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Prolog

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Prolog

Am Tage des Prozessauftaktes gegen einen ehemaligen beliebten Schauspieler und jetzt gestürzten Expräsidenten, dem bei Verurteilung wegen seiner Vergehen die Todesstrafe drohen würde, verließ ein schon etwas älterer, kleiner Mann das Flugzeug auf dem einzigen Domistic Airport von Jolo Island. Er war dünn, sehr braun, hatte pechschwarzes, volles Haar und eine große Lücke in seiner unteren Zahnreihe. Die Armbanduhr rutschte an seinem Handgelenk hin und her. Trotz der Hitze trug er lange dunkle Hosen. Sein heller, fast weißer Barong Tagalog stand in einem seltsamen Gegensatz zu seinen ausgetretenen, latschenartigen Sandalen, ließ aber durchaus den Schluss zu, dass sein Besitzer ein reisender Geschäftsmann sei. Diesen Eindruck unterstrich auch sein kleiner schwarzer Koffer. Alles in allem – unscheinbar und unauffällig, eine große Zahnlücke war hier keine Seltenheit und alles andere an ihm auch nicht. Er ließ sich mit einem bicycle zum nahegelegenen kleinen Hafen bringen, bestieg ein Terry boat, das auch schon bessere Tage gesehen hatte und verließ es nach einigen Stunden Fahrzeit auf einer weiter südlich gelegenen kleinen Insel. Die Sonne strahlte von einem wolkenlosen Himmel herab. Wenn er gesucht werden sollte – spätestens hier verlor sich von ihm jede Spur. Aber er wurde nicht gesucht. Ohne Zahnlücke, ohne Koffer und in armseliger Kleidung fuhr er mit dem Dunkelwerden in einem bunten Auslegerboot hinaus zum Fischfang, aber nicht mit zurück. Er fuhr mehrmals abends mit hinaus. Am fünften Morgen brachte er den frischen Fang mit in ein Dorf auf eine Insel nahe der Hoheitsgewässer von Kalimantan. Das Dorf war auf keiner Landkarte verzeichnet. Die Menschen in ihm waren brauner als im übrigen Land, bunt gekleidet – Philippinos, Malaien, Chinesen – genau war es nicht zu erkennen.

Der Mann sprach nicht viel, der mochte das vielfach mongolide Aussehen nicht. Aber er konnte sich in der Inselsprache verständigen, ohne Tagalog zu gebrauchen. Eine halbe Tagesreise weit mit einem grellbunten Jeepney auf festgefahrenen Sandwegen zwischen üppiger Vegetation und ein Gespräch mit einer jungen Frau an einem Reisfeld waren das Ende seiner Reise. Er verließ die Insel wie er gekommen war: auf Fischerbooten und kleinen Ferryboats, ohne Flugzeug und verschwand irgendwo auf Mindanao. Er war der vorletzte Bote gewesen.

Der letzte Bote war die junge Frau, fast noch ein Mädchen, und die hatte sich sofort auf den Weg gemacht.

Es war kein Hafen – zwischen hohen Palmen vor einem schmalen, sandigen Strand lagen ein paar bunte, aber nicht sehr vertrauenerweckende Auslegerboote bereit zum Fischfang. Ein kleiner junger Mann versuchte wie so oft eine Fahrt als Tagelöhner zu bekommen. Er hatte sein Boot im Sturm verloren und versuchte seine Familie satt zu bekommen – eine Frau und vier Kinder. Seiner Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit verdankte er die Möglichkeit zu einer minimalen Versorgung; aber Hunger tut weh.

Die junge Frau sprach ihn an. Sie begleitete ihn bis zu seinem Bambushaus auf hohen Pfählen, von Bananenstauden und Palmen geschützt. Eine alte Frau sah ihnen aus einer Öffnung unter dem Blätterdach misstrauisch entgegen – die alte Mutter.

Am nächsten Tag fuhr ein junger, ehrlicher, freundlicher und hilfsbereiter Fischer auf ständig wechselnden Ferryboats in nördliche Richtung durch die Inselwelt der Philippinen bis in die Hauptstadt. Mit einwandfreien, neuen Personalpapieren versehen vermittelte ihn ein ebenso einwandfreies Maklerbüro korrekt an eine deutsche Reederei. Auf deren Ausbildungsschiff im Hafen ihres Standortes würde er an einer mehrmonatigen Qualifizierungsmaßnahme teilnehmen und eine Heuer für zwei Jahre unterschreiben. Er flog mit mehreren Philippinos, jeder kam von einer anderen Insel, nach Deutschland.

Er würde viel Geld verdienen. Sie konnten sich auf ihn verlassen. Gute Arbeit – gutes Geld – lautete sein Befehl und – tötete ihn.


Sehnsucht nach südlicher Sonne und schönen Mädchen - Teil 1

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