Читать книгу Der gute Ton und die feine Sitte - Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem - Страница 46

42. Worauf soll man bei der Pflege der Haare achten?

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Vor allem auf Reinlichkeit durch mindestens wöchentlich einmal vorzunehmendes gründliches Waschen des Kopfes. Es herrscht gerade dagegen selbst bei sonst ganz reinlichen Menschen ein seltsames Vorurteil, begründet durch die Furcht vor Erkältung. Dieselbe wird aber nicht eintreten, wenn man so verfährt, dass man den Kopf erst gründlich mit Seife in warmem Wasser wäscht, dann mit kaltem Wasser abspült, mit Tüchern trocknet, und dann vermittelst einer mit Tropfapparat versehenen Flasche die ganze Kopfhaut mit Kölnischem Wasser befeuchtet. Durch das Verdunsten des Alkohols wird nicht nur das Trocknen der Haare beschleunigt, sondern auch die Kopfhaut so erwärmt, dass eine Erkältung ausgeschlossen ist. Auch kann man sich jetzt bei jedem Friseur den Kopf waschen und durch eigens dazu hergestellte Apparate die Haare trocknen lassen. Das kostet zwar mehr als daheim, aber es hat durch die Schnelligkeit des Verfahrens ganz wesentliche Vorteile. Nur sei empfohlen, dabei nur solche Geschäfte aufzusuchen, deren Reinlichkeit ausser Frage steht. Es ist schon vielfach über die ästhetische Berechtigung des falschen Haares geschrieben worden. Da wir in diesem Abschnitte notwendig zu dieser Frage Stellung nehmen müssen, so können wir nicht umhin zu bekennen, dass wir bei einem kahlköpfigen Herrn eine Perücke zwar noch niemals vermisst haben, eine solche aber, wo sie aus Gesundheitsrücksichten, natürlich nicht bis zur Fuchsigkeit, getragen wurde, nicht als abstossend oder unästhetisch empfunden haben. Wenn jedoch eine Dame das Unglück hatte, ihre Haare zu verlieren, so ist sie es ihren Mitmenschen schuldig, dieses Defizit unter einer Perücke oder sonstigem Arrangement zu verbergen. Nichts wirkt unästhetischer, als der kahle Kopf eines weiblichen Wesens; was bei einem Herrn kaum auffällt, beraubt eine Dame aller und jeder Anmut. Absolut verwerflich jedoch ist die törichte Unsitte des Haarfärbens. Warum sich seiner grauen Haare schämen? Es wird keines Menschen Gesicht durch gefärbte Haare auch nur um ein Jahr jünger aussehen, im Gegenteil erhalten die Züge durch die immer stumpfe künstliche Farbe etwas hartes, selbst karikiertes, was natürlich der Spiegel, in dem man immer nur sieht, was man sehen will, nicht sagt, sonst aber jeder andere sieht. Gefärbtes Haar verleugnet sich niemals, es sieht tot, unnatürlich und vielfach sogar unappetitlich aus durch die Spuren, welche die künstliche Farbe oft auf der Haut zurücklässt. Die Natur lässt ihrer nicht spotten und sich nicht täuschen. Denn mit dem im Alter ergrauenden Haar verändern sich auch die Züge, die künstliche Färbung der Haare macht sie scharf, spitz und hart, was sie, umrahmt von weissem oder grauem Haar, in diesem Masse niemals sein werden. Durch irgendwelches Ereignis vorzeitig ergrautes Haar zu färben ist aber eben so zwecklos, um so mehr, als ein jugendliches Gesicht durch weisses Haar einen ganz eignen, pikanten Reiz erhält. Schliesslich sei noch bemerkt, dass übermässig geöltes und eingefettetes Haar unfein aussieht und einen schlechten Geschmack verrät. Das Haar darf nie zusammengeklebt aussehen, nie fett leuchten, sondern muss leicht und natürlich aufliegen, das für die Erhaltung der Haare notwendige Fett braucht nur sehr sparsam angewendet zu werden, und ist sorgsam mit einer reinen Bürste auf dem Haarboden zu verteilen.

Der gute Ton und die feine Sitte

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