Oder ist die Verwüstung nur im Wohnzimmer?“ Dr. Piescher ist auf dem Weg zurück ins Haus und gibt zur Antwort: „Das weiß ich noch nicht, werde aber sofort nachschauen.“

Peter nun ebenfalls beunruhigt meint: „Ich komme! Ich werde mich beeilen und dann können wir vor Ort abklären, was zu tun ist, bzw. was wir tun können.“ Damit ist das Telefonat beendet. Dr. Piescher betritt das Haus. Er kann seinen Augen nicht trauen. Das Wohnzimmer sieht wieder so aus, wie es die Reinigungsfirma hinterlassen hat, Alles sauber, Alles ordentlich, Alles an seinem Platz. Die Schrift ist verschwunden und die Wand zeigt nur ihr perfektes Weiß.

Dr. Piescher ruft sofort Peter an und sagt dessen Kommen ab. Er erklärt seinem Freund mit umständlichen Redewendungen, dass er einem Irrtum erlegen ist.

Gefangen in der Finsternis

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