Читать книгу Der gute Ton und die feine Sitte - Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem - Страница 44
40. Worauf hat man sonst noch bei seiner äusseren Erscheinung zu achten?
ОглавлениеEs gibt nächst dem Anzuge noch einige höchst beachtenswerte, ja absolut unerlässliche Punkte und Vorschriften des guten Tons für die äussere Erscheinung, die so wichtig sind, dass wir sie einer ganz besonderen Aufmerksamkeit empfehlen. Sie betreffen die Pflege des Angesichtes, der Haare, der Zähne, der Hände und der Haltung. Es gibt viele, die sich gerade über diese Dinge mit souveräner Verachtung hinwegsetzen, aber sehr mit Unrecht, denn die geringe, auf sich selbst angewendete Zeit lohnt sich wirklich und die kleine Mühe krönt der Erfolg, der schon in dem erhöhten Wohlgefallen an sich selbst liegt. Man verstehe mich aber recht, ich will keiner törichten Eitelkeit, keiner Selbstvergötterungsnarrheit das Wort reden, das sei schon darum fern von mir, weil ich eine nur mit dem eigenen werten Ich beschäftigte Eitelkeit nicht nur für lächerlich, sondern für geradezu jammervoll halte; aber eine gewisse Dosis Eitelkeit muss jeder besitzen, der in den Kreisen verkehren will, in denen man die Pflege des uns vom Affen unterscheidenden Äussern für wohlanständig hält. Man sehe sich einen Menschen an, und leider sind sie garnicht einmal selten, deren schlechter, verdorbener Teint, unappetitlicher Mund, ungepflegte Hände und hässlicher Gang immer die Kritik herausfodern! Da sagen manche, es widerspreche ihrer Menschenwürde, das Äussere zu ihrem Gotte zu machen. Gewiss, wer das tut, ist sehr beklagenswert, weil sehr arm an Geist und weil er seinen Lebenszweck in traurigster Weise verkennt. Wer aber sein Äusseres durch grobe Vernachlässigung zum abschreckenden Beispiel für andere werden lässt, vergibt seiner Menschenwürde viel mehr, denn damit stellt er sich nicht nur auf den Standpunkt des Wilden, der schliesslich noch mehr auf seine Person gibt, indem er sich mit Federn und bunten Lappen schöner und ansehnlicher zu machen sucht, sondern er stellt sich auf die Stufe des Tieres.