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Fliegende Dinos
ОглавлениеHol dir mal ein Ei aus dem Kühlschrank. Jetzt betrachte es: Es hat ein spitzes und ein eher stumpfes Ende. Was du durch die Schale hindurch nicht siehst: Umhüllt von der schützenden Schale aus Kalk verbergen sich zwei Flüssigkeiten, die von dünnen Häuten umgeben sind. Achte einmal darauf, wenn du in der Küche ein Ei aufschlägst.
Die nahezu transparente Flüssigkeit heißt „Eiklar“ oder „Eiweiß“, die andere „Dotter“ oder „Eigelb“. Bei sehr frischen Eiern erkennst du: Vom Dotter reicht eine gedrehte „Schnur“ zu der hohlen Kammer am stumpfen Ende des Eies und bis in die Eispitze hinauf. An dieser Hagelschnur ist der Dotter fest, aber beweglich im Ei fixiert (Abbildung 1).
Abbildung 1
Abbildung 2
Illustration © Andrea Danti/Shutterstock.com
Wenn sich auf dem Eigelb eines befruchteten Vogeleis das Küken entwickelt, so entdeckt man am sehr jungen Küken (man nennt es dann noch Embryo) etwas Erstaunliches: Sein Schnabel enthält so etwas wie Zähne und sein Schwanz ist deutlich länger als später, wenn das Küken ausgewachsen und geschlüpft sein wird. Auch die Zähne im Schnabel sind bis dahin wieder rückgebildet (Abbildung 2).
Paläonthologen nennt man Wissenschaftler, die die Lebenswelten und Lebewesen der erdgeschichtlichen Vergangenheit erforschen. Sie haben anhand von Fossilien, aber auch anhand dieser bei Hühnern gemachten Entdeckung bewiesen: Vögel (und nicht nur Hühner allein!) sind definitiv die Dinosaurier von heute. Seit man vor rund 150 Jahren (genauer: Es war 1857, in Solnhofen in Bayern) versteinerte Überreste eines Tiers gefunden hat, das gleichzeitig Merkmale von Dinosauriern und Vögeln trug, hing bereits die Vermutung in der Luft, dass Vögel irgendwas mit Dinos zu tun haben müssten. Zusammen betrachtet mit Fossilfunden in China ist heute klar: Der damals gefundene Archaeopterix lithographica war kein Vogel, sondern noch ein Dino.
Foto © Catmando/Shutterstock.com
Fossilienfunde des Archaeopterix lithographica in der Sammlung des Naturkundemuseums Berlin.
Foto © Dante Busquets/Shutterstock.com
So in etwa kann Archaeopterix lithographica ausgesehen haben.
Vögel haben zwar andere Entwicklungswege als Dinos genommen. Aufgrund gemeinsamer entwicklungsgeschichtlicher Wurzeln aber sind Vögel trotzdem gleichsam Dinos von heute, die das große Aussterben dieser Tiergruppe überlebt haben. Und sich dabei zu heutiger Form und Vielfalt weiterentwickelt haben!
Stell dir mal vor: Statt dass in eurem Garten ein neun Tonnen schwerer Tyrannosaurus rex um die Ecke gestampft kommt oder ein 26 Meter langer Brontosaurus excelsus über das Haus hinweg auf eure Terrasse schaut, hüpft eine nur elf Zentimeter große und zehn Gramm schwere Blaumeise in eurem Futterhäuschen.
Okay, es gab vor 120 Millionen Jahren auch schon Saurier, die fliegen konnten. Riesenviecher ebenso (z. B. Banguela, 100 Kilogramm schwer, zwölf Meter Spannweite), wie Minis (z. B. Sinopterus dongi) von nur zwei Kilogramm Gewicht und einer Flügelspannweite von 1,2 Meter – ungefähr das Maß einer heutigen Wildgans.
Fliegende Dinos nennt man Flugsaurier oder „Pterosaurier“. Ihre Tragflächen waren hautbespannte weiterentwickelte Vorderbeine. Ungefähr so wie bei Fledermäusen. Entscheidend dafür aber, dass Vögel heute so kleine, perfekte Flieger sind, sind ihre Federn. Ähnlich den Krokodilen besaß die Haut von Dinos feste Knochen- oder Hornplatten. Kleinere leichte Hornplatten konnten auch haarig, fransig und dabei sogar farbig ausgebildet sein. Das waren die Vorläufer dessen, was du heute in eurem Garten oder beim Spazierengehen in der Natur als Federn findest. Wie viele Federfarben findest du in deinem Dinopark (ich meine natürlich: in eurem Garten!)? Wie viele entdeckst du an „deinen“ Vögeln dort?