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Kapitel 2

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Kapitel 2

Cindy arbeitete als Kinderärztin und war als junge Frau mit ihrem Ehemann, einem indischen Arzt nach Deutschland gekommen. Nach jahrelangem Getrenntleben von diesem gut aussehenden Gynäkologen und ständigem tugendhaftem Warten auf ihn, hatte sie sich traurig, aber letztendlich entschlossen, sich scheiden zu lassen. Zu viele Frauen hatten seine brillante Heilkunst immer öfter auch außerhalb der Krankenhausbetten in Anspruch genommen und waren dem Reiz seiner schwarzen Augen mit ihren langen, seidigen Wimpern und dem seiner schmalen, gepflegten Hände erlegen. Er kehrte zuerst in sein Land zurück, und ihre Arbeit als Kinderärztin half, ihr langes Leiden irgendwann zu beenden. Sie wollte nicht länger ein Aschenputtel sein. Später erfuhr sie, dass er nach Amerika gegangen war, auch als Arzt.

Und dann hatte sie Chris bekommen, ihren Christopher.

Er war in ihr Leben getreten wie eine nicht zu übersehende strahlende Lichtgestalt und hatte das, was sie sich so schön geordnet hatte, durcheinander gebracht. Und sie hasste nichts mehr als Unordnung.

Chris hatte nach einer stürmisch und ungestüm erlebten Jugendzeit in jeder Beziehung und mit allem, was es zwischen Mädchen, Hippies und gelegentlichen Ausflügen in eine Traumwelt zu erleben gab, noch recht jung geheiratet. Seine wohlhabende – schon eher reiche – Familie hatte einen guten Start ermöglicht. In seinem Beruf als Versicherungskaufmann ging er nicht gerade mit Freuden auf, war aber erfolgreich und bei der Kundschaft beliebt. Nach drei Jahren verließ er seine Frau von einem Tag auf den anderen mit wenigen persönlichen Sachen und veranlasste die Trennung mit anschließender Scheidung. Trotz Ehevertrag hatten sie sich nicht vertragen. Seine Frau hatte seinen sexuellen Anforderungen nicht genügt – sagte er – sie nicht. Außer ein paar gelegentlichen Lockerungsübungen bei einer Nachbarin war er sogar frei gewesen. Seine Frau weinte, als er von ihr ging, aber sie hatte keine große Rolle gespielt in seinem Leben. Eine unerfüllte Sehnsucht, unbekannt im Ursprung und ihrer Existenz, die ihm nicht fremd war, blieb.

Es folgten für ihn einige Jahre voller Hektik, häufiger Firmenwechsel, noch häufiger der des Wohnsitzes, von dem der vielen Freundinnen ganz zu schweigen. Mit einer jungen, fast knabenhaften schönen Griechin blieb er eine längere Zeit zusammen. Er lernte ihr schönes Land kennen, und sie lehrte ihn eine Art von körperlicher Vereinigung bei ihren Liebkosungen, die er noch nicht kennengelernt hatte. Und er wusste es sofort, gleich beim ersten Mal: Diese Art war das bisher fehlende Besondere beim Zusammensein mit Frauen gewesen. Eine Sehnsucht hatte sich erfüllt. Die Trennung von ihr hatte seinen Grund in ihrer fürchterlichen Eifersucht, ihre Szenen übertrafen alles, was er sich bisher nur hatte vorstellen können. Ihm war dieser Charakterzug weitgehend fremd – eine krankhafte Verfolgung und Angriff auf seine Person. Die schöne junge Frau wollte ihn wiederhaben. Er lächelte nicht, und seine Augen strahlten nicht, als er zu ihr sagte: „Man kann nicht zweimal den selben Fluss durchschwimmen. So heißt es doch bei euch?“ „Du bist eiskalt“. Sie weinte.

Er hatte nur mit den Schultern gezuckt. Sein Leben schien in ein geliebtes Chaos zu gleiten, in welchem er erfolglos versuchte, eine ordentliche, planmäßige Gestaltung zu bekommen. Er wohnte abwechselnd in kleinen Einzelzimmern und buntgemischten Kommunen, in denen es oft hoch herging – in beiden – Zimmer und Kommune. Und wenn die Nachkommen mit dem Einkommen nicht auskommen… Seine Familie begann irgendwann damit, ihre finanziellen Zuwendungen einzustellen. Zu seinem leiblichen Vater hatte er keinen Kontakt und wollte ihn auch nicht, obwohl …

Er bewegte sich innerhalb eines großen Freundeskreises als sympathischer Einzelgänger. Als er einmal eine seiner alten Tanten durch die Stadt führte und er andauernd von Frauen und Mädchen gegrüßt, umarmt und auch geküsst wurde, schlug die kleine alte Dame nach relativ kurzer Zeit und bei der zwölften Umarmung ihres Neffen die Hände über ihre ehrwürdige, weiße Haarpracht zusammen. Gut, eine junge Frau war seine Schwester gewesen. Christopher lachte.

„Tante, sieh’ nur, die Welt ist wie ein loses Gewand.“

Er wies aus seiner Höhe mit einem Arm um sich herum. Die Tante kannte die Bedeutung des losen Gewandes, aber mehr im christlichen Sinne. Deshalb sagte sie, dass er bei dieser Weltanschauung nicht länger, wenn auch ein selbst gewählter, Zaungast des Lebens sein müsse. „Du guckst doch nur über den Zaun, Chris. Ändere es!“

Chris begann sofort mit der Änderung, und der Erfolg gab ihm Recht. Die kleine und alte und weißhaarige Dame bekam zu hören, dass er nur etwas ändern könne, wenn er das Heute – er meinte sein jetziges Leben, sagte es aber nicht – annehmen würde, wie es sei.

Dann pumpte er sie erfolgreich an, sehr erfolgreich, denn die Tante war nicht nur klein, alt und weißhaarig – sie war auch noch reich. Trotzdem hinterließ der Spaziergang mit ihr Wirkung bei ihm. Er wollte nicht länger über den Zaun gucken, und er entging um Haaresbreite einer drohenden Landstreicherei.

Es dauerte nicht lange, und er konnte regelmäßig die Miete für sein möbliertes Zimmer bezahlen. Es mochte sein, dass die Einkünfte aus einer einigermaßen geregelten Arbeitszeit als Verkäufer in nacheinander verschiedenen Geschäften und Branchen dazu beitrugen. Den größten Anteil schrieb er ehrlicherweise Beatrix zu. Beatrix, eine ganz junge, wunderschöne Indonesierin mit fast hüftlangem, schwarz glänzendem Haar und brauner Haut aus dem Nachbarland. Er verglich sie oftmals mit einer Violine – klein und zart. Sie ließ sich gerne streicheln von ihm. Ihr Künstlername war „Rose“. Sie arbeitete als freischaffende Künstlerin der Erotik und empfing ihn stets oben ohne in ihrem Sarong, aus welchem er sie wickeln durfte. Nach jedem Besuch von ihr bei ihm wurde er fürstlich belohnt mit Geld und feiner Markenkleidung. Sie schien ihn sehr zu mögen, wahrscheinlich sogar mehr als das, und er bekam zu seinem Vergnügen noch ein schönes Gehalt. Als Paar bei gemeinsamen Auftritten erregten sie ein nicht geringes Aufsehen, was auch kein Wunder war bei ihrem Aussehen – sie und der große Blonde.

Als „Rose“ ihre Künste auch in einem Eroscenter anzubieten begann, beendete Chris die Beziehung. Den Gepflogenheiten dieses Umfeldes – sozial oder asozial – war er nicht bereit sich auszusetzen. Auch nicht als Beschützer oder Nothelfer. Schade, aber jeder von ihnen blieb beim gefassten Entschluss.

Für ihn bedeutete er prompt und wie er richtig erkannte, einen Abstieg der sozialen Art. Aber zum Sozialamt ging er nicht. Der ständig steigende Mietausfall veranlasste seinen Vermieter, ihn auf die Straße zu setzen, fristlos. Einer drohenden Obdachlosigkeit und eventueller Landstreicherei entging er nur dadurch, dass er abwechselnd bei seinem Bruder und einem Freund wohnte. Die Frau des letzteren war begeistert von ihm, es erfuhr niemand. Und es war reiner Zufall, dass er bei einer Gartenparty mit mehreren asiatischen Frauen zusammentraf. Die Vietnamesin Luzie und die Philippinas Venus und Cinderella – eine schöner als die andere. Venus war trotz ihrer makellosen Schönheit zusätzlich mit teuren Ringen und Ketten geschmückt und als einzige von den dreien verheiratet. Luzie war Krankenschwester bei der Ärztin Cinderella. Beide waren nicht verheiratet. Die Ärztin war aber seit einigen Jahren fest liiert mit einem gut situierten aber noch verheirateten Ingenieur. Sie hatten zusammen ein schönes Leben und galten als ein Traumpaar mit vielen gemeinsamen Interessen, eigenen Wohnungen, gemeinsamem Bankkonto und großem Wohnmobil. Das Gemeinsame dieser asiatischen Schönheiten war, dass sie eng miteinander befreundet waren und dass die Signale aus den hellen, grauen Augen hinter der randlosen Brille des großen, freundlichen blonden Sendemastes bei ihnen ankamen – bei allen dreien. Und der Sender wusste es. Er wusste auch, dass er ein Bild von einem Mann war und dass seine Attraktivität auch Vertrauenswürdigkeit ausstrahlte.

In seiner augenblicklichen Situation war er einer möglichen Kopulation nicht abgeneigt. Unter Berücksichtigung eventueller verbesserter Zukunftsaussichten und ohne seinen Gefühlen irgendeinen besonderen Stellenwert einzuräumen, begann er – nach genauen Erkundigungen – der Ärztin seinen Vorzug zu geben.

Sie wusste später nicht zu erklären, wie es dazu gekommen war, dass er in ihre Wohnung zog – mit einer Hose, Sandalen und einem Hemd – so ihre Worte später. Es geschah nach der ersten gemeinsam verbrachten Nacht in der schwedischen Hauptstadt. Die Reise hatte sie finanziert. Sie sagte später nur, er hätte ihr seine Gefühle aufgezwungen, aber eine Vergewaltigung sei es nicht gewesen, eher wie Glockenläuten. Aber er, Christopher hatte gewusst, worauf es beim ersten Rendezvous ankommt – die Stimme, der Ausdruck des Gesichts und die Körperhaltung. Er kannte die Sprache des Körpers und verstand sie. Für ihn war das nie eine spektakuläre Erkenntnis gewesen. Er hatte es immer gewusst und gekonnt. Gefühle? Er brauchte nicht zu sortieren. Er hatte schon lange einen Wunsch: Nicht auf die Straße – und alle Annehmlichkeiten besitzen. Immerhin brachte er sein unverschämt gutes Aussehen mit und das Können, Glockenläuten in Frauenherzen zu erzeugen.

Der Ingenieur beging Selbstmord, der Gerichtsvollzieher kam regelmäßig; mit dem Erlös aus dem Verkauf des Wohnmobils befriedigte er den aktuellsten Gläubiger, sogar noch mit einem gewissen Charme und guter Laune. Er begann nur zum Spaß ein intimes Verhältnis mit der vietnamesischen Krankenschwester und zuletzt mit der verheirateten Venus. Als er die Ärztin heiratete und sie Frau Mellin wurde, mit modernem Ehevertrag, verließ die Krankenschwester die Stadt und wenig später das Land. Bei ihr war aus anfänglichem Spaß Ernst geworden. Cinderella vergötterte ihn, keiner verstand es, ihr Mann am allerwenigsten, aber es war gut so. Ihre Männer, vor allem der erste, der Kamasustram-Mann, schienen ihr nicht viel beigebracht zu haben. Doch er lebte gut, er stand im Mittelpunkt des Lebens einer schönen Frau, die ihn kleidete, mit Geld versorgte und eine hervorragende Köchin war. Seine Sehnsucht erfüllte Venus, diese unvergleichliche reife Schönheit (und ausgestattet) mit einer vulgären Sprache. Ihrer beider Orgasmus, ihr Höhepunkt der geschlechtlichen Vereinigung, entstand aus der Befriedigung ihrer wilden und zügellos ausschweifenden Begierden – wie geschaffen füreinander. Der Anspruch darauf war für sie legitim. Er dauerte ein ganzes Jahr. Niemand erfuhr von ihrem Verhältnis, auch nicht von der vergangenen Beziehung zu Luzie. Nach der Scheidung von ihrem Mann heiratete Venus in einer weiter entfernten Stadt einen Geschäftsmann und war finanziell gut versorgt. Die Verbindung zu Chris und seiner Frau riss ab, eine große und nicht zu füllende Lücke hinterlassend.

Dann starb Chris’ leiblicher Vater, er hinterließ ein beträchtliches Vermögen für seine Kinder. Chris bezahlte alle seine Schulden und eröffnete mehrere kleine Geschäfte unterschiedlicher Art, und er beschäftigte mehrere weibliche Angestellte. Cindy wusste nicht viel über die Familie ihres Mannes, hatte aber auch nie viel danach gefragt, auch nicht als zur Hochzeit niemand von ihr gekommen war. Es hatte aber auch niemand von ihr eine Einladung erhalten.

Sehnsucht nach südlicher Sonne und schönen Mädchen - Teil 1

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